Mittwoch, 2. November 2022
Es gibt drei Gründe, warum ich bei Knuspr ordere: Ich muss keine Coke-Zero-Kiste tragen, man kann die Bestellung auf eine Stunde genau abstimmen und das hat bisher auch immer hervorragend geklappt, und: Dort bekomme ich M&S Lemon Curd. Ich liebe Lemon Curd und mache den eigentlich selbst. Früher mit diesem einfachen Rezept, heute etwas komplizierter und daher seltener, aber auch um so vieles besser. Aber: Der von M&S schmeckt fast wie selbstgemacht und hält sich länger, weil keine frischen Eier drin sind. Ich werde nie von diesem Lieferdienst loskommen.
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Direkt nach der Lieferung ging’s in ZI, Spontanbesuch, weil ich endlich zwei Wikipedia-Einträge fertigkriegen wollte, an denen ich teilweise seit Mai sitze, wie mir die Versionsgeschichte anzeigt. Es fehlte immer noch ein bisschen Literatur, was ich nachschlagen wollte, aber in diesem Jahr kam ja quasi dauernd etwas dazwischen. Jetzt sind beide Beiträge online, einmal zu Ria Picco-Rückert, einmal zu Paul Rosner. Außerdem habe ich bei Wolf Panizza noch etwas anlegen können, über das ich stolperte, als ich nach Rosner in den ganzen Münchner Ausstellungskatalogen suchte, die im ZI so schön im Regal stehen.
Ich benutze die Wikipedia inzwischen wie eine Stoffsammlung. Zu den allermeisten Künstlern und Künstlerinnen, zu denen ich arbeite, gibt es wenig bis gar keine Literatur, siehe Rosner, zu dem ich gerade einen Artikel in der „Weltkunst“ gefunden habe; ich muss aber noch „Die Kunst für alle“ durchgucken, das hatte ich gestern natürlich vergessen. Normalerweise ist fehlende Literatur das Killerargument für Wiki-Einträge (Relevanz!), aber genau das ist ja die Crux zu dem Komplex der Kunst, in dem ich mich bewege: Nach 1945 wollte man elegant alles vergessen oder ignorieren, weswegen man sich mit den meisten Kunstschaffenden nicht mehr befasste. Oder sie liefen einfach weiter mit, siehe Protzen, siehe Panizza. Aber eine vernünftige kunsthistorische Aufarbeitung ist zu kaum jemandem vorhanden, der zur NS-Zeit systemkonform gearbeitet hat. Ausnahmen sind die üblichen großen Namen wie Breker, aber auch dort gibt es erschreckende Lücken bzw. ist die Literatur erst wenige Jahre alt, weil sich inzwischen eine neue Generation von Kunsthistorikerinnen an die Arbeit gemacht hat.
Gerade den Eintrag zu Panizza habe ich aus diversen Fundorten hier und da zusammengestückelt, genau wie meinen kurzen Absatz zu ihm in der Diss. In der Ausstellung „Kunst und Leben 1918 bis 1955“, über die ich schon schrieb, fiel mir ein Foto im Wandtext zu einem anderen Maler auf. Das Foto zeigte eine Liste des sogenannten Kunstbeirats und war überschrieben mit „Verzeichnis der laut Beschluß des Kunstbeirates vom 12. Februar 1937 auszuscheidenden und abzuschreibenden Kunstwerke, Liste B“, unter dem Foto stand die Quelle: Sammlungsarchiv Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München. Dort wurde angegeben, dass im Februar 1937 ein Werk von Panizza aus dem Lenbachhaus entfernt wurde. Das legte ich gleich im Wiki-Artikel an, denn wo sonst sollte man sowas anlegen? Meine Einträge sind quasi dokumentierter Forschungsstand, der sonst nirgends so zusammengefasst zu finden ist. Ich behaupte, das genügt allen Relevanzkriterien.
Vom Kunstbeirat hatte ich übrigens noch nie gehört, daher war ich doppelt dankbar für das Glossar, das im Lenbachhaus in der Ausstellung ausliegt und das ich mit dem Katalog zusammen nach Hause getragen habe. Dort wird das Gründungsdatum mit 1924 angegeben, im Wiki-Eintrag zum Lenbachhaus mit 1925.
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Auf der Suche nach dem einzigen Ausstellungskatalog von Frau Picco-Rückert im ZI suchte ich nach der Signatur Pic 110, aber davor stand ewig Pic 86, Pic 86, Pic 86, ein Regal, noch eins, noch eins … was zum … Oh. Okay.
Gerade im Kubikat nachgeguckt: Beim Stichwort „Picasso“ kommen 5960 Einträge. Da bin ich ja sehr andere Suchergebnisse gewöhnt.
Ach, wenn ich eh grad bei P rumlungere:
Jetzt fühlt sich’s echt an.