Foodcoaching August 2009 und Nachwirkungen
Gut Essen, Tag 1 (und ein halber Tag 0)
Sonntag Mittag. Ich stehe im Stau am Dammtor und hoffe, trotzdem noch rechtzeitig zum Bahnhof zu kommen, um Frau Lu abzuholen, die sich ein paar Tage beim Kerl und mir einnisten wird. Nicht nur, weil’s nett ist, sondern auch, weil wir ihr Geld dafür zahlen, damit sie uns ein bisschen besseres Essen beibringt. Wir sind sehr gespannt, haben brav eine Woche Ernährungstagebuch geführt und werden das wahrscheinlich im Laufe der Woche um die Ohren gehauen bekommen.
Sonntag Nachmittag. Erst bin ich dran, dann der Kerl. Ich werde nicht nur nach Größe und Gewicht gefragt, sondern auch nach Gewohnheiten, Bewegung, Vorlieben bei Essen, was mag ich gar nicht, woran könnte ich mich ranessen usw. Lu will uns nämlich – das war unser Wunsch – nicht nur vernünftiges Essen beibringen, sondern auch vielfältiges. Wir haben beide unsere fünf Grundrezepte, die wir seit 20 Jahren kochen, weil sie uns schmecken, trauen uns aber recht selten an Neues ran. Wenn ich ein neues Kochbuch kaufe, machen wir meist ein Rezept daraus und das war’s. Mal schmeichelt sich dieses Rezept an unsere fünf Grundrezepte ran und wird ein neuer Freund (wie bei Tim Mälzers Kartoffel-Gurken-Salat mit einem Dressing aus Weißweinessig, Schalotten und körnigem Senf), meist prügeln aber unsere fünf Grundrezepte den Fremdling mit Mistgabeln vom Hof (wie beim grandiosen Experiment Jakobsmuscheln, die ich ausprobieren wollte, weil die das dauernd im Perfekten Dinner essen).
Ich fühle mich manchmal wie ein Essenspraktikant, weil ich nicht wirklich viel nutze von dem, was mir so in Supermärkten entgegenlächelt. Dem Kerl geht’s ähnlich, und daher dachten wir uns: Fragen wir doch mal wen, der sich mit sowas auskennt, damit aus den Praktis endlich Junioren werden.
Tag 1. Montag. Der Kerl eilt ins Büro, ich habe mir die Woche freigenommen. Erster Tagesordnungspunkt: Küchencheck. Lu guckt sich unsere Vorräte an und reicht einige Gewürzdosen an mich weiter, damit ich sie verklappe. Wie immer bei den kleinen Rackern tummeln sich da einige, die schon lange ihr Lebensende erreicht haben. Genau wie in unserer kleinen Speisekammer, wo ein paar Dosen ins Nirvana einziehen dürfen. Hält sich aber alles in Grenzen.
Dann geht’s ans Eingemachte: Fertigsuppen müssen nicht sein, Fertigbrühen schon gar nicht. Unsere geliebten Maggigläschen, mit denen wir gerne Kartoffeln oder Nudeln kochen, kommen weg und werden am Nachmittag durch ihre Biokumpels ersetzt, die mit weitaus weniger Chemie auskommen. Einige Sachen stehen bei uns nur noch rum, weil wir zu bräsig sind, sie wegzuschmeißen. „Seit wann hast du keinen Kakao mehr getrunken?“ — „Ein Jahr …?“ — „Nesquik kommt weg.“
Und dann kam mein persönliches Highlight des Tages. Beziehungsweise das erste: eine kleine Neuorganisation der Küche. Kennt wahrscheinlich auch jeder: Man zieht ein, organisiert das alles halbwegs durch, aber ein paar Ecken bleiben dann doch Baustellen. Bei uns ist es das Altpapier, was da lagert, wo man bequem rankommt, wo man aber auch gerne dazu neigt, es zu einem Berg werden zu lassen, weil man es prima ignorieren kann. Außerdem ist unsere Arbeitsplatte zu vollgestellt mit Zeug, bei dem ich nicht weiß, wo es besser hinpassen könnte. Durch Wegschmeißen von Dosen und Nesquik ist schon ein bisschen mehr Platz in den Regalen und Schränken geworden, und außerdem tummelt sich bei uns noch mein altes Ikea-Fernsehrolltischchen, das ich nicht wegschmeißen wollte, zu dem mir aber auch nicht Besseres eingefallen ist, als es in einer Ecke als Staubfänger und Ablageplatz für Grütz stehenzulassen. Aus ihm wird nun ein schicker Küchenrollwagen, auf dem sich Arbeitsutensilien und Gewürze stapeln, die man am Herd braucht. Denn da steht es jetzt. Und in seiner bisherigen Ecke lagert nun das Altpapier. Ich stehe fünf Minuten wie ein Idiot in der Küche und frage mich, warum ich da nicht selber draufgekommen bin. Lu tröstet mich mit dem üblichen Wald vor lauter Bäumen, aber ich habe das Gefühl, dass das Fangorn mit Mammutbäumen ist. Es kann so einfach sein.
Ohne zu sehr mit Details zu langweilen: Nach zwei Stunden ist unsere Küche besser organisiert, heller und bietet mehr Arbeitsfläche. Ich fange schon fast an zu heulen, aber es wird noch besser. Denn jetzt gehen wir einkaufen.
Wir treffen uns mit dem Kerl bei basic, das wir seit Jahren Basitsch aussprechen und das auch nicht mehr ändern werden. Geplant ist für heute abend ein Milchhühnchen. Ich habe bisher nur ein paar Weihnachtsgänse zubereitet, aber noch nie einen ganzen Vogel für alltags. basic nimmt es bei Fleisch von den Lebenden, und Lu entscheidet sich, das Huhn doch lieber von Wiesenhof und im Supermarkt zu kaufen. Wir lungern eine gute Dreiviertelstunde im Bioladen rum, lernen, dass Mangold quietschbunte Stängel hat (ich wähle den gelben und lasse die pinkfarbenen liegen) und wie gut frischer Ingwer riecht, wenn man ein Eckchen abbricht. Ich lasse mich bequatschen, doch einen Blattsalat mitzunehmen, den ich immer als toplangweilig of the langweilig empfunden habe. Lu behauptet, wenn man ein bisschen Rucola runtermischt, schmeckt das gleich ganz anders. Wir schnuppern an Broten, lassen uns Brotaufstriche erklären und den Vorteil von Biomilch: „Wenn du Muttermilch trinken würdest, dann doch auch lieber von einer Nichtraucherin, die sich gesund ernährt, oder?“ Ich möchte jetzt gar keine Milch mehr trinken, woraufhin Lu noch zwei Weine einpackt.
Nächste Station: Budni, die eine Alnatura-Ecke haben, die deutlich günstiger ist als Basitsch. Hier werden dann die Biobrühen gekauft, eine Menge Gewürze, Couscous für den Kerl, Dinkelnudeln für mich, Tomatensaucen und Frischkäse.
Schließlich unser Lieblingsspar, der nach der Umbenennung der Kette ein Edeka ist, aber für uns immer „unser Osterstraßen-Spar“ bleiben wird. Dort reiben wir an Liebstöckel und entdecken, dass es Kräuter gibt, die wie Maggi riechen, an Zitronenmelisse, die ich am liebsten sofort aufessen würde, so frisch duftet das Grünzeug, an Salbei, Majoran, Thymian und Oregano. Unser Einkaufswagen ist eine grüne Hölle. Das geplante Hühnchen wird zur Lammhaxe, als Beilage gibt es zum bereits erstandenen Mangold (den ich haben wollte, weil Herr Alphonso alle fünf Minuten seine Tarte erwähnt) Mohrrüben. Schwer bepackt treten Kerl und Lu den Rückweg an, während ich, ganz grande dame, mit Sonnenbrille lässig noch ein Körbchen Erdbeeren und einen Riesenstrauß bunter Blumen erstehe.
Der Kerl staunt über die neue Küche, wir packen aus und verstauen und können es kaum erwarten, die ganzen Schätze in eine Mahlzeit zu verwandeln. Ich schneide eine rote und eine Speisezwiebel klein, der Kerl eine gelbe Paprika, die in unserer Kammer lag, Lu wirft die Zwiebeln, frischen Knoblauch, zwei Lorbeerblätter und einen Zweig Rosmarin in einen Topf mit heißem Olivenöl. Darauf kommen die zwei Lammhaxen und die Lammschulter, ein ordentlicher Schuss Tempranillo, ein paar Kirschtomaten, köcheln lassen. Lu und ich testen den Wein; ich kann nur sagen „lecker“, während Lu mir geschmacksmäßig auf die Sprünge hilft: „Ganz dunkle, saftige Kirschen.“ Genau das habe ich natürlich gemeint und nehme noch einen Schluck.
