Freitag, 1. März 2024 – Flicken und Fahren
Meinen Schreibtisch kurz zum Nähtisch umfunktioniert und eine gemütliche Leggings geflickt sowie ein winziges Stück meiner liebsten Kapuzenjacke aka die blaue Schnuffeljacke von Nike, die ich seit über zehn Jahren trage.
Sie ist die perfekte Jacke: im Frühjahr und im Herbst nicht zu warm, aber eben noch oder schon wärmend nach oder vor dem Winter. Im Sommer ist sie die Lendenwirbelsäulenstütze in Biergärten oder ICEs und die kleine Decke, falls im letzten die Klimaanlage bis zum Anschlag aufgedreht ist. Ihr Blau ist das schönste, was ich im Kleiderschrank habe, und ich muss nie einen Schirm mit mir rumschleppen, weil sie eine Kapuze hat. Sie hat genau die richtige Länge und Weite, ganz egal, wieviel ich gerade wiege und ich liebe sie von ganzem Herzen. Aber sie ist eben nicht mehr die jüngste und sie passt nicht mehr so ganz zu meinen restlichen Klamotten. Seit mindestens einem Jahr suche ich nach einem Ersatz, der vielleicht einen Hauch weniger nach Sport aussieht und mehr nach Büroalltag, weil ich mich inzwischen eher in Blusen als in der ewigen Shirt-Longsleeve-Kombi wohlfühle, aber ich finde partout nichts, was mir auch nur ansatzweise gefällt. Daher friere ich derzeit eher im Blazer vor mich hin, wenn ich U-Bahn fahre, und nutze mein Herzblatt nur auf dem Fahrrad, das ich vor wenigen Tagen endlich wieder aus dem Winterschlaf geholt habe. Gestern auf der kurzen Fahrt zur Stabi, zur Stadtbücherei und zum Bäcker fragte ich mich, ob ich nur fahrradfahre, damit ich endlich wieder die Schnuffeljacke anziehen kann, aber natürlich ist das Quatsch: Es geht in meinem Umfeld einfach alles schneller mit dem Rad als mit den Öffis.
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Letzte Woche im Norden habe ich erneut mit dem Mütterchen über Öffis auf dem Land gesprochen, wo sich gerne die Katze in den Schwanz beißt: Das Angebot an Öffis ist mau, weil alle ein Auto haben, und es haben alle ein Auto, weil das Angebot der Öffis mau ist. Ich möchte allen Verkehrspolitiker*innen den guten alten Filmsatz aufs Kissen sticken: „If you build it, they will come.“ Aber wenn ich die Wahl habe, zu einem Arzttermin einen Bus zu nehmen, der nur viermal am Tag fährt und mit dem ich eine Stunde zu früh da bin, dann nehme ich natürlich das Auto.
Da meine Mutter nicht mehr ganz so gerne Auto fährt, suche ich ihr dauernd Busverbindungen raus, die ich dann als pdf abspeichere, das ich meiner Schwester maile, die es groß genug ausdruckt. Bei uns gibt es als Zusatzangebot immerhin den Sprinti, aber man braucht ein Smartphone, um ihn zu buchen, das mein Mütterchen nicht besitzt. Anrufen geht theoretisch auch, aber dann kann man nicht sehen, wann das Fahrzeug denn nun kommt und steht manchmal 30 Minuten rum, vom Mütterchen für Sie getestet. Außerdem fährt er nur bis zu gewissen Gebietsgrenzen, was das ganze ein bisschen ad absurdum führt, denn gerade für die etwas längeren Strecken (15 Kilometer, Land- und Bundesstraßen) würde meine Mutter gerne das Auto stehen lassen; die kurzen Fahrten traut sie sich noch zu. Es ist alles ein Kreuz, und so schön ich es immer im Grünen finde, wenn ich da bin, so sehr freue ich mich wieder auf die Stadt, in der ich auch mit 80 nicht länger als zehn Minuten auf einen Bus warten muss, der von 5 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts fährt.