Mittwoch/Donnerstag, 22./23. Februar 2023 – Hach und Hm

Am Mittwoch abend saßen wir bei Lise Davidsen im Prinzregententheater. Wir kannten die Dame aus dem Bayreuther „Tannhäuser“, den es, wie wir vorgestern bemerkten, inzwischen auf DVD gibt, kleiner Kauftipp nebenbei.

Die Arie der Elisabeth kam ganz zum Schluss und war natürlich toll, aber was mich überraschte: Ich kann anscheinend doch mit Verdi. Jedenfalls liefen bei „Ave Maria“ aus „Othello“ ein paar Tränchen, und auch die zwei anderen Arien davor aus „Ein Maskenball“ und „Don Carlo“ haben mir sehr gefallen. Dafür langweilte mich dann ausgerechnet Beethoven total. Ich mag gefühlt alles von ihm, aber mit „Fidelio“ hadere ich weiterhin.

Und gehadert habe ich – mal wieder – gestern bei der Arbeit. Eine Kollegin aus dem Haus fragte mich, ob ich Lust hätte, an einem Projekt mitzuarbeiten, das mich kunsthistorisch total interessiert. Ich sagte freudig zu und erwähnte das gestern im Team-Status, wo wir alle vortragen, was wir gerade so machen. Daraufhin bekam ich einen kleinen Rüffel, dass ich das doch bitte hätte absprechen sollen und dass ich genug zu tun hätte.

Erst abends fiel mir auf, dass ich im Kopf noch im Selbständigen-Modus gewesen war bei meiner Zusage. Seit 15 Jahren arbeite ich nämlich als Default so: Jemand fragt, ob ich einen Job machen will, woraufhin ich ja sage. Ohne nachzudenken. Natürlich kann ich das, natürlich will ich das, natürlich habe ich Zeit. Immer. So wird man erneut gebucht („Anke hat immer Zeit“) und weiterempfohlen („arbeitet sich schnell in alles rein“).

Ich hatte schlicht vergessen, dass ich derzeit nicht immer selbständig bin, sondern in meiner Funktion im Museum a) eine Chefin habe, die nicht mehr ich bin, b) eine Kollegin habe, die nicht nur ihre Zeit, sondern auch meine einteilt und c) ich nur eine halbe Woche Zeit und nicht unendlich für all die spannenden Dinge habe, die auf meinem Tisch landen.

Es ist alles toll, ich freue mich jeden Morgen wie blöd, durch die Museumstür zu treten, aber manchmal fühle ich mich trotz ewig langer Berufserfahrung wie beim ersten Schülerjob im Supermarkt, bei dem ich noch keine Ahnung von gar nichts hatte. Sehr ungewohnt.