Nach einer Stunde Pause Rumgeköchele geht es weiter. Ich wasche Mangold, Kerl schneidet Mohrrüben, Lu fischt das Lamm aus dem Topf und legt die drei Teile auf einen Teller. Das Fleisch hat sich zurückgezogen, die Beinknochen sind nun zur Hälfte sichtbar, genau wie die fünf Rippchen des Lamms. Lu schabt das Fleisch mühelos von den Knochen und rührt es wieder in den Topf, aus dem es seit einer Stunde unglaublich lecker duftet. Ich sehe zum ersten Mal bewusst die kleinen, dünnen Rippen, die mal ein Lämmchen getragen haben und habe das Bedürfnis, kurz „Danke, kleines Lamm“ sagen zu wollen. Dieses Gefühl hatte ich noch nie, denn bisher waren der Kerl und ich eher Filet- und Geflügelbrustkäufer, die kaum noch zeigen, dass sie mal Teil eines Lebewesens waren. Ich mache innerlich eine Notiz an das Lamm und gucke dann Lu zu, wie sie Mohrrüben mit einem Hauch Rosmarin in der Pfanne anbrät und mit Weißwein und Wasser ablöscht. Der Mangold wird kurz blanchiert, das Couscous ist auch innerhalb von wenigen Minuten fertig, ich decke den Tisch, und endlich gibt es was zu essen. Der Kerl trinkt Wasser, Lu und ich den Weißwein, der schon in die Möhrenpfanne gekommen ist, ein Pinot Bianco aus dem Friaul.
Während des Kochens haben der Kerl und ich dauernd probiert und wurden gefragt, ob noch was fehle und wenn ja, was. Ich finde alles lecker, Lu pfeffert beim Fleisch nochmal nach, und der Kerl stößt eine Diskussion darüber an, was eigentlich an Gewürzen wozu passt (Lu: „Reinwerfen und gucken“). Ich probiere zum ersten Mal Mangold und muss an Erde denken und Grünkohl. Die Möhren waren mir in der Pfanne einen Hauch zu rosmarinlastig – ich mag den Geschmack von Mohrrüben sehr gerne, da muss von mir aus gar nichts mehr dran –, stelle aber fest, dass sie im Zusammenspiel mit dem Lamm und der Sauce genau richtig sind. Ich spreche innerlich ein kleines Gebet für das Lamm und koste den Wein nacheinander mit den verschiedenen Komponenten auf dem Teller. Der Wein ist fruchtig, aber nicht süß. Zum Nachtisch teilen wir uns einen Bergpfirsich mit ganz weißem Fleisch, der so lecker ist, dass ich nöle, warum wir davon nur einen gekauft haben. Auf einmal schmeckt der Wein herber, aber immer noch köstlich. Anders köstlich. Lu holt ihr Weinbuch und schenkt mir ein kopiertes „Geschmacksrad“, auf dem ich blutiger Anfänger wenigstens ein paar Vokabeln stehen habe, die Wein beschreiben. Trotz des Rades kann ich nicht sagen, ob der Wein jetzt eher in Richtung Mango oder Zitrone neigt, aber inzwischen schmeckt eh alles nach Rosmarin. Ich fühle mich satt und glücklich und reich beschenkt.
Und morgen kaufen wir einen Mörser.
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Gut Essen, Tag 2 – das Erdbeerhuhn
Bisher bin ich Wochenmärkten stets großräumig ausgewichen. Erstens mag ich keine Menschenmengen und zweitens keine, die sich nur im Schritttempo fortbewegen. Ich bin eher der Listeneinkäufer; ich überlege mir vorher, was ich essen will, überschlage im Kopf, was noch zuhause ist (oder was weg muss) und schreibe mir dann auf, was ich noch brauche. Mit dem Zettel bewaffnet gehe ich in den nächstgelegenen Supermarkt und kaufe relativ stur nur den Kram, den ich mir notiert habe. Ich kenne es überhaupt nicht, mich von Obst- und Gemüseauslagen inspirieren zu lassen. Auch deshalb, weil ich nicht wüsste, was ich mit dem ganzen Kram anfangen sollte, aber eher, weil ich Esstrottel mich wohler fühle, kontrolliert eine Liste abzuarbeiten.
Über den Schatten musste ich jetzt aber springen, denn Lu zerrte mich gnadenlos in Richtung Isemarkt. Schon im Bus bemerkte ich ein erhöhtes Menschenaufkommen, von denen die meisten auch mit Körben und Taschen bewaffnet waren. Ich hatte aber keine lange Zeit zu jammern, denn schon vom ersten Stand an habe ich nur noch geguckt, gestaunt, gerochen – und GEBUMMELT. ICH BIN EIN BUMMLER GEWORDEN. Gut, die Gemüsestände sahen für mich auf den ersten Blick nicht anders aus als der Türke um die Ecke, aber Lu sorgte dafür, dass ich nicht ganz so saumselig durch die Gegend schlich, sondern bewusst Ausschau hielt. Nach verschiedenen Tomaten, die der Kerl so gerne isst, nach Angeboten, die vielleicht inspirieren, nach Gemüse, das ich noch nie probiert habe, es aber gerne mal machen würde, nach den Weinbergpfirsichen (die Nektarinen sind, wie ich jetzt weiß – „Ich will die ohne Haare“), die mir gestern so gut geschmeckt hatten. „Merk dir mal, wie viel die hier für ein Kilo haben wollen.“ Ich habe ehrlich gesagt noch nie auf Preise von Lebensmitteln geachtet (musste ich netterweise noch nie), habe aber ziemlich schnell daran Gefallen gefunden, von einem Stand zum nächsten zu gehen und vor mich hinzumurmeln: „5,40? Da geht noch was.“
Beim schönsten Tomatenstand haben wir fünf verschiedene Sorten erstanden und von der Verkäuferin den Tipp bekommen, beim Draußensitzen eine Zitrone mit Nelken zu spicken, das hielte die Wespen ab. Beim hamburgisch gefärbten Italiener haben wir die Nektarinen gekauft, die der Mann auf Anhieb aufs Gramm genau abgewogen hat. Trinkgeld galore. Am Fischstand (noch ein unbeschriebenes Blatt bis auf Fischstäbchen, Pangasiusfilet und Fischmac) habe ich gelernt, wie man frischen Fisch erkennt: Augen sollten klar sein, die Kiemen rosig, beim Druck mit dem Finger sollte das Fleisch wieder in die Ausgangsposition zurückkehren, und nicht zuletzt sollte es nicht so fies nach Fisch riechen. Ist mir sehr recht.
Eine Verkäuferin hatte statt eines meterbreiten Standes nur einen kleinen Tisch vor sich, auf dem sie zwei Sorten Olivenöl aus dem italienischen Familienbetrieb verkaufte. Ich habe zum ersten Mal auf einem Markt etwas probiert, nämlich Öl mit einem kleinen Weißbrotstückchen. Und ich habe zum ersten Mal gemerkt, wie unterschiedlich Öl schmecken kann. Ich entschied mich für die mildere Variante, die nicht ganz so scharf hinten im Rachen war, wir kauften noch zwei frisch geschlachtete Hühnchen, und so bepackt traten wir den Rückweg zur Homebase an – nur um zehn Minuten später wieder aufzubrechen. Diesmal in die Innenstadt, um uns einen Mörser zu kaufen.
Nachdem auch das erledigt war, kam wieder ein bisschen Theorie. Was machen Kohlehydrate, wieviel Eiweiß sollte ich essen, wieviele Mahlzeiten am Tag … und wann ich denn Zeit hätte, mal wieder vernünftig Sport zu machen. Nachdem wir auch das festgelegt hatten, erklärte ich Lu die Wii Fit, deren Aerobic-Stepprogramm jetzt zu meinem persönlichen Sportplan gehört. Zur Strafe habe ich Lu dafür im Tennis vermöbelt. Außerdem haben wir festgestellt, dass das Wii-Board eine fiese Stasikonsole ist. „Hallo Lu. Findest du, dass sich Anke verändert hat? Ist sie a) schlanker, b) dicker, c) gleichgeblieben …“ d) … keine Ahnung, ich war mit Aufplustern beschäftigt: „Was bilden sich dieses Board denn da bitte ein?!?“
Der Tag war fast schon rum, als wir endlich Zeit für das Abendessen hatten. Die zwei Hühnchen wurden aus der Folie gewickelt, ich entfernte das Gummi, das sie zusammenhielt und hatte das gleiche Gefühl wie gestern beim Lamm: Ich sehe das Tier und nicht mehr nur ein Stück Fleisch und ich kann mal kurz danke sagen. Jetzt weiß ich auch, warum eine Hühnerbrust so aussieht wie sie aussieht, weil ich jetzt weiß, wo sie sitzt. (Lus Mantra: Nähe zum Produkt. Nähe zum Produkt.) Die Vögel landen zum Anbraten in heißem Öl, werden mit Milch übergossen, eine Handvoll Salbeiblätter, abgeriebene Zitronenschale und gefühlte 20 Knoblauchzehen dazu, Deckel drauf, ab in den Ofen mit Omas Schmortopf.
Während das Huhn gar wird und mal wieder herrlichster Duft durch unsere Wohnung zieht, mixe ich aus verschiedensten Salzen und Kräutern eine Würzmischung, die in den nächsten Tagen auf irgendeinem Fisch landen soll. Dann verkosten Lu und ich mehrere Öle, darunter auch das neu erstandene; ein bisschen pur auf eine Untertasse gießen, dran riechen, kurz nippen und dann mit gespitztem Mund Luft reinsaugen, so dass sich alles verteilt und auch der Rachen noch was mitkriegt. Ich schmecke pures Olivenöl und finde es großartig, sich so ausführlich und liebevoll mit Essen zu beschäftigen – und kann es kaum fassen, welche Schätze ich in meiner Küche habe.
