23.51 Uhr. Kurz vor Mitternacht, die Videokassette liegt bereit (Zeit für einen Festplattenrecorder, Baby), der Sekt perlt vor sich hin – on to the red carpet. Noch zwei Stunden bis zu den Golden Globes. Die meisten nominierten Filme sind noch nicht in Deutschland angelaufen, und die meisten Fernsehshows kenne ich erst recht nicht. Egal. Ich drücke Philip Seymour Hoffman die Daumen, der für die beste männliche Hauptrolle in Capote nominiert ist (ich tippe auf: Er kriegt ihn), und natürlich meinem Ehemann in spe, Kiefer Sutherland, der wie immer für 24 nominiert ist (ich tippe auf: Er hat schon einen, er kriegt nicht noch einen). Dann mach mal, E!
0.01. Haaaaaach, Isaac Mizrahi steht am roten Teppich, dezent rosafarbenes Hemd, nennt alle seine Kollegen „Daaaahling“ und fragt die Promis nicht nur nach ihren Klamotten, sondern auch nach Lippenstift und Lidschatten. Das nenne ich gute coverage.
0.04. Sehr schön, eine der ersten Celebs bei Isaac ist eine Dicke. Sieht man ja selten in anorexia city. Camryn Manheim in einem wunderschönen rauchgrauen Kleid. Haben wollen. Ihr Dekollete auch. (Camryn hat übrigens ein nettes Buch geschrieben, das in meinen Regal sehr hübsch aussieht. Wake up, I’m Fat! Go read it.) Oh, and speaking of anorexia: Teri Hatcher hat irgendwas braun Glitzerndes an.
0.11. Uah, Virginia Madsen hat ihre Brüste immer noch nicht unter Kontrolle. Put them away, baby. I’ve already seen them last year.
0.15. Now we’re talking – Matt Dillon und George Clooney sind auf dem roten Teppich. Und Isaac schmachtet Eric Bana an. Kann ich verstehen.
0.16. Waaah, Alanis Morissette in blond und mit Farah-Fawcett-Frisur. Ich dachte, nur Madonna könnte sowas tragen. Isn’t it ironic.
0.26. Teri Hatcher gesteht Isaac gerade, dass sie keine Unterwäsche trage. Und er guckt mal eben in ihr Dekollete, ob sie dort vielleicht ihre acceptance speech versteckt hat. Jetzt ist sie doch ein bisschen griffig.
0.35. Colin Firth und Emma Thompson schwarwenzeln umeinander herum. Emma hat eine Pelzboa, die aussieht wie ein weißes Marsupilami, das in die Steckdose gegriffen hat. Björk-Lookalike.
0.38. Es gibt einen Gott! Ich sehe Debra Messings Schlüsselbeine nicht mehr! Babyfat ROCKS!
0.42. Mein Lieblingspärchen ist da: Felicity Huffman (weiß mit silbernen Applikationen, wunderschön) und William H. Macy. Natalie Portman hat immer noch kurze Haare und trägt überhaupt keinen Schmuck, und Jason Lee sieht mit Schnurrbart bescheuert aus.
0.59. Ich hoffe, das liegt an der Kameraperspektive … oder hat Gwyneth Paltrow wirklich Puffärmel?
1.01. Blond scheint in Mode zu sein: Cynthia Nixon ist auch nicht mehr rothaarig. Egal – Keira Knightley ist da in weißem, schulterfreiem Valentino … seufz … aber mit Bommeln vorm Bauch. Bzw. der Abwesenheit von Bauch.
1.03. The queen of subtle bei Isaac: Melanie Griffith, die immer so klingt, als würde sie gerade über was richtig Wichtiges nachdenken. Kaugummi oder so.
1.04. Ich weiß grad nicht, wo ich hingucken soll: zu Joaquin Phoenix oder Adrien Brody (mit schwarzem Hemd unter dem weißen Hemd unter dem schwarzen Smoking). Auf jeden Fall nicht zu dem unbekannten Mann mit dem Kummerbund aus Stars and Stripes.
