Tagebuchbloggen 12.02.2010 –
Die Museums-Edition
Donnerstag abend hat mir Tine „meine“ Museumsstücke zurückgebracht: Museumsbesuch hier, Vorgeschichte hier, aber das kennen Stammleser ja schon alles auswendig.
Zunächst hatte sie zwei Fußbodenfliesen im Gepäck: Auf den grauen Teppichstücken sind zwei von meinen Texten bzw. Auszüge davon abgedruckt, und ich hatte gefragt, ob ich die Stücke nach dem Ende der Ausstellung bekommen könne. Konnte ich und habe ich jetzt. Der Belag scheint aus Teflon gemacht zu sein, denn obwohl, laut Tine, 30.000 Besucher über diese Fliesen gelaufen sind, sehen sie aus wie neu. Toll. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich sie als Bettvorleger verwende oder schnöde als Vorleger direkt hinter der Wohnungstür, wo man immer so schön den Holzfußboden mit den schneematschigen Schuhen einsaut, vor allem, wenn man sich die Füße draußen nur so alibimäßig abputzt, you know who you are, aber wie gesagt, das weiß ich noch nicht.
Und dann natürlich die Holzkiste mit Opas Klötzen und Brettchen, die er beschriftet hatte. Die Kiste ist noch schön transportgerecht in Blisterfolie eingepackt – und ich glaube, das lasse ich erstmal so. Denn Tine erzählte mir, dass eines der Brettchen einen seltsamen grauen Belag entwickelt hätte. Sie hat das Ausstellungsstück mal zur Restauratorin gegeben, und als sie sich persönlich den Befund abholen wollte, lag das Brettchen in einem luftdichten Glaskasten.
Die Restauratorin (wie lustig ist das bitte, dass sich eine Restauratorin Opas Holzabfälle anguckt?) meinte, dass durch den Temperaturwechsel und die Tatsache, dass Holz eben arbeite, eine kleine chemische Reaktion stattgefunden habe. (Chemische Reaktion! Mein ganzes Leben ist ein einziges six degrees of separation.) Das Holz sei mit einem üblen Holzschutzmittel behandelt worden, wahrscheinlich in den 80er Jahren, und das Mittel sei längst wegen seiner krebserregenden Eigenschaften vom Markt genommen worden. Dieses Mittel hatte sich nun in Form von kleinen, grauen Kristallen bemerkbar gemacht. Die Restauratorin hat das Zeug so gut es ging entfernt, hat Tine das Stück aber extra einpackt mitgegeben. Ich solle doch bitte die Verpackung möglichst nicht lösen, wenn ich den Rest der Kiste auspacke. Und wenn ich es unbedingt auspacken und/oder lagern möchte, dann doch bitte möglichst an der frischen Luft. Oder wenigstens weit weg von menschlichem Leben.
Ich habe jetzt also karzinogene Erbstücke meines Großvaters auf meinem Esszimmertisch liegen. Vielleicht sollte ich das Zeug weglegen, bevor die Gäste heute abend kommen.