„10 Jahre Blogs in Deutschland“

Oder: Oma und drei Opas erzählen vom Krieg. Morgen Heute, Freitag, auf der re-publica, 16 Uhr, im großen Saal der Kalkscheune. Mit Oma Gröner, Opa Dahlmann, Opa Schwenzel und Opa Kantel. Wir freuen uns über Karamellbonbons, Kölnisch Wasser und Mottenkugeln. (Nicht damit werfen, bitte.)

Edit: Ich glaube, Ramses101 hat das ganze vorausschauend zusammengefasst.

reinstoff

Kinnings. Ich hab ja keine Ahnung. Ich war noch nie in einem Sternerestaurant, und ich backe doch bloß Bienenstich und mach Gnocchi und mir fehlen die ganzen schicken Koch- und Fressvokabeln, die einem richtig guten Restaurant würdig sind. Aber. Meine Güte, habe ich gestern fantastisch gegessen.

Das reinstoff in Berlin-Mitte besitzt einen Michelin-Stern, ist schlicht-geschmackvoll eingerichtet und überraschend leise, obwohl die Tische recht nah beieinander stehen.

Ich war ein bisschen nervös – „Die kleine Anke traut sich zum ersten Mal in ein Sternerestaurant“ und hatte Flashbacks zu Julia Roberts „Pretty Woman“, wo sie Schnecken durch den ganzen Laden wirft –, aber das war alles völlig unbegründet. Das Personal fand ich extrem aufmerksam, sehr höflich und nie überkandidelt-doof, sondern stets bemüht, uns zu erzählen, was wir da gerade vor uns haben. Gerade die Weinbeschreibungen fand ich sehr hilfreich, denn sie gingen über das übliche Gerede von „fruchtigen Noten und Schiefer“ hinaus; stattdessen wurde uns etwas über das jeweilige Weingut erzählt und in welchem Holz der Wein gelegen hat. Nicht dass ich damit irgendetwas hätte anfangen können, weil mir einfach die Vergleiche fehlen, aber ein paar Dinge sind doch hängengeblieben und helfen mir vielleicht beim nächsten Besuch. Und nebenbei hätte ich in allen Weinen, die wir bekommen haben, baden wollen.

Frau Modeste verspätete sich etwas, daher gab es für Frau Elise, Herrn Knüwer und mich erstmal ein paar Kleinigkeiten in dreifacher Ausführung, während wir beim Nachtisch dann jeweils alles vierfach vor uns hatten. Der Beginn war: Ricotta und Maränenkaviar; Erdnussflip, Cornichon und Dukka; Entenleber und Vogelmiere; Wachtelei mit Paprikaschaum.

Wobei der kühle Ricotta in einem knusprigen Hörnchen eingehüllt war und der Kaviar einen frischen Tupfer gesetzt hat. Der Erdnussflip knirschte feinwürzig vor sich hin und war frisch statt funnyfrisch. Die milde Entenleber war eingehüllt in geeiste Vogelmiere, was zusammen einen fast süßlichen Geschmack ergab, und das Wachtelei war … ein leckeres Wachtelei mit Paprikageblubber, aber, wenn ich es richtig geschmeckt habe, winzigsten Speckwürfeln oder salzarmen Salzkristallen, keine Ahnung, auf jeden Fall war irgendwas dabei, was das ganze noch gut gewürzt hat.

Vom 8-Gänge-Menü haben wir uns sechs schmecken lassen, Thomas und ich haben uns dazu die Weinreise gegönnt, was bedeutet, dass wir zu jedem Gang den passenden Wein bekommen haben. Ich hätte gerne eine_n Sommelier_e als Freund_in, der oder die mir zu jedem Müsli und zu jedem Käsebrot und zu jedem Stück Marmorkuchen einen Wein empfiehlt. Das Essen alleine war schon wundervoll, aber der Wein dazu hat allem eine weitere Ebene verliehen, die ich jetzt bitte gerne bei allem hätte. Ich nehme Bewerbungen entgegen.

Der Gruß aus der Küche: Buttermilchkürbis mit Süßkartoffelknusperkram und Roter Bete, die anscheinend luftgetrocknet wurde, so hauchdünn war sie – und so hauchzart-dunkelerdig hat sie über der mildsäuerlichen Kürbisbuttermilchmousse gelegen.

Ich habe mir die Auster und den Hummer erspart und stattdessen den Salat genommen. Thomas noch so: „Salat braucht keiner“, aber als er kam, war ich sehr dankbar, keine Auster essen zu müssen (die aber auch sehr gut aussah). Der Salat bestand aus den leckersten Kartoffeln, die ich je gegessen habe: Außen ein ganz winziges bisschen knusprig, innen butterweich. Dazu Périgord-Trüffel, die allem einen extrem leichten Hauch von Waldboden verliehen habe, und Kräuter, die ich nicht identifizieren konnte, die aber alle einen ganz eigenen Geschmack hatten – und alles zusammen war ein Traum. Dazu gab’s einen deutschen Weißwein, den ich natürlich vergessen habe. Der war gut, aber von allen Weinen der „einfachste“. Recht geradeaus, ein bisschen Säure, kaum Frucht. Nettes Schlückchen.

