Alexander hat einen sehr schönen Nachtrag zu meinen Erlebnissen am Checkpoint Charlie.

Sehr smoother Reebok-Spot, der vor dem Beginn der NFL Season zum ersten Mal lief (die Saison ist jetzt drei Wochen alt). Alles Wissenswerte zum Spot steht bei YouTube. Außer: Das Lied heißt Train Song und stammt von Vashti Bunyan.


© Dreamworks Pictures

Tropic Thunder (USA/Deutschland 2008, 107 min)

Darsteller: Ben Stiller, Robert Downey Jr., Jack Black, Brandon T. Jackson, Jay Baruchel, Steve Coogan, Tom Cruise, Nick Nolte, Matthew McConaughey
Musik: Theodore Shapiro
Kamera: John Toll
Drehbuch: Ben Stiller & Justin Theroux & Etan Cohen
Regie: Ben Stiller

Trailer

Offizielle Seite

Die ersten Witze gibt’s schon, bevor Tropic Thunder anfängt: Vor dem Film laufen nämlich ein gefakter Werbespot und drei gefakte Trailer für Filme, von denen man hofft, dass sie so nie gedreht werden, die einem aber trotzdem verdammt bekannt vorkommen. Leider nehmen diese kleinen vier Einspieler im Prinzip schon die ganze große Botschaft von Tropic Thunder vorweg – Hollywood spinnt, nimmt sich zu wichtig und dreht manchmal richtig beknackte Filme –, weswegen man sich danach zwar gut amüsiert, sich aber trotzdem fragt, wozu man anderhalb Stunden für diese Weisheit braucht.

In Tropic Thunder geht es um eine Gruppe von Schauspielern, die einen Vietnamkriegsfilm drehen. Zur Gruppe gehören der Actionstar, der auf dem absteigenden Ast ist, ein vielfacher Oscargewinner, der sich für diesen Film zum Afroamerikaner hat umoperieren lassen, ein drogensüchtiger Komiker, der Quotenschwarze und der Quotenjüngling, von dem man ahnt, dass er nicht wieder nach Hause kommen wird. Wenn der Film denn jemals gedreht werden würde. Denn die drei Promis auf dem Set benehmen sich alle wie Diven, der Special-Effects-Mensch hat auch einen schlechten Tag, und der britische Regisseur kriegt einen Tobsuchtsanfall nach dem anderen. Worauf der knurrige Vietnamveteran, der die Buchvorlage geschrieben hat, ihm rät: Bring die Jungs in den Dschungel, positionier versteckte Kameras und lass sie mal einen Tag ohne Assistenten, TiVo und Kaltgetränke arbeiten. Gute Idee, miese Ausführung. Der Regisseur macht einen unerwarteten Abgang, und die Gruppe weiß nicht so recht, was jetzt Film ist und was nicht. Und was dann mit ihnen im Dschungel passiert, davon erzählt Tropic Thunder.

Der Film zitiert gekonnt die üblichen Vietnamklischees, die man aus amerikanischen Filmen kennt: den Hubschrauberflug in Zeitlupe (kommt, glaube ich, in jedem Film vor), die Suche nach einem verlorenen Mann (Apocalypse Now), das mit ausgebreiteten Armen im Kugelhagel enden (Platoon), das wahnsinnige „Ich bleib hier“ mit rotem Stirnband (The Deer Hunter) und die Gute-Laune-Musik aus Good Morning, Vietnam. Die klassisch-miesen Dialoge dürfen auch nicht fehlen, und daher hören wir mehrmals, dass Leuten kalt ist oder sie ihre Beine nicht mehr spüren. Dazu macht sich der Film über Hollywood-Produzenten lustig, über zu detailgetreue Effekte wie aus dem Leib quellendes Gedärm, Agenten, Freundschaften, wie man Oscars kriegt und wie nicht und bestimmt noch viel mehr, was mir jetzt schon nicht mehr einfällt. Denn leider hat Tropic Thunder keinen sehr tiefen Eindruck bei mir hinterlassen.