Der Kerl ist inzwischen auch zuhause und darf den Mörser einweihen; er produziert aus Meersalz und kleingeschnittenem Rosmarin ein Rosmarinsalz (ach was), das wir noch durch ein Sieb streichen, um es feiner und haltbarer zu machen. Währenddessen waschen wir noch eine Runde Kopfsalat und vermischen ihn mit ein bisschen Rucola und Radicchio. Das Dressing besteht aus Zitronensaft, einer Zwiebel, ein paar gelben Tomätchen aus Lus Garten, Olivenöl und – Ahornsirup. Den habe ich bisher nur über Pfannkuchen gekippt, lerne aber jetzt, dass er großartig mit Zitrone zusammenpasst. Trotzdem werden Salat und ich wahrscheinlich wirklich keine Freunde mehr, denn trotz der veschiedenen Geschmäcker, die mir grün und nussig und fein-bitter entgegenkommen, habe ich das Gefühl, einen Haufen Taschentücher zu essen. Ich vermisse Gurken, Tomaten und Paprika. Und überraschenderweise keine Schokolade.
Das Hähnchen ist gar, Lu zerteilt das erste, ich gucke zu und zerteile dann mit Omas Geflügelschere knackend das zweite. Das Fleisch ist buttrigzart, die Haut knusprig, und es duftet himmlisch. Zum Essen gibt es heute einen Tempranillo Rosé, der in seiner roten Form laut Weinbuch nach Brombeeren, Tabak und Schokolade schmecken soll. Ich schnuppere, finde keine Brombeere, kann aber auch nicht sagen, was es sonst sein soll, bis Lu meint: „Himbeere.“ Logisch. Himbeere. Klar. Ich finde es sehr spannend, Gerüche oder Geschmäcker in der Nase oder im Mund zu haben, sie zu kennen – und doch nicht benennen zu können. Lu vergleicht es mit dem Erlernen einer Fremdsprache, ich fühle mich an den Gesangsunterricht erinnert, wo ich mit meinen Händen einen imaginären Raum über mir beschrieben habe, um höher singen zu können. Einfach eine neue Art, sich mit etwas auseinanderzusetzen, eine Art, die ich noch lernen muss. Im Mund verwandelt sich die Himbeere in eine reife Erdbeere und erinnert an dicke Bowlegläser auf einer Terrasse mit bunten Lichtern. Das zarte Huhn macht die Erdbeere im Mund noch größer, das Zitronendressing bringt sie zum Hüpfen. Ich sitze wie gestern bräsig-beseelt am Tisch und freue mich auf morgen. Da gehen wir Käse kaufen. Und Wein. Und irgendwann diese Woche Fisch. Und dann krieg ich einen Crashkurs in Weinkunde. Und wir organisieren die Speisekammer um. Und irgendwann lese ich mal wieder ein Buch.
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Gut essen, Tag 3 – der Käseigel ohne Igel
Nie wieder Bionade. Denn ich weiß jetzt, wie man Ingwerlimonade herstellt.
Unser Tagesausflug heute ging ins Mercado in Altona. Lu hatte mich gefragt, ob ich Läden habe, die mich inspirieren, auch wenn ich meist nur nichtskaufend durch die Gegend irre. Also Orte, an denen ich Essen optisch und olfaktorisch toll dargeboten kriege. Meine Antwort: Mercado. Mal abgesehen davon, dass ich dort immer im Bodyshop für Nachschub an Bodylotions und Shampoos sorge oder im Buchladen nur mal rumgucke und nie was kaufe *hust*, mag ich das Mercado, weil da nicht nur mein Lieblingsblumenladen ist, sondern weil es dort immer unglaublich gut riecht und alles wahnwitzig lecker aussieht. So bummelten wir (ICH BIN WIRKLICH EIN BUMMLER! ES GEHT NICHT MEHR WEG!) zunächst zur Käsetheke, um zu gucken, dann zum Bioladen, um zu gucken, zum Türken, um zu gucken, zum Italiener, um zu gucken, zum Gemüsestand, um zu gucken, zum Weinhändler, um zu gucken und zum Blumenstand, um zu gucken. Gekauft haben wir überall was, bis auf den armen Blumenstand, obwohl ich dort am liebsten zugeschlagen hätte. Aber in unserer Küche steht ja bereits ein Armvoll Sommerblumen, daher habe ich die übliche „Was Buntes mit viel Rot für um die 20 Euro“-Ansage auf nächste Woche verschoben.
Einkaufen geht zurzeit so: Lu fragt mich, was ich mag, was ich mir vorstellen könnte zu probieren, welche Geschmacksrichtungen mir liegen und erzählt mir dann, was es da noch außerhalb meines schmalen Esshorizonts gibt. Im Mercado haben wir vor so ziemlich jedem Stand rumgelungert und Lu hat mir die komplette Auslage erklärt: welches Lebensmittel ist gut, welches weniger. Wobei „gut“ nicht bedeutet „keine Kalorien“, sondern „gut für mich, gut für meinen Körper, gut für meine Seele“. Und „weniger gut“ bedeutet nicht „niemals essen“, sondern „in Maßen ist alles gut“. Die Verkäufer an den Ständen haben sich sicherlich gewundert, warum da eine Frau eine andere eine Viertelstunde lang bequatscht und auf die Waren deutet, weswegen ich gerade das Gefühl habe, ich müsste ein Schild um den Hals hängen haben: „Ich lerne gerade essen. Bitte haben Sie etwas Geduld, während mein Coach mir Ihre Produkte erklärt. Wir melden uns schon, wenn wir wirklich etwas kaufen wollen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und guten Appetit.“
In unseren Tüten landeten Paprika, Gurken, Tomaten, ein Topf Rosmarin, ein Topf Basilikum, theoretisch ein Topf Schnittlauch und Petersilie, wenn wir uns eine Liste gemacht hätten, aber nein, ich sollte mich ja inspirieren lassen, das hab ich jetzt davon, KEINEN SCHNITTLAUCH UND KEINE PETERSILIE, aber dafür dreierlei Oliven, Schafskäse, Ziegenkäse, Parmesan, Scamorza, Feta mit roten Zwiebeln, Feta mit Paprika, Feta mit Jogurt und Basilikum, Milch, Rotwein, Cidre (pour le Kerl), Bündnerfleisch, ein leeres Portemonnaie und ein Zentner Vorfreude.
Aber bevor wir diese ganzen Schätze in ein Abendessen verwandelt haben, gab’s erstmal Mittag. Dafür habe ich zum ersten Mal den Mörser benutzt, und zwar, um aus Olivenöl, Basilikumblättern, Meersalz, buntem Pfeffer, Parmesan, Knoblauch und Pinienkernen das leckerste Pesto der Welt zuzubereiten. Ich habe den Teller ausgeleckt, so großartig war das Pesto. Was ich so spannend fand: Ich konnte jede einzelne Komponente rausschmecken und gleichzeitig das Gesamtwerk genießen. Unser bisheriges Fertigpesto hat mir auch geschmeckt, aber da hätte ich beim besten Willen nicht sagen können, was drin ist. (Und wenn man auf die Packung guckt und sieht, was drin ist, will man auch gar nicht mehr die Einzelteile schmecken.)
Zum Nachtisch gab’s frische Ananas, für die ich den Zitronenmelissetopf geplündert habe. Die Kombination von süßestem Ananas und spritzig-zitronigem Grünzeug ist umwerfend. (Ich brauche neue Fressadjektive. Ich kann nur Autoadjektive.)
Nachdem ich schwungvoll das Fertigpesto aus dem Kühlschrank in den Mülleimer umgesiedelt hatte, haben wir dieses Thema noch vertieft: in unserer Speisekammer. Der Kerl und ich wohnen seit knapp drei Jahren zusammen, aber wir haben es nie geschafft, unsere Vorräte zu vereinheitlichen. Das liegt zum Teil an unseren kruden und sehr voneinander abweichenden Essvorlieben, das liegt aber auch daran, dass wir manchmal beknackterweise an unseren „eigenen“ Sachen hängen. So stehen bei uns zwei Sets Geschirr im Schrank, weil ich meins lieber mag und der Kerl seins, wir haben zwei Sorten Besteck, und irgendwie haben sich im Laufe der Zeit zwei Lager in der Speisekammer gebildet. Ihre Stunde hatte gestern geschlagen, denn nun ist alles fein säuberlich sortiert in „Geht immer“ (Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse), „Geht nur, wenn’s schnell gehen, aber immer noch gesund sein soll“ (Gemüse im Glas), „Geht bitte nicht abends und generell eher in Maßen“ (Nudeln, Kartoffeln, Reis, Brot) und „Geht ausnahmsweise, ehe wir verhungern, uns gegenseitig essen oder einen Kiosk überfallen“ (Schokolade, Fertigprodukte). Dazu noch ein paar Gewürze, eine Ecke für Wein und genug Platz für kistenweise Wasser. Die böse Coke und Sprite Zero stehen jetzt im Flur und werden demnächst von unserem Getränkelieferanten gegen Wasserkisten getauscht.
Nach einer Runde Wii Sports (I rule!) hat Lu aus unserer Fensterbank einen Kräutergarten gemacht. Da stehen jetzt Rosmarin, Liebstöckel, Basilikum, Oregano, Salbei und Zitronenmelisse. Und demnächst noch Schnittlauch und Petersilie. Dafür musste mein wild wuchernder Kaktus, den mir der Kerl zu irgendeinem Valentinstag geschenkt hat (he, Kaktus ist besser als Slime. Ja, das hat er mir auch schon geschenkt), umziehen, denn für ihn war einfach kein Platz mehr. Didier (he, Kakteen haben auch ein Recht auf Namen. Ja, er ist nach Didier Drogba benannt) wohnt jetzt im Schlafzimmer.
