Zitierfähigkeit
Der oben stehende Artikel hat mich mal wieder an eine Frage erinnert, die ich der sprachlich begabten Leserschaft schon länger stellen wollte.
Die Ãœberschrift “Bloggers need not apply” ist ein Zitat aus dem Artikel, also nicht von mir. Das will ich deutlich machen, indem ich den Satz in Anführungszeichen setze. Im Deutschen eins unten und eins oben. Nun ist der Satz aber englisch, und im Englischen setzt man bekanntlich nur oben Anführungszeichen. Muss ein englischsprachiges Zitat in einem deutschen Text nun „so“ oder “so” ausgewiesen werden?
Definitiv mit deutschen Anführungszeichen, schließlich ist das Zitat auch in einem deutschen Text untergebracht. Die Quelle ist dabei völlig irrelevant.
IANARechtschreibprofessor ;)
Moe am 13. July 2005
Sie schreiben in Deutschland und in Deutsch. Amtssprache ist per Gesetz Deutsch. Also Deutsche Zeichensetzung, auch wenn Sie ein Japanisches Flugzeug in die Tüddelchen malen.
KleinesF am 13. July 2005
Ich wuerde es zwar in deutschen Anfuehrungsstrichen schreiben, dahinter aber in Englisch vermerken, dass das Blog deutschsprachig ist und die Konventionen es quasi erzwingen, das regelrecht falsch zu quoten. Dazu noch ein bisschen Hintergrundrot und schon sind alle zufrieden ;)
PS: Achso, hinterher noch ein sonores “Das war Englisch!” bitte.
Patrick am 13. July 2005
Im Duden (allerdings nur die alte 19. Aufl. von 1986) steht unter den “Richtlinien für den Schriftsatz” S. 71: “Bei einzelnen aus fremden Sprachen angeführten Wörtern und Wendungen setzt man die Anführungszeichen wie im deutschen Text. … Wird ein ganzer Satz oder Absatz aus einer fremden Sprache angeführt, dann verwendet man die in dieser Sprache üblichen Anführungszeichen.” Im Netz unter http://www.duden.de/service/download/textverarbeitung_duden1.pdf steht in etwa das gleiche. Also ist es nicht ganz so einfach. Im hier gegebenen Fall würde ich die englischen Anführungszeichen setzen.
clemens am 13. July 2005
KleinesF: Die Amtssprache ist doch aber in einem privaten Weblog völlig irrelevant…
Georg am 13. July 2005
Wennste deutsch schreibst, gelten die deutschen Regeln, auch wenn sich Fremdsprachiges in deinen Text verirrt. Das gilt für die Tüddelchen genauso wie für alles andere: So feiern die Amerikaner, wenn sie es in einem deutschen Text tun, keine Parties, sondern Partys.
Marc am 13. July 2005
Mach es wie Witwe Bolte – die macht es wie sie wollte.
Moppelmann am 13. July 2005
an kleinesF:
Wenn wir hier schon Korinthen absondern:
Normalerweise schreibt und sagt man nicht “in deutsch”, sondern “auf deutsch”. Viele tun’s fälschlich anders, sodass möglicherweise in ein paar Jahren die dann gültige Rechtschreibebibel auch “in deutsch” durchgehen lassen wird…
varzil am 13. July 2005
Der Artikel ist in Deutsch, das Zitat in Englisch. Die Anf.zeichen gehören inhaltlich nicht zum Zitat. Sind ergo automatisch in Deutsch. Also Deutsch.
(Und ich verwende neuerdings gerne die Dinger hier »…«, weil die anderen (Gänsefüße) html-ig nicht gut funktionieren. Sind auch Deutsch und Duden-konform)
Boris am 13. July 2005
an varzil: tut sie jetzt schon, für mich klingt’s auch gruselig (wahrscheinlich, weil es wie eine direkte Ãœbersetzung aus dem Englischen wirkt * ), aber ich kriege ja auch Gänsehaut beim transitiven Hamburger “Erinnern”.
* So wie der Modeausdruck “am Ende des Tages” – auf oder in deutsch heißt das Äquivalent zu “at the end of the day” “unterm Strich”.
Heute Korinthen gefrühstückt:
Marc am 14. July 2005