Raising Helen
Ich hatte mich ja letzte Woche so schön über das dämliche Frauenbild in The Stepford Wives aufgeregt. Diese Woche rege ich mich dafür über das noch dämlichere Frauenbild in Raising Helen (Liebe auf Umwegen) auf. Mal sehen, was nächste Woche kommt.
In Raising Helen spielt Kate Hudson eine niedliche Blondine, die als Modelagentin arbeitet, nachts gerne ausgeht und Kerle abschleppt, viel zuviel raucht und Kaffee trinkt und augenscheinlich ne Menge Spaß an der Sache hat. Bei einem Autounfall kommen ihre ältere Schwester und deren Mann ums Leben, und anstatt dass die beiden ihre drei hinterbliebenen Kinder zur vernünftigen Schwester (Joan Cusack) geben, kriegt die kleine Kate die Racker. Natürlich findet sie das nicht toll, aber, hey, irgendwie geht’s dann doch, und bevor man sich’s versieht, ist sie keine toughe Agentin mit einem Appartement in Manhattan mehr, sondern verkauft glücklich lächelnd Gebrauchtwagen und lebt mit der Brut in Queens. Und um ihr Glück – und mein ungläubiges Stöhnen vor dem DVD-Player – perfekt zu machen, lacht sie sich auch noch einen – Achtung – Pastor als Gespielen an und hört mit dem Rauchen auf. Ich wette, der Bible Belt der USA hatte ne Menge Spaß an dem Film.
Das, was mich so angenervt hat, war nicht, dass Helen es plötzlich toll findet, Kinder zu haben. Ich kenne selbst Leute, die sich vehement dagegen gesträubt haben, und als es dann doch irgendwie passiert ist, wurde gleich noch ein zweites nachgeschoben. Scheint also irgendwas dran zu sein an der Reproduktion. Nein, das, was mich so genervt hat, war ihre eigene Aussage, dass sie plötzlich weiß, wer sie ist, seit die Pratten ihr Leben so bereichern. Vorher war sie also nur eine doofe Nuss, die Karriere gemacht hat, weil ihr einfach nichts Besseres eingefallen ist? Erst jetzt, wo sie ihr Leben total umkrempeln musste (und das in meinen Augen nicht unbedingt zum Besseren), fällt ihr auf, dass sie eigentlich schon immer einen mies bezahlten Job haben und ihr verschüttetes Mama-Gen entdecken wollte? Och nee.
(Nebenbei: Was ist aus John Corbett geworden? Hier darf er den kuscheligen Pastor geben, nachdem er in My Big Fat Greek Wedding ja auch schon der Schwiegermuttertraum war. Ich will den philosophischen Radiomoderator aus Northern Exposure wiederhaben, verdammt. Ach, eigentlich will ich die ganze Serie wiederhaben.)
Ja, als tantrisch und auch sonst bewegter Radiomensch in “Ausgerechnet Alaska” (Northern Exposure) war John Corbett großartig. Seitdem ist er offenbar auf Schwachmaten-Rollen abonniert: Den Softie in SATC wollte noch nicht mal die hysterische Carrie haben.
wortschnittchen am 18. January 2005
Grundübler Film. Meine Liebste schob ihn mit den Worten: “ich gebe Gary Marshall noch ne Chance” rein. Vertan. Der einzige Lichtblick ist Hector Elizondo als Autohändler. Der wollte dann aber lieber nicht in den Abspann.
baehr am 18. January 2005
Der Mann ist ein einziger Running Gag geworden, seit er in jedem Marshall-Film auftaucht.
Anke am 18. January 2005
wenn ihr mal einen grundüblen film anschauen wollt, versucht es mal damit: http://www.imdb.com/title/tt0279113/
das ist der einzige film seit jahren, der fast zur weißglut gebracht hat.
mrcs am 18. January 2005
Den fand ich gar nicht so schlecht.
Anke am 18. January 2005
oops! hab’s gerade gesehen. hihi.
mir ist bei dem film fast der kopf geplatzt. die vorstellung, daß es leute gibt, die wirklich so leben müssen. grauenhaft aber keineswegs abwegig. alleine die gesichtsausdrücke von den menschen im film. alles so emotionslos. als würde man nur leute vor sich sehen, deren leben eine einzige sinnlosigkeit ist. und dann noch die sache mit dem bibelkreis als sinnvolle beschäftigung.
puh!
mrcs am 18. January 2005