Abends gab’s dann für Kerl und mich die Riesenprobierplatte (siehe unten; auf dem Foto fehlen die drei Feta-Cremes und kurz angebratene, gelbe Zucchini), während Lu sich mal von uns Freizeit gönnte. Unsere Anweisung: Zeit nehmen, alles alleine probieren, alles in allen Kombinationen probieren, mal nen Schluck Wein oder Cidre dazu, dann wieder Wasser, Wein mit allen Kombinationen probieren und vor allem: genießen. Hat wunderbar funktioniert. Käse und Wein geht ja immer, sowohl der 30 Monate gereifte Parmesan als auch der rauchige, milchige Scamorza haben aus dem Erdbeerrosé einen Wilderdbeerbusch gemacht. Der Ziegenkäse hat die Paprika mehr veredelt als die Tomaten, die gelben Zucchini haben einen Hauch von Hühnchennachgeschmack, die grünen Oliven haben im Vergleich zu den schwarzen fast industriell geschmeckt. Auf meinem Teller vermischten sich Feta mit Olivenöl und unserem selbstgemachten Rosmarinsalz, die Kräuter der schwarzen Oliven mit dem Innenleben einer aufgeschnittenen Strauchtomate. Ich habe mich wie im Urlaub gefühlt, nur dass unser Buffett drei Millionen weniger Kalorien hatte und nach Mittelmeer duftete ohne nach Hund zu stinken.
Und jetzt sitze ich gerade satt und zufrieden auf dem Sofa und klebe massenweise Post-Its in Lus Weinbuch, weil ich mal durchgucken sollte, welche Aromen mir denn gefallen könnten. Morgen steht die Weinprobe an. Und die Mutprobe: der Fischhändler.
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Gut Essen, Tag 4 – die 62%-Hormonsause
Heute ist Verkostungstag: erst Fisch, dann Wein.
Ich weiß nicht, ob es an meinem Sternzeichen liegt (ratet), aber ich habe mich noch nie wirklich an Fisch rangetraut. Seelachsfilet aus der Tiefkühltruhe, Schlemmerfilet Bordelaise, Fischmac bei McDonald’s und ein- oder zweimal Pangasiusfilet, weil ich das öfter im Perfekten Dinner gesehen habe – everything I ever needed to know in life I learned from watching TV. Not. – das war bisher meine kulinarische Reise in die Ozeane. Das sollte sich jetzt ändern, denn trotz Schwellenangst wurden der Kerl und ich ins Euro Vita geprügelt, einem netten Fischhändler um die Ecke. Im Laden lagen nicht nur diverse Fische auf Eis, es gab auch Salate, eine üppige Kästetheke und ne Menge Italozeug zum Einkaufen.
Erster Eindruck: Es riecht nicht nach Fisch. Gute Sache. Zweiter Eindruck: Lu erklärt wieder ne Viertelstunde anderer Leute Produkte, die drei freundlichen Mitarbeiter lassen sie gewähren, fragen ab und zu, ob sie was für uns tun können und lassen uns dann wieder in Ruhe. Der Kerl und ich gucken uns Fische an: wie sie uns gefallen, welche uns sympathisch sind, welche so aussehen, als würden wir sie gerne essen. Ich finde Fische wunderschön und gucke daher etwas unentschlossen. Trotzdem haben der Kerl und ich uns für die nächste Zeit eine Forelle vorgenommen (seine Wahl) oder einen Loup de Mer (meine). Für heute sollen es eher kleine Häppchen werden, damit wir uns einfach mal durch verschiedene frische Fische durchprobieren. Wir lassen Lu aussuchen, und die netten Menschen hinter der Theke packen uns Seelachsfilet ein, Lachssteak, Pangasiusfilet, Seeteufel und Viktoriabarsch. Dazu noch ein Stück geräucherten Aal und eine politisch völlig unkorrekte Schillerlocke. Im Kühlschrank zuhause liegt bereits geräucherter Lachs aus dem Supermarkt.
Zuhause nähern wir uns mal wieder dem Produkt. Zuerst riechen: Seelachsflet riecht für mich nach Nordsee-Filiale, Lachs metallisch-fein, Pangasius nach einer sehr zarten Meeresbrise, Viktoriabarsch nach Sylter Gischt und der Seeteufel nach einem souveränen Kerl, der kurz durch Salz gewatet ist.
Der Kerl und ich nehmen am Tisch Platz, während Lu eine Runde Frontcooking macht: „Nur Olivenöl und Salz, damit ihr erst den unverfälschten Geschmack kennenlernt. Zitrone und Gewürze rüberhauen kann man immer noch.“ Lu schwenkt den Fisch in der Pfanne, während der Kerl hinter ihrem Rücken rumkaspert. „Frau Lehrerin, Frau Lehrerin, Kerl macht obszöne Gesten!“ Ah, the apple of my eye.
Ich habe während des Verkostens einen Merkzettel neben mir liegen gehabt, den ich auch später bei der Weinprobe vollgeschrieben habe. Ich will mir einfach merken, was ich alles esse, wie der erste Eindruck war und ob ich das nochmal haben will. Vorweg: Ich würde alles nochmal essen, was wir von Neptun geschenkt bekommen haben, denn es hat alles geschmeckt. Hätte ich nicht gedacht. Vor allem vom Aal nicht, denn natürlich habe ich Die Blechtrommel gesehen.
Aber zuerst wurde mal der erste Wein entkorkt. Die vielen Post-Its im Weinbuch hat Lu geordnet, mir ein bisschen was zu meinen offensichtlichen Vorlieben erzählt, und daraufhin haben wir uns ein paar Weine ausgesucht, die wir dann im Basic und im Lieblings-Spar eingekauft haben. Es war nicht nötig, zu einem Weinhändler zu gehen, denn wir wussten, was wir haben wollten. Und wenn ich demnächst mal zum Profi gehe, habe ich eine prima Grundausstattung an Geschmäckern und Noten, mit denen der Händler was anfangen kann.
Zum Fisch gab es meinen bisherigen Lieblingswein, der einzige, dessen Namen ich mir irgendwann mal gemerkt hatte: Muscadet.
(Französischer Muscadet von Michel Armand, Val de Loire, 2007, 12%)
Das Verkosten geht so: Erstmal einschenken. (Ach was.) Dann das Glas gegen etwas Weißes halten, um die Farbe zu beurteilen. Dann die Beschaffenheit des Weines zur Kenntnis nehmen: klar, trüb, moussierend … Dann die erste Nase. Wein noch nicht schwenken, Nase reinhalten und ersten Einruck mitnehmen. Der Muscadet roch für mich nach Atlantikbrise. Dann kommt die zweite Nase: den Wein schwenken und nochmal riechen. Auf einmal war ein Hauch von Zitrone zu spüren. Und dann geht der Spaß los: einen Schluck nehmen, ihn im Mund verteilen und von außen ein bisschen Luft einsaugen. Da wir seit Montag jeden Abend Wein getrunken haben, kann ich inzwischen Luft in den Mund holen, ohne zu sabbern, worauf ich sehr stolz bin. Die Geräusche sind zwar alles andere als damenhaft, aber das Luftreinholen ist kein doofes Schischi, sondern verändert den Geschmack wirklich. Aus dem Zitronenhauch wurde eine schöne, saftiggelbe Zitrone, die aber nur ganz kurz im Mund blieb, um dann mit der Brise im Rachen zu verschwinden. Keine Sekunde später war alles weg, wie bei Ebbe das Meer.
Zum Fisch passt der Muscadet angeblich hervorragend. Ich sag da mal „ja“ zu, weil ich mich in der nächsten Zeit erstmal mehr auf das Meeresgetier konzentriert habe und weniger auf den Wein. Das Pangasiusfilet hatte einen sehr unaufdringlichen, sanften Geschmack mit einer winzigen Eiernote, die aber verflog, sobald Zitronensaft dazu kam. Der Seelachs schmeckte fischiger, hatte eine mir zu weiche Konsistenz und war von allen Fischen, die wir probiert haben, der banalste. Das Lachssteak hat mich umgehauen. Ich hatte einen Heidenrespekt vor den Gräten, die aber netterweise so riesig sind, dass ich sie vorher gesehen habe. Und dann kam ein ganz anderer Geschmack als der Lachs, den ich von Sushi kannte. Fantastisch. Der Seeteufel hat mir noch besser gefallen; er war sehr markant, ohne anstrengend zu sein.
Den Viktoriabarsch bereitete Lu mit unserem selbst hergestellten Würzsalz zu, während nebenbei eine Runde mediterranes Gemüse mit Rosmarin und Meersalz zu einem Ratatouille einköchelte. Wir waren aber alle nach dem Fisch schon so satt, dass das Gemüse erst morgen mittag zum Einsatz kommt. Den Barsch mochte ich auch, aber ich glaube, ich würde am ehesten den Seeteufel und das Lachssteak nochmal essen wollen.
An den geräucherten Fisch habe ich mich zunächst nicht rangetraut, obwohl das Raucharoma natürlich toll riecht. Aber nachdem Lu und der Kerl die Haut vom Aal abgezogen und das weiße, weiche Fleisch auf ein Stück Graubrot gelegt hatten, wollte ich auch probieren – und war angenehm überrascht. Würzig, fettig, aber nicht zu fettig, rauchig, lecker. Die Schillerlocke hatte einen etwas edleren Geschmack als der Aal, war aber noch fetter. Die werden wir sowieso nicht mehr kaufen, denn der Dornhai soll gefälligst seine Bauchlappen behalten. Der Supermarkt-Räucherlachs war okay, stank aber nach dem ganzen Frischfisch total ab.
