The Woodsman
Sehr leiser Film über ein „lautes“ Thema: Kevin Bacon spielt einen Pädophilen, der nach jahrelangem Gefängnisaufenthalt wieder in seine Heimatstadt zieht und ein neues Leben beginnen will.
The Woodsman nähert sich dem Thema Kindesmissbrauch sehr vorsichtig, aber trotzdem liegt über dem gesamten Film eine Schwere, die selbst die Glücksmomente, die Bacon mit seiner neuen Freundin (Kyra Sedgwick) findet, überdeckt. Man ahnt bei jedem Lachen der beiden, dass ihr Glück hart erkämpft ist und es auch in Zukunft nicht einfach wird, ein normales Leben zu führen. Wenn es überhaupt möglich ist.
Mir hat an dem Film gefallen, dass er es wagt, seinen Hauptdarsteller nochmals in verführerische Situation kommen zu lassen. The Woodsman befasst sich kaum mit der Reaktion der Kollegen, als diese von Bacons Vorgeschichte erfahren; auch die Familie bleibt im Hintergrund, obwohl sie verbal sehr präsent ist. Stattdessen zeigt er, wie sich Bacon selbst auf eine Probe stellt: Wie weit kann er sich mit jungen Mädchen „befassen“ – ihnen hinterhergehen oder sie sogar ansprechen –, ohne in Gefahr zu geraten, rückfällig zu werden? Die Szenen, in denen er selbst sich so weit vorwagt, ohne zu wissen, was mit ihm (und dem Mädchen) passiert, fand ich persönlich sehr schwer anzuschauen. Es ist fast körperlich unangenehm, obwohl man nur einen Mann sieht, der mit einem Mädchen über Rotkehlchen und Spatzen redet.
The Woodsman weckt keine falsche Sympathie für den Hauptdarsteller. Er entschuldigt nicht. Aber er versucht, eine Geschichte aus einer für mich bisher unbekannten Perspektive zu erzählen. Das ist ihm gelungen. Wahrscheinlich will ich den Film deshalb auch nicht noch einmal sehen. Er ist sehr anstrengend, aber genau das macht ihn gut.