Gänseleber, Pilze und Birkenwasser. Das Birkenwasser gab’s nicht nur als Sorbet auf dem Teller, sondern auch im Glas dazu – schmeckt ein bisschen wie abgestandenes Vittel. Als Sorbet mit der weichen Gänseleber und den bissfesten Pilzchen war es aber großartig. Ich ärgere mich etwas über die Bildperspektive, denn die Pastete war so schick aufgeschichtet wie eine Skischanze, und das kann man hier überhaupt nicht erkennen. Das Grünzeug hat allem eine gewisse Frische verliehen – aber der Kracher war die Weinbegleitung. Es gab einen Gewürztraminer, der schon meine Nase völlig überzeugt hat mit seiner Dichte und Größe und Lieblichkeit, ohne süß und klebrig zu sein. Viel Körper, ganz groß im Mund, aber ohne den Hammer, der den Kopf kleinklöppelt und beim ersten Schluck daran denken lässt, dass man den Wein morgen ganz sicher bereut. Erster Vorsatz: mehr Gewürztraminer trinken.

Mein Lieblingsgang: Rotbarbe, Schweinebäckchen und Ratatouille. Wobei ich bisher unter „Ratatouille“ einen Berg an Gemüse verstanden habe und nicht diese scheinbar mit dem Skalpell zerteilten Miniwürfelchen, die ich kaum essen wollte, so mühevoll hergestellt sahen sie aus. Die Kombination aus Fisch und Fleisch fand ich unsagbar lecker, und ich habe noch nie so knusprigen Fisch gegessen. Man konnte mit dem Messer behutsam die Haut zerknacken, und darunter floß weißweicher Fisch auf die Gabel. Der Wein dazu war ein spanischer Weißer, dessen Traube ich leider, leider vergessen habe. Ganz viel Banane und Mango und ein bisschen Ananaseis, aber nicht süß, sondern kernig. Wie eine Lush-Filiale für Holzfäller.

Ein bisschen was zum Magenaufräumen: Zitrusfrüchte und -sorbet, Heavy-Water-Wodka. Jo. Wie der Name schon sagt. Zitronensorbet und Stöffchen. War okay, aber bei dem Gang dachte ich, hättste man die Austern genommen und den Gang weggelassen.

Auch hier nervt die Perspektive etwas, denn das ganze sah wesentlich aufgeräumter aus als hier. Das mild-würzige Hochrippenstück vom Bremer Rind fand seinen knackigen Gegenspieler in den Linsensprossen, deren Rohheit mir sehr gut gefallen hat. Ich weiß schon gar nicht mehr, was der Rest war: extrem leckeres Gemüse. Und auch wenn Thomas meinte, ich solle nie das Wort „Textur“ verwenden, weil Dollase das dauernd sage (wobei Florian meint, Dollase sage dauernd „Aromaakkorde“) – hier passt es, weil hier eben alles zusammenkam: Festes, eher Weiches, außen knusprig, innen zart, alles bunt, alles toll, alles durcheinander und doch oh so passend. Und dazu einen spanischen Rotwein, der anscheinend gar nicht weiß, was Tannin ist, aber die gleiche Würde und Erhabenheit mitgebracht hat wie die ollen, staubigen Franzosen. Ich habe mir Tempranillo gemerkt, den ich sonst eher mit gelangweilten Schwarzkirschen verbinde, aber hier hatte ich dunkle Beeren in der Nase und im Mund die gesamte spanische Hochebene und ein bisschen Stierblut mit Schokoladenholzsplittern.

Der Nachtisch in zwei Teilen: Pure Caraïbe, Kirschblüte, Reis, Tee und Tonkabohne. Ich habe keine Worte mehr, ich war wirklich irgendwann überfordert von den ganzen hingezauberten Köstlichkeiten. Süß, fein, mild, nicht zu süß, nicht zu fein, nicht zu mild. Und dazu den ersten Portwein, den ich getrunken habe. Zweiter Vorsatz: mehr Portwein trinken. Den kippe ich mir jetzt in Quarkspeisen und Milchreis und strecke den Agenturkaffee damit.

In vierfacher Ausführung von links nach rechts: Schokolade, Parmesan und Rosmarin; Walnuss-Eiskonfekt; Kaffeebrause; gelbe Bete und Pistazie. Ich weiß nichts mehr, ich habe nur noch selig-dumm gelächelt und wollte den Köch_innen die Füße küssen. Einen Espresso noch, den letzten Rest Port, ein Schluck Wasser, mit dankbarem Herzen 93 Euro fürs Essen und 55 für die Weine bezahlt und das Gefühl gehabt, das hätte auch das Doppelte kosten können und es wäre okay gewesen.

Ich habe früher in meiner grenzenlosen Ignoranz immer gedacht, das ist doch alles Schischi, das braucht kein Mensch, ne gute Linsensuppe tut’s doch auch. Ja, Linsensuppe ist toll, aber geeiste Vogelmiere ist auf einer anderen Ebene toll. Um mal wieder auf den Herrn Dollase zurückzukommen, dessen Geschmacksschule gerade zuhause auf dem Sofa liegt und auf mein Durcharbeiten wartet: Der Mann meint auch, man könne seine Sinne schulen. Ich hab halt mit Industriepizza angefangen, dann die Linsensuppe gekocht, und inzwischen hat sich bei mir der kleine Ehrgeiz eingenistet, die zehn Gurkenscheiben abends fürs Sandwich möglichst in der gleichen Dicke abzuschneiden, auch wenn’s eigentlich egal ist. Ich versuche, anders an Essen heranzugehen als noch vor einem halben Jahr, wo ich froh war, wenn die Gnocchi einfach geschmeckt haben. Heute will ich, dass sie auch noch gut aussehen. Und ich will eine Begleitung dazu haben, die das ganze über ein Alltagsgericht heraushebt. Und ich will den passenden Wein.

