Röschenbrioche „Brioche bouclettes“

Ja, schon wieder ein Rezept von La Pâticesse, da müssen wir jetzt durch. Das ist genauso großartig wie die beiden Kastenkuchenrezepte. Ich habe zu dieser Köstlichkeit noch salzige Karamellcreme gemacht, ratet, von welcher Website, und die ist auch toll, aber leider bei mir äußerst unfotogen. Daher wird das nicht verbloggt, aber dafür sowas von das Rezept für die Röschenbrioche. Ausnahmsweise sogar mit Phasenfotos, denn die brauchte ich wirklich. Merke: Als Kunsthistorikerin komme ich mit visuellen Hilfen anscheinend besser klar als mit geschriebenen. Die Texterin in mir weint bittere Zähren.

Ihr braucht eine 24-Zentimeter-Springform (meine misst 26, ging auch) und etwas Zeit. Ansonsten ist das ein stinknormaler Hefeteig, aber viel hübscher.

350 g Mehl, Type 405, mit
10 g frischer Hefe, zerbröselt,
6 g Salz,
200 g Ei (das waren bei mir 4 Eier, Größe M),
1 Eigelb zu 20 g und
35 g Zucker auf niedriger Geschwindigkeit in ungefähr zehn Minuten geduldig zu einem Teig verkneten. Ich habe immer noch keine Küchenmaschine, der Mixer tut’s auch, auch wenn die Schultern danach weh tun. La Pâticesse fügt auch noch das Mark einer halben Vanilleschote hinzu, das habe ich weggelassen.

Wenn sich alles verbunden hat, nach und nach stückeweise
225 g zimmerwarme Butter einrühren. Das dauert nochmal so lange wie das erste Kneten; immer nur so viel Butter hinzugeben, wie der Teig aufnehmen kann.

Den sehr weichen Teig auf einer gut bemehlten Arbeitsfläche mit ebenfalls gut bemehlten Händen, auch zwischen den Fingern, zu einer Art Kugel formen und in einer leicht bemehlten Schüssel abgedeckt eine Stunde bei Zimmertemperatur gehen lassen. Zum Kugelformen bei weichen Teigen hatte die Verfasserin einen sehr guten Tipp, den ich nicht besser formulieren könnte, daher zitiere ich: „Die Finger geschlossen halten. Eure Hände sind kleine Schaufeln und keine Gabeln.“ Ein wunderbares Bild, das ich vermutlich nicht wieder vergesse.

Nach einer Stunde ist der Teig nicht wirklich viel aufgegangen, macht nichts. Er muss nun abgeschlagen werden: dazu den Brocken aus der Schüssel holen (Teigkarte hilft), und zwei-, dreimal kräftig auf die bemehlte Arbeitsfläche oder in die Schüssel werfen. Wieder zu einer Kugel formen, in die Schüssel damit, Schüssel abdecken und alles für eine Nacht im Kühlschrank parken. Mein Teig war vermutlich mindestens 14 Stunden drin, scheint ihm nicht geschadet zu haben.

Und so wundervoll sah er gestern morgen aus. Ich trug die Schüssel ernsthaft zu F. ans Bett, weil ich so schockverliebt in den Teig war. F. war eher indifferent, WAS STIMMT MIT DEM MANN NICHT?!?

Die Springform fetten und/oder mit Backpapier auslegen, bei mir hat fetten gereicht.

Den deutlich fester gewordenen Teig nun in drei Teilen nacheinander aus dem Kühlschrank holen. Er ist noch fieser als Mürbeteig, der bei Zimmertemperatur zu kleben beginnt, kein Wunder bei der Buttermenge. Daher: wirklich nur kleinere Mengen verarbeiten. (Ich ahne, dass dieser Teig nicht für Sommermonate in einer haushaltsüblichen Küche geeignet ist.)

Die Phasenfotos drüben sind eindeutig hübscher, klickt lieber dahin. Für alle Hiergebliebenen nun die Anleitung für die Röschen. Den Teig 1 bis 2 Millimeter dünn ausrollen (Arbeitsfläche bemehlen!), dann 7 bis 8 cm große Kreise ausstechen (Glas statt Ausstecher geht auch). Drei dieser Kreise leicht versetzt aufeinander legen und einrollen. Diese Rolle halbieren, die Hälften hochkant stellen – et voilà, Röschen.


Mit den Röschen von innen nach außen die Form befüllen. Ein bisschen Abstand schadet nicht, aber im Prinzip ist es egal. Meine Kreise und dementsprechend Rollen und Röschen sahen nach dem Bild nie wieder so gut aus, es war eher ein Massaker, aber: Das sieht man bei der fertigen Brioche netterweise nicht mehr. Die letzten Teigreste ließen sich partout nicht mehr rollen oder formen, die landeten einfach als kleine Klopse am Rand.

Die gefüllte Springform noch einmal abgedeckt 45 bis 60 Minuten bei Zimmertemperatur ruhen lassen. Mein Teig ging nicht mehr wirklich auf, aber dafür im Ofen.

Nach der Ruhezeit
1 Eigelb mit
1 TL Wasser verquirlen und die Röschen damit bestreichen. Das ganze im auf 180° Umluft vorgeheizten Ofen auf der mittleren Schiene für 30 bis 35 Minuten backen, notfalls nach der Hälfte der Backzeit mit Alufolie locker abdecken, damit die Brioche nicht zu dunkel wird. Habe ich erst nach zwei Dritteln der Backzeit gemacht.

Nach der Backzeit kurz auskühlen lassen, mit
1 EL Puderzucker bestreuen und dann lustig auseinanderpflücken.

Ich war von der Struktur des ganzen sehr fasziniert und wurde nicht müde, sie zu bewundern.

Ich würde beim nächsten Mal die Zuckermenge etwas erhöhen, ich hätte es gerne etwas süßer. Gestern half ich dem durch großzügigen Einsatz von Marmelade oder Karamellcreme ab, was ich sehr empfehlen kann.

Bonuspic als quasi-Tagebucheintrag: Hier steht die Brioche noch auf dem Holzbrett zum Auskühlen auf dem Boden der Springform. Im Vordergrund zwei Krustis und zwei Semmeln vom Brantner, falls wir verhungern sollten, daneben der Blaubeer-Zitronen-Kuchen von Ottolenghi, man weiß ja nie, und zum Dessert in Opas Kristallschale ein Berg von Ostereiern.

Und noch ein Bonuspic, für das ich eben erst per DM das Okay bekommen habe, daher als Edit. Ich knipste nach dem Tischabräumen mit dem iPhone wild rum und F. nur so seufzend: „Ich hol die Kamera.“ Bis auf die Phasenfotos, das drittletzte und das folgende sind die Bilder von ihm.

Es heißt übrigens Rös-chen und nicht Röschn.