Die meisten Bösartigkeiten, die auf Hollywood gemünzt sind, hat Ricky Gervais in Extras schon gebracht – und alle eine Runde gemeiner. Wenn Kate Winslet ihm im unschuldigen Nonnenoutfit erzählt, dass man nur Schwachsinnige spielen muss, um einen Oscar zu kriegen, ist das einfach lustiger, als wenn das ein überschminkter Robert Downey Jr. tut, der es auch nicht ganz so politisch inkorrekt formuliert. Dafür kriegt Downey aber den „falschen“ Afroamerikaner schön peinlich hin, so dass sich der „echte“ Schwarze irgendwann beschwert. Außerdem darf er die ganze Zeit die dämlichen, markigen Sprüche reißen, die auch zu jedem Vietnamfilm gehören und bei deren Formulierungen ich mich jedesmal frage, ob wirklich jemand so redet (sinngemäß: „Jetzt reißen wir dem verf***ten Sensenmann mal so richtig den Arsch auf, Männer!“ „SIR, YES, SIR!“).

Aber das war’s dann leider auch schon fast. Jack Black hat keine einzige wirklich lustige Zeile, Ben Stiller hat mich immerhin mit einem Panda (sehr!) zum Lachen bringen können, aber mehr ist bei mir nicht hängengeblieben. Oh, Moment, doch: Tom Cruise als überzogener Produzent. Ich kann Herrn Cruise ja spätestens seit Oprahs Couch nicht mehr ernstnehmen, aber sein Spiel in Tropic Thunder war großes Kino. Vielleicht sollte er einfach nur noch durchgeknallte Idioten spielen; die nehme ich ihm nämlich mit Kusshand ab. Schnuckel Matthew McConaughey darf nicht mal hübsch aussehen, weswegen er mir auch egal war. Und die einzige Frauenrolle im Film war, glaube ich, Ben Stillers Ehefrau Christine Taylor in einem Filmausschnitt, der später im Dschungel durchaus noch einmal Relevanz hat.

Tropic Thunder ist einer von diesen Filmen, bei denen sich 15-Jährige beim Rausgehen ihre Lieblingssätze noch zehnmal erzählen. Kann man machen, kann man auch gucken – muss man aber nicht machen und muss man auch nicht gucken. Und wenn, dann reicht auch die DVD – oder die Extras-Box.

Tweet 1606 vom 20.9.: Reichstag – check! Checkpoint Charlie … äh … check! Jetzt „Tropic Thunder“ gucken.

Jetzt bin ich mit Unterbrechungen bereits seit Mai in Berlin gebucht und habe noch nicht so wahnsinnig viel von der Stadt gesehen. Das muss anders werden. Also bin ich dieses Wochenende nicht nach Hamburg zum Kerl gefahren, sondern lege ein Singlewochenende in Berlin ein. Nein, ich gehe nicht auf wilde Partys und trinke zuviel. Viel besser: Ich guck mir unser Parlament an.

Es gibt mehrmals täglich Führungen im Reichstag (dessen Haltestelle im Bus übrigens „Reichstag/Bundestag“ heißt, was ich sehr lustig fand), für die man sich anmelden muss. Man kann aber auch auf gut Glück vorbeigucken und hoffen, dass vielleicht jemand verschlafen hat und es noch ein Plätzchen für einen gibt. So zuckelte ich gestern erst mit der Tram M4 zum Alexanderplatz, stieg da in den 100-er Bus und kam um kurz vor halb elf am Reichstag an, vor dem sich schon eine geschätzt 100 Meter lange Schlange von Menschen befand, die alle in die Kuppel klettern wollten.

Auf die Führung musste ich nicht so lange warten, denn ich hatte Glück: Jemand hatte verschlafen, und ich durfte mit rein. Bei der Sicherheitskontrolle wurde ich gebeten, die Mütze abzunehmen – und sie im gesamten Gebäude nicht wieder aufzusetzen: „Wie in der Kirche.“ Da ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass ich auch in der Kirche immer die Mütze auflasse. Nun gut. Das ändere ich dann jetzt auch.

