Donnerstag, 1. Dezember 2022 – Archiv
Ich hatte mir einen kleinen Berg Akten der Autobahndirektion ausheben lassen und las ein paar Stündchen.
Dabei lernte ich Dinge, die ich gar nicht lernen wollte, nämlich dass zur normalen Büroausstattung der frisch gegründeten Obersten Bauleitungen der Kraftfahrbahnen Ende 1933, über die ich Listen fand, auch Spucknäpfe gehörten. Mit der Bezeichnung „Wandbilder“ in diesen Listen konnte ich allerdings nicht so viel anfangen wie ich gehofft hatte.
Außerdem hatte ich eine Akte von nach 1945 in der Hand, wo sich Namen wiederfanden, die ich schon vor 1945 gelesen hatte, keine Überraschung, aber halt das übliche innere Augenrollen. Nee, gar nicht wahr, ich habe wirklich mit den Augen gerollt.
Und dann las ich erstmals die Rede Hitlers zur Eröffnung des tausendsten Autobahnkilometers am 27. September 1936 bei Breslau, wo er die geringe Zahl von Fahrzeugen, gerechnet auf die Bevölkerungszahl, Anfang der 1930er Jahre in Deutschland erwähnt im Vergleich zum Ausland und er als Gegenmittel auch die Förderung der Automobilindustrie postuliert. Mit der Geschichte der Autobauer als Gesamtkomplex hatte ich mich noch gar nicht befasst, frage mich seit gestern aber auch, ob unsere heutigen Probleme – viel zu hoher Einfluss der Autoindustrie auf die Politik – auch hier einen Anfang haben. (Wilde These, muss ich selbst noch verifizieren oder ganz schnell wieder vergessen. Buchtipps dazu bitte per Twitter oder Mastodon.)
Im Archiv trug ich Schleife. Die habe ich seit den 1990er Jahren. Jetzt kommt sie wieder für ein Jahr in den Schrank.
Ausgehungert produzierte ich nachmittags einen zufälligen Regenbogenteller. Durch meinen hohen Reiskonsum der letzten Monate (because Reiskocher) hatte ich ganz vergessen, wie gerne ich Couscous mag. Hier liegt er mit Rotkohlsalat und Tofu auf dem Teller, dazu gab’s alles, was aus dem Kühlschrank wegmusste, in Tomatensauce (Karotte, rote Paprika, Brokkoli und Zwiebeln sowie weiße Bete, die durch Kurkuma gelb wurden, wie hübsch). Plus Koriander, logisch.
Abends sah ich dann regungslos dem Ausscheiden der Männer-Nationalmannschaft bei der Fußball-WM zu. Beziehungsweise, irgendwann sah ich ihnen nicht mehr zu, weil ich merkte, wie fürchterlich egal mir alles war. Ich lungerte lieber auf Netflix rum, sah dann noch die letzten Minuten und verzichtete dankend auf die ganze sinnlose Nachbetrachtung, nachdem sich vor dem Spiel die Expert*innen mit Tipps von dreizunull bis fünfzunull überboten hatten und schon mal überlegten, wer im Achtelfinale als Stürmer auflaufen sollte.
Wie twitterte Herr dogfood so schön: „Müssen die Mädels das halt im nächsten Jahr wieder rausreißen.“
Ich twitterte ein Trostbildchen, das ich sehr gerne mag. Es stammt aus einem der Adventskalender vom kleinen Maulwurf, die mir F. in den letzten beiden Jahren mitbrachte. In diesem Jahr hat er leider keinen gefunden, aber ich habe ja noch den von Xocolat. Auch wie in den letzten Jahren.