Natürlich waren das gestern recht übersichtliche Portionen, aber sechs davon hintereinander haben absolut satt gemacht. Und wie gesagt, ich war irgendwann wirklich überfordert von noch mehr und noch feiner und noch raffinierter. Das ist sicherlich auch Übungssache, wie ich anfangs bei meinen naiven Kochversuchen auch überfordert war von neuen Gewürzen und Aromen. Und jetzt taste ich mich eben an die so verballhornten Texturen und Akkorde heran. Für mich ist das alles noch äußerst spannendes Neuland, und ich kann es kaum erwarten, wieder essen zu gehen. Und wieder zu staunen. Und aufs tiefste dankbar zu sein, dass ich mir so etwas Wunderschönes leisten kann.

#thingsfatpeoplearetold

Brian von Red No 3 hat vor einigen Tagen ein Twitter-Meme gestartet: Things fat people are told. Einige der Sätze habe ich auch schon mal abgekriegt, aber ich ahne, dass viele schlanke Menschen keine Ahnung haben, was wir uns so anhören „dürfen“. Auf Shakesville fasst Brian zusammen:

“One person would talk about how they were told they would be pretty if they would just lose weight and a dozen would follow along the same lines. As would stories of those who were more direct in demeaning a person as “ugly.” As would stories of people told they’d never find love in a fat body. Or if they did find a partner, the person would just use them for sex. And if their partner didn’t just use them for sex, then there must be something wrong with them for being attracted to a fat person.

Someone would talk about being turned away from a clothing store and then another person would have the same experience. Others talked of being told they would only be accommodated if they bought their clothes online. More chimed in with lack of access to jobs, homes, and health care. If a fat person defied any of these pronouncements in any way, they spoke of having their lives and experiences denied. They couldn’t really have low blood pressure. They couldn’t really be getting married.

The hostility fat people experience is extreme. One woman spoke about being on an operating table for a C-section and having a surgeon mock her fat, suggesting they get rid of it while they’ve got her open. Another spoke of sitting in an ambulance while a police officer refused to believe she was raped. Others were told they should be happy to have been sexually assaulted. We heard about how transgender persons were belittled for being too fat to pass. We heard about fat people who were sick and were denied treatment until they lost weight. Fat mothers were told they were selfish for being fat because they would orphan their children. Or that their children would never love them. Or that they’d just ruin their children’s lives so maybe the baby should just die in the womb. People who were told they would die before their 21st birthday (or 30th, or 40th, as the needs of the threat demanded). It is very difficult to read.”

(via Skreees Gezwitscher)

Rhabarbertarte mit Vanillecreme

Für den Kuchen muss man ungefähr einen halben Tag Zeit einplanen plus Ruhezeit. Und dann schmeckt er dafür auch nur so okee. Also nicht schlecht, aber auch nicht so, dass ich ihn dringend nochmal machen müsste. Aber weil ich die ganze Arbeit hatte, müsst ihr da jetzt durch.

Das Rezept stammt aus der essen & trinken. Le tarte besteht aus dem Boden, der Vanillecreme und dem Rhabarberschlotz. Wir fangen mal mit dem Boden an, wir alten konservativen Bäckerinnen, wir. Dafür aus

140 g Mehl,
80 g Speisestärke,
80 g Puderzucker,
1/2 TL Backpulver,
1 Prise Salz,
1 Ei,
1 Eigelb und
100 g Butter

einen Mürbeteig herstellen. essen & trinken hätte gerne „nicht zu kalte“ Butter und eine Küchenmaschine. Ich habe die nicht zu kalte Butter und die restlichen Zutaten mit den Knethaken meines Mixers vermischt bzw. es versucht. Das hat nicht so gut geklappt, und daher bin ich auf die gute alte Methode „alles auf die Arbeitsplatte und mit den Händen verkneten“ ausgewichen. Da die Butter aber nicht, wie ich es von Mürbeteigen gewohnt bin, eiskalt war, war der Teig relativ schnell eine äußerst klebrige Masse, die ich kaum von der Arbeitsplatte in die Klarsichtfolie gekriegt habe, in der sie eingewickelt eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen soll.

Auch das Ausrollen („bemehlte Arbeitsfläche und ab in die Form“) hat deswegen nicht funktioniert. Ich habe den Teigschlotz in der Folie belassen und noch eine zweite Lage obendrauf gelegt – das konnte man dann ausrollen und zwar netterweise auch gleich in der richtigen Größe.

Wie auch immer ihr den Teig verarbeitet: Er soll irgendwann eine 26-cm-Tarteform auskleiden. Ich habe meine nagelneue Pie-Form eingeweiht, die etwas kleiner ist, weswegen mein Boden sehr üppig ausgefallen ist. Die mit Teig ausgekleidete Form nochmals 30 Minuten im Kühlschrank parken.

Dann alles mit Backpapier abdecken, mit Blindbackzeug bestreuen und auf der 2. Schiene von unten im auf 200° vorgeheizten Ofen für insgesamt 25 Minuten backen. Nach 15 Minuten das Blindbackzeug entfernen. Den Boden in der Form vollständig auskühlen lassen.

Während der vielen Kühlzeiten des Teigs kann man sich um den Rest kümmern. Für das Rhabarberkompott

400 g Rhabarber schälen und in circa 2 Zentimeter lange Stücke schneiden.
50 g Zucker in einem Topf karamellisieren lassen, mit
50–60 ml Orangensaft (vulgo: dem Saft einer Orange) ablöschen.

