Bücher Januar 2011

Wir nennen es Recherche. Größtenteils.

Susie Orbach – Bodies

Orbach beschreibt in Bodies, wie sich die Wahrnehmung unseres Körpers verändert hat. Er ist nicht mehr etwas, das produziert, herstellt, uns überleben lässt, sondern er ist eine Projektionsfläche geworden: für Ängste, Träume, Erwartungen. Wo wir früher hingenommen haben, wie wir aussehen, wird heute von uns erwartet, dass wir daran arbeiten. Da sind Schminken und Haarefärben noch die harmloseren Spielarten. Natürlich müssen wir schlank sein anstatt anzunehmen, dass wir es eben nicht sind. Natürlich müssen Frauen große Brüste und Männer einen Waschbrettbauch haben anstatt dass wir die Vielfalt anerkennen, in der wir vorkommen. Der Körper ist ein formbares Etwas, und die Menschen, die sich nicht um ihren Körper kümmern, werden als schwach, disziplinlos oder ewig gestrig angesehen. Bodies vermittelt manchmal ein paar Ideen, denen ich nicht folgen konnte (Erfahrungen von Orbach in ihrer Arbeit als Therapeutin), aber im Großen und Ganzen ist es ein lesbarer und leider deprimierender Abriss über unsere heutige Körperwahrnehmung.

(Leseprobe bei amazon.de)

Courtney Martin – Perfect Girls, Starving Daughters. The Frightening New Normality of Hating Your Body

Langer Titel, beeindruckendes Buch. Die junge Verfasserin (beim Erscheinungstermin des Buches 2007 war sie 25) beobachtete in ihrer Umgebung eine fatale Entwicklung: Junge Frauen, die emanzipiert und mit dem Motto aufgewachsen waren „Du kannst alles werden, was du willst“, deuteten diesen wunderbaren Satz in puren Stress um: „Du musst alles werden, was geht.“ Karriere machen, eine gute Mutter werden, eine perfekte Beziehung führen, natürlich schlank sein, und dann soll alles auch noch so aussehen, als mache es keinerlei Mühe.

Martin schreibt über Freundinnen, Bekannte und wildfremde Frauen, die sich ihr für das Buch anvertraut haben, und über deren gestörtes Verhältnis zu ihren Körpern und Ernährungsgewohnheiten. Vieles hat sicher jede von uns schon mal beobachtet: dass sich Mädchen und Frauen beim Essen zurückhalten, wenn was Männliches anwesend ist (darüber gibt es natürlich auch Studien, und die sagen zusätzlich, dass Männer sich nicht einschränken, wenn ihnen eine Frau gegenübersitzt. Warum auch?). Dass es quasi zum Erwachsenwerden eines Mädchens gehört, irgendwann über Diäten zu reden und sie durchzuführen. Dass es ebenfalls dazugehört, sich über Äußerlichkeiten zu definieren oder sie zumindest mit den Freundinnen ewig durchzuquatschen. Dass es kaum eine Frau gibt, die sagt: „Ja, ich find mich okay so, wie ich bin“, sondern dass es immer, immer, immer irgendwas gibt, das sie nicht an sich okay findet und dass das gerne etwas ist, das wirklich allen egal ist außer dem eigenen, gestörten Kopf.

Perfect Girls hat einen schönen, persönlichen Stil, der mir sehr gut gefallen hat, weil er die vielen Studien und E-Mail-Befragungen in nachvollziehbare Erlebnisse verpackt. Trotzdem macht die Lektüre natürlich überhaupt keinen Spaß, weil man sich die ganze Zeit fragt, was wir alles mit unserer Zeit, unserer Kraft und unseren Talenten anfangen könnten, wenn wir uns nicht den ganzen Tag damit beschäftigen würden, wie dick oder dünn unser Hintern gerade ist.

(Leseprobe bei amazon.de)

Gunther Hirschfelder – Europäische Esskultur. Eine Geschichte der Ernährung von der Steinzeit bis heute

Kurzweiliger Abriss über die Entwicklung unserer Ernährung. Die Jetztzeit kommt leider viel zu kurz, aber dafür weiß ich jetzt, was die alten Römer so zu ihren Gelagen auftischten (Otternasen! Lerchenzungen! Ich scherze) und dass Frauen und Töchtern (natürlich, grmpf) in so gut wie jeder Zeit weniger Essen zugestanden wurde als Männern und Söhnen. Ich fand die Entwicklungen sehr gut dargestellt, auch wenn es mir manchmal etwas zu aufzählend war; das ist ja schön, dass wir irgendwann mehr Weizen als Hirse gegessen haben, aber dass mir in jedem Kapitel erzählt wird, was genau wir jetzt mehr zu futtern hatten als noch vor 100 Jahren, las sich irgendwann ein bisschen nervig.

