Elektra

Halbwegs stimmiger Film aus der Reihe „Superhelden sind auch nur Menschen“. Diesmal ist es Jennifer Garner als Elektra, die netterweise etwas vollständiger angezogen rumläuft als ihre gezeichnete Vorlage. Trotzdem sieht sie beim Sporteln aus Schlaflosigkeit aus wie Cindy Crawford in ihren Fitness-Videos, und die diversen Kämpfe mit Männern, Kindern und Dämonen sind so hübsch choreografiert, dass nicht mal ihre Frisur in Unordnung gerät. Bei dem Wort „Dämonen“ ist dann auch klar, dass Elektra es mit Logik, Charakterbildung oder Schwerkraft nicht ganz so genau nimmt, aber egal. Das tun Comics meistens auch nicht. Ich fand den Streifen harmlos-nett-entspannend und damit unterhaltsam, denn ich hatte das Gefühl, dass hier die Hintergrundgeschichte der Heroine (als Kind die Mama verloren, böser Karate-Meister, der sie aus dem Camp schmeißt, und dann auch noch seit Ewigkeiten keinen Sex mehr gehabt) nicht nur gelaberter Einschub zwischen den Kampfszenen ist, wie man das aus anderen Comicverfilmen kennt (Daredevil, anyone?). Im Gegenteil, ihre persönliche Geschichte und die Suche nach sich selbst waren der eigentliche Motor des Films, während die Kämpfe eher ein Grund dafür waren, ein bisschen Haut und Muskeln zu zeigen.

Jennifer Garner macht ihre Sache ziemlich ordentlich. Manchmal fühlt sich Elektra zwar an wie eine Doppelfolge Alias, aber dafür gibt’s zum Ausgleich Goran Visnjic und Will Yun Lee zum Angucken und teilweise sehr schöne Settings, bei denen man sich wünscht, ein bisschen mehr Geld übrig zu haben, um dieses entzückende Schlösschen für den Winter zu mieten. Und wenn Elektras roter Kampfdress nicht so arg übercoloriert rübergekommen wäre, würde ich auch noch kurz die ausgewogene Farbigkeit des Films loben können.

15 Antworten:

  1. Halbwegs stimmiger Film? Naja, Filme sind auch oft Geschmackssache, aber ich finde Elektra absolut unterirdisch.

    Wie auch immer. Man kann ja nicht immer einer Meinung sein ;)

  2. Er war aus meiner Sicht so lala. Allerdings im Vergleich zu “Alias” ganz klar ein Film aus der Reihe “Neuer Realismus”

  3. ich habe mir ‘elektra’ nach diesem grauenhaften ‘daredevil’ dann nicht mehr angeschaut (vielleicht ja jetzt nach deiner rezension).
    schade finde ich in diesem zusammenhang, dass zwei der interessantesten marvelcharaktere so dem ‘mainstream’ vollkommen falsch vorgestellt worden sind. gerade die daredevil-stories von frank miller (can’t wait for ‘sin city’!) oder besonders kevin smith hätte ich gerne vernünftig umgesetzt gesehen…

  4. > dass Elektra es mit Logik, Charakterbildung oder
    > Schwerkraft nicht ganz so genau nimmt, aber egal.
    > Das tun Comics meistens auch nicht.

    buuuh. pfiffe.

    einfach mal die richtigen comics lesen und nicht gleich MARVEL gleich COMICS setzen. es gibt so viele schoene comics von herren und damen, die sich sehr wohl fuer oben genanntes interessieren und die wollen sicher nicht mit fiesen machwerken ueber einen kamm geschoren werden.

  5. 90 Minuten den grossen Zeh beobachten oder Elektra schauen?
    Schaut euch den Zeh an ;-).

  6. @myk: einfach mal die richtigen Marvels lesen und nicht gleich Marvel gleich Marvel setzen. es gibt so viele schoene Marvels von herren und damen, die sich sehr wohl fuer oben genanntes interessieren und die wollen sicher nicht mit fiesen machwerken ueber einen kamm geschoren werden.

  7. @dogfood: ich geb´s zu latenter intoleranz nicht ganz unschuldig zu sein, vor allem was Marvel angeht. aber… welche marvels waeren denn das!? und jetzt bitte nicht alias, oder punisher, oder powers oder so was.

  8. Hab mich schon gefragt, wann der erste Kommentar der Comic-Fraktion aufläuft :-)

    Ich muss zugeben, dass ich Elektra als Comic nicht gelesen habe und daher auch nicht sagen kann, ob die Buchvorlage nun besser ist. Ich habe mit dem Medium Comic einfach meine Schwierigkeiten. Jedenfalls mit allem, was über Tim und Struppi hinausgeht. Ich kann mich weder an den Zeichnungen noch an den Figuren erfreuen, und ja, ich habe schon durchaus mehrmals versucht, die „guten“ Comics zu lesen, da mein Kerl über eine beträchtliche Bibliothek verfügt. Aber irgendwie ist das nicht mein Ding. Und wenn man die Vorlage nicht kennt, fand ich „Elektra“ okay. Nicht so okay wie die „X-Men“, aber okayer als „Daredevil“ oder die letzten „Batman“-Machwerke.