Achtung, das faucht böse, aber aus dem Karamellklumpen wird beim Rühren relativ schnell wieder flüssiger Zucker. Den Rhabarber dazugeben und alles für fünf Minuten köcheln lassen, bis das Obst weich geworden ist. Wer will, lässt es völlig matschig werden, ich habe gerne noch ein paar Brocken im Kuchen. Das Kompott mit

3–4 TL Speisestärke, in
1–2 EL Wasser gelöst,
binden und ebenfalls auskühlen lassen. (Die ganzen Kühl- und Ruhezeiten läppern sich irgendwann zu einem halben Tag zusammen, aber ich hab euch gewarnt.) Für die Vanillecreme

4 Blatt weiße Gelatine in kaltem Wasser einweichen.

500 ml Sahne auf 400 ml einkochen lassen. Ich habe keine Ahnung, wie man das abmessen soll; ich habe alles einfach ein bisschen rumköcheln lassen, und als ich das Gefühl hatte, man sieht mehr vom reingehaltenen Holzkochlöffel als am Anfang, waren das für mich 400 ml.

Das Mark einer halben Vanilleschote,
80 g Zucker
und die tropfnasse Gelatine dazugeben und alles leicht abkühlen lassen. (ICH HAB EUCH GEWARNT.)

100 g Mascarpone dazugeben und alles im Topf ruhen lassen, bis die Masse leicht geliert (das hat bei mir fast eine Stunde gedauert). Dann endlich das abgekühlte Kompott auf den abgekühlten Boden geben und die dickliche Vanillecreme obendrauf. Aber essen dürfen wir den Kuchen immer noch nicht, denn jetzt kommt er für mindestens fünf Stunden in den Kühlschrank, damit alles schön fest wird.

Zum Servieren ein paar Löffel Espresso- oder Kakaopulver obendrauf. Ich fand den Boden sehr buttrig-bröselig, wo ich ihn gerne etwas knuspriger gehabt hätte. Das Kompott ist lecker, wird aber ziemlich von der sehr üppigen Vanillecreme erschlagen. Einzig das Espressopulver gibt dem ganzen noch ein paar aufmerksamkeitsheischende Spitzen. Wie gesagt, die Tarte schmeckt nicht schlecht, aber ich hätte das Rhabarberkompott lieber einfach so essen und aus der Mascarpone Tiramisu machen sollen.

“Fort Sumter has fallen”

Am 12. April 1861 begann der Amerikanische Bürgerkrieg.

Fort Sumter has fallen.

At approximately 2:30 p.m. this afternoon, Saturday the 13th, Major Robert Anderson, commander of the installation, agreed to evacuate the massive fortress that he and his troops have occupied for 110 days. His decision followed a 34-hour bombardment that began at 4:30 on Friday morning, after Major Anderson failed to accede to an ultimatum to quit the fort that had been issued by General Pierre G. T. Beauregard of the Confederate army.

The long-anticipated, long-feared war has begun.“

Und ich weise zum wiederholten Male – den auf gutes Zeug kann man ja nicht oft genug hinweisen – auf die hervorragende Serie Disunion der NYT hin.

Bienenstich

Wenn es irgendeinen Kuchen gibt, nach dem ich süchtig bin, dann Bienenstich. Fluffiger Teig, Vanillepudding, knackige Mandeln – wie kann man danach nicht süchtig sein? Deswegen habe ich mich sehr gefreut, bei Petra auf ein Rezept gestoßen zu sein, das ziemlich idiotensicher ist. Es macht zwar eine gewisse Menge Arbeit, schmeckt dafür aber auch nach einer gewissen Menge mehr.

Der Teig muss eine Nacht im Kühlschrank verbringen; für einen spontanen Kaffeeklatsch ist der Kuchen also leider nix. Aber fangen wir doch erstmal an.

250 g Mehl, Type 550,
1 TL Trockenhefe,
35 g Kristallzucker,
45 g Butter,
1 Ei,
1 Eigelb,
100 ml kühlschrankkalte Milch und
1 Prise Salz

in der Küchenmaschine oder mit den Knethaken eines Handmixers zu einem glatten, leicht glänzenden Teig verarbeiten. Wer will, haut noch Zitronenschale, Rum oder Vanille an den Teig; ich habe das alles weggelassen. Den Teig in Klarsichtfolie einschlagen, leicht plattdrücken, rundwirken und auf einem flachen Teller für eine Nacht im Kühlschrank parken. Am nächsten Tag in eine 28-cm-Springform einlegen (ich habe eine 26er genommen) und nochmals eine Stunde bei Raumtemperatur gehen lassen.

Frisch war der Teig eine einzige klebrige Masse, die ich kaum aus der Schüssel auf die Folie gekriegt habe; daher war ich etwas skeptisch, ob das wohl funktioniert. Hat es aber hervorragend. Am nächsten Tag war der Teig zwar nicht so großartig aufgegangen, wie ich das inzwischen vom Topfbrot kenne, aber man konnte ihn deutlich besser verarbeiten.

Jetzt die Mandelmasse herstellen, die lustigerweise die gleichen Inhaltsstoffe hat wie die Florentiner – kein Wunder, dass ich die Kekse auch so gerne mag.

40 g Kristallzucker mit
40 g Honig,
65 g Butter und
25 ml Sahne aufkochen.
85 g Mandelblättchen einrühren und nochmals aufkochen. Alles auf den gegangenen Hefeteig geben und im auf 220° vorgeheizten Ofen für 20 bis 25 Minuten backen, bis alles goldgelb aussieht. Bei mir haben 20 Minuten gereicht, obwohl sonst bei mir alles länger dauert als in den Rezepten angegeben. Lieber ab und zu nachschauen, damit die Masse nicht zu dunkel wird; dann schmeckt sie etwas bitter.