Mit hat allerdings die Beschreibung aus der Zeit der Industrialisierung sehr gut gefallen, weil dort sehr klar wurde, wo unsere seltsamen Essgewohnheiten von heute herkommen. Mit der Entfremdung von den Produktionsmitteln – wir sind eben nicht mehr alle Bauern und Bäuerinnen, sondern haben eine Entwicklung von den Fabriken in die Büros von heute durchgemacht –, sind wir darauf angewiesen, dass sich jemand anders um unsere Ernährung kümmert. Ziemlich blöd, dass wir das heute multinationalen Konzernen überlassen, denen wir als gesunde, zufriedene Menschen sehr egal sind. Ziemlich gut, dass es heute wieder mehr Märkte und Biolädchen gibt, mit denen wir das trotzdem hinkriegen.

(Leseprobe bei amazon.de)

Udo Pollmer – Esst endlich normal!

Ich mag ja die polemische Art von Herrn Pollmer. Das liest sich immer alles so herrlich entrüstet, wie er sich darüber aufdotzt, auf was für einen populistischen Quatsch wir reinfallen und wie sehr wir jeder blöden Zeitungsmeldung glauben, die uns sagt: ORANGEN HEILEN KREBS! ROTWEIN HEILT ASTHMA! FETT IST BÖSE! NEE, DOCH NICHT, FETT IST IRGENDWIE OKAY! WARTE, ICH MACH LIEBER NOCH NE STUDIE, HOLD ON …

Der Untertitel sagt eigentlich alles, was das Buch dann 200 Seiten lang schlüssig und gut lesbar belegt: Warum die Schlankheitsdiktatur die Dünnen dick und die Dicken krank macht. Pollmer schreibt über den Irrsinn von BMI; die Zahlen, die uns vorgaukeln, wir würden alle morgen sterben, wenn wir nicht abnehmen und die Zahlen, die belegen, dass gerade „Dickenkrankheiten“ seit Jahren rückläufig sind; warum Diäten nicht funktionieren und über die Fetthysterie, die Schlanke zu besserwissenden Moralaposteln und Dicke zu menschgewordenen Schuldgefühlen macht.

Und wie immer bei dieser Art Bücher freue ich mich über die Amazon-Rezensionen von entrüsteten Dünnen: „He, die Dicken wollen ja nur Bücher haben, in denen drin steht, dass sie dick bleiben können.“

Exakt. Und wo ist jetzt dein Problem?

Bill Willingham/Mark Buckingham/Steve Leialoha – Fables 2: Animal Farm

Etwas brutaler als der erste Teil, aber bei dem Titel ahnt man ja schon, dass das kein Kuschelcomic ist. Fables spielt weiterhin gekonnt mit der Idee, dass Märchenfiguren unerkannt unter uns leben und zeitgleich ihre eigene Kultur pflegen (he, ich ahne, woher die Idee zu True Blood stammen könnte!). Diesmal schauen sich Schneeweißchen und Rosenrot eine verzauberte Farm vor der großen Stadt an, auf der die Märchenfiguren leben, die aus optischen Gründen nicht unter Menschen sein können: die drei Schweinchen aus ihrem Pustehäuschen, Riesen, Zwerge usw. Dass eben diese Wesen es ziemlich doof finden, so ausgegrenzt zu werden, und wie sie damit umgehen … nun ja. Titel eben. Schöne Fortsetzung; gleich mal den dritten Teil vorgemerkt.

(Leseprobe bei amazon.de)

Simon Schwartz – drüben!

Die Eltern von Simon Schwartz sind per Ausreiseantrag 1984 aus der DDR in die Bundesrepublik gekommen, als Schwartz gerade ein Jahr alt war. Sein Comic beschreibt den Alltag von seinen Eltern und Großeltern in der DDR. Spannend dabei: die verschiedenen Arten, mit dem System umzuhen oder dem Wunsch, es zu verlassen. Die Zeichnungen sind recht plakativ, emotional und einfach zugänglich. Und das Thema sowieso immer interessant. Schönes Ding.

