Hotel Rwanda
Der Völkermord in Ruanda vor gut zehn Jahren ging damals fast an der Öffentlichkeit vorbei. Als diese sich endlich bequemte, auf den Genozid aufmerksam zu werden, waren bereits eine Million Menschen hauptsächlich aus der Tutsi-Minderheit von der Hutu-Mehrheit ermordet worden. Weder die UN noch Militär aus diversen Ländern hatte vorher eingegriffen. Hotel Rwanda (Hotel Ruanda) erzählt diese Geschichte aus der Perspektive eines einzelnen Mannes, der seine Familie retten will.
Don Cheadle spielt Paul Rusesabagina, einen Hotelmanager in Kigali, der Hauptstadt Ruandas. Als die ersten Ãœbergriffe beginnen, fürchtet er um die Sicherheit seiner Familie, denn er ist zwar ein Hutu, seine Frau allerdings eine Tutsi. Er quartiert alle erstmal in seinem Hotel ein; im Laufe des Films flüchten immer mehr Tutsis in das Hotel. Die UN schützt das Gebäude zunächst, wird dann aber abgezogen, anstatt sich den näherrückenden Hutus entgegenzustellen. Nick Nolte als Kommandeur sagt es bitter: “We are peacekeepers, not peacemakers.” Der Kampf von Paul, sich den Ãœbergriffen zu erwehren, Nahrungsmittel für schließlich über 1000 Flüchtlinge heranzuschaffen, seine Familie und Freunde zu beschützen und vor allem selbst schlicht und einfach am Leben zu bleiben, bildet das Grundgerüst des Films.
Was Hotel Rwanda so schmerzlich macht, ist erstens natürlich die Tatsache, dass der Film auf wahren Begebenheiten beruht. Auch die Geschichte von Paul ist authentisch. Zweitens schafft der Film es aber, die Distanz zwischen dem Objekt auf der Leinwand und dem Zuschauer fast zu eleminieren. Keine der Figuren im Film kann sich seines Lebens sicher sein. Durch eine sehr schnelle Erzählweise, in der ein Schlag auf den nächsten folgt, wird die Unruhe, die Angst, die Panik nach und nach auf den Zuschauer übertragen. Man traut sich irgendwann kaum noch Luft zu holen, weil man sich selbst plötzlich verfolgt, beobachtet und zutiefst verunsichert fühlt. Die Willkür der Protagonisten wird erlebbar, die Todesangst der Opfer spürbar. Hotel Rwanda ist absolut kein Film für einen gemütlichen DVD-Abend. Stattdessen ist er einer dieser Filme, die eine fast überlebensgroße Geschichte ganz schlicht und einfach erzählen. Gerade durch diese Nicht-Überhöhung der Charaktere wird die Tat von Paul, nämlich über 1000 Menschen das Leben zu retten, indem er sich selbst ständig in die Ziellinie wirft, so heroisch. Und das, obwohl Paul doch nie ein Held sein wollte, sondern nur ein Hotel führen wollte, das leider zum falschen Zeitpunkt im falschen Land stand.
Mich hat der Film auch sehr berührt. Besonders hat mich die Tatsache getroffen, dass ich dem Konflikt damals, als er vage durch die Medien ging, kaum beachtet habe. Ich hatte den Sachverhalt völlig falsch eingeschätzt und jeglicher Bericht der “x Tote bei Unruhen in Afrika” lautet, haben für mich eine neue Bedeutung erhalten. Manchmal sind Zahlen das beste Versteck…
da anda am 27. May 2005
Nolte ist hier offensichtlich nach dem Vorbild des damaligen General “Dallaire” entwickelt worden.
Es gibt eine Dokumentation über diesen Mann, der mehrere Selbstmordversuche hinter sich hat, die mit zu den bewegendsten Stücken Film gehören, die ich jemals gesehen habe. Man fragt sich wie sehr ein Mensch leiden kann, wenn er der Meinung ist, er habe den Tod von annähernd einer Million Menschen nicht verhindert.
Er hat auch ein Buch geschrieben…aber das Beispiel wie er selbst droht zu verrohen in dieser Umgebung (er schiesst ein ganze Magazin auf einen streunenden Hund, der seine Ziege angreift) ist nicht in Worte zu fassen.
Hier ein kleiner Link – dort kommt man auch auf Infos zur Dokumentation…die aber normalerweise 1x im Jahr auf arte/3sat etc. läuft.
http://www.turboprop-pinguin.ch/index.php/2004/08/10/the-last-just-man/
catch22 am 31. May 2005