Den Mandelteig auskühlen lassen, aus der Springform nehmen und horizontal teilen. Auf den unteren Teil kommt die Vanillecreme. Dafür

2 Blätter weiße Gelatine einweichen.
250 ml Milch mit
50 g Kristallzucker und
dem Mark einer Vanilleschote (ich habe eine Messerspitze gemahlene Vanille genommen) aufkochen.

1/2 Päckchen Vanillepudding mit
1 Eigelb und
50 ml Milch anmischen und in die kochende Milch geben. Nochmals aufkochen, vom Herd nehmen, die ausgedrückte Gelatine unterheben und alles in einer Schüssel erkalten lassen. (Wobei ich mich gefragt habe, ob die Gelatine wirklich nötig ist, denn der Pudding wird ja auch so steif.) Danach

200 ml geschlagene Sahne unterheben und alles auf dem unteren Kuchenboden verteilen. Die obere Hälfte des Kuchens (die mit den Mandeln) in zwölf Stücke schneiden (ich habe nur acht rausgekriegt) und wieder auflegen. Dabei leicht in die Vanillemasse drücken.

Den Kuchen nochmal im Kühlschrank zwischenlagern, damit sich alles etwas verbinden kann. Das habe ich ungefähr eine Stunde durchgehalten, und dann haben der Kerl und ich uns über das Prachtstück hergemacht. Das heißt: Erstmal musste ich den Kuchen natürlich fotografieren, was der Herr des Hauses äußerst ungeduldig ertragen hat. Die kleine Nervensäge.

„When Class Meant Brie and Pears“

Die New York Times über die Vergänglichkeit von Luxusfutter:

„Brie Syndrome afflicts a wide range of foods and drinks that have had a challenging time holding onto their Fancy Champion of the World status. Chowhounds who are old enough to remember the days when Whitney Houston and Phil Collins dominated the pop charts can attest that, yes, there was a time when a plate of cold pasta salad with sun-dried tomatoes, accompanied by a glass of Perrier and followed by a handful of Famous Amos cookies, was considered a lunch fit for a duchess.

If tiramisù could speak, it would surely tell us that nothing lasts forever. (Watch your back, pork belly.)

Nowhere is Brie Syndrome more striking than in the realm of chocolate. Around the time that Brie was fastening its moldy grip on the American consciousness, the go-to brand for cocoa-bean luxury was, indisputably, Godiva. Back then, even though the chocolatier was owned by the Campbell’s Soup conglomerate, which later sold it to a giant Turkish company called Yildiz Holding, Godiva was often portrayed with the kind of lingo that we might now use to describe some small-batch chocolate ambrosia made by elves stirring medieval bronze caldrons in a monastically temperature-controlled loft in Seattle.“

Nutellakekse mit Haselnüssen

Braucht irgendjemand einen Einleitungstext, der noch mehr zum Backen animiert als die wundervolle Wortkombination „Nutellakekse mit Haselnüssen“? Dachte ich mir.

Das Rezept stammt aus der Kitchen in the Rockies, und ich habe es halbiert. Erstmal die Küche beduften:

40 g Haselnüsse für circa zehn Minuten im Ofen rösten und grob hacken. In einer Schüssel

125 g Mehl, Type 405,
30 g dunklen, entölten Kakao,
1 gut gefüllte Messerspitze Backpulver und
1 Prise Salz vermischen. In einer zweiten Schüssel

85 g zimmerwarme Butter zu einer weißlichen Creme aufschlagen.
80 g braunen Zucker,
75 g Kristallzucker und
145 g Nutella dazugeben und kurz weitermixen. Noch
1 Ei dazumixen und dann die trockenen Zutaten. Alles gut vermischen, die gerösteten Haselnüsse dazugeben und den Teig für zehn Minuten im Kühlschrank parken.

In der Zeit den Ofen auf 175° vorheizen und zwei Backbleche mit Backpapier auslegen. Nach der Ruhezeit den Teig teelöffelweise darauf verteilen. Zehn bis zwölf Minuten backen, und wie immer bei diesen amerikanischen Cookies gilt: Wenn sie aussehen, als seien sie noch nicht ganz fertig, sind sie fertig. Lieber leicht feucht nach zehn Minuten rausholen als zu trocken nach zwölf.

Bei mir sind 36 Kekse dabei rausgekommen, die bei uns nicht lange überlebt haben, weil sie so schön knusprig außen und so schön klietschig innen sind. Beim nächsten Versuch nehme ich mal die zartbittere Creme von Alnatura und haue Macadamia-Nüsse in den Teig. Und dann mach ich die doppelte Menge. (Und fotografiere einen Keks, bei dem man eine Nuss sieht. Hmpf.)

Tagebuchbloggen 04.04.2011

Am Sonntag habe ich die erste Manuskriptphase meines TOLLEN BUCHS abgeschlossen. Angefangen hat alles im Dezember mit einer wilden Stoffsammlung in meinem Moleskine. Die einzelnen Themen habe ich dann auf Din-A4-Papier geschrieben, das ich in Streifen geschnitten habe, damit ich die Inhalte hin- und herschieben konnte. (Nein, ich mache sowas nicht am Rechner, sondern lieber auf Papier. Wenn ich mir über einen 120-seitigen Autokatalog Gedanken mache, kritzele ich auch lieber mit einem Stift rum anstatt ein Flowchart anzulegen.) Nachdem ich die Themen in eine Reihenfolge gebracht habe, habe ich diese zwei Tage später über den Haufen geworfen und eine neue gemacht, diese ebenfalls nach zwei Tagen über den Haufen geworfen und mir wieder die alte vorgenommen.