1.09. Keira erzählt Isaac, dass sie heute Bacon auf Toast gegessen habe und Reis und Tofu (klingt besser als das mir unbekannte Model, das sich brüstete, heute schon ein halbes Schokocroissant gegessen zu haben). Und sie trägt Unterwäsche: “I’m a lady!”
1.18. Ja, Puffärmel. Und Puffkragen. Und das Geschwisterchen für Apple ist deutlich sichtbar. (Balenciaga, wie Isaac gerade erfährt.)
1.17. Okay, first glimpse of Kiefer. Not satisfied. Haare viel zu kurz. Und irgendwas Dunkelhaariges im Schlepptau. Komm du mir nach Hause.
1.34. Bombshell Scarlett Johansson in knallrotem Valentino. Und die Oberweite wieder appetitlich angerichtet. Ich kann mir nicht helfen, sie erinnert mich immer mehr an Marilyn. Verdammte Split Screen: Johnny Depp sieht aus wie gerade aufgestanden, Russell Crowe trägt zuviel Gel, Renee Zellweger wird nie gut aussehen (vor allem nicht in schwarz) und Heidi Klum braucht dringend eine Haarkur. (Hallo, Papa Klum.)
1.44. Habe ich Melanie Griffith the queen of subtle genannt? Zu früh. Schweinchengesicht Mariah Carey ist da in irgendwas engem, schwarzen, aus dem sie fast herausquillt. Avert your eyes, people!
2.06. Und los geht’s. Queen Latifah in schick blau erinnert daran, dass heute Martin Luther King-Day ist, bevor Adrien Brody und Natalie Portman George Clooney für Syriana für seine Best Performance by an Actor In A Supporting Role in a Motion Picture (ich mach jetzt copy and paste von der offiziellen Seite, die Kategorien sind viel zu lang) auszeichnen. “Hey, I haven’t even had a drink yet, this is too early.”
2.11. Weiter geht’s mit den Mädels: Best Performance by an Actress In A Supporting Role in a Motion Picture geht an …Rachel Weisz für The Constant Gardener. Muss ich mir den Film wohl doch noch angucken.
2.14. 0190-Werbung auf Pro Sieben? Kann ich nicht lieber ein paar Klingeltonwerbespots haben? Ach, Mist, da sind sie schon. Kann ich nicht lieber ein paar Sexhotlines … okay, dann eben die Gay Line … (ächz, und in sechs Wochen bei den Oscars das ganze nochmal ….)
2.18. Jessica Alba (Fönwellen sind auch in) und Luke Wilson überreichen Best Performance by an Actor in a Supporting Role in a Series, Mini-Series or Motion Picture Made for Television (could this be any longer?) … Paul Newman für Empire Falls. Leider ist Newman nicht da.
2.20. Brandon irgendwer (“the next Superman”) und Teri Hatcher vergeben Best Performance by an Actress in a Supporting Role in a Series, Mini-Series or Motion Picture Made for Television an Sandra Oh für Grey’s Anatomy. “Thanks to my team who supported me through all these years … I don’t remember any of your names …”
2.27. Drew Barrymore in grün (und ohne BH) stellt das erste nominierte Drama vor: Good Night, and Good Luck.
2.29. Emmy Rossum erklärt, wer die HFPA ist, und irgendeiner der Journalisten darf was sagen. Zeit für einen Drink und ein bisschen Applaus.
2.30. Jesse L. Martin und Nicollette Sheridan vergeben Best Performance by an Actress In A Television Series – Drama … die Rollen der Mädels werden kurz vorgestellt: Geena Davis as the President of the United States. Klingt lustig. Und sie kriegt dafür auch den Globe. Und sie erzählt sie herzerwärmende Geschichte eines kleinen Mädchens, das ihr gesagt habe, dass sie wegen ihr Präsidentin werden wolle. “Well, that didn’t happen. … Ooooh (seid nicht traurig) … but it could have! Somewhere in the Midwest …” Nette Rede und nettes knallrotes Kleid. Bisschen viel Glitzer.
