Cougar Town
Eigentlich wollte ich Cougar Town schon nach den ersten zehn Sekunden hassen. Denn da sehen wir die wunderwunderschöne und gertenschlanke Courteney Cox-Arquette (45), die vor dem Spiegel steht und an ihrer Ellbogenhaut zerrt, die unglaublicherweise nachgibt. Oder die mit ihren muskulösen Oberarmen „wabbelt“ (die selbsthassenden Frauen unter uns kennen die charmante Bezeichnung „Winkfett“). Und die dann entsetzt auf ihren wunderwunderschönen Körper schaut und uns vermittelt, wie unglaublich abstoßend so eine 45jährige Frau doch ist.
Und damit nicht genug: Im Laufe der ersten zwei, drei Folgen geht es nur darum, wie Courteney es als frisch geschiedene Frau und eben über 40 OHMEINGOTT es wohl anstellen könnte, sich einen jüngeren Freund zu angeln. Das erfordert dann so spaßige Szenen wie den unvermeidlichen Bikini-Wax, die Anmerkung zum 18jährigen Sohn, der sich über den Aufwand wundert „Wir sind über 40. Wie müssen uns auf Sex wie auf eine Weltraummission vorbereiten“ oder der Spruch beim Biss in den Frühstücksbagel: „Das ist das letzte, was ich heute esse, damit mein Bauch heute nacht schön flach aussieht.“ Oh dear FUCKING GOD.
Ganz eigentlich wollte ich die Serie schon beim Lesen des Titels hassen, denn die Idee des cougar finde ich, salopp gesagt, zum Kotzen. Also dass die Frau, die über 40 ist und es wagt, sich einen jüngeren Freund, Lebenspartner oder Geliebten zuzulegen, so außergewöhnlich ist, dass man eine dämliche Bezeichnung dafür braucht. Noch dazu aus dem Tierreich, um total subtil das Animalische der weiblichen Sexualität deutlich zu machen. Ich hätte da auch eine Bezeichnung für die Kerle, die das gleiche machen: Idioten in der Midlife-Crisis. Scheint aber normaler zu sein als wenn Frauen sich jüngere Partner suchen, denn die Männer haben noch keinen Namen. Außer, wie im Piloten oder in der ersten Folge scharfsinnig angemerkt, eher bewundernde wie champ.
Was mich zu meinem Problem bringt: Manchmal hat Cougar Town durchaus lustige Sätze. Oder auch lustige Figuren. Wie der schon angesprochene Sohn, der mit Mama eher eine freundschaftliche Beziehung führt, die aber immer böse kippt, wenn Mutti Sextipps auspackt oder mal eben an einem wassergefüllten Luftballon das Risiko der Kondombenutzung vorführen will. Während die Freundin des Sohns dabei ist. Hört sich jetzt ziemlich dämlich an, war aber wirklich unterhaltsam. Genau wie der leicht dickliche, haarige Ehemann, der damit natürlich überhaupt keine Probleme hat, von Nachbarin Christa Miller, die zugleich Courteneys beste Freundin ist. Oder der andere Nachbar, der ebenfalls frisch geschieden ist, oder Courteneys Ex. Ja, die Männerfiguren sind toll. Und die Frauenfiguren sind durch die Bank scheiße.
Da ist eben Cox-Arquettes’ Jules, deren Unsicherheiten und Fixiertheit auf den eigenen, ach so unperfekten Körper (HALT DIE KLAPPE!) sie klingen lassen wie eine 13jährige. Und die dürfen unsicher sein, auch wenn ich mir wünschte, sie wären es nicht. Die schon erwähnte Freundin, die ständig so tut, als wäre Sex in der Ehe eine fürchterliche Belästigung und die natürlich besser weiß, wie man mit dem kleinen Sohn umgeht als der doofe Ehemann. Der natürlich immer die wohlwollenden Lacher auf seiner Seite hat, während sie als die doofe Harpyie dasteht. Die dritte Dame ist das klischee-ige Blondchen, Laurie (Busy Philipps), Angestellte von Jules, die mit einem kompletten Vollhonk zusammen ist, der sie richtig schön scheiße behandelt, während sie nicht müde wird, ihn zu verteidigen. Gleichzeitig führt sie sich auf wie die wandelnde Spring-Break – ein Drink geht immer noch, und mal sehen, wo ich morgen aufwache.
Cougar Town ist, man ahnt es, von einem überwiegend männlichen Team geschrieben und produziert worden. Was mich ziemlich entsetzt: creator Bill Lawrence steckt hinter so hübschen Serien wie Spin City und natürlich Scrubs. Ich habe keine Ahnung, ob aus dem Kerl in den letzten zwei Jahren irgendwie ein misogyner Blödmann geworden ist, denn gerade in Scrubs gibt es sehr gute Frauenfiguren, auch wenn natürlich JD und der Schokobär immer die besten Lines hatten. Aber selbst Elliot hat ihre gesamten Psychosen so überzogen und damit entwaffnend dargestellt, dass ich in acht Jahren auf sie nie so einen Hass entwickeln konnte wie auf Jules und Ellie und Laurie nach jetzt durchgestandenen 15 Folgen. Weg damit.