Valkyrie
Ein Casting, das eigentlich nur schiefgehen konnte: Tom Cruise als Graf von Stauffenberg. Über diese Besetzung bin ich dann auch den halben Film lang nicht weggekommen, aber ich muss zugeben, dass mich Valkyrie (Operation Walküre) über lange Strecken dann doch erwischt hat.
Die Geschichte der geplanten Ermordung Hitlers und des darauffolgenden Staatsstreichs dürfte hinlänglich bekannt sein. Trotzdem schafft es Valkyrie, zumindest im zweiten Teil des Films durchaus spannend zu bleiben. Der erste Teil erschöpft sich darin, wie von Stauffenberg in den Kreis der Attentäter eingeführt wird, was zwar interessant ist, aber bei weitem nicht so ausführlich dargestellt wurde wie es war. Die gesamte Vorbereitung, die monatelangen Planungen, was genau mit Berlin und dem deutschen Reich passieren sollte, werden hier in zehn Minuten und zwei markigen Sätzen von Cruise abgehandelt. Dabei waren genau diese Planungen das Besondere an dem Attentat und seinen Folgen. Natürlich ist das kein guter Filmstoff, älteren Herren in Uniformen beim Diskutieren zuzugucken, aber genau diese inneren Skrupel, die es bei vielen Adligen, Politikern und Militärangehörigen zu überwinden galt, genau die haben dem Film gefehlt, um ihm wirklich Tiefe zu geben.
Das Attentat selber und die darauffolgende Kettenreaktion in Berlin sind allerdings absolut solide Unterhaltung. Ein sehr zügiges Tempo und die Konzentration auf einige wenige Hauptfiguren sorgen dafür, dass das militärische Gewusel und wer jetzt gerade auf welcher Seite steht, nicht zum Puzzle verkommt. Regisseur Bryan Singer verkneift es sich auch, zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken oder uns noch ein paar Spielberg’sche Botschaften mitzugeben. Die Geschichte wird erzählt, von Stauffenberg erschossen und damit ist der Film zuende.
Deswegen habe ich auch wirklich nur an der Besetzung was zu nörgeln. Cruise ist immer dann fürchterlich, wenn er versucht, im Befehlston zu agieren, weil es immer nach Mission: Impossible klingt. Durch den Rest seiner netterweise kurzen Dialoge kommt er aber sehr überzeugend durch, und obwohl man dauernd damit beschäftigt ist, auf Glitches in der digitalen Nachbearbeitung seiner fehlenden Finger zu gucken, besitzt Cruise seine übliche Präsenz und hat mich daher doch irgendwann auf seiner Seite gehabt. Der Rest der Verschwörer wird größtenteils von der gewohnten, historisch versierten britischen Darstellerriege (Kenneth Branagh, Bill Nighy, Tom Wilkinson, Terence Stamp) gegeben, die dann auch eher englisch als berlinerisch klingt, während Cruise weiter amerikanisch spricht und Thomas Kretschmann wie immer seinen fiesen deutschen Akzent besitzt – außer bei „our Führer“, wo er gekonnt das R rollt. Naja. Aber wer jemals auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet Eddie Izzard in die Telefonzentrale der Wolfsschanze zu stellen, muss wirklich besoffen gewesen sein.