Dann habe ich viele schlaue Bücher gelesen, in denen viele schlaue Dinge gesagt wurden, und mir gleichzeitig selber viele schlaue Gedanken gemacht. Dieses viele schlaue Zeug habe ich auf dutzende von blauen Karteikarten geschrieben, die ich unter meine Themenpapierschnipsel geordnet habe. Und als ich das Gefühl hatte, jetzt habe ich genug, um anzufangen, habe ich genau das gemacht.

Während des Schreibens entstand ein Kapitel, das gar nicht eingeplant war, während ich ein anderes wieder verworfen habe. Außerdem habe ich einige Sätze geschrieben, bei denen ich im Hinterkopf habe, dass die Formulierung noch nicht ganz so ist, wie sie sein könnte (rot markiert), Textblöcke, bei denen ich mir noch nicht sicher bin, ob ich sie überhaupt drinlassen möchte (rot markiert), und manchmal steht im Manuskript noch eine Behauptung, von der ich (noch) nicht weiß, ob ich sie belegen kann (rot markiert). Aber ich habe jetzt eine Rohfassung, an der ich rumklöppeln kann.

Es sind nicht alle Karteikarten verbraucht worden, weil ich mir bei manchen Gedanken oder Ideen selbst noch nicht klar war, wo sie hingehören. Auch das passiert jetzt im zweiten Schritt: möglichst alles irgendwie unterbringen, was mir am Herzen liegt. Wobei ich jetzt schon den dööfsten Doofsatz für alle Texter_innen im Hinterkopf habe, der leider wahr ist: Kill your darlings. Ich weiß jetzt schon, dass ich einigen meiner Lieblinge wahrscheinlich den Gnadenschuss werde geben müssen, weil sie einfach nirgends hinpassen. Vielleicht mache ich im Blog zum Buch eine Rubrik „Darlings“, und da stehen dann 100 Fakten, die keine Heimat haben. (Memo to me: Endlich mal das Blog zum Buch in Angriff nehmen.)

Meine Vorgabe waren 224 Seiten. Ich habe keine perfekten Normseiten konfiguriert, sondern mehr so pi mal Daumen mit Seitenrand und Zeilenabstand rumgedaddelt und bin bis jetzt bei 212 Seiten. Das müsste also passen, vor allem, wenn ich noch ein paar Karteikarten einarbeite.

Eigentlich müsste ich jetzt total motiviert und tatendurstig sein. Bin ich auf eine seltsame Weise auch, weil der erste und dickste Brocken weg ist und es nun ans „Schönmachen“ geht. Da liegen eine Menge Dateien auf insgesamt drei Festplatten (man weiß ja nie), und darauf bin ich schon mal sehr stolz. Trotzdem bin ich auf eine ganz unerwartete Weise traurig, weil da eben eine Menge Dateien liegen und der dickste Brocken weg ist. Ich bin monatelang mit dem Gedanken aufgewacht: Cool, ich schreibe ein Buch. Und gestern bin ich mit dem Gedanken aufgewacht: Naja, jetzt fitzeln wir da halt noch ein bisschen dran rum.

Gleichzeitig war ich in der Agentur, wo zwei neue Autokataloge geschrieben werden wollen, völlig hirntot. Ich habe von 9 bis 10 Uhr morgens nur blöd auf den Bildschirm gestarrt. Für eine halbgare Headline hat der Kopf noch gereicht, aber die ersten drei, vier Copyzeilen haben sich schon beim Schreiben so falsch angefühlt, dass ich das ganze Dokument in den Papierkorb gezogen habe. Neue Playlist angewählt, Kopfhörer auf und nochmal von vorne. Ich ahne, dass ich die gesamte Vormittagsarbeit von gestern ebenfalls in den Papierkorb ziehe, weil ich mich völlig uninspiriert gefühlt habe. Zum ersten Mal ahne ich, was das Wort „leergeschrieben“ bedeutet.

Ich glaube, ich lasse das Büchlein mal ein paar Tage rumliegen, bevor ich es wieder anfasse; Abgabetermin ist Ende des Monats, und es erscheint im September. Mit den Autokatalogen klappt das leider nicht; die haben eine engere Deadline. Womit ich eh hadere – ich kann mich nicht auf eine konzentrieren, sondern muss auf zwei sehr unterschiedlichen Baustellen schreiben –, ist im Moment noch nerviger als sonst, weil ich gerade wirklich gerne zwei, drei Tage lang gar nichts schreiben wollen würde. (Bis auf Blogeinträge, die sind Urlaub für den Kopf.)

“Though I hadn’t seen him in over twenty years, I knew I’d miss him forever”

Wunderschöner Blogeintrag von Wil Weaton über das Wiedersehen mit seinen alten Hauptdarsteller-Kollegen von Stand By Me. Alle bis auf einen. Via PatschBella.

„There were five chairs set up for us in a semi circle. Our names were on pieces of paper so we knew where to sit. I was between Rob and Corey, and Jerry and Richard sat to Corey’s left. When we all sat down, Rob looked down the row of seats and softly said to me, “it feels like there should be an empty seat here for River.”

People ask me about River all the time. He and I were close during filming, and for about a year or so after filming, but the sad truth is that he got sucked into a lifestyle that I just don’t have room in my life for, and we drifted apart. When he died, I was shocked and horrified, but I wasn’t completely surprised. I didn’t feel a real sense of loss at the time – the River I knew and loved had been gone for a long time at that point – but I felt sad for his family, and angry at the people around him who didn’t do more to help him help himself. Since he died, when I’ve talked about him, I’ve felt like I’m talking about the idea of him, instead of the person I knew, if that makes sense.“

Twitterlieblinge März 2011

Bücher März 2011

(Diesen Monat nur im Schnelldurchlauf.)