(Einschub-Edit: Jörg weist mich daraufhin, dass man bitte nicht jeden Fisch kaufen sollte.)
Für den Kerl war der Abend beendet, für Lu und mich fing er an. Denn jetzt kamen die restlichen zwei Weißweine und ein roter, zu mehr waren wir dann doch nicht mehr fähig. Wir haben alle Weine mit jeweils Parmesan, Scamorza und Ziegenkäse probiert, dazu ein bisschen von dem mediterranen Gemüse. In die Mitte vom Tisch kam der Spucknapf (vulgo: meine liebste Kuchenrührschüssel), den wir aber nur dazu benutzt haben, die Restweine zu verklappen. Wenn man mehrere Weißweine hintereinander verkostet, muss man übrigens nicht dauernd ein neues Glas nehmen. Man kippt den alten Wein weg, gießt ein bisschen vom neuen ein, schwenkt das schwungvoll durch und kippt das dann auch weg. Jetzt ist eher der neue Wein im Glas. Da ging der Muscadet hin. Enter the Riesling.
(Deutscher Riesling vom Weingut Hammel & Cie, Pfalz, 2008, 12%)
Ein goldgelber Wein, klar. Erste Nase sagt Mango, Lus erste Nase sagt Birne. Zweite Nase bleibt bei Mango (Weinbuch sagt Aprikose). Beim Verkosten kommt ganz hinten im Rachen noch ein Stück Banane dazu. Und außerdem ein seliges Lächeln, denn meine Fresse ist dieser Wein großartig. Er bleibt für mehrere Sekunden im Mund, auch wenn der Schluck längst im Magen ist.
Mit Ziegenkäse: Die beiden umarmen sich hemmungslos. Man möchte ihnen zurufen, sich schnell ein Hotelzimmer zu nehmen und viele Kinder zu zeugen.
Mit Parmesan: Der Wein erschlägt den Käse, und die Memme wehrt sich nicht mal. Langweilig.
Mit Scamorza: Der Wein holt das Raucharoma des Käses so sehr in den Mund, dass es sich anfühlt, als würde man einen Kamin auslecken. Sehr unangenehm. Nicht nachmachen.
Mit Bündnerfleisch: Der Wein schleppt mit aller Kraft das Salzfass aus dem Keller. Die Mango hat keine Chance. Auch nicht so toll.
Mit Ratatouille: angenehm unaufgeregt. Allerdings schon fast so unaufgeregt wie Steuererklärung machen.
Mir blutet das Herz, den Rest in den Napf zu schütten, denn den Wein werde ich mir auf alle Fälle nochmal holen. Er ist sehr fruchtig, sehr vollmundig und steht anscheinend auf Ziegen.
(Portugiesischer Vinho Verde von Aveleda, Peñafiel, 2008, 10%)
Nächster Kandidat: ein Vinho Verde.
Ein äußerst junger Wein, sehr hell, fast silbern im Glas, er moussiert leicht. Erste Nase sagt: Wasser. Zweite Nase sagt: Wasser mit nem bisschen Himmel drüber. Erst im Mund entfaltet sich ein hauchfeines Aroma, eine ganz kleine Zitrone, eine Dame, die sich nicht so breit macht wie der Riesling.
Mit Ziegenkäse: wie beim ersten Date. Man guckt sich an, schleicht umeinander rum, verspricht sich gegenseitig „Ich meld mich“ und vergisst im Weggehen schon, wie der andere ausgesehen hat.
Mit Weintraube: Die süße grüne Traube gewinnt das Duell haushoch, aber der Wein perlt mutig dagegen an. Jedenfalls mehr als vorher.
Mit Parmesan: sehr angenehm. Der Käse schmeckt salziger, der Wein fruchtiger.
Mit Scamorza: geht genauso wenig wie mit Riesling. Schmeckt nur nach Rauch, und aus der Zitrone wird wieder Wasser. Ohne Himmel drüber.
Mit Ratatouille: angenehm, aber langweilig. Lieber ne Folge Lost gucken.
Wir sind inzwischen pappsatt, aber absolut nicht betrunken. Ich finde es unglaublich faszinierend, konzentriert an Wein heranzugehen anstatt ihn einfach wegzusüppeln. Und es geht wirklich: Schon nach ein paar Tagen fängt man an, Aromen wahrzunehmen, die vorher nicht da waren bzw. wo man vorher nur gesagt hat „schwerer Weißer“ oder „fruchtiger Roter“. Und man kann es auf einmal in Worte fassen, die über „lecker“ hinausgehen. Außerdem bekommt man auf einmal einen Heidenrespekt vor dem Produkt, das offensichtlich so viele Facetten hat, die man ihm aber erstmal entlocken muss. (Wer f*cken will, muss freundlich sein.)
(Italienischer Primitivo von Botter, Apulien, 2007, 13%)
Auf zum letzten Wein: ein Primitivo. Eigentlich wollten wir auch noch einen kalifornischen Zinfandel verkosten, denn die beiden Weine teilen sich die gleiche Rebsorte, heißen nur anders und kommen aus verschiedenen Teilen der Welt, aber unsere Nasen sind schon ziemlich durch. Und ich kann allmählich keinen Scamorza mehr sehen, obwohl ich den gestern so toll fand.
Erste Nase sagt: Mon-Cheri-Kirschen, die schon lange im Keller liegen. Zweite Nase sagt: Wow, da sind durchs Schwenken mal eben zehn Prozent mehr Alkohol dazugekommen. Der Wein ist tiefrot, schon fast braunrot, und ich kann nicht durch ihn hindurchsehen.
Mit Scamorza: Der Käse raucht Signore Primitivo die Hütte voll, woraufhin ihm dieser in die Stiefel pinkelt. Geht gar nicht und macht schlechte Laune.
Mit Parmesan: sehr lustig – wenn man erst den Wein trinkt und dann den Parmesan isst, knacken auf einmal die Salzkristalle im Käse, der nussige Geschmack tritt zutage, großartig. Wenn man allerdings erst den Käse isst und dann den Wein trinkt, haut ihm dieser die Hucke blau. Guck, da liegt der kleine Käse. Er war mal lecker.
Mit Ziegenkäse: Die Ziege wehrt sich lange und hartnäckig, aber spätestens im Rachen wird sie plattgemacht. Auch sie hat keine Chance gegen den Primitivo.
Eigentlich sollte die Ziege der Höhepunkt sein. Aber Lu hatte noch einen Schatz parat: dunkle Schokolade mit 62% Kakaogehalt und – Fleur de Sel. Ich gucke skeptisch, mache ja aber gerade alles, was Lu sagt, nehme also ein Stück Schokolade und lasse es auf der Zunge zergehen. Ganz. Langsam. Zuerst schmecke ich Kakao, tiefen, dunkelbraunen, gutschweren Kakao. Und dann plötzlich eine salzige Spitze, die aber nicht alles versalzt, sondern sich mit dem Kakao verbindet und mit ihm zusammen ein fantastisches Aroma im Mund ergibt, rund, voll, als ob man eine ganze Sommernacht auf dem Balkon gesessen und alle Probleme dieser Welt gelöst hat. Ich greife zum Rotweinglas und nehme einen Schluck Primitivo, während die Schokolade weiter mit den Salzkristallen vor sich hinschmilzt. Der Rotwein umarmt die Schokolade, die Salze tanzen auf der Zunge, und meine Hormone feiern auf einmal im ganzen Körper eine Riesenparty. Hallo, Singles dieser Welt: Ihr braucht keine Männer, keine Frauen und keine wasauchimmer. Ihr braucht nur diese Schokolade und einen guten Rotwein. Ganz, ganz ehrlich.
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Gut Essen, Tag 5 – das nachdenkliche Finale
Lu kennt mich seit Jahren. Sie kennt meine Essgewohnheiten seit Jahren. Und sie kennt mein Gefühl, dass Essen mein Feind ist, mit dem ich manchmal Waffenstillstand schließe, den ich aber eher bekämpfe, indem ich ihn totesse. Meistens erwischt es die Soldaten aus Schokolade, Chips und Fertigfrass, die kann man schnell erledigen, ohne sich Gedanken um sie machen zu müssen. Den Rest der Armee, die Jungs mit den Vitaminen und Nährstoffen, die so lecker in den Märkten rumliegen, die tun mir nicht weh, die kommen mir gar nicht erst ins Haus, die bleiben schön auf Distanz.
Ich will jetzt gar nicht zu sehr in die Tiefe meiner Essbehinderung gehen, aber ich habe schon mit mir gerungen, als Lus Angebot kam, mich und den Kerl mal ein paar Tage zu begleiten. Um mir die Angst vor dem Feind zu nehmen und mir vielleicht sogar zu zeigen, dass das alles ganz friedliche Kerle sind, mit denen man prima um die Häuser ziehen kann. Mein erster Gedanke war, och nee, ich mach lieber weiter kiloweise Schokolade platt. Ich kann mich seltsamerweise nicht an den zweiten Gedanken erinnern, nur dass ich schnell getippt habe: „Ja, klar, komm vorbei, du bist hiermit gebucht“ und dann auf „Absenden“ geklickt habe, bevor mein Gehirn meine Finger eingeholt hat.