(Leseprobe beim avant-verlag)

Harvey Levenstein – Paradox of Plenty: A Social History of Eating in Modern America

Sehr ausführliches und sehr lesbares Buch über die Essgewohnheiten unser amerikanischen Freund_innen von ca. 1900 bis 2000. Es geht nicht nur um die Entwicklung von Fertigfraß versus die guten Kartoffeln aus Idaho, sondern auch um Hunger in vor allem schwarzen Gebieten, als der Rest der Nation immer satter wurde; die Einführung von Lebensmittelmarken, während die USA der weltgrößte Lebensmittelproduzent der Welt waren (in den 50er Jahren); das veränderte Bewusstsein für Ernährung und Industrie, das in Amerika Ende der 60er Jahre einsetzte, Vegetarismus, Feminismus, Jane-Fonda-Fitnessvideos, die zu einer Zeit entstanden, in der sie noch nicht zugab, an Bulimie zu leiden und es geht um noch viele Aspekte mehr, die sich um die soziale Funktion von Essen drehen.

Mich hat besonders die Rolle der Frau interessiert, die sich ja immer noch eher mit Essen, Kochen, Einkaufen, dem Versorgen der Familie befasst als der männliche Teil der Schöpfung. Gerade beim Salonfähigwerden von convenience food wurde ihre Rolle so richtig schön krank. Den Frauen, die zu Kriegszeiten teilweise gearbeitet hatten und nun wieder am Herd stehen „durften“, wurde von den Medien eingeredet, wie kreativ und entspannend es doch sei, einen Haushalt zu führen. Gleichzeitig warb die Lebensmittelindustrie für ihre Konserven und Fertiggerichte damit, wie sehr sie den gelangweilten und gestressten Hausfrauen die Arbeit erleichtern und ihnen die dröge Kocharbeit schon abnähmen.

Gerade das Verhältnis von Frauen zu Essen klingt immer wieder an und hat meine andere Januarlektüre, Perfect Girls, sehr schön um Zahlen und Daten ergänzt.

(Leseprobe bei amazon.de)

Hans-Ulrich Grimm – Die Suppe lügt: Die schöne neue Welt des Essens

Die Fakten, die Grimm über Industrienahrung und wie sie unseren Körper überlistet, präsentiert, sind sicher alle richtig und spannend und supi, aber meine Güte! geht mir der Spiegel-Stil nach 50 Seiten auf die Nerven. Die einzelnen Kapitel wiederholen sich inhaltlich manchmal ein wenig, was ich ihm ja noch verzeihen würde, aber dass er selbst seine Lieblingsformulierungen ständig wiederholt, fand ich dann doch ein bisschen faul. Trotzdem natürlich lesenswert, zum Beispiel die lustige Sache, dass „natürliche Aromen“ so heißen dürfen, selbst wenn das Erdbeer-Aroma in einem Erdbeerjogurt von Bakterien stammt, die auf Sägespänen vorkommen, denn sowohl Bakterien als auch Sägespäne sind Naturprodukte – also darf das Aroma „natürlich“ heißen. Oder dass in Deutschland satte 75% aller verzehrten Lebensmittel aus Industrieproduktion stammen. Oder dass es sogar künstliche Aromen für Tiere gibt: Damit wird das Futter unter anderem für die Massentierhaltung, das größtenteils aus billigem Schrott besteht, für die Schweine schmackhaft gemacht, damit sie eben billigen Schrott fressen. Und der landet dann irgendwann als Schnitzel bei uns auf dem Teller.

