Begeistertes Gebrabbel

Oh, das Bühnenbild war TOTAL BUNT und die Kostüme waren NOCH BUNTER und die Sängerin, die diesen komischen Affen gespielt hat, hat wunderschön gesungen, genau wie der Schnuckel, der Simba gespielt hat und der – wie die meisten der männlichen Hauptdarsteller – mit nacktem und äußerst ansehnlichem Oberkörper rumgelaufen ist, und die Songs waren entweder fies eindeutschter Elton John oder der große Bogen durch die afrikanische Musik für Dummies (wie mich), klang aber toll, wie macht man bloß diesen Knacklaut, und wieso klingen die ganzen ausländischen Darsteller ganz okay, solange sie sprechen, aber ziemlich unverständlich, sobald sie singen, aber egal, denn schließlich war das Bühnenbild TOTAL BUNT und die Kostüme waren NOCH BUNTER und es gab Antilopen und Elefanten und Ameisenhügel und Aasgeier und natürlich Timon und Pumba als comic relief und unglaublich aufwendige Masken und ne Menge Getrommel und gute Laune und ganz wenig Tränchen der Rührung und Puppenspieler und Schattentheater und Tanzeinlagen, bei denen ich mir nicht ganz sicher war, ob sie sowas von zielgerichtet auf das homosexuelle Publikum und Mädels im Allgemeinen gerichtet waren, denn es hatte ein bisschen was von den Village People, als die Hyänen getanzt haben, und es hätte von mir aus noch länger dauern können als die knapp drei Stunden, die es gedauert hat, und noch ein bisschen mehr musikalische Einlagen haben können und weniger Gelaber, aber egal, denn schließlich war das Bühnenbild TOTAL BUNT und die Kostüme waren NOCH BUNTER, aber das Publikum hat zum Schluss nicht mal gewartet, bis das Orchester aufgehört hat zu spielen, Achdapassiertdochnixmehr, blöde Deppen, wenn ich im Graben gesessen hätte, hätte ich euch den Geigenbogen nachgeworfen, auch wenn das hier „nur“ ein Musical ist, kann man die Leistung der Leute wenigstens zwei Minuten lang würdigen, ihr Pappnasen, aber wieso kostet dieses verdammte Programm eigentlich 13 Euro 50 und ist dann auch noch verdruckt, da hätte ich drei Taschenbücher oder eine Million Reclams für kriegen können, aber egal, schön war’s, BUNT WAR’S, toll war’s, will ich nochmal hin, kommt wer mit?

(Frau Gröner hat sich endlich Der König der Löwen angeguckt.)

6 Antworten:

  1. ja, eigenartig, nicht?! hatte mich auch gewundert, dass die leute so irre viel geld für die karten ausgeben und sich dann nicht mal daran erfreuen. oder wie will man sonst den mangelnden applaus interpretieren? da lob ich mir doch z.b. kinopublikum, dass gelegentlich einen film beklatscht, obwohl niemand der mitwirkenden anwesend ist.

  2. Letzten Sonntag beim Weihnachtsoratorium gings mir ähnlich: das Publikum hat zwar wirklich lange applaudiert, so viel wie seit Jahren nicht, was vielleicht auch daran liegt, daß der Dirigent eventuell aufhören will, aber danach sind viele aufgesprungen mit dem RausRausRaus-Blick. Als die “Zugabe” anfing, standen diese dann überrascht und hoffentlich unbequem im Gang herum.
    Als ob es auf fünf Minuten ankommt.

  3. wahrscheinlich hat jeder angst, wenner jetzt nicht gleich verschwindet, muss er mit irgendwem über kunst diskutieren…
    außerdem besteht ja die durchaus große chance, als erster an der garderobe sein zu können, und wer wäre nicht auch mal gerne erster?
    spart zeit, und das ist ja bekanntlich geil.
    vielleicht gilt aber auch der grundatz “wasnix kostet, kann auch nicht gut sein”, und schließlich hat man ja keine zugabe gekauft.

  4. Bei Musicals von „Hat nix gekostet“ zu reden, ist eine sehr leichtsinnige Aussage :-)

  5. Beim Weihnachtsoratorium in der Kirche müssen die Mäntel anbehalten werden, sonst ist es zu kühl. Auch im Kino zählt die Ausrede nicht, das geht nur bei Theater/Oper etc.
    Es gibt da ja auch noch die als-erster-ausparken-wollen-Ausrede, aber die wenigsten Kinobesucher im Prenzlauer Berg sind mit dem Auto da.
    Ist ähnlich wie in der Uni, wo alle spätestens ab 3 Minuten vor Schluß auf gepackten Koffern sitzen, statt die noch freie Bildung zu genießen.

  6. im kino zeugt das eh von mangelnder sachkenntnis. weiß man doch, dass manchmal nach dem abspann noch was kommt, das man nicht verpassen will.