Come Back to the 5 and Dime, Jimmy Dean, Jimmy Dean
Hab ich schon erwähnt, dass ich James Deans Grabstein in Fairmount, Indiana, geküsst habe? Nein. Dann hab ich’s jetzt.
Ich bin ja immer noch der Meinung, dass es Schicksal war, dass ich Karl getroffen habe, der von allen 50 Staaten der USA ausgerechnet aus Indiana kam, dem Heimatstaat von James Dean. Ich als eingefleischter Fan habe ihn natürlich totgequatscht, als ich Karl das erste Mal besucht habe: Let’s go there can we go there how far is it have you been there why not it’s just around the corner what kind of freak ARE you anyway?
Nörgeln nützt, wie wir wissen, und so saßen Karl und ich eines schönen Tages, genauer gesagt, am 1. Oktober 1996, in seinem fies türkisfarbenen Honda mit dem wunderschönen Nummernschild, das alle Wagen aus Indiana ziert: Amber Waves of Grain, und fuhren nach Fairmount, eine gute Stunde von Fort Wayne weg, Karls Wohnort. Ich habe den totalen Touri raushängen lassen, alles fotografiert, was irgendwie entfernt einen Hauch an James Dean erinnert (Highway Signs! Ganz wichtig! Unglaublich biografisch!) und war so nervös wie vor einem ersten Date.
Fairmount ist ein typisches, verschlafenes Dörfchen im Mittleren Westen – 3000 Einwohner, sauber, ordentlich, langweilig. Ich hab mich wie im Paradies gefühlt. Mit der auswendig gelernten Biografie von James (oder Jimmy, wie ich ihn zärtlich nenne) im Kopf habe ich das Gefühl gehabt, den Ort zu kennen: die Farm der Winslows, auf der er aufgewachsen ist, die Straßen, durch die er geschlendert sein muss, einfach das Gefühl, in diesem kleinen Örtchen am Arsch der Welt zu sein und hier wegzuwollen, in eine andere, größere Stadt, die Potenzial erkennt und fördert. Nach kurzem Suchen hatten wir den Friedhof gefunden und auch das Grab. Natürlich gab es Wegweiser, und außerdem war der Tag vor unserem Besuch, der 30. September, James’ Todestag gewesen. Sein Grab war übersät mit Blumen. Ich konnte kaum den Stein entdecken – er ist übrigens der dritte, denn sowohl der Originalgrabstein als auch die zweite Version sind geklaut worden.
Ich hatte wirklich einen Kloß im Hals – denn, auch wenn es peinlich ist und meine doofen Freunde noch heute Witze über meine James Dean-Jacke in der 10. Klasse Witze machen – er war, glaube ich, der erste Filmstar, für den ich mich richtig begeistern konnte. Kein Wunder, bei so schönen pubertären Problemfilmen wie Rebel without a Cause und East of Eden. Giant war mir ja schon fast einen Tick zu erwachsen. Egal. Ich liebe sie alle. Hröm. Alle drei.
Jedenfalls habe ich versucht, ein bisschen in Trauer- und Abschiedsstimmung zu kommen, was mir nicht richtig gelungen ist, weil Karl die ganze Zeit schlechte Witze über das Sexualverhalten und die Größe meines Idols gemacht hat. Irgendwann hab ich dann auch nur noch gegackert, die obligatorischen Fotos gemacht und gut war. Wir sind danach ins Fairmount Historical Museum gefahren – quite a stretch, wenn man sich überlegt, dass die Stadt gerade mal popelige 200 Jahre existiert. Wenn überhaupt. Der Hauptteil des Museums ist natürlich auch James Dean gewidmet. Ein Exponat hat mich wirklich begeistert: das Originalscript zu Giant, mit seinen handschriftlichen Anmerkungen. Hach :-) Seine Cowboystiefel vom Set in Größe höchstens 41 haben die Ehrfurcht dann zwar wieder etwas ruiniert, aber egal.
Zum Abschluss des Tages waren wir noch auf einer Shooting Range, wo ich gemütlich mit ner netten .38er rumgeballert habe, aber das ist eine andere Geschichte.