Aus dem Tagesspiegel: Die Ideen der anderen – Internet-Piraten gegen Copyright-Magnaten: kleine Einführung in die Ideologie des digitalen Freibeutertums.
„Noch unübersichtlicher ist der Copyright-Krieg, weil er eine dritte Front hat: die Künstler. Sie sind hin- und hergerissen, weil sie sich auf beide Seiten angewiesen fühlen, auf die Konzerne, die ihren Lebensunterhalt sichern, und auf die Konsumenten, die ihre Werke rezipieren. Die Künstler wissen nicht, wie sie reagieren sollen. Sollen sie ihr Publikum beschimpfen? Was, wenn es sich abwendet? Sollen sie es begrüßen, dass ihre Kunst im Internet Verbreitung findet? Was, wenn die Schecks der Industrie ausbleiben?
Die Konzerne wissen um diese ambivalente Gefühlslage – und versuchen, die Künstler für ihre Zwecke einzuspannen. Lautstark beteuern sie, das Urheberrecht schütze die Interessen von Kulturschaffenden und wer es verletze, treibe Künstler in den Ruin. Das mag ansatzweise stimmen – und ist doch scheinheilig.
Mark Getty, der intellektuelles Eigentum zum Rohstoff erklärte, verfügt über ein geschätztes Vermögen von 500 Millionen Dollar. Damit ist er zwar weit davon entfernt, in der Forbes-Liste der 100 reichsten Menschen der Welt genannt zu werden – doch tauchen in diesem Ranking zahlreiche Unternehmer auf, die ihr Vermögen der Vermarktung von Kulturgut verdanken. Platz eins etwa hält Bill Gates, Eigentümer der Bildagentur Corbis. Der Amazon-Gründer Jeff Bezos rangiert mit sieben Milliarden Dollar auf Platz 68, der indische Filmmogul Anil Ambani mit zehn Milliarden auf Platz 34.
Aber einen Künstler verzeichnete die Forbes-Liste nicht. Selbst Ausnahmeerscheinungen wie der Musical-Tycoon Andrew Lloyd Webber (1,2 Milliarden Dollar), die Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling (800 Millionen) oder Ex-Beatle Paul McCartney (700 Millionen) haben mit ihrer Kunst nicht annähernd so viel Geld verdient wie die Schwergewichte der Copyright-Branche.“
(via Piratenparteis Gezwitscher)