2.35. Zwei TV-Darsteller, nach deren Namen ich zu faul bin zu googlen, vergeben Best Performance by an Actor In A Television Series – Drama … GO, KIEFER! … och nö … naja, okay, Hugh Laurie für House. Laurie behauptet, er hätte die Namen aller 127 Leute, denen er danken müsse, auf einzelne Zettel geschrieben und sie in seine Hosentasche gesteckt und würde nun drei ziehen, denen er wirklich dankt. Es wird der hair stylist, der script supervisor und sein Agent … “Wait, that’s not my handwriting.” Dann dankt er doch noch den üblichen Verdächtigen.
2.40. Ui, Tittenvideos aufs Handy?
2.43. Speaking of … Melanie Griffith stellt die diesjährige Miss Golden Globe vor: ihre eigene Tochter, die noch normal große Lippen hat. Dann stellen sie die erste nominierte Komödie vor: The Producers.
2.45. Queen Latifah und Matt Dillon (swoooon …) vergeben Best Mini-Series Or Motion Picture Made for Television an Empire Falls.
2.49. William Peterson und Pamela Anderson (schwarzweiß, aber trotzdem unübersehbar) vergeben Best Performance by an Actor In A Television Series – Musical Or Comedy an Steve Carell für die amerikanische Version von The Office. Angeblich hat seine Frau die Rede geschrieben, die dann auch sofort in der Rede erwähnt wird. Auch Ricky Gervais kriegt ein Danke. Und dann nochmal seine Frau. Und sein Team. Und seine Frau. Very nice.
2.57. Tim Robbins (grau verwuschelt) stellt das nächste nominierte Drama vor: The Constant Gardener. (Jajaja, schon gut.)
2.58. Jamie Foxx vergibt Best Performance by an Actress in a Motion Picture – Musical or Comedy an Reese Witherspoon für Walk the Line. Mal sehen, ob Joaquin auch einen kriegt.
3.02. Chris Rock erinnert auch nochmal an Martin Luther King: “You have to be nice to black people for just two more hours!” und vergibt dann Best Performance by an Actress In A Television Series – Musical Or Comedy, wo vier Desperate Housewives nominiert sind. Und die einzige Nicht-Hausfrau kriegt ihn: Mary-Louise Parker für Weeds. Letztes Mal hat sie ihrem Sohn gedankt, durch den sie so eine klasse Oberweite gekriegt hat. Dieses Mal dankt sie ganz normal ihrem Team. Schnarch.
3.10. Emma Thompson ohne ihr Tier sagt sehr nett Pride and Prejudice an.
3.12. Eric Bana und Kate Beckinsale (wie immer eine Augenweide trotz puscheligem Ausschnitt) vergeben Best Performance by an Actor in a Mini-Series or Motion Picture Made for Television an Schnuckel Jonathan Rhys-Meyers für Elvis. Hm. You are so beautiful – and yet so boring … langweiligste Rede bisher.
3.16. Jetzt die Mädels: Best Performance by an Actress In A Mini-series or Motion Picture Made for Television geht an S. Epatha Merkerson für Lackawanna Blues. Never heard. Wann kommen endlich die schwulen Cowboys? (no pun intended)
3.25. Colin Firth kündigt das nächste Drama an: Match Point.
3.26. Harrison Ford (mit Bart) und Virginia Madsen vergeben Best Screenplay – Motion Picture an Larry McMurtry und Diana Ossana für Brokeback Mountain. Da sind die schwulen Cowboys. McMurtry bedankt sich bei seiner Schreibmaschine. Nerd. Ich liebe ihn. (He, ProSieben, mach mal was gegen den miesen Ton!)
3.34. Wieder zwei TV-Darsteller, die ich nicht kenne, vergeben Best Television Series – Musical Or Comedy an Desperate Housewives.
3.37. Penelope „Big Hair“ Cruz sagt Mrs. Henderson Presents an.
3.39. Matthew McConaughey (yummy) und Sarah Jessica „Even bigger hair“ Parker vergeben Best Foreign Language Film an Paradise Now aus Palästina.
3.45. Catherine Deneuve mit rührendem Akzent sagt A History of Violence an. Oh, Viggo ist da!
3.47. Rosario Dawson und der Typ von Nip/Tuck vergeben Best Original Score – Motion Picture an John Williams für Memoirs of a Geisha. Wieviele Globes hat der Mann eigentlich schon? Keine Zeit zum Nachgucken, das Tempo bei den Globes ist viel zu hoch. (Nein, in den Werbepausen muss ich mein Getippe Korrektur lesen. Oder mal aufs Klo gehen.)
