„An dem Tag, da Madame de Villeparisis uns nach Carqueville mitnahm, zu der unter Efeu verborgenen Kirche, von der sie gesprochen hatte und die, auf einer Anhöhe erbaut, das Dorf und den hindurchfließenden Wasserlauf beherrschte, über den noch immer die mittelalterliche kleine Brücke führte, dachte meine Großmutter, ich wäre vielleicht froh, wenn ich dieses Bauwerk allein betrachten könnte, und schlug ihrer Freundin vor, mit ihr in der Konditorei am Platz, den man deutlich sah und der unter seiner goldfarbenen Patina nur wie ein weiterer Teil eines durch und durch antiken Gegenstandes wirkte, den Nachmittagstee einzunehmen. Es wurde ausgemacht, daß ich sie dort treffen sollte. Um in dem grünen Block aus Laubwerk, vor dem sie mich stehenließen, eine Kirche zu erkennen, mußte man sich schon anstrengen; und tatsächlich, wie es Schülern geht, die den Sinn eines Satzes vollkommener begreifen, wenn man sie durch Übersetzen aus der Fremdsprache oder aus der Muttersprache in eine andere dazu zwingt, ihn der Formen zu entkleiden, an die sie zu sehr gewöhnt sind, mußte ich mir jetzt unaufhörlich wieder den Begriff der Kirche, den ich sonst beim Anblick von eindeutig kennzeichnenden Glockentürmen gar nicht zu bemühen brauchte, wieder vor Augen halten, um nicht an der einen Stelle zu vergessen, daß hier die Bogenform eines Efeutuffs durch ein Spitzbogenfenster gegeben und dort das Vordrängen der Blätter durch ein Relief am Kapitell zustande gekommen war. Doch dann erhob sich ein leichter Wind und ließ das wandelbare Portal erbeben, über das sich nun wie ein dahingleitender Lichtschimmer zitternde Wogen ausbreiteten; die Blätter glichen einer Brandung; und erschauernd schwemmte die pflanzliche Fassade die welligen, umschmeichelten und fliehenden Pfeiler mit sich fort.“
(Marcel Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit 2: Im Schatten junger Mädchenblüte, Suhrkamp, Seite 414. Auf Wunsch – und zu Recht, denn ohne diese Dame könnte ich Proust gar nicht würdigen – nachgetragen: Die Übersetzung stammt von Eva Rechel-Mertens)
„Le jour que Mme de Villeparisis nous mena à Carqueville où était cette église couverte de lierre dont elle avait parlé et qui, bâtie sur un tertre, domine le village, la rivière qui le traverse et qui a conservé son petit pont du moyen âge, ma grand’mère, pensant que je serais content d’être seul pour regarder le monument, proposa à mon amie d’aller goûter chez le pâtissier, sur la place qu’on apercevait distinctement et qui sous sa patine dorée était comme une autre partie d’un objet tout entier ancien. Il fut convenu que j’irais les y retrouver. Dans le bloc de verdure devant lequel on me laissa, il fallait pour reconnaître une église faire un effort qui me fît serrer de plus près l’idée d’église; en effet, comme il arrive aux élèves qui saisissent plus complètement le sens d’une phrase quand on les oblige par la version ou par le thème à la dévêtir des formes auxquelles ils sont accoutumés, cette idée d’église dont je n’avais guère besoin d’habitude devant des clochers qui se faisaient reconnaître d’eux-mêmes, j’étais obligé d’y faire perpétuellement appel pour ne pas oublier, ici que le cintre de cette touffe de lierre était celui d’une verrière ogivale, là , que la saillie des feuilles était due au relief d’un chapiteau. Mais alors un peu de vent soufflait, faisait frémir le porche mobile que parcouraient des remous propagés et tremblants comme une clarté; les feuilles déferlaient les unes contre les autres; et frisssonnante, la façade végétale entraînait avec elle les piliers onduleux, caressés et fuyants.“