Nach einer kleinen Wartezeit am Fahrstuhl ging es auf die Besucherebene des Plenarsaals. Dort verteilten wir uns auf den Besuchertribünen – und ich fand es auf einmal total aufregend, im Bundestag zu sitzen. Das ist mir nachher beim Bummel durchs Regierungsviertel nochmal aufgefallen: Wie großartig ist es bitte, dass wir einfach so der Regierung beim Arbeiten zugucken können? Wir können 40 Meter entfernt von der Bundeskanzlerin sitzen und zuhören. Wir können uns allen (?) Regierungsgebäuden einfach so nähern und gucken. Demokratie rockt, Baby.

Unsere Führerin hat uns dann ausgesprochen launig eine knappe Stunde etwas über das Reichstagsgebäude erzählt, die Architektur, die Geschichte („Der Reichstag wurde größtenteils aus Reparationszahlungen Frankreichs aus dem verlorenen Krieg 1870/71 gebaut. Das freut unsere französischen Besuchergruppen immer sehr.“), die verschiedenen Funktionen, die das Haus während und nach dem zweiten Weltkrieg hatte („Der Reichstag wurde teilweise sogar als Entbindungsstation genutzt. Es kommen ab und zu Besucher her, die zusätzlich zu ihrem Personalausweis noch ihr Stammbuch dabeihaben, in dem vermerkt steht, dass sie hier geboren wurden. Das bringt Ihnen im richtigen Leben zwar nichts, aber es kann Sie durchaus mal in eine ausgebuchte Führung bringen, wenn Sie sagen können, Sie sind von hier.“) und über den Umbau nach der Wende („Sir Norman Foster wollte überhaupt keine Kuppel bauen, wurde aber per Ausschussbeschluss dazu gezwungen. Heute ist die Kuppel eins der meistbesuchten Ziele Berlins.“).

Und auf eben diese Kuppel durften wir dann nach der Stunde im Plenarsaal auch. Leider nirgends anders mehr im Haus, was mich doch etwas enttäuscht hat – aber vielleicht ist das wieder eine andere Führung. Muss ich mich mal schlaumachen. Ich fand den Blick vom Reichstagsdach viel spannender als den aus der Kuppel, weil man nicht dauernd Streben oder Spiegel im Sichtfeld hat. Man kann einmal komplett um die Kuppel gehen und hat eine wirklich beeindruckende Aussicht über die ganze Stadt. Das Brandenburger Tor sieht im Vergleich sehr winzig aus; das Sony-Center mit seinem markanten Dach ragt wie ein Ufo aus dem sehr, sehr grünen Tiergarten hervor, direkt nebendran steht die Siegessäule, ach und guck, da ist der Hauptbahnhof … ich war ein standesgemäß beeindruckter Touri und hab mich sehr gefreut, dass ich die Führung mitmachen konnte.

Bevor man auf den Rundgang in die Kuppel geht, kann man am unteren Ende des Spiegeldingensda noch ein paar Schautafeln angucken, an denen Fotos aus der wandelvollen Zeit des Reichstags zu sehen sind. Die Eröffnung, einige Sitzungen in der Weimarer Republik, Reichstagsbrand (der „nur“ den Plenarsaal und die Glaskuppel zerstörte), das Hissen der Flagge der Sowjetsoldaten, Popkonzerte direkt an der Mauer – und dann der 9. November 1989. Ich wusste schon vorher, dass ich eine weinerliche Memme bin, wenn’s um die Wiedervereinigung geht; jedesmal, wenn ich den Fernsehausschnitt mit Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft sehe, ist bei mir alles vorbei, da heule ich auf Knopfdruck. Gestern durfte ich feststellen: Das geht auch durch Schwarzweißfotos vom Reichstag. Vielleicht war es das Bewusstsein, gerade an einem historischen Ort zu stehen, vielleicht war es die fotografische Reise, die auf diesen Tag zulief, keine Ahnung. Jedenfalls war ich bei den letzten Fotos arg damit beschäftigt, mich lautstark zu schneuzen und nicht zu auffällig zu flennen. (Willy Brandt eröffnet als ältester Abgeordneter die erste gesamtdeutsche Sitzung – wääääh!)

Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, bin ich an der Spree entlang zum S-Bahnhof Friedrichstraße gegangen (wo übrigens Lush ist, yay). Von dort aus fuhr die S-Bahn zur Kochstraße/Checkpoint Charlie.

Ich erinnere mich, dass wir damals auf Klassenfahrt vor der Wende auch zum Checkpoint Charlie gefahren sind. Ich weiß allerdings nicht mehr, ob es damals dort diese komischen Aussichtsplattformen gab, die es z.B. am Potsdamer Platz gab, von denen man in den Ostsektor gucken konnte. Ich bin mir fast sicher, dass dort welche standen, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, dass wir drauf waren. An das Museum erinnere ich mich aber; das ist heute etwas größer als damals, aber noch genauso bedrückend.

Den Checkpoint selber allerdings fand ich sehr, sehr seltsam. Die Holzbude des eigentlichen Checkpoints steht mitten auf der Friedrichstraße. Darum führt ganz normal der Autoverkehr. Und auf dem Bürgersteig steht eins der Schilder, die für mich bis 1989 Berlin bedeutet haben: You are leaving the American sector. Es hat sich sehr unheimlich angefühlt, diesem Schild wiederzubegegnen. Im Museum ist das Schild ebenfalls zu sehen; ich nehme fast an, dass das das Original ist und unten auf dem touristenüberfüllten Bürgersteig, vor dem Reisebuss en masse parken, nur eine Kopie.

Was ich überhaupt nicht in meinen Kopf reingekriegt habe: dass sowohl die Holzbude als auch das Schild nur noch simple Fotostopps sind. Es ist nichts mehr zu sehen, keine Linie zeigt den ehemaligen Grenzverlauf an, es sieht aus wie eine normale Straßenkreuzung, stilecht mit Balzac, Starbucks und Subway, und nicht wie ein Platz in Berlin, an dem sich zwei Weltmächte so dicht wie sonst nirgends gegenübergestanden haben. Vor der Bude steht ein Flaggenmast mit der amerikanischen Flagge – und eine Praktikantin in einer alten US-Uniform, mit der man sich gegen Geld fotografieren lassen kann. Und damit nicht genug: Zehn Meter neben einem Original-DDR-Grenzpfosten, der deutlich auf Westseite steht und damit nicht mehr am Originalplatz (und so auch nur noch Kulisse ist), steht ein Souvenirkarren, an dem man DDR-Nummernschilder, NVA-Zeug und russische Militärmützen kaufen kann. Gerne auch Shirts mit CCCP drauf.

Ich hab ja so gar nichts gegen Merchandising. Wenn ich wüsste, was ich damit soll, würde ich nach jedem Pixarfilm zehn Happy Meals kaufen, um alles Plastikspielzeug, was drin ist, zu kriegen. Aber dass ausgerechnet am Checkpoint Charlie Devotionalien aus der ehemaligen Sowjetunion verkauft werden, fand ich mehr als geschmacklos. Aber ich glaube, ich war die einzige Besucherin, die das irgendwie komisch fand. Ich habe um mich herum nur fremde Sprachen gehört, und für ausländische Besucher ist es wahrscheinlich auch nur ein exotisches Fotomotiv. Ich fand’s scheiße.

