Beyond the Sea
Kevin Spacey gehört zu meinen Lieblingen, denen ich jede Rolle abkaufe, aber bei Beyond the Sea habe ich mir zum ersten Mal gewünscht, er wäre 20 Jahre jünger. Vielleicht hätte der Film dann etwas besser funktioniert. Wahrscheinlich aber auch nicht.
Beyond the Sea erzählt das Leben des Sängers Bobby Darin, der Anfang der 70er Jahre mit nur 37 Jahren starb. Der Film versucht, nicht nur ein gradlinig erzähltes Biopic zu sein, sondern vermischt eine Rahmenhandlung mit Bobby als Kind mit der eigentlichen Geschichte. Dazu kommen noch einige Musicalnummern, in denen Bobby nicht nur einfach einen Song singt oder wir ihn im Hintergrund hören, nein, Spacey tanzt im kanariengelben Anzug durch die Kulisse, während er Sandra Dee verführen will oder walzert die Straßen der Bronx entlang, um seinen Weg nach Vegas zu feiern. Das Dumme ist: Es passt alles nicht zusammen. Bobby junior, der Spacey sein eigenes Leben erklären will, fühlt sich die ganze Zeit wie eine Plot-Entschuldigung an, weil er den Zuschauern nochmal erzählt, was gerade passiert oder wie es Bobby gerade geht oder wie wir die unglaublich tiefe Metapher mit der Uhr verstehen sollen. Und die Musicalnummern, so schön sie auch anzusehen sind, wirken im Zusammenspiel mit der Realhandlung einfach nur albern. Hätte der Film sich nur auf sie konzentriert, hätte vielleicht was draus werden können. We Will Rock You oder Mamma Mia sind ja auch nur Rahmenhandlung um Queen- respektive Abba-Songs rumgestrickt. Ich kann mir vorstellen, dass das mit Bobby Darin-Liedern auch funktioniert hätte.
Als rein erzählter Film hätte Beyond the Sea teilweise mit einem anderen Darsteller arbeiten müssen. Spacey sieht eben nicht mehr wie 22 aus, als Darin seinen ersten großen Hit hatte, und deswegen wirken die Szenen, in der er der 16jährigen Dee den Hof macht, ziemlich absurd. Hätte man allerdings einen anderen Darsteller genommen, hätte man auf der Vergnügen verzichten müssen, Spacey singen zu hören. Denn das ist das einzige, was mich davon abgehalten hat, den Film in die Tonne zu kloppen. Spacey hat nicht nur eine honiggetränkte Sprechstimme – er singt noch viel weicher. Das reicht zwar nicht für einen guten Film, aber immerhin für einen Soundtrack auf dem Amazon-Wunschzettel.
Ich hab mir nach dem Film, den ich übrigens ziemlich gut fand, ein paar Songs von Bobby Darin angehört. Danach muss ich sagen, dass Kevin Spacey sogar noch eine Spur besser singt. Ich bin eigentlich auch nur ins Kino gegangen, da ich Spacey so gerne sehe. War dann doch mehr als positiv überrascht.
Olly am 23. May 2005