Flight of the Phoenix
Flight of the Phoenix ist ein Remake des fast gleichnamigen The Flight of the Phoenix von 1965. Die Story: Eine Crew wird von einem Ölfeld in der Mongolei mit Sack und Pack abgezogen. Zwei Piloten (Dennis Quaid und Tyrese als Quotenschwarzer) packen die Gang und ihre Chefin (Miranda Otto als Quotenfrau) in ihr kleines, silbernes Flugzeug und fliegen geradewegs in einen schönen, computeranimierten Sandsturm. Sie stürzen ab, ahnen, dass sie niemand finden wird und warten auf ihren Tod – oder würden das tun, wenn nicht ein etwas seltsamer Sonderling (Giovanni Ribisi), dessen Geschichte nie wirklich geklärt wird (“It’s a long story”), vorgeschlagen hätte, aus dem halbwegs intakten Teil des Flugzeugs ein neues zu bauen.
Der Originalfilm gehört zu meinen ersten bewussten Fernsehkindheitserinnerungen. Mein Vater ist ein Fan dieses Films, und wann immer er kam, saß die ganze Familie vor dem Fernseher. Ich habe den Film immer als sehr dicht empfunden, sehr eindringlich und sehr spannend dazu, auch wenn er schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Deswegen stinkt das Remake in meinen Augen auch arg ab. Dennis Quaid ist eben nicht Jimmy Stewart, und Giovanni Ribisi ist nicht Hardy Krüger, der damals sehr schön einen typischen Hollywood-Deutschen gab: diszipliniert, eigenwillig, strebsam. Ribisi ist einfach nur unheimlich, auch wenn er – wohl eine kleine Reminiszenz – blondgefärbte Haare hat und fast genau die gleiche Brille trägt wie Herr Krüger im Original. Damals bestand die ganze Crew aus harten Kerlen, die fast verdurstet sind oder in der Hitze umkamen. Dieses Mal haben wir eine schön durchmischte Gang, die beim Flugzeugbauen gerne mal entspannt zu Outkast ein Tänzchen hinlegen und sich zwar ab und zu über das Wasser Gedanken macht, aber auch nicht wirklich besorgt oder ausgezehrt aussieht. Och nö.
Eine Szene hat mir besonders gefehlt. Gleich in der ersten Nacht nach dem Absturz verlässt einer der Männer das Flugzeug und verirrt sich in der Nacht. Im Remake verschwindet er einfach aus dem Film, man ruft nochmal pflichtschuldig nach ihm, und das war’s. Einer weniger, der mir das Wasser wegtrinkt. Im Original wurde die arme Seele von Ernest Borgnine gespielt, dem wir dabei zusehen, wie er halluzinierend seinen Namen in den Sand schreibt, um verzweifelt auf sich aufmerksam zu machen. Ganz großes Kino und ein Bild, das mir bis heute in Erinnerung geblieben ist.
Flight of the Phoenix spult pflichtschuldig die üblichen Zutaten eines Katastrophenfilms ab: die Anspannung der Figuren, die in Brüllereien endet, der Kampf um die Ressourcen, die üblichen Todesfälle und die flammende Rede, nach Hause zu wollen. Das Dumme ist nur, dass alles einstudiert wirkt, nichts erreicht einen wirklich, alles klingt wie Schülertheater, das echt Eindruck auf Mama und Papa machen will. Hat bei mir nicht funktioniert. Ich guck mir lieber das Original nochmal an. Da kam auch die Pointe, wer Herr Krüger nun wirklich ist, um einiges besser als in der flauschigen Neufassung.
Spielzeug-Flugzeugbauer. Großartiger Twist.
MacRathgar im Internet am 21. April 2005
Danke fürs Pointenversauen.
Anke am 21. April 2005
Es war zu verlockend. Tut mir Leid.
MacRathgar im Internet am 21. April 2005
Ich hab das Original als kleiner Bengel gesehen und war so beindruckt, dass ich erstmal fuer ne Stunde draussen rumlaufen musste (Kerle und Technik halt). Vielen Dank, ich warte dann auf die DVD oder eher auf pay per view, denke ich mal.
Konstantin am 21. April 2005
Keine DVD oder pay-per-view-Gebühr ist es wert, sich diesen Mist anzuschauen. Das einzig spannende ist eigentlich, darauf zu warten, welche coole Szene des Originals als nächstes versaut wird… Außerdem kam es mir so vor, als wäre das Original viel länger gewesen. Nicht wegen Langeweile, vielmehr durch die Dichte der Atmosphäre. Dieses Remake ist vielmehr wie ein eines dieser Atemfrei-Blättchen: kaum hat man es eingelegt, ist es schon wieder weg. Die Wirkung hält ähnlich lange.
Gruß Marc
Marc am 22. April 2005
Mir geht es mit dem Original ganz ähnlich wie dir, weswegen ich mir die Neufassung nicht hab angucken mögen. Schön, daß ich meinen Entschluß von dir sekundiert bekomme. Danke für die Rezension!
Elkit am 25. April 2005