Mir ist erst danach aufgefallen, wie wenig man noch erkennen kann, wo mal Ost- und wo West-Berlin war. Ich erinnere mich daran, dass man in der Friedrichsstraße das Visum und den Pass vorzeigen musste, bevor man nach oben auf die Gleise zur S-Bahn durfte, um nach Ost-Berlin zu fahren. Aber wo genau verlief die Grenze? Die Agentur, in der ich gerade sitze, residiert in Mitte, und manchmal gucke ich aus dem Fenster, sehe den Fernsehturm und denke: Ach Mensch, du bist ja im Osten. Wie cool ist das denn. Wenn ich mit dem Bus am Palast der Republik vorbeifahre, frage ich mich immer, warum er so komplett dem Erdboden gleichgemacht werden muss. Im Mai, als ich das erste Mal da war, konnte man noch erkennen, dass es ein Gebäude war; man sah noch Stahlträger, die mal das Dach oder die Stockwerke bildeten und konnte sogar noch einen Grundriss erahnen. Gestern habe ich nur noch sechs oder acht Betonsäulen gesehen, die vielleicht mal Treppenhäuser waren. Mehr ist nicht mehr zu sehen. Ich wette, wenn ich hier im Dezember meine Zelte abbreche, ist er völlig verschwunden – und damit ein sehr wichtiger Teil der deutschen Geschichte.

Ich kann es nicht nachvollziehen, dass so wenig vom Grenzverlauf übriggeblieben ist. Klar, gerade hier in Berlin könnte man wahrscheinlich alle 20 Meter eine Gedenktafel für irgendwas anbringen, und es ist ja auch großartig, dass die Stadt irgendwie einfach da weiter macht, wo sie 1961 gezwungenermaßen aufgehört hat. Vielleicht ist es auch nur die Tatsache, dass ich eben nicht aus Berlin komme und daher bewusst nach Spuren der Teilung suche, während die Berliner ganz froh darüber sind, dass sie nicht da sind. Keine Ahnung. Mich hat der gestrige Tag jedenfalls sehr bewegt, und ich musste daran denken, dass ich damit erwachsen geworden bin, zwei Deutschlands zu kennen. Und wie unglaublich dankbar ich dafür bin, heute nur noch eins zu haben.

They chose the wrong Palin: Michael Palin for President! Video, Webseite.

(via u1amo01)

Kai Diekmann spricht mit bildblog.de.

Vor kurzem haben sich einige Blogger gefragt, welche Superkräfte sie gerne hätten. Mir fiel dazu nichts Vernünftiges ein. Bis gestern. Seit gestern ist mir klar, was ich gerne als Superkraft hätte: quatschende Idioten mit einer Handbewegung zum Schweigen bringen zu können.

Denn gestern war ich mit einer Kollegin in der Deutschen Oper, wo wir uns den Fliegenden Holländer angeguckt haben. Und schon im Foyer beschlich uns ein ungutes Gefühl, denn um uns herum wuselte nicht nur das übliche Opernpublikum (ziemlich casual gewandet, nebenbei), sondern auch eine Schulklasse aus geschätzt 16- und 17-Jährigen. Die meisten von ihnen sahen aus, als müssten sie gleich zum Zahnarzt. Wir haben uns gefragt, welcher Lehrer seine Klasse ausgerechnet in eine Wagneroper schleppt, in die sie augenscheinlich nicht gehen wollten und ob sowas wie Carmen nicht lustiger gewesen wäre. Oder vielleicht ein Theaterstück mit Pause, wo man sich notfalls abseilen kann, wenn’s überhaupt nicht auszuhalten ist.

Ich hatte in der Schule auch ein Theaterabo, und da standen neben durchaus anspruchsvollen Theaterstücken auch Opern und Operetten auf dem Plan. Aber wer nicht wollte, musste eben nicht mit oder schlich in der Pause ins Café gegenüber und wartete auf das Ende der Vorstellung, um wieder mit den anderen im Bus zurückzufahren. Die Chance hatten die Kleinen gestern leider nicht.

