Bluts … äh … bruder?
Sabine Horst stellt in der Zeit die 9-teilige Winnetou-DVD-Reihe vor und behauptet, der tapfere Häuptling der Apachen wäre ein Metrosexueller gewesen: Ein Mann wie eine Frau.
Anfangs, so erinnert sich der Produzent Horst Wendlandt in einem der Features, habe (Pierre) Brice ständig mit dem Regisseur Harald Reinl im Clinch gelegen: Ob er nicht mehr Dialog haben könne, er stünde immer nur in der Gegend herum. Schon bei der Premiere von Der Schatz im Silbersee, entpuppte sich der Herumsteher indes als „Hingucker“ der Serie: In München versammelte sich eine weibliche Fangemeinde, seufzend, applaudierend, ergriffen vom Appeal des „noblen Wilden“, der nicht nur zivilisierter war als die weißen Siedler, sondern auch als seine Ko-Stars. Neben dem straighten Lex Barker fiel Winnetou durch seinen Hang zum schmückenden Accessoire auf. Stewart Grangers grelle Leutseligkeit trieb gelegentlich einen indignierten Ausdruck auf die edlen, im unteren Bereich zur Weichheit neigenden Häuptlingszüge.
Ach ja, der Brice, der Pierre. Ich fand ihn ja damals auch unglaublich attraktiv – jedenfalls attraktiver als den Blondling Old Shatterhand, der mir immer zu pomadig rüberkam, während Winni stets so schön versonnen in die Ferne geguckt hat. Ich liebe auch heute noch die Titelmelodie und erinnere mich, dass ich beim im Artikel angesprochenen Schatz im Silbersee die Augen zugemacht habe, als der Fiesling im Schlamm versank und nur noch seine Hand herausragte, die einen Becher (oder was immer das war) umklammert hatte. Die Todesart hat mein kindliches Gemüt noch lange beschäftigt.
(Wieso durfte ich sowas überhaupt gucken?)
Das ist jawohl das Sitaramäßigste seit Arno selig.
Ich habe mich schön zielgruppenkonform mit Herrn Schmetterhand identifiziert. Aber ich fand ja auch Bud Spencer toll.
Sonst halte ich es aber auch mit Anke und Harry Rowohlt (“Ich anti-amerikanisch? Ich habe geweint, als Winnetou starb.”) Mario Adorf, der abgefeimten Kanaille Santer, habe und werde ich das nie verzeihen können.
Stephan am 20. May 2005
Oh ja!
Der lang-sa-me Treibsandtod hat sich auch in meinem kindlichen Gedächtnis verewigt!
Aber war nicht das eigentlich grausame daran, daß der Böse auf einem unschuldigen Pferd saß, das loyal und stumm unter seinem Reiter versank?
Waren nicht überhaupt die Pferde die primär schützenswerten Lebewesen im 10jährigen Mädchenkosmos?
Da konnte mir mein Vater hundertfach erklären, das sei alles nur gespielt, getrickst und der Gaul sei natürlich nicht wirklich erschossen worden- ich verstand, er wollte das Grauen der Welt von mir fernhalten und wußte es doch besser…
Tanja am 20. May 2005
Oaww, ey, Mädchen, ey, nichts als trippel-trappel im Kopp.
Schöne Grüße vom Immenhof!
Stephan am 20. May 2005