„Bell Flavor & Fragrances hat fürs Pferd beispielsweise die Geschmacksrichtung „Heu & Kraut“ im Angebot, für Schweine sogar „Trüffel“. Die Katze kriegt, ganz ohne Jagd und Mühe, ein Aroma Marke „Maus“, und für Hühner haben die Chemiker eine Komposition vom Typ „Regenwurm“ zusammengestellt – eine besonders bewundernswerte Leistung der Labor-Mannschaft, vor allem hinsichtlich der sicher schwierigen Untersuchung, wie denn wohl das Original schmeckt. (…)

Es ist indessen nicht nur das Mitgefühl zur Kreatur, das die Futterproduzenten zum Geschmackstopf greifen lässt. Oft müssen die Kunstaromen nur kaschieren, dass der Fabriklandwirt am Futter gespart hat. Ein Schwein, das Rindvieh, könnte die Nahrungsaufnahme verweigern. Doch Aromen im Futter können den „anrüchigen Geschmack von billigsten Futterrationen effektiv maskieren“, verkündet der US-Produzent Agrimerica im Prospekt für seine Futteraromen. Auch Danisco wirbt mit diesem Effekt bei seinen FLAVODAN-Aromen: „Maskiert unangenehme Zutaten“ und ermöglicht so „mehr Flexibilität und verringerte Kosten bei Futter-Rezepturen“. Das gilt selbstverständlich, jedenfalls in der Werbung, nur fürs Tierfutter.“

Karen Duve – Anständig essen: ein Selbstversuch

Duve ändert über ein Jahr hinweg ihre Lebensgewohnheiten: von der Fertighähnchenpfanne für wenig Geld aus der Supermarkt-Tiefkühltruhe über biologische Ernährung, vegetarische und vegane bis hin zur frutarischen Ernährungsweise. Das Buch lässt uns quasi neben ihr hergehen und ihre Gedanken nachvollziehen. Liest sich alles wie ein langer Blogeintrag, was ich ja sehr gerne habe; sie mäandert halt manchmal rum, springt von einem Thema zum anderen, kehrt aber immer wieder zum roten Faden zurück.

Blöderweise ertappt man sich des Öfteren, wie man ihr zuraunen möchte, jetzt pöbel doch nicht so rum, um deine Umwelt davon zu überzeugen, wie doof das ist, „Qualfleisch“ zu essen. (Das Wort übernehme ich in meinen Wortschatz.) Denn Duve nimmt das ganze sehr ernst: Es liest sich nicht wie ein Buchprojekt, das sie nach einem Jahr beendet, um wieder zur Hähnchenpfanne zu greifen. Es setzt ein nachvollziehbares Umdenken ein, und im Laufe der Zeit versucht sie auch ihrer Umgebung ihre Lebensweise zu begründen, zumindest die vegetarische bzw. vegane (die frutarische löst bei mir auch eher Kopfschütteln aus). Dabei klingt sie aber leider wie PETA, denen ich ja auch dauern sagen möchte, macht’s wie Foer und Eating Animals, wedelt nicht so mit der „Fleischesser sind alles Arschlöcher“-Keule rum, sondern überzeugt mich. Redet mit mir nicht wie mit einem KZ-Aufseher. Den Tonfall hat Duve leider auch irgendwann unterschwellig drauf, und obwohl ich seit Monaten so gut wie kein Fleisch mehr esse, war ich zum Schluss des Buchs ein bisschen angenervt.

Aber den inneren Kampf führe ich seit Foer ja auch dauernd mit mir selbst: Wie sehr gehe ich anderen damit auf die Nerven, wenn ich beim gemütlichen Abendessen mal kurz über Massentierhaltung rede? Oder mach ich das mit mir aus: Ich esse kein Fleisch mehr und ignoriere, dass der Rest der Welt es macht? Keine Ahnung.

John Irving – The Cider House Rules

Ich habe erfreut festgestellt, dass ich Herrn Irving wieder lesen kann. Vor mindestens 20 Jahren habe ich in meiner zarten, beeinflussbaren Jugend in schneller Abfolge Das Hotel New Hampshire, Garp und Eine Mittelgewichtsehe gelesen und war danach vorerst bedient. An die Mittelgewichtsehe kann ich mich überhaupt nicht erinnern; die anderen beiden mochte ich sehr, hatte aber relativ schnell genug von Wien und Bären und seltsamen Familien. The Cider House Rules habe ich als Film schon sehr gut gefunden (Tobey! Michael!), und das Buch hat mir ebenfalls gefallen, auch wenn ich manchmal dachte, wieviele Storylines will der gute Mann denn noch anfangen. Theoretisch hätte man aus dem Wälzer auch vier bis fünf Taschenbücher stricken können. Der alte Arzt im Waisenhaus, der sowohl Geburten als auch Abtreibungen als Gottes Werk ansieht; sein Kronprinz Homer Wells, der lieber Äpfel anbauen will als Uteri auszuschaben; das junge Paar, das für eine Abtreibung kommt und mit einem Freund und Liebhaber geht; Melony, die erste Liebe Homers, deren Lebensgeschichte alleine einen Film wert wäre. Und noch ein paar Menschen mehr, die einem so fies ans Herz wachsen, dass man ungerührt im Bus von der Arbeit rumheult, als einer von ihnen stirbt. Schönes Buch. Vielleicht sollte ich doch mal Son of the Circus und A Widow for One Year anfangen, die mir vor Ewigkeiten geschenkt wurden und unberührt im Regal stehen?