Meine Kollegin und ich murmelten nur etwas von „Hoffentlich sitzen die nicht in unserer Nähe“. Ihr ahnt es: Sie saßen direkt hinter uns. Jedenfalls drei Kerle von ihnen; der Rest saß eine Reihe weiter oben. Von denen haben wir netterweise nichts gehört. Dafür aber umso mehr von den drei Idioten, die garantiert im Kino immer die Riesennachoportion verschlingen und dabei entweder ihrem Nachbarn den Film erzählen oder wahlweise mit der Freundin telefonieren. Sie haben es auch grandioserweise immer in den Pianostellen geschafft, am meisten Krach zu machen: den Takt mit dem Programm mitklopfen, mal die Füße am Sitz vor ihnen schubbern oder eben konstant den Nachbarn zuzuflüstern (immerhin), wie doof grad alles ist.

Nach fünfmal „Shhhhh!“ nach hinten zischen hatte ich keine Lust mehr und habe versucht, die drei auszublenden. Hat mal mehr, mal weniger gut geklappt. Deswegen konnte ich auch die Aufführung nicht so richtig genießen, die mir eigentlich ganz gut gefallen hat. Gut, wieder ne Menge Regietheaterideen, die sich mir nicht erschlossen haben, aber teilweise sehr gute Bilder. Aus den Seeleuten sind Broker geworden, aus den Spinnerinnen eine Rotte von nervigen Weibern, die sich stundenlang schminken, und als zum Schluss die Seeleute und die Mädels im Chor gegen die Geister aus dem Schiff des Holländers (das natürlich nicht da war) ansingen, wird eine Party zur betrunkenen Ausschreitung: Menschen werden verprügelt und mit Bier übergossen, einige schälen sich torkelnd aus ihren Pelzmänteln und Armani-Anzügen, aus Urnen wird Konfetti gestreut und zum Schluss ist die Bühne voll mit völlig fertigen Leuten, über die Senta und der Holländer ihr Schlussduett singen. Das war schon schick.

Bei den Chören haben die drei Deppen dann auch mal die Klappe gehalten. Vielleicht hab ich sie auch nicht gehört, weiß ich nicht. Ich war jedenfalls selten so froh wie gestern, als eine Oper zuende war. Ich war so genervt davon, mich anstrengen zu müssen, die Musik zu genießen, weil ich insgeheim immer darauf gewartet habe, dass die drei wieder anfangen zu nölen. Und als dann der Vorhang fiel, war’s immer noch nicht gut, weil sie dann in normaler Lautstärke ihrem Missfallen Ausdruck verleihen konnten. Woraufhin sich meine Kollegin umgedreht und gesagt hat: „Ist jetzt vorbei. Haltet endlich eure Fresse.“ Da war dann Ruhe.

Insofern: Ich muss nicht fliegen können. Ich muss mich nicht unsichtbar machen können. Ich würde nur gerne mal die Lautstärke der Welt selbstbestimmen können. Supergröner bringt die Unterwelt zum Schweigen. Hach.

Filmförder-Aktion „Filmpaten für Mirna“, via Nerdcore:

„Wir glauben, dass die Geschichte von Milosch und seinem Grünen Drachen, von der verloren gegangenen Jugendliebe Mirna Jug und dem Restaurant in Zagreb, von dieser Reise und der Suche nach dem Verbleib des einstigen Glücks unbedingt erzählenswert ist. Dass hier das Potenzial zu einem spannenden Dokumentarfilm gegeben ist, der mitten aus dem Leben gegriffen und dessen Ende noch nicht abzusehen ist, von seinem Verlauf ganz zu schweigen. Und die Zeit drängt: Der Lauf des Lebens wartet nicht auf Förderanträge, Finanzmittelbeschaffungsphasen und den ganz normalen Filmförder-Alltag.

Deshalb ganz konkret: Es fehlen rund 15.000 Euro – und die Geschichte von Milosch und Mirna könnte ihren Weg in die Kinos schaffen. Und diese 15.000 Euro wollen in drei Wochen beschafft sein. Benötigt werden deshalb Filmpaten, die als Filmförderer aktiv werden wollen, die mit uns an diesen Film glauben. Die die Geschichte von Milosch und Mirna, wie immer sie auch aussehen mag, erleben wollen.“

Eure Chance, euren Namen mal in einem Abspann zu lesen. Und aktiv Kulturgut zu fördern. Find ick jut.