  9. naja. war daredevil nicht mit BEN AFFLECK? damit ist doch alles gesagt. da war sein einer gesichtsausdruck auch noch hinter einer maske versteckt…

  10. welche marvels?

    elektra ist ein gutes beispiel: das tradepaperback von frank miller und bill Sienkiewicz “elektra assasin”, ist übrigens sperriger zu lesen als 95% der comics die in europa rauskommen, und dann “elektra lives again” von frank miller.

    bleiben wir beim daredevil: bei den tradepaperbacks des daredevils in der marvel knights-serie kann man b-e-d-e-n-k-e-n-l-o-s zugreifen. ich verbürge mich zumindest für die nummern 1-9 und da nr. 10 und 11 auch von bendis/maleev stammen, müssten die eigentlich auch was taugen.

    insbesondere wenn man diese marvel knights/daredevil-serie liest, merkt man erst, wie stark der daredevils-film nicht nur qualitativ abstinkt, sondern ein zerrbild liefert. die frage vom rache und töten wird vom film recht simpel gelöst: daredevil tötet in den anfangsminuten einen gangster. in den comics (nicht nur) von bendis/maleev hingegen ist dieses mehrere hefte lang zentrale frage.

    kongenial, wenn auch älter, “metropol” von ted mcKeever. das erste heft besteht aus einer einzigen, knapp 20-30 seiten langen kamerafahrt.

    auch nicht taufrisch, noch nicht mal marvel, aber vom vertigo-imprint von DC: “100 bullets” von azzarello und risso

    ich habe zuhause tonnen von comics, etwas mehr europäische als US-amerikanische, aber seit einigen jahren machen mir die variationen des superhelden-themas mehr spaß, als der ewig gleiche sud der aus europa kommt: entweder die altmeister wie moebius, die sich nur noch um sich selbst drehen, oder die jungspunde die 08/15-manga oder -fantasy-zeug am fließband produzieren. die kleinode sind auch im frankophonen raum sehr selten geworden.

  11. anke,
    probier’ mal ‘marvels’ von marvel, der müsste dir gefallen. oder ‘watchmen’ von DC! ansonsten: dogfood weist dir ja den rechten weg… tim und struppi? pfft!

  12. @ dogfood: ok. klar, dass wir nicht zusammenkommen. marvel knights fand ich langweilig. die kevin smith daredevil haette ich vor enttaeuschung fast weggeschmissen (damals dachte ich noch, kevin smith haette “was drauf”). 100 bullets, oh weh. war auch nicht meins. aber ich finde ja auch SIN CITY nur mittelmass…

    METROPOL dagegen, ist grosse klasse.

  13. @stefan: “marvels”: meinst du diesen superrealismus von alex ross? wenn ja: witzig mal die superhelden quasi “in natura” zu sehen, aber inhaltlich wars dürftig. watchmen ist in der tat großartig (wobei witzigerweise gibbons mitunter besser schreiben als zeichnen kann: “aliens: sanctuary”).

    @myk: werf mal einen blick auf die brandis/maleev daredevils. der zyklus rund um den fall des kingpin zählt mit zum besten der aktuellen dekade.

    sin city: bin ich auch kein großer freund von. der erste band war net zu lesen, weil “pulp” und die schwarz-weiß-zeichnungen (plus akzentfarbe) ungewöhnlich für den massenmarkt waren, aber die anderen bände musste man sich nicht geben.

    metropol: wem metropol gefällt, sollte unbedingt auch die vorgänger “eddie current” und “plastic fork” auftreiben. eddie current ist der direkte vorläufer (taucht auch in metropol auf): ein geisteskranker der mit einem gekauften “superheldenanzug” die sicherungen in der irrenanstalt lahmlegt und die 12 stunden bis zum nächsten morgen nutzen will, um die welt besser zu machen.

    http://images.amazon.com/images/P/1878574205.01.LZZZZZZZ.jpg

  14. MARVELS? pfui teufel. alex ross hat doch frueher die cover fuer den WACHTURM gezeichnet… ;)

  15. Hey, Jungs, wie wär’s mit nem Comic-Blog? Für mich sind das hier alles böhmische Bildergeschichten, aber anscheinend kann man über das Thema ja ne Menge sagen.

    (Mi commentarios es su commentarios. Oder so.)