Tagebuch 09.04.2010

Mittags mit einer ehemaligen Kollegin um 12.45 Uhr zum Essen verabredet gewesen. Ich komme immer zu früh und hatte daher noch vor dem Mittagsrush die Gelegenheit, mir einen Platz auszusuchen. Meine Lieblingsplätze auf der rückenfreundlichen Bank mit dem Blick zur Tür (weil alle anderen ja immer nach mir kommen) waren aber doch schon weg. Also saß ich mit dem Rücken zur Tür. Und wartete. Und wartete. Bis um kurz vor eins mein Handy klingelte und meine Kollegin mich fragte, wo ich denn sei.

„Ich sitze schon im Mama.“

„Ich doch auch! Wo bist du denn? Ich sitze am Fenster.“

Ich drehe mich um, sehe sie, winke – und sie guckt seeehr verdutzt und kommt dann an meinen Tisch.

„Ich hab dich überhaupt nicht erkannt! Ich hab nur nach deiner Baseballmütze geguckt. Gut siehst du aus!”

Nach dem Essen zu habitat geschlendert, weil ich mir doch endlich ein Weinregal zulegen will. Das sah aber in echt ne Ecke billiger als auf der Webseite und sehr zusammengezimmert aus. Weitersuchen.

Keinen Tee bei TeeGschwendner vor Ort gekauft, sondern mir lieber eine weitere Online-Bestellung vorgenommen. Zu viele Touristen im Laden.

Blumen gekauft und zu Fuß nach Hause gegangen, anstatt zwei Stationen mit dem Bus zu fahren.

Den Nachmittag über die Wohnung ein bisschen feiner gemacht für die Weinprobe am Samstag. Mittendrin kam Lu vorbei, die mich seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen hat, um schon mal die circa 25 Flaschen bei mir abzuladen, bevor sie ins Hotel fuhr.

„Gut siehst du aus!“

Dann wieder auf die Couch gesetzt, um weiter in dem cleveren Teebuch zu lesen, das die Gschwendners zu ihren Online-Bestellungen legen. Darin sind alle Sorten, die sie führen, brav aufgelistet, mit schmackigen Erklärungen, warum dieser Assam jetzt anders schmeckt als jener Ceylon. Irgendwann jeden Widerstand aufgegeben, Omis Teetasse mit dem dazugehörigen Milchkännchen und der Zuckerdose aus dem Schrank geholt und des Kerls Teedose geplündert. (Ich habe momentan nur grünen Tee da, aber der Herr des Hauses hatte noch schwarzen.) Mit der zierlichen Tasse wieder aufs Sofa, vor den Rechner, an der Tasse geschnuppert, die Farbe und den Duft genossen, erst den Tee pur probiert, dann mit Sahne. Ich habe noch nie Sahne in einen Tee geschüttet. Schmeckt. Schmeckt aber auch ohne.

Mit dem Tee in der Hand ein paar Folgen Grey’s Anatomy geguckt. Sehr ausgeglichen gefühlt. Sehr zufrieden.

He, Tag – gut siehst du aus.