Gelesen im Februar 2016
Neben den acht Kilo Büchern und ausgedruckten Aufsätzen zum Nationalstadion in Peking habe ich immerhin drei weitere Werke geschafft, yay! Ich glaube, das mache ich im März wieder. (Manchmal vermisse ich Monate wie diesen.)
Patricia Highsmith – The Price of Salt: Or Carol
Die Geschichte spielt in den 1950er Jahren in New York. Die 19jährige Therese hilft über Weihnachten in einem Kaufhaus aus, wo sie sich in ihre mondäne Kundin Carol verliebt, obwohl sie mit einem Mann liiert ist. Im Laufe des Romans lernen wir die Menschen in Thereses und Carols Leben kennen und wie sie und ihr Umfeld mit ihrer Zuneigung füreinander zurechtkommen. Das ganze findet in der klaren, unaufgeregten Sprache Highsmiths statt, die ich schon bei The Talented Mr. Ripley so mochte. Ich muss gestehen, dass sich das Buch für mich etwas gezogen hat, aber es hat mir sehr gefallen, dass die Liebe zwischen den beiden Frauen nie hinterfragt oder seziert wurde – sie ist halt da und fertig. Wie jede Liebe eben.
Emma Donoghue – Room
Auf das Buch bin ich über die Verfilmung aufmerksam geworden (wie auf Carol übrigens auch). Nachdem ich das Buch innerhalb eines Tages verschlungen habe, bin ich mir nicht sicher, ob ich den Film dazu sehen möchte, obwohl Brie Larson mitspielt, in die ich seit United States of Tara sehr verliebt bin.
Ich versuche mal, nicht zu spoilern, obwohl das sehr schwer fällt: Room wird aus der Perspektive des fünfjährigen Jack erzählt, der in Gefangenschaft geboren wurde und daher nur den einen Raum kennt, in dem er lebt. Seine Mutter wurde von einem Mann entführt und wird seitdem von ihm festgehalten und immer wieder vergewaltigt. Jack ist ein Produkt dieser, ich will es gar nicht so nennen, aber mir fällt kein besseres Wort ein: Beziehung. Seine Mutter teilt seine Welt klar in echt und TV ein, also in das, was die beiden umgibt und alles, was es nur im Fernsehen gibt – zum Beispiel Wetter, andere Menschen, fremde Städte; das gibt es alles gar nicht, das ist alles TV. Warum sie ihm doch irgendwann erklärt, dass da draußen noch etwas anderes ist – unter anderem ein draußen –, kann ich nicht erzählen, weil es spoilert.
Was ich aber erzählen kann: Es hat seinen Grund, warum ich das Buch an einem Tag durchgelesen habe. Die Geschichte ist nicht so fürchterlich wie sie sich anhört, auch wenn es genügend Stellen gibt, die ich gerne mit geschlossenen Augen gelesen hätte, wenn das möglich wäre. Aber die Sprache von Jack macht alles erträglich, weil er gar nicht weiß, wie widerlich die Welt manchmal sein kann. Die ersten Seiten des Buchs sind etwas anstrengend zu lesen, weil man sich erst an Jack gewöhnen muss. Aber spätestens die Schlusskapitel, in denen er das draußen beschreibt, lohnen jede Mühe.
Gleich mal gucken, was Frau Donoghue noch so geschrieben hat.
Philip Ursprung – Die Kunst der Gegenwart: 1960 bis heute
Ja, kein Roman, aber nur Fiktion geht ja nicht, da weicht mein Gehirn auf, wissenschaftlich erwiesen, ne. Herrn Ursprung kenne ich aus diversen Aufsätzen über Architektur; in diesem schmalen und preiswerten Bändchen fasst er mal eben 50 Jahre westeuropäische und nordamerikanische Kunst zusammen. Für mich stand nicht viel Neues drin – anscheinend habe ich in den letzten drei Jahren doch besser zugehört als ich dachte –, aber als Einführung und wirklich blitzschnellen und sehr lesbar geschriebenen Überblick kann ich das Buch empfehlen.