Sendungen, die ich wirklich gerne mal sehen würde: Tach, der TV-Tester:

TV-Tester: „Und überhaupt: Wo sind denn die Höhepunkte, wo ist denn das, was euch auszeichnet?“

Chefin: „Wir haben hier diese hochwertige, intelligente Serie aus den USA, die tausend Preise gewonnen hat.“

TV-Tester: „Das kann ja keiner wissen. Wann kommt die denn?“

Chefin: „Freitags nach Mitternacht zwischen Die 10 besten Tittenwitze und einer Extra-Spezial-Sonderwiederholung über Madenbefall in südossetischen Restaurants.“

(Im Hintergrund hört man „Hide & Seek“ von Sasha.)

TV-Tester: „Wisst ihr, was ihr braucht? Ihr braucht einen kompetenten Berater. Ich telefonier mal rum und guck mal, was ich da machen kann.“

Ein weiteres Blog wird Buch: Passive-Aggressive Notes gibt’s demnächst auch gedruckt.

Da twitterte Lu doch gestern so schön:

„sehe sehr angespannt einer tierärztin bei der entbindung eines kalbs zu. die frau ist halb in der kuh. #VOX“

Worauf ich sofort eine Mail schreiben musste (daher die sehr vernachlässigte Rechtschreibung und die Smileys, bitte bleiben Sie mir trotzdem gewogen):

„meine ehemals beste freundin ist tierärztin. leider nur kleintiere. sie ist auf dem bauernhof großgeworden und wollte immer großtiere machen: kälber entbinden etc :-) ihr ganz persönliches problem: sie hat ganz miese sehnen und bänder in den schultern. als kind hat sie sich oft die schulter ausgerenkt, wenn sie irgendwas heben wollte oder zuviel zug oder druck draufgegeben hat. und sie hat sich immer vorgestellt, wie das ist, mit dem arm im hintern einer kuh zu stecken und sich DANN die schulter auszurenken :-)

aber soweit ich weiß, kann sie inzwischen auch was mit kleinen viechern anfangen. ich erinnere mich immer noch gerne an ihre story von der aufgelösten älteren dame, die mit ihrem winzhund (wahrscheinlich so’n cäsar-vieh) in die praxis kam und ihn geröntgt haben wollte, weil sie ihm aus versehen einen gefrorenen brokkoli auf den kopf hat fallen lassen.

weiter im text,
anke“

“I believe global warming is caused by man.“

“And I believe it’s just God hugging us closer.”

Any Poehler und Tina Fey als Hillary Clinton und Sarah Palin bei Saturday Night Live.

Edit: Danke an Jörn, der mir den direkten Link zu SNL geschickt hat (NBC zerrt die Clips gerade sehr schnell von YouTube runter).

„From the creators of the Diet Coke and Mentos experiment, EeepyBird show us how to have fun with sticky notes.“

(Danke, Olli)

Bis Anfang November in den Bookmarks: The Electoral Map: Key States.

Heute wieder mit Koffer nach Berlin gereist. Fühlt sich viel schwerer an als sonst – ich glaube, Der Baader-Meinhof-Komplex wiegt soviel wie alle meine T-Shirts für diese Woche zusammen.

Aber immerhin hat der ICE dann endlich mal so gehalten, dass ich direkt aus der Tür auf die Rolltreppe klettern konnte.

Dafür sind die Sleeves für die heißen Kaffeebecher bei Starbucks im Hauptbahnhof gerade aus. Aua.

Aus: mein unglaublich aufregendes (erregendes, ergreifendes, packendes, erschütterndes, angreifendes (hä?), bewegendes, spannendes, elektrisierendes, aufwühlendes, aufpeitschendes (yeah!), dramatisches, rührendes (näh), aufrüttelndes, beunruhigendes (näh), überwältigendes, umwerfendes) Leben.