In den zwei Wochen, die zwischen der Mail und Lus Ankunft lagen, habe ich extra viel Energie darauf verschwendet, die Armeen aus Gummibärchen (Entschuldigung) und Ben & Jerry’s und Lindt zu verkloppen, denn ich wusste, bald darf ich das nicht mehr. Ãœberraschung: Ich darf das immer noch. Aber nach ein paar Tagen gutem Essen ist wenigstens der Wunsch da, ihnen mal ne lange, lange Pause zu gönnen.
Ich habe nicht nur mit Lus Angebot gerungen, sondern auch mit der Frage, ob ich darüber bloggen sollte. In den letzten Jahren ist dieses Blog immer weniger privat geworden, weil es einfach zu viele Menschen gibt, die zu viel Zeit für bescheuerte Mails haben. Deswegen sind auch die Kommentare zu, und ich gebe nicht mehr ganz so viel von mir preis. Sicher immer noch genug, um ne prima Angriffsfläche zu bieten für diejenigen, die eine suchen, aber weniger als früher.
Essen ist für mich etwas sehr Privates, weil ich es nie als etwas Normales empfunden habe. Ich habe nie gelernt, normal zu essen, auch wenn sich meine Familie damit genug Mühe gegeben hat. Anfangs wollte ich nicht, und irgendwann konnte ich nicht mehr. Ich habe kein Maß mehr gekannt, kein Gefühl mehr für mich und meinen Körper gehabt, habe mich zu dick gefühlt, als ich normalgewichtig war und normal, als ich schon längst alle Normen hinter mir gelassen habe.
Auch über mein Übergewicht schreibe ich sehr selten, denn das ist die simpelste Angriffsfläche von allen. Als ich es doch einmal getan habe, kamen sehr, sehr viele Mails – und keine einzige davon enthielt ein Schimpfwort. Was mich sehr gefreut hat und, das muss ich zugeben, auch freudig überrascht. Deswegen habe ich euch an meinen letzten Tagen teilhaben lassen. Einfach weil ich hoffe, dass es auch diesmal vielleicht ein paar Leute gibt, die sich etwas weniger alleine und doof und überfordert fühlen.
Ich weiß, dass mein Generve mit dem Futter nicht nach vier Tagen erledigt ist, dafür habe ich schon zu viele vergebliche Versuche hinter mir. Aber ich habe das Gefühl, dass ich diesmal weitaus mehr Input und Hilfestellung bekommen habe als sonst. Durch einen ganz einfachen und doch so schwierigen „Trick“: Ich habe gelernt, Freude am Essen zu empfinden. Ich habe gelernt, wie einfach ich glücklich zu machen bin, indem ich etwas Gutes kaufe, es ohne viel Firlefanz und 28 Zutaten zubereite und dann: esse. Genieße. In mich reinhorche, was ich gerade alles schmecke und rieche, wie es sich auf der Zunge anfühlt und wie lange ich danach satt bin.
Einige Mails sind schon angekommen, einige Blogs haben die Reihe verlinkt, und auch auf Twitter kamen ein paar Anmerkungen. Die beste Reaktion kam allerdings von Paulsens Schwester. Lu, Paulsen, seine Frau und ich saßen gestern in einem sehr netten Weinlokal zusammen, um die Woche ausklingen zu lassen, als Paulsens Telefon klingelte: „Schwester! Ich sitze hier mit Anke und Lu.“ Kleine Pause, dann fing er an zu lachen und meinte zu uns: „Meine Schwester meinte, wie lustig, ich hab gerade vor zehn Minuten Ankes Blog gelesen, die Story mit der Weinprobe. Ich wollte mir grad ne Runde Wein kaufen gehen.“
In diesem Sinne: geht essen. Und genießt es. Ich lerne das gerade.
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Vom Snoodie zum Foodie
Bisher war für mich beim Einkaufen immer wichtig: Wie gut kann man da parken bzw. wie nah ist die nächste Bushaltestelle. Deswegen habe ich jahrelang in einem Riesensupermarkt eingekauft, der alles hatte und dazu prima Öffnungszeiten und selten ein volles Parkdeck.
Seit ich ein bisschen darauf achte, was ich so in mich hineinwerfe, habe ich festgestellt, wie unglaublich mies das Gemüse schmeckt, das ich in eben diesem Supermarkt jahrelang klaglos gekauft habe (wenn ich denn mal Gemüse gekauft habe). Dass die blassen Gewächshaustomaten nicht gegen die knubbeligen knallroten vom Markt anstinken können, war mir schon klar, aber inzwischen schmecke ich Unterschiede bei Bohnen, bei Paprika und vor allem bei Möhren. Die kaufe ich schon länger in Bioqualität bzw. die aus dem Supermarkt, auf denen Bio steht. Nur um jetzt allmählich zu merken: Da geht auch noch was in Richtung guter Geschmack.
Es sind gerade einmal vier Wochen, in denen ich bewusst esse – und ich ahne, dass ich aus dieser leckeren Falle nicht mehr rauskomme. Vor einigen Tagen hatte ich meinen Magen frühzeitig auf frische Nudeln mit selbstgemachtem Pesto zu Mittag eingestellt, nur um dann zur Mittagszeit zu merken: nicht mehr genügend Mehl im Haus. Und anstatt nun die geschätzten fünf Kilo Fertignudeln anzubrechen, die natürlich noch bei uns in der Speisekammer liegen, bin ich zum Supermarkt gegangen (gegangen!), um mir Mehl nachzukaufen. Denn wenn ich schon das Pesto selbstmache, sollen die Nudeln dagegen nicht abstinken. Anderes Beispiel: Letzten Freitag gab’s bei uns Fisch (auch so eine tolle neue Sache). Da der Kerl keinen Alkohol trinkt, ich aber inzwischen seeeehr auf den Geschmack gekommen bin, zu jedem Abendessen ein Glas Wein zu trinken, habe ich über das passende Getränk zum Fisch nachgedacht. Im Kühlschrank stand schon ein offener Riesling, von dem ich aber wusste, dass er zarten Fisch einfach plattmacht. Also habe ich eine Flasche meines geliebten Muscadet gekauft, von dem ich wusste, dass er gut mit Meeresbewohnern klarkommt – und habe nun zwei offene Flaschen bei mir rumstehen, einfach weil ich keinen okayen Wein trinken wollte, sondern einen passenden.
Das Biogemüse aus dem Supermarkt finde ich inzwischen eher naja, weil ich weiß, wie gut zum Beispiel die Tomaten vom Marktstand oder vom Türken um die Ecke schmecken können. Ich weiß inzwischen, dass eigentlich alles mit frischen Kräutern noch besser schmeckt. Ich traue mich, an alles Pfeffer zu geben, vor dem ich vorher einen Heidenrespekt hatte, von dem ich jetzt aber weiß, wie herrlich er Geschmäcker hervorkitzelt, wenn man ihm die Chance dazu gibt. Ich frage an der Käsetheke nach mir unbekannten Sorten, um etwas Neues auszuprobieren. Ich dränge mich freiwillig durch Menschenmassen auf Märkten, und der Kerl steht klaglos in Schlangen in Metzgereien, anstatt bequem mit dem Auto zum leeren Supermarkt zu fahren und belanglose Nahrungsmittel zu kriegen. Ich backe Brot selber, ich benutze meine Nudelmaschine wieder, und gestern habe ich auch die Eismaschine mal wieder angeworfen, um aus frischen Himbeeren, Jogurt und Ahornsirup Fruchteis herzustellen. Ich gewöhne mich sogar langsam an Espresso ohne Zucker, um auch hier den unverfälschten Geschmack kennenzulernen, der mir bei allen anderen Lebensmitteln inzwischen so wichtig geworden ist.
Und: Der Kerl und ich schaffen es nach über fünf Jahren Beziehungszeit endlich, regelmäßig gemeinsam am Abendbrottisch zu essen, trotz weiterhin unterschiedlicher Tagesabläufe. Aber das ist uns inzwischen wichtiger geworden als bequem vor dem Rechner oder dem DVD-Player Zeug in uns reinzuwerfen: gemeinsam entscheiden, was man kocht, eventuell gemeinsam einkaufen oder kochen, je nachdem wer Zeit hat, und dann eine Stunde damit zuzubringen, ein frisches, leckeres Essen zu genießen. Plus Wein und Käse und Obst zum Nachttisch (gerne auch in Eis- oder Kompottform) und Espresso und eventuell Grappa für die Dame des Hauses.
Nebenbei: Ich habe seit Wochen kein Perfektes Dinner mehr gesehen.
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Tagebuchbloggen 18.01.2010
Diese Freude über gutes Essen, die mich jeden Tag erwischt. Leute, die seit 20 Jahren „vernünftig“ kochen, finden das wahrscheinlich total verquast, aber für mich ist das immer noch neu, dieses in die Vorratskammer gucken, die vor guten, gesunden und vor allem leckeren Zutaten überquillt, und sich darüber zu freuen.
Die Freude, wenn aus der Pfanne ein ganz neuer Duft aufsteigt, von Fleisch, das man so noch nie zubereitet hat, von Fisch, den man völlig neuentdeckt, von Gemüse, das man plötzlich ganz anders betrachtet, nicht mehr als blöde Beilage, sondern als buntes, schmackhaftes Nahrungsmittel.
Die Freude zu wissen, dass, wenn jetzt plötzlich vier Leute vor der Tür ständen mit flaschenweise Wein und Hunger, man sie locker bewirten könnte, weil eben auf einmal alles da ist, was man für ein einfaches und gutes Essen braucht.
