Scoop

Die erste Kritik, die ich schreibe, während die DVD noch läuft. Wenn mir Filme auf die Nerven gehen, mache ich sie normalerweise aus, aber ich will jetzt doch wissen, ob Schnuckel Hugh Jackman ein Mörder ist oder nicht. Woody Allen nervt, Scarlett Johansson nervt ausnahmsweise (macht sie doch sonst nie), und Scoop nervt total. Ich mach jetzt den Schnelldurchlauf an. Bitte lass Hughie kein Fiesling sein. (Allen, ich guck keinen Film mehr von dir, in dem du selbst mitspielst.)

Meinen heimtückischen Plan, meinem Patenkind Emilia irgendwann ein Musikinstrument zu schenken, habe ich zu den Akten gelegt. Gestern kam mir der Kerl schon an der Wohnungstür entgegen und fragte in Bezug auf unseren deutlich zu hörenden Nachbarn mit dem Raucherhusten und seinen dreijährigen Nachwuchs:

„Was ist die Steigerung von Kackbratze?“

„Weißnich?“

„Kackbratze mit Blockflöte.“

Und heute morgen sind wir dann auch konsequent nicht nur von „Papaaaaaaaaaäääää“ und „Köchköchröchelköch“ wachgeworden, sondern auch von „Fiiiiep. Fiiep. FiiiiiiipfiiipfffffpfiiiiIIIIPPP“.

Um 6 Uhr 20. Wie immer.

Ach, die Mädels von gofugyourself mal wieder. Ich mag es ja am liebsten, wenn sie aus der Perspektive der Stars schreiben, deren Outfit sie gerade verreißen. Die Briefe von Britney (“Hi y’all“) sind immer großartig. Und diesmal darf Vince Vaughn was sagen.

Vor dem Film am Donnerstag lief natürlich Werbung im Kino. Unter anderem für ein tolles neues Multimedia-Handy von Nokia und das Walkman-Handy von Sony. Und ich hab nur gedacht, Mann, seht ihr nach billigem Plastik aus. Vor ein paar Tagen hätte ich euch noch toll gefunden. Jetzt nicht mehr.

Guckt euch die Keynote an, dann seid ihr dem Ding genauso verfallen wie ich. Wie sagt ein Kumpel von Steve Jobs doch so schön: “You had me at scrolling.” Yep. Mich auch.

(Hiermit widerrufe ich jede von mir gemachte Äußerung, ich würde mir von Werbung o.ä. nix andrehen lassen. Ich bin ein doofer Konsument. Ich kaufe Dinge, die ich nicht brauche, nur weil sie hübsch sind.)

The Queen

The Queen (Die Queen, UK/F/I 2006, 97 Min.)

Darsteller: Helen Mirren, Michael Sheen, James Cromwell, Sylvia Syms, Alex Jennings, Roger Allam, Helen McCrory
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Affonso Beato
Drehbuch: Peter Morgan
Regie: Stephen Frears

Offizielle Seite

Trailer

The Queen erzählt von der einen Woche, in der die ganze Welt scheinbar traumatisiert auf London blickte, auf den Buckingham Palace, vor dem ein Blumenmeer entstand und immer größer wurde. Prinzessin Diana war bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und das Volk trauerte, öffentlich, laut, fast hysterisch. Und die Königin? Blieb still. Tagelang.

Der Film nimmt sich die Freiheit, ganz ungeniert hinter die Kulissen der Paläste und Residenzen der Royals zu schauen. In der ersten Szene begegnen wir der Queen in offizieller Aufmachung, wie sie einem Maler Modell sitzt. Umso größer ist der Kontrast, als wir sie nur wenige Minuten später wiedersehen, als sie vom persönlichen Assistenten geweckt wird und im rosafarbenen Bademantel zerzaust vor dem Fernseher sitzt, um die Entwicklungen in Paris mitzubekommen. Fast widerwillig, genau wie ihr Mann, Prinz Philipp, dessen erste Frage lautet, was Diana denn jetzt wieder angestellt hätte.

Die Geschichte entwickelt sich stringent und unaufgeregt: Das Volk möchte von seiner Königin Anteilnahme sehen, möchte ein paar tröstende Worte hören, will die Flagge am Palast auf Halbmast sehen. Dass die Flagge nur gehisst wird, wenn die Königin sich dort befindet – was sie in den Tagen nach Dianas Tod nicht war – und sie noch für niemanden auf halbmast gesetzt wurde, erklärt Philipp wütend, und die Königin sieht das genauso. Widerspruch regt sich bei Tony Blair, dem jungen, gerade wenige Monate vorher gewählten Premierminister. In mehreren Telefonaten überzeugt er, dessen cleverer Redenschreiber den Begriff the people’s princess prägte und damit Blairs Sympathiewerte himmelwärts hievte, die Königin, von ihren strengen, vom Zeremoniell geprägten Ansichten abzuweichen.

