Samstag, 10. Dezember 2022 – Kunst und Kunst
F. besuchte neulich mal wieder die Micheko-Galerie für japanische Kunst bei ihm um die Ecke, in der er sich gerne umschaut. Der Galerist hatte ein etwas unerwartetes Buch auf dem Tisch liegen, nach dem sich F. nach kurzem Zögern erkundigte: „Wieso lesen Sie Hitler’s Salon?“ Das Buch ist ein Standardwerk für alle, die sich mit der Präsentation von systemkonformer Kunst zur NS-Zeit befassen, natürlich hatte ich es in der Diss zitiert, natürlich hatte F. (gezwungenermaßen) schon davon gehört.
Es stellte sich heraus, dass der Herr – genau wie ich – im etwas gesetzteren Alter nochmal angefangen hatte, Kunstgeschichte zu studieren, nun in einem Seminar meines Doktorvaters saß und darüber nachdachte, seine Bachelorarbeit zum Thema Kunst im NS zu schreiben. Vati hatte ihm auch geraten, nach Bamberg zu fahren und sich die Konferenz anzuschauen, auf der ich einen Vortrag zu Protzen gehalten hatte. F. erwähnte, dass er mein Partner sei und mich gerne fragen könne, ob ich Lust auf einen Gedankenaustausch hätte. Hatte ich, und so saßen wir gestern zu dritt im Café Puck und sprachen über deutsche Kunst, japanische Kunst, Bildagenturen, die Uni und was weiß ich noch. Soll keiner sagen, mit meinem winzigen Forschungsfeld lernt man keine Leute kennen!
Bevor wir beim Kaffee zusammensaßen, sah ich mir natürlich auch die Galerie an, in der ich bisher nur ein- oder zweimal gewesen war. Die derzeitige Ausstellung mit Werken von Eri Ōta gefällt mir außerordentlich gut. Ihr könnt sie komplett auf Artsy anschauen; das hier war mein Liebling, vor dem ich sehr lange stand.