Die Freude, aus Selbstgemachtem die einzelnen Zutaten rausschmecken zu können, rausschmecken zu wollen, überhaupt: selbermachen, kaum noch Fertigzeug im Haus und wenn, dann bio oder Vollkorn oder beides, und nicht, weil mein Kopf sagt, das ist besser für dich, sondern weil mein Bauch, mein Gaumen und meine gute Laune das sagen.
Die Freude, wenn ein Gericht gelungen ist, das man noch nie ausprobiert hat, wenn man im Kochbuch etwas findet, was man jetzt ganz dringend zubereiten möchte und das dann noch besser schmeckt als gedacht, wenn aus dem Ofen ein noch nie gebackener Kuchen duftet, Weihnachtskekse, die man seit der Kindheit nicht mehr gemacht hat.
Die Freude, wenn die Küche benutzt aussieht, der Müll dauernd runtergebracht werden muss, weil er mit Gemüseabfällen überquillt anstatt mit Pizzaboxen, dass seltsame Gerätschaften, die man vor Jahren angeschafft oder geschenkt bekommen hat, endlich benutzt werden.
Und vor allem Freude darüber, dass so etwas Simples wie Gemüse nicht mehr die kalorienarme Langeweile ist, sondern neuerdings meine Lunchbox füllt, und zwar nicht, weil ich Punkte zähle, sondern weil ich Lust darauf habe, auch mittags etwas Gutes zu essen. Freude darüber, das Franzbrötchen vom Bäcker nicht zu vermissen, sondern mit dem selbstgeschmierten Käsebrot viel glücklicher zu sein. Freude darüber, zu genießen, zu schmecken, sich noch tagelang an ein gelungenes Filet zu erinnern, nicht mehr darüber nachzudenken, was man da jetzt eigentlich macht, sondern es einfach machen, Zutaten aus der vollen Vorratskammer holen, in Töpfe und Pfannen werfen, gemeinsam essen, Wein entkorken, Kerzen anzünden. Und morgen das gleiche nochmal. Nicht weil ich muss, sondern weil ich will.
Ich habe noch nie so gegessen bzw. noch nie so an Essen gedacht, so ohne Zwang und Kalorientabellen und Fettpunkte und wasweißich, und ich genieße es so unglaublich, das könnt ihr gar nicht nachfühlen. Ich platze fast vor Glück (und gutem Essen). Darauf nen Wein und ein fettes HACH!
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Tagebuchbloggen 04.02.2010
Da sitze ich so im zweiten Bus zur Arbeit (nicht der, in dem die Zeitungstante mit den spitzen Ellenbogen war) und guck so nach draußen und denk so, ach, denk ich so, guck an, wie’s dir gerade geht, der Schnee ist toll und die Stadt ist schön leise und du hast eine neue MP3-Sammlung auf dem iPhone, die dir gerade charmant die Fahrzeit verkürzt, und du hast ein spannendes Buch im Rucksack, womit du die Mittagspause rumbringst, und du bist seit Monaten in der Lieblingsagentur für den Lieblingskunden gebucht und dir gefallen deine Klamotten und du trägst seit Ewigkeiten mal wieder lange Ohrringe und ein buntes Tuch und der Rücken tut nicht weh und nachher wird wieder gekocht und am Kerl rumgeschnuffelt und dann gibt’s American Idol und die Daily Show und im Regal warten dutzende von DVDs und Büchern und Comics und auf Twitter schreiben Leute lustiges Zeug, das dich zum Lachen bringt und du kriegst nette E-Mails und kannst Wein online ordern und Kunst und noch mehr Bücher und noch mehr Klamotten, in denen du dich endlich mal wieder wohlfühlst und selbst die Zahl auf der Waage ist gerade irgendwie egal, weil sie nicht mehr so bestimmend ist, vielmehr ist die Speisekammer bestimmend, weil in der gutes Zeug liegt und weil du dir jeden Abend deine Lunchbox fertig machst mit Vollkornbrot und haufenweise Gemüse und nem Stück gutem Käse und Biojogurt und dich da täglich drüber freuen kannst, dass sich das auf einmal nicht mehr nach Diät und Kalorienzählen anfühlt, sondern nach Genuss und Selbstbestimmung, ohne Selbsthass, ohne Selbstekel, ohne Selbstzweifel und das fühlt sich so neu und toll und wunderbar an, und dann spielt das iPhone dein Lieblingslied und es schneit weiter leise vor sich hin und du gehst ohne Rückenschmerzen zur Arbeit und alles ist gut.
Alles ist gut.
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Free your mind (and your fat ass will follow)
Ich habe zwei Fotos von mir in der wunderbaren Facebook-Gruppe „How to look like your shirt print“ hochgeladen. Das mag für viele von euch jetzt nicht so die Heldentat sein, aber für mich war es ein ziemlich großer Schritt. Der ziemlich gute Laune gemacht hat.
Ich bin dick. Und das ändert sich auch nicht mehr. Ich habe durch mein Foodcoaching zwar (zum hundertsten Mal) gelernt, wie ich wohl abnehmen könnte, aber das wusste ich auch schon vorher. Ich habe die Weight Watchers hinter mir, die ominöse Max-Planck-Diät, bei der man sich wochenlang von Steak und saurer Sahne und Orangensaft ernährt, ich habe Kalorien gezählt und Fett, habe Kohlsuppen gegessen, Gemüsebrühen, überteuerte Pülverchen und Trennkost, habe vegetarisch gelebt, weil ich gehofft hatte, dass das was bringt, habe angefangen zu rauchen, weil das ja angeblich den Hunger bekämpft, kurz, ich habe 25 Jahre lang einen Kampf gegen mich und meinen Körper geführt, weil ich fett war. Bin. Bleiben werde. Und das ist schließlich das Schlimmste, was man sich selber antun kann. Könnte man ja ändern. Man müsste ja nur weniger essen und sich mehr bewegen und schon ist man schlank und glücklich. Lustig, dass „schlank“ immer gleichgesetzt wird mit „glücklich“. Lustig auch, dass uns Dicken immer und überall eingeredet wird, wir seien so dermaßen unliebenswert und unsexy, dass sich niemand mit uns abgeben könnte. Wenn diese Scheißtheorie stimmt, müssten alle dünnen Menschen in tollen Beziehungen leben und wir Dicken würden einsam und alleine sterben, um von Ameisen aufgefressen zu werden, in unseren anonymen 1-Zimmer-Wohnungen, die wir mit niemandem teilen, weil wir hässlich und doof sind. Merkt ihr was?
Es gab bei der BBC mal eine faszinierende Sendung, bei der zehn schlanke Menschen an einem Versuch teilgenommen haben. Sie mussten vier Wochen lang täglich 10.000 Kalorien zu sich nehmen (googelt bitte selber, wieviele BigMacs das sind. Ne Menge.), durften keinen Sport mehr treiben und wurden danach wieder gewogen. Einige haben richtig schön zugelegt, andere hingegen sind trotz dieser Mast kaum ein oder zwei Kilo schwerer gewesen. Jeder Mensch ist eben anders. Jeder Mensch verarbeitet Nahrung anders. Deswegen kennt auch jeder einen schlanken Freund oder eine schlanke Freundin, die täglich eine Sahnetorte essen kann, ohne zuzunehmen, während andere nur an ein Bild einer Sahnetorte denken müssen, und schon sind fünf Kilo auf den Rippen.
Und genauso ist es mit dem Abnehmen. Ja, ich kenne immerhin einen Menschen, der mal 15 Kilo abgenommen hat und bei dem sie auch seit 20 Jahren nicht wiedergekommen sind. Ich kenne allerdings auch mindestens zehn Leute, die sich seit Jahren mit der einen oder anderen Methode quälen, ein bisschen dünner zu werden und stattdessen immer mehr in die Breite gehen. Oder die ihr Leben lang ihr Essen rationieren und/oder jeden Tag Sport treiben müssen, um nicht wieder zuzunehmen. Das mag für einige okay sein, für mich klingt das nach einem Scheißleben. Jedenfalls scheißiger als dick zu sein.
Ich habe durch das Foodcoaching etwas viel wichtiges gelernt als abzunehmen: Essen zu genießen.
Essen war für mich immer das Böse, das Verbotene, eine Sünde (dieses verfickte Scheißdreckswort will ich nie wieder im Zusammenhang mit Essen hören). Essen war immer etwas, was sein musste, was ich aber nie wollte. Schokolade war böse, weil sie dick macht und dick war ich ja schon, und ohgottjetztessichschonwiederschokolade, ohgott ich werde noch fetter ohgott keiner hat mich lieb ohgott dagegen hilft nur Schokolade, die hat mich lieb. Und so weiter. Ganz vereinfacht gesagt. Mein Kopf ist noch etwas komplizierter gestrickt, aber Essen war nie einfach. Oder genussvoll. In wenigen Momenten, ja. Wenn ich es zelebriert habe. Wenn ich das Gefühl hatte, mir etwas Gutes tun zu wollen. Aber diese Momente waren selten, denn ich habe es ja nicht verdient, dass ich mir etwas Gutes tue, denn ich bin schließlich fett und damit doof und undiszipliniert und scheiße.