Aus diesem Kontrast bezieht der Film … ich will nicht sagen, seine Spannung, denn ich persönlich erinnere mich noch gut an die Bilder. Vielleicht ist Mitgefühl das bessere Wort, denn die Königin kriegt ganz schön was auf die Ohren – durch O-Töne von der Straße, diverse Reportagen und natürlich die Zeitungen. Zunächst erscheint die Starrköpfigkeit auch ziemlich unsympathisch, und man fragt sich, warum der Umgang mit der Toten und dem Volk so schwierig ist. Aber nach und nach erkämpft sich die Queen unseren Respekt. Auch Tony Blair, der am Anfang genau wie der Zuschauer Schwierigkeiten mit der alten Dame hat, beginnt sie zu verstehen. Trotzdem überzeugt er sie schließlich, dem Drängen des Volkes nachzugeben: Sie hält eine Ansprache, schaut sich die vielen Blumen ganz aus der Nähe an, spricht mit einigen Trauernden, und Diana wird mit einem Staatsbegräbnis geehrt und nicht in aller Stille beerdigt, wie es anfangs geplant war.

Die Geschichte ist nicht besonders aufregend, aber The Queen unterhält, rührt, belustigt, fasziniert in jeder Sekunde. Das liegt vor allem an Helen Mirren, die vom ersten Augenblick an im wahrsten Sinne des Wortes majestätisch ihre Rolle spielt. Nein, sie spielt nicht, sie ist die Queen. Ich habe selten eine Darstellung gesehen, die ich so geglaubt habe. Dabei gibt sich der Film nicht mal Mühe, die Akteure den wirklichen Menschen ähnlich sehen zu lassen. Mirren trägt die Brille und die Frisur, die wir von der echten Queen kennen, und das war’s. Und das reicht. Michael Sheen als Blair hat mich keine Sekunde lang glauben lassen, wirklich den Premier vor Augen zu haben. Trotzdem sind die Szenen, in denen die beiden aufeinandertreffen, sei es am Telefon oder persönlich, die schönsten im Film. Hier prallen zwei Welten aufeinander: der Modernisierer, dessen Frau unverhohlen die Abschaffung der Monarchie fordert, und die Königin, die vor Blair bereits neun Premierminister erlebt hat, wie sie ihn wissen lässt.

Der Film streift verschiedene Themen: die Tierliebe der Queen, die manchmal größer zu sein scheint als die Liebe zu Menschen, den kühlen Umgang miteinander im Palast, die Traditionen, die seit Jahrhunderten aufrecht erhalten werden, warum auch immer. Aber sein größtes Thema ist die Pflichterfüllung. Die Queen meint, ihre Rolle so ausfüllen zu müssen, wie sie es seit 50 Jahren tut: zurückhaltend, still, unaufgeregt. Das Volk will etwas anderes: Gefühle, Äußerungen, große Gesten. Im Endeffekt verrät die Königin ein bisschen ihre Erziehung und ihren Glauben an das, was sie tut, indem sie dem Volk nachgibt. Aber wenn man sich anschaut, wo es sie hingeführt hat, scheint das kurzzeitige Aussetzen dieser Traditionen erfolgreich gewesen zu sein. Tony Blair verbringt nur noch wenige Monate in 10 Downing Street. Und die Queen wird bald dem elften Premier ihrer Amtszeit die Hand schütteln. Ganz unmodern. Ganz pflichtbewusst. Ganz königlich. Und ich wünschte, darüber würde es auch einen Film geben.

Zehn Staffeln South Park gucken.

„Teen girl #1: He broke up with me on Facebook!
Teen girl #2: Like, on your wall?
Teen girl #1: No, he just changed his status back to ‘Single’!“

(Overheard in New York)

Manchmal rede ich noch mit dir. Nicht mehr so oft wie früher. Scheint also zu stimmen, Zeit heilt. Hoffentlicht lässt sie mich nicht vergessen. Oder verstummen.

