Montag, 17. Oktober 2022
Die lustigen Herren vom Glasfaserkabel waren da und bohrten sich durchs Haus. Gestern war die Seite dran, auf der ich wohne, und ich musste laut Schreiben der Hausverwaltung nicht nur meine Fernsehdose freiräumen, sondern auch noch mein Kellerabteil offenlassen, denn dort wollten die Jungs als erstes hin. Ab 8 bitte.
Ich war gestern sehr früh wach, stand dann einfach auf, ging frisch geduscht in den Keller, um mein Vorhängeschloss abzunehmen und einen Zettel aufzuhängen: „Falls noch etwas aus- oder umgeräumt werden muss, bitte melden.“ Name, Stockwerk, Handynummer. Dann setzte ich mich mit Kaffee aufs Sofa und war daher halbwegs wach, als es um viertel nach 7 klingelte; die Jungs waren etwas früher da, meinten, sie müssten nur ein Regal verschieben, nein, dafür müsste ich nicht runterkommen, alles klar.
Dann ging ich an den Schreibtisch und wurde im Laufe des Tages, wenn ich mich richtig erinnere, viermal in Abständen unterbrochen. Zuerst musste ein Loch gebohrt werden. Aber nicht da, wo die alte Fernsehdose war, sondern am Kamin, weswegen auch mein Kellerabteil nötig gewesen war, denn von dort aus ging der Strang los.
Ich hatte am Sonntag abend noch panisch gegoogelt, ob nur die eine Fernsehdose, aus der ich ein dickes Kabel nach draußen kommen sehe und die noch zwei Nachbarn hat, freiräumen müsste oder alle Fernsehdosen in dieser Wohnung. Da ich keinen Fernseher habe, steht natürlich vor allen was rum, mal ein Rollcontainer mit Drucker drauf (kein Problem), mal eine breite Wäschekommode (totales Problem, die könnte ich nicht mal im Raum rumschieben, weil im Raum kein Platz mehr für sie ist). War aber alles egal, die Fernsehdose war nicht das Ziel der Herren, sondern eben der Kamin.
Als die beiden (mit Maske, YES) in meine Wohnung kamen, gingen sie, für mich irritierend, in die Küche, denn anscheinend hatten sie da in den Stockwerken unter mir gebohrt. Der Kamin verbindet quasi Küche und das Balkonzimmer, bei mir das Arbeitszimmer, bei anderen vermutlich das Wohnzimmer. An beiden Kaminseiten hängen aber Heizungen, jedenfalls bei mir; anscheinend wurde bei den anderen in der Küche gebohrt, wo keine Heizung ist. Seitdem nöle ich noch mehr über meine sinnlose Küchenheizung, die ich nie anstelle – weil eh immer zu warme Küche – und die auch dutzende von total cleveren und praktischen Einrichtungsideen zerschossen hatte, einfach weil sie halt da und im Weg ist. Mistvieh. Auf einem anderen Stockwerk hätte ich dieses Problem anscheinend nicht gehabt.
Ich bekam also statt einer planen Bohrung in der Küche eine seitliche Bohrung im Arbeitszimmer, wofür ich mal eben Sofa, Tischchen und Stehlampe verräumte. Dann arbeitete ich wieder, dann wurde ein Plastikrohr eingefügt, ich arbeitete, dann wurde das Rohr verputzt, ich usw., und dann kam endlich die Dose. Beim letzten Durchgang, dem Festschrauben der Dose und dem Testen ihrer Funktionsfähigkeit, war es schon nach 15 Uhr. Ich bot zwischendurch mal Tee an (leider kein Gebäck im Haus), was aber freundlich abgelehnt wurde. Eigentlich wollte ich erst kochen, wenn alles durch war, aber so gegen halb 3 hing mein Magen dann doch sehr in den Kniekehlen, und so bastelten die Jungs im Arbeitszimmer und ich am Herd.
Jetzt habe ich Glasfaser, was ich gar nicht brauche oder will, und höre nun die weiteren Tage gespannt den Bohrgeräuschen auf der anderen Hausseite zu. Und mein Keller ist gesaugt, das haben die Herren sehr ordentlich hinterlassen.