John Irving – A Widow for One Year

Schön. Mäandert wieder ein bisschen um die Haupthandlung rum, wenn’s denn eine gibt; hat mir aber sehr gut gefallen. Vor allem, weil sich Ort und Tonfall plötzlich radikal ändern, um dann wieder dahin zurückzukehren, wo man hergekommen ist. Und die beiden Sätze der Mutter ganz am Anfang und ganz am Ende sind einfach großartig. (Wenn ihr das Buch gelesen habt, wisst ihr, was ich meine.)

David Wagner – Vier Äpfel

Der Ich-Erzähler kauft im Supermarkt ein und denkt dabei über Gott und die Welt nach. Oder eher: über den Supermarkt, was er kauft und wie’s seiner Exfreundin geht. Ich hätte mir noch ein bisschen mehr Exfreundin gewünscht, aber das las sich alles sehr entspannt in sehr kurzer Zeit weg.

Mariana Leky – Die Herrenausstatterin

Da verlinke ich ganz faul auf Isabo, bei der ich das Buch im Blog gefunden habe und zitiere auch gleich ihr Urteil, denn das deckt sich aber sowas von absolut mit meinem: „Ich bin komplett begeistert und möchte, dass Ihr alle sofort in die nächste Buchhandlung geht und dieses Buch kauft. Weil es wundervoll, wundervoll, wundervoll ist.“

Mariana Leky – Liebesperlen

Gleich die nächste Leky hintendran. „Nur“ Kurzgeschichten statt Roman, aber genauso wundervoll, wundervoll, wundervoll. Jede einzelne Geschichte ist so präzise beobachtet und vor allem präzise aufgeschrieben. Ich mag Sätze, die nicht für Deppen formuliert sind, sondern dem Leser oder der Leserin die Chance geben, selber draufzukommen, warum diese Sätze so schön sind. So wie in der Geschichte, in der die Ich-Erzählerin in einer Buchhandlung arbeitet und ein gewisser Max Bücher kauft, sie einpacken lässt und sie ihr dann schenkt:

„Max steht lange vor dem Regal mit den Reclamheftchen, das aussieht wie ein Flachsfeld. Er ist groß. Wenn er sich aufrichtet, ist seine Nasenspitze bei Boccaccio. Ich brauche das Treppchen schon für die Göttliche Komödie.“

Tanja Dückers – Café Brazil

Auch eine Kurzgeschichtensammlung, aber leider überhaupt nicht schlau oder präzise formuliert. Ging mir nach drei Storys auf den Zeiger, weil es so angestrengt und offensichtlich „kreativ“ war. Nicht durchgelesen.

Michael Pollan – The Omnivore’s Dilemma

Genau wie bei In Defense of Food lernt man ne Menge, aber ich persönlich muss mich immer zusammenreißen, wenn das Argument „Wir sollten echt besseres Zeug essen …“ mit dem Satz verknüpft wird „… weil wir sonst alle verfetten und sterben“. Aber ich kenne da eine nicht mehr ganz junge Autorin, die just zu diesem Thema gerade ein Buch schreibt, das man mit „Wir sollten echt besseres Zeug essen, weil das super ist und uns keinen Kopf um reale oder eingebildete dicke Hintern machen“ umschreiben könnte. Ich werde weiter von ihr berichten. (Ob ihr wollt oder nicht.)

Susie Orbach – Fat is a feminist issue

Klassiker der Frauenliteratur. Der Guardian erklärt, warum. (Orbach kürzt ihr Buch übrigens sympathischerweise mit FIFI ab.)

Richard Christian Kähler/Lillian Kähler – Weißt du, was ich glaube, Paps?

Schönes Ding. Ein E-Mail-Wechsel zwischen Kähler und Tochter, in dem sie sich über Religion, Spiritualität, Zukunft, Vergangenheit und Snowboarden unterhalten. Ich konnte vielem zustimmen, vielem überhaupt nicht, aber das macht das Ganze ja gerade so klasse: dass der Kopf ein bisschen mitarbeiten kann. Und nebenbei habe ich in dem Buch das beste Argument für Gläubigkeit gefunden. Dem großkotzigen Ausspruch „Ich glaube nur an Dinge, die sich beweisen lassen“ setze ich jetzt geschmeidig ein „Dann glaubst du also auch nicht an die Liebe? Oder die Hoffnung?“ entgegen. Danke dafür.

Neil Gaiman/Mike Dringenberg, Malcolm Jones III, Chris Bachalo, Michael Zulli, Steve Parkhouse – Sandman 2: The Doll’s House

Hat mir noch besser gefallen als Vol. 1. Gleich mal die weiteren Bände ordern. Auch wenn ich danach sehr schlecht geschlafen habe.

Kohlrabicremesuppe mit süßsauren Radieschen

Das Rezept stammt aus der neuen essen & trinken und ist sofort auf der „Mach ich auf jeden Fall wieder“-Liste gelandet. Dauert eine gute Stunde, ist hübsch und lecker und reicht für vier sehr gut gefüllte Teller.

Erstmal die Radieschen süßsauer kriegen. Dazu

1 Bund Radieschen waschen, putzen und in 1–2 Millimeter dünne Scheiben schneiden. In einem kleinen Topf
1 EL Kristallzucker bei hoher Hitze karamellisieren lassen. Mit
100 ml Rotweinessig ablöschen. So lange vor sich hinkochen lassen, bis das Karamell sich ganz gelöst hat. Das waren bei mir nur wenige Minuten.
4 EL Grenadinesirup einrühren und alles zusammen über die Radieschen kippen. Diese eine Stunde marinieren lassen, dabei ab und zu umrühren.

