Milchmädchenbettchen
Neues Bett (Massivholz), neue Lattenroste (verstellbare „Komfortzonen“ für Schultern und Hüfte), neue Matratzen (anti-allergen): ein halbes Monatsgehalt.
Neue Bettlaken für das neue Matratzenformat (und wenn wir schon mal bei Ikea sind, auch gleich neue Bettwäsche und neue Tagesdecke, die farblich besser zum Bett passt als die alte): jetzt isses auch egal.
Kaufdatum: Mitte Januar.
Vom Geschäft angekündigtes Auslieferdatum: Ende Februar.
Tatsächliches Auslieferdatum: 27. Mai.
Zinsen, die ich auf die Kaufsumme gekriegt hätte, wenn das Geld auf meinem Konto geblieben wäre anstatt in der Kasse des Ladens, in die ich es blöderweise direkt beim Kauf gezahlt habe: garantiert mehr als der Gegenwert des popeligen 20-Euro-Entschuldigungs-Gutscheins, den sie mir freundlicherweise irgendwann im März geschickt haben.
Überraschte Blicke über die Aufbauanleitung, die genauso aussah wie die des schwedischen Möbelhauses (inklusive Imbusschlüssel): einer. Aber ein langer.
Fehlende Schrauben: keine. Ha! That’s new.
Blaue Flecke beim Ums-Bett-Rumlaufen-und-an-fiesen-Ecken-Stoßen, weil meine Unterschenkel noch an das gepolsterte ligne roset-Schlafsofa gewöhnt sind und deshalb mit Ecken und Kanten noch sehr fahrlässig umgehen: Googolplexe (hat der Begriff überhaupt einen Plural?).
Winkel, den meine Beine jetzt bilden, wenn ich auf der Kante sitze, im Gegensatz zu vorher auf dem Schlafsofa, das quasi 20 Zentimeter über dem Boden lag: 90. Normale Betthöhe. Hatte ich noch nie. Fühle mich sehr erwachsen. Beziehungsweise wie ein Kapitän, der das Schlafzimmer jetzt von gaaaaanz weit oben überblickt.
Aufbauzeit: knappe Stunde.
Videokassetten, die ich zum Abstützen des ersten Seitenteils benutzt habe: acht. Ich wusste, die Dinger sind noch zu etwas gut.
Urlaubstag, den ich für den Empfang der Lieferung genommen habe: ein halber.
Urlaubstag, den ich zusätzlich genommen habe, weil ich aus dem frisch aufgebauten Bett mit der neuen Bettwäsche nicht wieder aufstehen wollte und schon gar nicht, um in einen 45 Grad heißen Bus zu steigen: ein halber.
Stunden, die ich im Bett rumgelungert habe, um zu lesen, am Gamecube zu daddeln und zu surfen: fünf.
Stunden, die ich nachts im Bettchen geschlafen habe: keine. Hab beim Kerl geschlafen.
Die Blauen Flecken nach dem Bettneukauf konnte ich geschickt vermeiden, nachdem die Mutter der Liebsten mit einem “Da stößt man sich ja jeden Abend dran” das begeistert vorgezeigte Katalogbild kommentierte.
So ist Vorsicht beim Betreten des Schlafzimmers erste Pflicht – nicht weil ich ein Weichei bin, sondern weil ich ihr natürlich niemals recht geben kann. Bin allerdings noch nicht sicher, ob ich ihr dafür danken soll.
Spitshine am 28. May 2005
ENTHÃœLLUNGSKOMMENTIERUNG:
von erbsenzähler mo
was Sie schon immer über die finanziellen verhältnisse der anke g. wissen wollten:
die fakten:
– a.g. hat ein bett für ein halbes monatsgehalt erworben
– a.g. hat dieses bett in bar bezahlt
– das bett dann 3 monate zu spät ausgeliefert bekommen
– und dafür einen €20 entschuldigungs-gutschein erhalten
– a.g. sagt, dass dies weniger sei, als eine verzinsung des bettkaufpreises über die drei Monate
die rechnung:
– wenn man eine Verzinsung von 2,5% unterstellt, hätte das Bett €3.200 kosten müssen, um über drei Monate €20 Zinsen abzuwerfen
– da dieser betrag von frau g. allerdings als “popelig” bezeichnet wurde, ist anzunehmen, dass mindestens ein dreistelliger betrag von ihr als eine angemessene verzinsung angesehen würde. bei den oben unterstellten 2,5% ergäbe sich so ein Bettkaufpreis von €15.000
– da das bett ein halbes monatsgehalt gekostet hat, verdient frau g. €30.000 monatlich
die fragen:
– brutto oder netto?
– wieviel davon finanziert den berufsimmanenten koks-habit?
– kann frau g. die dicken geldbündel in der anti-allergen matratze verstecken?
mo am 28. May 2005
Hence the title: Milchmädchenbettchen :-)
Anke am 28. May 2005
Wenn Googolplex nicht mehr ausreicht: http://www.googolplexian.com/
Oder nach der Definition von ‘wimmelt’: A wimmelt in B, wenn A in B in maximaler Anzahl vorhanden ist:
Dein Körper wimmelt von blauen Flecken.
Klaus am 28. May 2005
Mal ein wenig konstuktiver Kommentar von mir: Schöner Beitrag :)!
HerbStumpf am 28. May 2005
Urlaub nehmen müssen, weil ein teures Produkt selbst nach mehreren Monaten Planungszeit nicht dann ausgeliefert werden kann, wenn der Besitzer zu Hause ist … traurig, traurig. Daraus lässt sich schließen, dass bei weiterhin steigenden Arbeitszeiten die Konsumfreude weiterhin nachlassen wird, denn soviel Urlaub kann man sich dann gar nicht mehr leisten. Es sei denn, der Handel macht es zur Mode (Kleinigkeit für eine gute Werbeagentur), dass man Artikel künftig nur mehr bezahlt und dann sonntags im Schaufenster beguckt: “Das ist mein Bett! Schön isses! Schade, dass ich nie Zeit habe, darin zu schlafen.”
Astlochgucker am 29. May 2005
“Sollten Sie beim Auspacken einen sog. “Neugeruch” (Eigengeruch) feststellen, so lassen Sie die Matratze einige Zeit in freier Luft stehen, der Geruch verflüchtigt sich in kurzer Zeit” flötet der Hersteller einer monatsgehaltteueren Qualitätsmatratze auf dem Beipackzettel. Den Vorschlag, einfach zwei Wochen in Urlaub zu fahren, ein Hotelzimmer zu nehmen oder solange im Wohnzimmer auf der Luftmatratze zu übernachten haben sie sich offensichtlich verkniffen. Ist das bei Ikea besser?
thomas am 29. May 2005
Weiß nicht. Hab noch nie Matratzen bei Ikea gekauft.
Anke am 30. May 2005
anke,eins solltest du wissen : bei ikea gekaufte möbel (egal ob bett, stuhl oder tisch) bringen immer ein hohes verletztungspotential mit sich.logisch ! deshalb sollen/können die ja auch vom käufer selber aufgebaut werden ;-)
das bei deinem kauf keine schraube gefehlt hat empfinde ich persönlich als ein kleines wunder.
und wenn man schon bei ikea einkauft,sollte man auch die obligatorischen teelichter und eine packung servierten mitnehmen. nicht zu vergessen : den hotdog für 1 € !!!!!!
wohnst du nur oder lebst du schon ?
in diesem sinne …einen schönen tag noch :-)
ich am 08. July 2005