Mittwoch, 10. April 2024 – Böhler
Den halben Tag im ZI bei einer Tagung verbracht, die mich heute noch ganztägig und morgen vormittag weiterhin beschäftigen wird. (Ihr könnt per Zoom folgen.) Ich trage nichts vor, höre mir aber aufmerksam an, was die Kolleg*innen zur Kunsthandlung Julius Böhler bzw. der Datenbank böhler:research zu sagen haben.
(Bisher wird in der Datenbank noch von „Betreiber:innen“ gesprochen: „Ach ja, das müssen wir noch ändern, wir sind ja eine bayerische Datenbank.“ Gelächter und Gemurre im Saal.)
Das war gestern bereits sehr spannend und wie immer bei diesem Thema sehr deprimierend. Es ist toll zu sehen, was schon geht im Bereich der digitalen Quellen, und es ist obernervig zu sehen, was alles noch fehlt oder wo es noch knirscht. „Das kennen Sie ja sicherlich“ und der halbe Saal nickt.
Gleichzeitig fiel mir aber erneut auf, warum mich die Wissenschaft so begeistern kann. Bisher habe ich jeden Job in meinem Leben irgendwann aufgegeben – weil ich ihn konnte. Weil er mich nicht mehr forderte. Weil ich jetzt nur noch meine eigenen Fähigkeiten verwalte. In der Wissenschaft werde ich zwar nicht mehr lernen, wie ich noch besser tippen kann, aber dort hört die Arbeit nie auf und sie bleibt immer herausfordernd. Vor allem, wenn man sich in einem Feld spezialisiert hat, wo 60 Jahre lang niemand in den Akten gewühlt hat. Das kann ich alles noch machen, solange mich jemand lässt (oder dafür bezahlt, HALLO!). Ich lese jeden Tag etwas Neues oder erweitere das Wissen, das ich bisher habe.
Und da sind wir wieder beim Thema „spannend und deprimierend“. Dieses Thema ist nun einmal deprimierend, das wird auch nicht aufhören. Auch hier merke ich, dass ich nie abstumpfe oder mir Dinge egal werden, ganz im Gegenteil. Deswegen tut der Austausch mit Kolleg*innen so gut, die einem erzählen, dass es völlig normal ist, plötzlich im Archiv heulen zu müssen. Es ist halt ein Drecksthema. Ich bin jedesmal wieder davon verwirrt, wieviel Spaß mir dieser Mist macht, auch wenn er mich manchmal zum Weinen bringt.