Donnerstag, 7. März 2024 – Beckett und Rapscallion
F. und ich waren gestern in den Kammerspielen, um „Words & Music“ anzusehen und -hören, ein von Morton Feldman vertontes Radiostück von Samuel Beckett, aufgeführt vom Jewish Chamber Orchestra. Aber zuerst gab es ein kurzes Stück von John Cage: „In a landscape“ von 1948, bei dem es mich faszinierte, dass es sich den Möglichkeiten des Pianos konsequent verweigerte, in seiner fast durchgängigen Ein-Tonigkeit und fast komplett fehlender Modulation. Ich hätte noch länger zuhören wollen, aber dann kam Beckett. Das war … äh … interessant, und wir mussten es danach dringend besprechen.
Dafür dachten wir kurz verschiedene Möglichkeiten netter Getränkeservices durch und landeten nach fünf Sekunden bei der Bar Tantris, die nur wenige U-Bahn-Stationen von uns weg war. Ich ging zum ersten Mal in Jeans und Sneakers ins Tantris und fühlte mich auch etwas underdressed, aber an der Bar geht alles. In den anderen Teilen des Hauses geht vermutlich auch alles, aber ich hübsche mich dafür schon gern etwas auf, denn es ist immer noch etwas Besonderes, dort hinzugehen.
Angedacht waren ein bis zwei Drinks, aber dann kam der Sommelier noch auf einen Plausch rum und brachte einen Weißwein, „ratet mal die Traube und das Jahr“, der sich als Riesling von 1990 herausstellte, wir tranken, sprachen, klönten mit dem Barchef, es wurde noch ein Cocktail und noch einer, und weil wir einfach mal danach fragten und der Sommelier Lust und Zeit hatte, durften wir den heiligen Weinkeller des Tantris besichtigen, bei dem ich vermutlich etwas ehrfürchtiger als nötig war. Barchef: „Ist auch nur ein Keller mit Flaschen drin.“ Ja, aber was für einer. So sieht also die Karte in Flaschenform aus.
Als Absacker gab es einen Rapscallion, große Empfehlung, wie alles, was einem an der Bar kredenzt wird, ich durfte ein bisschen Absinth pur probieren, weil ich das noch nie gemacht hatte, es ist einfach ein Paradies dort. Im Bild ist ein Rum-Martinez zu sehen.
Das war ein unerwartet langer und deutlich schönerer Abend als geplant. Ich war spät im Bett, sitze nun spät am Schreibtisch, höre John Cage und finde gerade alles ganz hervorragend. Es könnte noch ein Hauch Restalkohol im Spiel sein.