(Leseprobe bei amazon.de)

Daniel Hope/Wolfgang Knauer– Wann darf ich klatschen? Ein Wegweiser für Konzertgänger

Violinist Daniel Hope beschreibt in Zusammenarbeit mit Wolfgang Knauer den Ablauf eines klassischen Konzerts: Was passiert auf und hinter der Bühne, was sollte dort besser nicht passieren, wie arbeitet man als Solist_in mit einem Orchester zusammen und wie erlebt man ein Konzert als Zuschauer_in. Das Buch ist gleichzeitig eine sehr knappe Einführung in die klassische Musik und ihre Stilrichtungen und beschreibt ein paar Dirigenten und ihre Marotten. Das ganze ist sehr kurzweilig geschrieben, und man merkt jeder Seite an, wie die Autoren gegen die unnötige Schwellenangst von Klassik anschreiben, die nicht einschüchtern soll, sondern eine Bereicherung für jede und jeden sein kann, ganz gleich wieviel Vorbildung man hat. Ein bisschen Vorbildung an musikalischen Begriffen braucht man für die folgende Anekdote, die ich sehr charmant finde:

„Erfahrene Dirigenten sind die Spannungsmomente unmittelbar vor Beginn (des Konzerts) gewöhnt und lassen sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Abgesehen natürlich von extremen Ausnahmefällen. Es ist schon vorgekommen, dass ein betagter Maestro von seinem Hotel abgeholt wurde und der Chauffeur den Künstlereingang des Konzerthauses nicht gefunden hat. Dann bricht selbst bei dem abgebrühtesten Profi Panik aus. Denkbar auch, dass der Fahrstuhl zwischen Garderobe und Bühnentür plötzlich steckenbleibt.

Aber zum Glück sind solche unvorhersehbaren Probleme selten. Wie es sein soll, hat der Dirigent seine Garderobe verlassen, streicht sich noch einmal über die Haare, zupft an seiner Frackschleife und macht den obligatorischen Reißverschluss-Check an der Hosenfront, unter Musikern „Glissando“ genannt. Er ist so weit.“

Wait, let me google this for you. Und natürlich musste ich bei der Episode auch an meinen Gesangsunterricht denken, der in dem Theater stattgefunden hat, in dem Der König der Löwen aufgeführt wird. Ich bin immer mit dem Fahrstuhl in den 3. Stock gefahren, und dort hing ein Schild auf Deutsch und Englisch, dass bei Aufführungen bitteschön die Treppe zu benutzen sei.

Supplì di riso – ausgebackene Risottobällchen

Das Rezept stammt mal wieder aus VegItalia und hat mich mit seiner leichten Orangennote sehr positiv überrascht. Bisher war ich der Meinung, ein Risotto brauche keinen Schnickschnack: Reis, Zwiebeln, Butter, Käse, reicht, schmeckt, perfekt. Seit gestern nicht mehr.

Die supplì können kalt oder warm gegessen werden. In Süditalien heißen sie laut Buch arancini, kleine Orangen, weil sie die Größe von Orangen haben. Wer mag, kann noch mehr Käse als im Rezept angegeben in den Bällchen unterbringen; dann werden daraus supplì al telefono, weil der warme Käse beim Abbeißen Fäden zieht.

Für vier Personen. Zunächst ein Risotto herstellen:

50 g Butter schmelzen,
275 g Risottoreis darin kurz anschwitzen und nach und nach
800 ml Gemüsebrühe unter Rühren dazugeben, bis ein cremiges Risotto entstanden ist.

6 Schalotten, fein gehackt, mit
175 g Mozzarella in kleinen Stücken,
6 EL Parmesan, gerieben,
dem Abrieb einer Orange,
einer Handvoll fein gehackter Kräuter,
Meersalz und
schwarzem Pfeffer mischen.

