Lieblingswort:

mürbe

Es klingt anders, je nachdem, in welchem Zusammenhang man das Wort verwendet. Reden wir von Keksen oder Kuchenteig oder irgendetwas anderem, was man genießen kann. Dann mag ich dieses Mundverrenken beim Ü, dieses kurze Innehalten beim Vokal beziehungsweise das Dazu-Gezwungenwerden. Denn sonst schmiert man verbal so durch diese kleine Schönheit und macht ein müebe draus, und das klingt ekelhaft. Stattdessen zieht sich der Mund kurz zusammen, wie um dem Wort einen Kuss aufzuhauchen, um dann formvollendet ein sattes R nachklingen zu lassen. Man kann sich fast ein wenig auf dem R ausruhen, sich nochmal im Geiste umdrehen und dem M dahinten zuwinken, das das Wort so schön schmeckig mmmmmmjamlecker eingeleitet hat. Und nach dem R kommt das butterweiche B, ganz fein dahingeschleckt, bevor das E keck den Zuckerguss obendraufsetzt.

Reden wir allerdings von Geistesverfassungen, von gespannten Nerven, von körperlichem Unwohlsein, dann fühlt sich das Ü auf einmal nicht mehr so glücklich und zart an, sondern flach und atemlos, matt und sehr, sehr müde. Das R klingt auf einmal nicht mehr rund, sondern brüchig, und man kann es kaum erwarten, beim E anzukommen, um dieses staubtrockene, spröde Wort hinter sich zu lassen, das so schmallippig beim M begonnen hat. Man stockt beim R, es ist fast ein Hindernis zwischen den Silben, es bleibt im Mund und will nicht wieder gehen, wie ein schlechter Geschmack, den man sich ausspülen muss, vielleicht mit dem E, vielleicht ist man es dann los, das mürbe, das einem bescheinigt, gerade sehr dünnhäutig zu sein.

2 Antworten:

  1. Mir läuft’s bei “Kanalknotenpunkt” und “Kakao” und “Kokos(nuss)” wohlig den Rücken runter…

  2. Synästhetikerin, wie? Wie schmeckt das Ãœ und welche Farbe hat es für Dich? (uppps … geduzt, naja, heute ist hier Matjesfest, da sind wir nicht so förmlich – no offence, please)