In der Zwischenzeit kümmern wir uns um das Süppchen. Dafür

2 Zwiebeln fein hacken und in
1 EL Butter bei mittlerer Hitze andünsten. Wenn die Zwiebeln glasig sind,
500 g Kohlrabi (das waren bei mir zwei halbwegs große), in Würfel geschnitten, dazugeben und zwei bis drei Minuten mitdünsten lassen. Mit
100 ml weißem Portwein ablöschen und ihn fast verkochen lassen.
400 ml Gemüsebrühe,
250 ml Milch,
Salz und
Pfeffer dazugeben und den Kohlrabi in 15 bis 20 Minuten abgedeckt weich garen.

250 ml Sahne dazugeben, alles nochmal kurz aufkochen, mit einem Pürierstab in eine samtige Suppe verwandeln und durch ein Sieb streichen (das letzte hab ich mir gespart).

Mit 1–2 EL Zitronensaft und
geriebener Muskatnuss abschmecken. Zum Servieren die Radieschen abgießen, ein paar davon pro Teller in die Suppe geben und alles mit
Kürbiskernöl dekorieren.

Mit Sahnesuppen kann man bei mir ja nie was falsch machen, auch wenn ich sie recht schnell über habe. Hier gibt es aber mehrere Dinge, die die fiese Pampe etwas spannender machen. Der Schuss Zitronensaft hat mich sehr überrascht – man hat ihn nicht durchgeschmeckt, aber er hat das Rahmige wirklich etwas gemildert. Wenn man Radieschen und Suppe und Öl auf dem Löffel hat, kommt zuerst der warme, weiche Kohlrabi, dann die knackigen Radieschen, die den Gaumen davor retten, im Sahneteppich vor Langeweile zu sterben; sie sind zuerst fruchtig-süß und dann schön ziepig-sauer, und wenn man mehrere davon isst, macht das auch schön die Bronchien frei. Und dann kommt noch diese nussige Milde vom Kürbiskernöl hinterher, die alles verbindet und rund macht. Großartig. (Und bunt.)

Scharfer Tofu mit ner Menge Sojasauce und Zwiebligem

Nochmal Ottolenghi (ich erwähnte bereits die 80 Post-its im Buch). Der Tofu ist in einer knappen halben Stunde fertig und schmeckt fantastisch. Und wer keinen Tofu mag, kann das ganze ja mal mit kleingeschnittenem Hühnerfleisch probieren, das stelle ich mir auch äußerst lecker vor.

Die angegebenen Mengen reichen für vier Personen, wenn man noch Reis dazu serviert. Schmeckt aber auch prima ohne Reis, und dann reicht für mich alleine locker ein knappes Drittel.

800 g festen Tofu (ich nehme immer den geräucherten) kleinschneiden, kurz in
Mais- oder Speisestärke wenden und in
Pflanzenöl scharf anbraten, bis alles schön gebräunt und knusprig ist. Im Buch wird der Tofu sogar im Wok frittiert, aber anbraten tut’s auch.

Währendessen das Zwieblig-Scharfe vorbereiten:

12 kleine Schalotten (ca. 350 g),
12 Knoblauchzehen und
8 milde rote Chilischoten fein hacken.
3 EL frischen Ingwer reiben oder hacken.

Den fertigen Tofu aus der Pfanne in eine Schüssel umsiedeln, die Pfanne kurz durchwischen und wieder auf den Herd stellen.

150 g Butter hinein und dazu den ganzen Gemüseberg. Bei milder Hitze für ungefähr 15 Minuten braten, bis alles weich geworden ist. Ich brate es nicht ganz so lange, weil ich noch ein bisschen was zum Kauen haben will. Jetzt noch die Sauce vorbereiten. Dafür

3 EL Ketjap Manis,
3 EL helle Sojasauce,
4 TL dunkle Sojasauce und
2 EL Zucker vermischen.

Wenn das Gemüse fertig ist, den Tofu mit der Sauce dazugeben und alles für ein, zwei Minuten mitköcheln lassen.

5 EL schwarze Pfefferkörner zerstoßen und in die Pfanne geben. Oder für faule Menschen wie mich: ordentlich pfeffern.

16 dünne Frühlingszwiebeln fein hacken und ganz zum Schluss dazugeben. Notfalls nachsalzen. Musste ich nicht, die Sauce ist schon sehr würzig.

Ich habe beim ersten Zubereiten im unkonzentriert-hungrigen Zustand die Frühlingszwiebeln zusammen mit den Schalotten angebraten; hat auch geschmeckt, sah aber natürlich nicht ganz so grün und frisch aus auf dem Teller. Beim zweiten Zubereiten habe ich statt der Frühlingszwiebeln eine Stange Lauch verwendet (ich weiß nicht, warum ich gerade dauernd Lauch essen will) und die auch mit allen Zwiebeln mitgekocht, was okay geschmeckt hat, aber nicht so toll war wie die Frühlingszwiebeln. Beim dritten Zubereiten habe ich dann mal alles richtig gemacht und es mit Reis probiert. Das Gericht war Sonntag und Montag mein Mittagessen und Dienstag mein Abendessen, und ich hab schon wieder Lust darauf. Ja, es ist so lecker.

“Imagine that …“

Endangered Species Women, leider überhaupt nichts davon mitbekommen, via Fat Heffalump, one of my favorite Fat-Acceptance-Weblogs.