3.48. Mariah Carey (ich kann nicht hinschauen) vergibt Best Original Song – Motion Picture an A Love That Will Never Grow Old aus Brokeback Mountain.
3.56. Gwynnie vergibt den vorher schon bekannten Cecil B. DeMille-Award an Sir Anthony Hopkins. Schöne Filmausschnitte, darunter ein Werk, in dem Hopkins einen Bauchredner spielt, der von seiner Puppe herumkommandiert wird. Den muss ich mir mal anschauen.
4.11. Mandy Moore sagt die nächste Komödie an: The Squid and the Whale. Hach, Jeff Daniels.
4.12. Clint Eastwood vergibt Best Director – Motion Picture an (was für ein Line-up) Ang Lee für Brokeback Mountain. Kommt da ein Durchmarsch?
4.17. John Travolta vergibt Best Performance by an Actor in a Motion Picture – Musical Or Comedy an … come on, Joaquin … yes! Joaquin Phoenix für Walk the Line. Er sieht noch nicht ganz glücklich aus. “Who would have thought I would win in the comedy/musical category?”
4.24. Tim McGraw (natürlich mit Cowboyhut) sagt Walk the Line an.
4.25. Renee Zellweger zeichnet Best Motion Picture – Musical Or Comedy aus: Walk the Line. Echt ein Scherz, diese Kategorie. Egal. Preis ist Preis. Mal sehen, was bei den Oscars davon übrig bleibt. Oh, Mann, wrap it up. Zwei Produzenten, die nicht aufhören, irgendwem zu danken.
4.34. Meine vier Lieblinge von Will & Grace vergeben gemeinsam Best Television Series – Drama an Lost.
4.39. Dennis Quaid (immer gerne) stellt das letzte Drama vor: Brokeback Mountain. “It’s a controversial film. Let’s say it rhymes with chick-flick.” Ouch.
4.40. Leonardo DiCaprio (mal wieder mit ein bisschen Gesichtshaar) vergibt Best Performance by an Actress in a Motion Picture – Drama an … come on, Felicity … nochmal YES! Felicity Huffman für Transamerica. Auf den freue ich mich schon sehr. Falls er jemals hier ins Kino kommt. Freudig erregte Rede mit den üblichen Verdächtigen … “I can tell I’m boring you, it’s gonna get better … no, not really …” Egal. Ich mag die Frau. Keep talking.
4.48. Hilary Swank (der Rückenausschnitt! WOW!) vergibt Best Performance by an Actor in a Motion Picture – Drama an … (Philip! Oder Terrence! Oder David! Nee, ich will Philip!) … und das dritte YES! Philip Seymour Hofmann für Capote. Nach Hopkins die zweite, wenn auch etwas halbherzige standing ovation. Und wie wird es gedankt? Mit einer belanglosen Rede.
4.52. So. Letzte Werbepause. Letzter Preis. Irgendwie fliegen die Globes immer so an einem vorbei. Mir fehlen die fiesen Musikeinlagen wie bei den Oscars als akustischer Stopper. Immerhin gab’s bei ProSieben kaum Werbung, sondern Trailer zu den ganzen nominierten Filmen. Allerdings auf Deutsch. Wozu, wenn die ganze Show brav auf Englisch kommt? Ach, ich will mich ja nicht beklagen. (Will ich wohl.)
4.54. Denzel Washington haut den Superduperpreis raus: Best Motion Picture – Drama. Das werden doch wohl die Cowboys werden … yep, Brokeback Mountain. Da haben wir den ersten heißen Oscar-Favoriten. Und Anke geht jetzt ins warme Bettchen und freut sich schon aufs Arbeiten. Nix mehr durchlesen. Rein ins Blog. Gute Nacht.
(Edit: Dieser Eintrag wurde um 12.15 Uhr von einigen wenigen Rechtschreibfehlern befreit. Und zum Googeln der Namen, die ich nachts nicht mitgekriegt habe, bin ich immer noch zu faul.)