Ich rede mit dir, wenn mir etwas auffällt, was mir sehr deutsch vorkommt. Vor ein paar Tagen sind mir in der Mittagspause zwei Handwerker entgegengekommen, in ihren klassischen Monturen, wie man sie auf der Walz trägt. Und sofort habe ich überlegt, wie man dir jetzt erklären kann, was die Walz ist, warum die Jungs das machen und wieso sie so seltsame Klamotten tragen. Und das alles auf Englisch. Im Kopf habe ich schon angefangen, nach Vokabeln zu suchen, bis mir mal wieder einfiel: Die brauche ich ja gar nicht. Ich muss dir nichts mehr über Deutschland erzählen. Ich kann dir nichts mehr über Deutschland erzählen.

Diese Gedankenkette von „Etwas sehen – Vokabeln suchen – sich erinnern, dass es Blödsinn ist“ dauert nur wenige Augenblicke. Ganz unmittelbar stoßen Dinge, die ich sehe, und Dinge, die ich fühle, zusammen. Und es tut jedesmal weh. Nicht mehr so weh wie früher. Scheint also zu stimmen, Zeit heilt.

Aber trotzdem nie ganz.

Karl Dewaine Glass, 10.01.1962 – 02.12.1999

Happy birthday, love. Wish you were here.

„Dafür wäschst du dir zur Strafe das Hirn mit Seife aus!“

Zahnschmerzig in den Bus zu steigen und schlechte Laune auf Mitmenschen zu projizieren, funktioniert. Busfahrer fährt zu dicht auf einen anderen Bus auf, kommt deswegen nicht ganz um die Kurve, und das satte Knacken des riesigen Außenspiegels, der nach der leichten Kollision mit einer Straßenlaterne nur noch an einem Kabel hängt und lautstark gegen die Frontscheibe rattert, übertönt sogar meinen iPod. Bessere Laune gehabt. Böse Anke.

(Aua gehabt. Alles entschuldigt. Mein Leiden ist wichtiger als deins.)

Andrea hat ein paar schlaue Anmerkungen zu Daniel Levys Film Mein Führer, in dem Helge Schneider den Hitler gibt, und die Angsthasen im Vorfeld, die das alles so gar nicht lustig finden wollen:

„Zwischen Lachen und Hitler muß ein Sicherheitsabstand von nicht weniger als hundert Dokumentarfilmminuten oder hundert Sachbuchseiten gewahrt bleiben, sonst kommt unser sonst so durchrationalisiertes Gemüt noch auf die Idee, etwas unüberlegtes zu tun. Ratz-fatz ist so ein rechter Arm oben, und man hat es gar nicht richtig mitgekriegt.“

The Devil Wears Prada

Meryl Streep spielt (sehr schön nuanciert) die Chefredakteurin des fiktiven Magazins Runway, Anne Hathaway stolpert als modeunbewusste Idiotin („keine Ahnung, bei wem ich hier einen Vorstellungstermin habe“) herein und wird als Assistentin angestellt. Anscheinend gefällt es ihr, plötzlich auf hohen Absätzen rumlaufen zu müssen, literweise Kaffee in Sekundenschnelle zu holen, für die verwöhnten Töchter von Meryl das unveröffentlichte Manuskript von Harry Potter zu kriegen und sich übelst rumkommandieren zu lassen, denn sie nimmt es hin, dass ihr Freund sich von ihr trennt, ihre Freunde sie plötzlich irgendwie oberflächlich finden (ach nee) und dass sie erst nachts um 2 dazu kommt, E-Mails an ihre Eltern zu schreiben. Und das ganze nicht, um ein Heilmittel für Krebs zu entdecken, sondern nein, hui, viel wichtiger, um eine dusselige Zeitschrift zu machen, in der die neue Herbstmode vorgestellt wird.

The Devil Wears Prada (Der Teufel trägt Prada) ist schön straff durchinszeniert; ganz so, wie Meryl ihre Schäfchen im Griff hat, hat der Film auch den Zuschauer im Griff. Man kommt gar nicht groß dazu, irgendwas zu hinterfragen, so hoch ist das Tempo der ziemlich belanglosen Geschichte. Aber wenn dann alles vorbei ist und sich alle wieder liebhaben, fragt man sich doch, was der ganze Quatsch soll. Dann erinnert man sich daran, dass man Mode genauso wenig ernst nehmen sollte wie manche Filme. Und dann passt das schon wieder.

Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby

Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby (Ricky Bobby – König der Rennfahrer) erzählt die Geschichte des holzköpfigen NASCAR-Fahrers Ricky Bobby (Will Ferrell), seines Aufstiegs zum Champion, seines tiefen Falls und seines Wiederaufstiegs. Was jetzt wie ein klassischer Sportfilm klingt, ist in Wirklichkeit eine wunderbare Klamotte. Scheinbar werden amerikanische Institutionen wie Autorennen, trophy wives, ungebildete Kinder, Geronto- und Homophobie und tiefe Religiösität gefeiert. In Wirklichkeit werden sie aber in zwei sehr unterhaltsamen Kinostunden böse zerpflückt. Alleine das Tischgebet, in dem sich Familie Bobby mit Bobbys bestem Freund (John C. Reilly) und Schwiegerpapa darum streitet, ob Jesus jetzt ein Kleinkind war oder irgendwann erwachsen und ob er wohl Flügel hatte, ist großartig. Die Handlung ist relativ vorhersehbar, was aber ziemlich egal ist. Dafür endet jede Szene mit einer Pointe; einige sind dem grandiosen Sacha Baron Cohen zu verdanken, der Bobbys französischen Erzrivalen auf der Rennstrecke gibt, stilecht im Perrier-Anzug. Er sagt konsequent „Böbby“ zu Farrell, den ich sehr dafür bewundert habe, sich das Lachen verkniffen zu haben. Schöne Nebenfiguren, einige Cameos und rasante Rennszenen ergeben eine sehr gelungene Komödie. Darauf noch ein Bud Light.

World Trade Center

World Trade Center beruht auf der wahren Geschichte von John McLoughlin und Will Jimeno, zwei Polizisten, die beim Einsturz des World Trade Centers am 11. September 2001 in den Trümmern eingeschlossen und viele Stunden später als 18. und 19. von insgesamt nur 20 verschütteten Menschen gerettet wurden.

Der Film beginnt sehr ruhig, mit langsamen Schwenks über New York, Pendlerzügen, Sonnenaufgang, einem großen Panorama von Manhattan mit seinem Häusermeer, in dem die zwei Türme des World Trade Centers stehen. Zwei Filmstunden später sehen wir die gleichen Aufnahmen nochmal. Leere Züge, staubige, mit Papier übersäte Straßen und das Panorama, das diesmal von einer riesigen grauen Wolke überdeckt wird. In den zwei Stunden dazwischen haben wir mit John und Will mitgelitten, ihren Gesprächen zugehört, mit denen sie sich gegenseitig am Leben zu halten versuchen (“If you die I die”) und ihre Familien kennengelernt, die anfangs nicht einmal wissen, wo ihre Männer, Söhne, Väter überhaupt sind.

Ich hatte mich vorher nicht mit dem Film beschäftigt, daher wusste ich nicht, wer überlebt und wer vielleicht nicht. Daher war der Film leidlich spannend. Trotzdem habe ich mich danach schon gefragt, was mir der Film großartig Neues sagen sollte. Die letzten Sätze von Nicolas Cage, der John spielt, weisen zwar in die gewünschte Richtung (“September 11 showed us what mankind can do”), verklebt das ganze aber gleichzeitig wieder zu einer blöden, patriotischen Soße. Jede Reportage über Überlebende und Tote des 11. September hat mich emotional mehr mitgerissen, und was die Anschläge an Gutem und Schlechtem hervorgebracht haben, war mir auch schon länger klar. Daher frage ich mich, warum Oliver Stone unbedingt noch etwas zu dem Thema sagen wollte. Und vor allem: was.

Versucht, aber gescheitert: Lady in the Water (Das Mädchen im Wasser) und A Scanner Darkly. Aber schon bei beiden nach zehn Minuten genervt gewesen. Beim Wassermädel davon, dass es keinen Dialog ohne bedeutungsschwere Pausen gab, selbst wenn es nur darum ging, eine Glühbirne zu wechseln. Davon, dass jede Figur sich anhörte und anfühlte wie aus dem Setzbaukasten für Drehbuchdummies. Davon, dass die Geschichte immer bescheuerter wurde. Und davon, dass Herr Shyamalan sich mal wieder selbst in die Geschichte geschrieben hat (immerhin kann er einen Hauch besser schauspielern als Tarantino). Beim dunklen Scanner von der dusseligen Comicoptik, die für mich pures Augenpulver ohne Sinn und Zweck und außerdem grottenhässlich anzuschauen war. Junge, du hast Keanu, Winona und Robert Downey Jr. Also zeig sie mir auch, Herrgott.

Neuer Bildschirmhintergrund. Hab das Spiel durch. Wo bleibt Teil 2?

Viiiiel größer gibt’s den Hasen hier. (Eventuell zweimal aufrufen, weil beim ersten Mal gerne nur die Werbung eingeblendet wird. Sonst über die Thumbnails hier gehen.)