Inzwischen ist Essen ein täglicher Genuss geworden. Ich habe bis heute keine Ahnung, was Lu mit mir gemacht hat außer mich an die Hand zu nehmen und mir zu sagen: „Du darfst alles essen, was du willst.“ Weil nämlich alles schmeckt und alles gut tut, vor allem mir. Und seitdem zelebriere ich Essen so gut wie jeden Abend und genieße und freue mich darüber. Und ich habe kein Gramm abgenommen, obwohl ich gesünder esse und bewusster und mich einen Hauch mehr bewege. Und wisst ihr was? Es ist egal. Weil es mir so wichtig geworden ist, nicht mehr gegen meinen Stoffwechsel, meine Eigenarten und meinen Hunger anzugehen, sondern stattdessen mich zu mögen, mich um mich zu kümmern, mich nicht mehr zu verstecken, obwohl ich doch dick bin und damit ganz schlimm für anderer Leute Augen.
Ich habe wunderbare Gelegenheiten ausgelassen wie zum Beispiel einen Bericht im ZDF über die Tagebuchhölzer meines Opas, weil ich dick bin und nicht vor eine Kamera wollte, um Hasspost zu bekommen. Ich habe jahrelang Einladungen zu Bloggertreffen abgelehnt, weil mich da ja jemand sehen könnte, der bisher durch mein Blog eine gute Meinung von mir hatte – die sich natürlich sofort ändert, wenn er oder sie mich sieht. Ich habe so viele Dinge nicht gemacht, die ich hätte machen können – nicht, weil mich mein Dicksein daran gehindert hat, sondern das soziale Stigma, das Dicksein mit sich bringt, die ganzen Vorurteile und Arschlochbemerkungen, die ich nach 40 Jahren brav verinnerlicht habe.
Aber die sind auf einmal nicht mehr so wichtig.
Ich habe meinen Kleidungsstil verändert, von den sackartigen Hosen und Jungsshirts zur taillierten Jacke und den Ohrringen. Ich schminke mich wieder jeden Tag und ich freue mich darauf, unter Menschen zu gehen bzw. Menschen zu mir einzuladen. Weil ich mich endlich, endlich, endlich in meinem Körper wohlfühle. Oder zumindest Frieden mit ihm geschlossen habe. Ich bekämpfe ihn nicht mehr, ich beschimpfe ihn nicht mehr, ich hasse ihn nicht mehr. Ich kümmere mich um ihn und füttere ihn mit gutem Zeug. Und Schokolade, denn das ist auch gutes Zeug.
Und dieses neue Körpergefühl hat dazu geführt, dass ich dieses Jahr auf die re:publica gefahren bin, von der ich wusste, dass mich dort viele Leute sehen, die nur mein winziges Profilfoto auf Twitter kennen, auf dem ich irgendwie dünner aussehe als ich bin. Aber zum ersten Mal seit Jahren habe ich keine Angst mehr davor, unter Leute zu gehen, weil ich fett bin, weil ich weiß, dass es okay ist. Ich bin okay. Mein Körper ist okay. Und wer meinen Körper nicht okay findet, kann mir egal sein. Diese Souveränität klappt zwar noch nicht immer, aber es reicht, um alberne Fotos für eine Facebookgruppe zu machen, auf denen man mein Doppelkinn sieht. Weil es zu mir gehört. Weil ich das bin. Weil ich okay bin.
Um bei diesem Satz: „Weil ich okay bin“ anzukommen, habe ich 30 Jahre gebraucht. Und deswegen fühlen sich die Facebookfotos für mich wie eine Heldentat an.
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Wer mehr über Fat Acceptance lesen will, kann das zum Beispiel bei Kate Harding tun, einem meiner liebsten FA-Blogs.
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Kiss the cook
Manchmal fotografiere ich unser Abendessen und denke, toll, wieder was fürs Blog. Und zwei Minuten später denke ich, nee, das ist doof, weiß eh jede/r, wie Gnocchi gemacht werden, das bloggste doch nicht. Nochmal zwei Minuten später denke ich, aber es haben auch schon alle Avatar gesehen und trotzdem haste drüber geschrieben und lustigerweise dafür ein paar Cents (?) bei Flattr gekriegt und ein paar nette Mails, scheint also okay zu sein. Dann kannste auch Rezepte bloggen, die jede/r kennt.
Es ist jetzt fast ein Jahr her, seitdem Lu unsere Speisekammer umgeräumt hat und wir sie seitdem mit leckerem Zeug wieder auffüllen – und es vor allem essen. Wo vorher eine einsame Tüte Reis lag, drängeln sich jetzt Risotto-, Milch-, Basmati- und Langkornreis. Direkt daneben stehen die Neuankömmlinge, anfangs noch etwas schüchtern, jetzt aber schon alte Hasen: Linsen in braun, grün, rot und schwarz, Couscous und seit kurzem Quinoa (Trific sei dank, wo der Kerl auf den Geschmack gekommen ist). Dazu Vollkornspaghetti, Capellini, irgendwelche Nudeln aus dem Asialaden, Lasagneplatten, Farfalle, Penne und Spätzle.
Eine Etage tiefer streiten sich diverse Gemüsesorten um die knapp bemessenen Metallschüsseln (denn die Augen essen mit): Immer im Haus sind Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer, Zitronen, Tomaten, Gurken, Paprika und Äpfel. Je nach Lust und Laune gesellen sich Bohnen, Zucchini und Erbsen dazu, gerade haben es sich Kohlrabi und Mohrrüben gemütlich gemacht, und im Kühlschrank lungern Erdbeeren und Blaubeeren rum, um mein Müsli bunter zu machen. Ebenfalls im Kühlschrank: Jogurt, Butter, Frischkäse und Sahne, wo früher eine Packung Lätta war (die ist allerdings auch noch da). Plus die Marmelade von Mama, Ziegenkäse, Hartkäse, Parmesan, Feta, Mozzarella und ab und zu ein Stinkekäse, für den der Kerl mich tagelang annörgelt.
Auf dem Boden der Kammer stehen keine Colakisten mehr, sondern welche mit Wasser. Noch mehr Platz nehmen allerdings meine Weinkisten ein, auf denen auch noch meine Teekiste steht. Die Mikrowelle dient inzwischen nicht mehr zum Fertiglasagnebraten, sondern als Abstellfläche für ungefähr 20 Flaschen mit verschiedenen Essig- und Ölsorten plus einige asiatische Saucen. Und im Tiefkühler warten neben der Schüssel meiner Eismaschine noch TK-Gemüse und -Fisch auf ihren Einsatz.
Wahrscheinlich nicht ganz so Lus Plan, aber auch meine Backkiste ist gewachsen. Mehl und Zucker hatte ich vorher auch schon immer im Haus, aber jetzt liegen auch noch bergeweise Nüsse im Regal, Walnüsse, Haselnüsse, Pinienkerne, Mandeln, was immer man in einen Kuchen (oder gerne Salat) werfen kann. Mehl in verschiedenen Typen, brauner Zucker, Puderzucker, Mohn, Hefe, Backpulver, Natron, Kuvertüre, alles da und gerne am Wochenende, wenn Zeit und Entspannung für Kuchen da ist, in Gebrauch. Auf der Fensterbank wachsen Schnittlauch, Rosmarin und Basilikum, meist als Sträußchen vorhanden sind Petersilie, Thymian und Salbei, und in der Gewürzkiste finden sich seit einigen Monaten so seltsame Sachen wie Chiliflocken, Kurkuma und Fleur de Sel, wo vorher Speisesalz und weißer Pfeffer rumstanden.
Auf dem oberen Regalbrett in der Speisekammer liegt immer noch das Zeug, das Lu da vor einem Jahr hingestapelt hat: das Mikrowellenpopcorn, die Dosensuppen, die Fertigmischung für einen Nusskuchen. Wahrscheinlich alles schon abgelaufen – oder für die Ewigkeit haltbar, wer weiß. Ich sehe den Kram gar nicht mehr und werde ihn vermutlich erst bei unserem Auszug aus dieser Wohnung wieder in die Hand nehmen, um ihn dann zu verklappen.
Ich denke ganz anders über Essen als früher, und es hört nicht auf, Spaß zu machen. Da ich aber gefühlt 40 Jahre Essen meist als „muss ja“ wahrgenommen habe und mich nicht länger damit befassen wollte, habe ich die ganzen simplen Dinge noch nie gemacht, die ich jetzt mache. Wie Gnocchi. Oder Käsekuchen. Und deswegen freue ich mich immer, wenn ein Gericht gelingt, selbst wenn ich der letzte Mensch auf diesem Planeten bin, dem es gelingt. Ich bin neulich kurz davor gewesen, mein besonders leckeres Sandwich zu bloggen, weil ich mich einfach darüber gefreut habe, wie toll das aussah und dass es noch toller geschmeckt hat. (Ich sage nur: Pastrami.) Ich hoffe, dass meine Newbierezepte die Freude transportieren, die ich dabei habe, den Kram zu kochen oder zu backen, selbst wenn viele Leser_innen wissen, wie Gnocchi gemacht werden. Mehr will ich gar nicht. Außer die Ergebnisse genussvoll zu essen, natürlich.
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Ach, komm:
Geröstetes Graubrot, Majo (nicht selbstgemacht, irgendwo ist dann auch mal gut), eine Handvoll Schnittlauch, Kopfsalat und Radicchio, nochmal Brot, Dijonsenf, Pastrami, Zwiebel, Gurke, Tomate, Pastrami, Brot. Im Vordergrund räkeln sich Möhren- und Kohlrabistifte, leicht gesalzen.
Übrigens: Die weiße Hohlkehle, die neuerdings den Blick auf unseren gammeligen Küchenfensterrahmen gnädig verhindert (hier auf dem unteren Bild noch zu sehen) und den Fressfotos einen etwas eleganteren Look verleiht, ist die Rückseite eines Filmplakats: Delicatessen.