Das Risotto mit den restlichen Zutaten vermischen und abkühlen lassen.

1 Ei, verquirlt,
55 g Semmelbrösel und
etwas Mehl

bereitstellen. Aus dem Reisgemisch orangengroße Bällchen formen; ich bin eher bei Pfirsichgröße geblieben und habe ziemlich geflucht beim Bällchenbau, denn so einfach wie Frikadellenformen ist das Reisgebrösele nicht. Aber mit viel Zusammenquetschen geht’s. Die Bällchen im Mehl wälzen, durch Ei und Semmelbrösel ziehen und in

6 EL Olivenöl

„schwimmend ausbacken“. Ich weiß nicht, wie man in sechs Esslöffeln Öl irgendwas schwimmend ausbäckt, deswegen habe ich die Bällchen wie Frikadellen gebraten. Und dann genossen. Aber wie.

Anna Depenbusch – Kommando Untergang

(Direkt-Snif)

Knusprige Sesam-Tofu-Würfel

Ha! Ich kann mein vorgestriges Genöle über ein Rezept von Home-made Deliciousness wiedergutmachen, denn das zweite Rezept, das ich von Elisabeth nachgekocht habe, hat es geschafft, mein bisheriges Lieblingstofurezept ziemlich alt aussehen zu lassen. Bisher habe ich Tofu entweder angebraten oder in Sojasauce mariniert und dann angebraten. Aber diese Sesamsauce ist der Hammer und gehört ab jetzt ins Repertoire.

300 g festen Tofu in mundgerechte Würfel schneiden. Eine Auflaufform mit
Erdnussöl ausstreichen, den Tofu darin verteilen, ordentlich salzen und pfeffern und auf der mittleren Schiene im auf 240° vorgeheizten Backofen für gut zwölf Minuten backen. Wenden und nochmals für zwölf Minuten backen. (Ich habe noch ein bisschen Erdnussöl nachgekippt.)

Währenddessen eine Sauce herstellen aus

1 EL Tahin,
1 EL Sojasauce,
1 EL Sesamöl (ich habe wieder das dunkle, geschmacksintensive genommen),
1 EL Ahornsirup,
1 EL Apfelessig (bei mir Sherry-Essig),
2 TL geschälter Sesam,
1/2 TL Paprikapulver und
1 kleines Stück Ingwer, gerieben.

Den Tofu mit der Sauce vermischen und für weitere fünf Minuten auf der obersten Schiene backen. Nochmal wenden und fünf Minuten backen. Bei mir hat einmal Backen gereicht; ganz so dunkel wollte ich die kleinen Würfel nicht werden lassen.

Ich habe die knusprigen Racker über Naturreis gekippt, den ich mit einer roten Zwiebel, einer roten Paprika und ein paar Gurkenscheibchen aufgebuntet habe. Und wenn ich nach der Portion nicht schon satt gewesen wäre, hätte ich gleich noch ne Runde in den Ofen geschmissen, so lecker und süßherzhaft und knusprig ist der Tofu. Hallo, Fleischesser – AUSPROBIEREN!

(Die Sauce schmeckt aber garantiert auch mit Bio-Hühnchen.)

Irish Soda Bread

Hach, wieder eins von diesen Blitzschnell-Broten, die ohne Hefe und Gehen und Vorteig und Firlefanz funktionieren. Und die nebenbei wunderbar schmecken, wenn sie frisch aus dem Ofen kommen.

Das Rezept stammt von Home-made Deliciousness, die es von Epicurious hat. Da hätte ich mal hinklicken sollen, denn die Delicious-Dame hat sich beim Umrechnen der amerikanischen Cups leider etwas vertan, was die Grammangabe beim Mehl angeht (3 1/2 cups sind nicht 420 g Mehl*). Mein Teig war zuerst ein nasser Klumpen, bis ich nochmal das Doppelte an Mehl dazugegeben habe. So viel Brot wollte ich gar nicht, aber fieserweise geht das Zeug ja trotzdem ratzfatz weg, weil es eben so lecker ist.

Für einen Laib

840 g Mehl (ich habe 405er und 550er gemischt),
1 TL Natron,
3/4 TL Meersalz und
360 ml Buttermilch

zu einem glatten Teig verkneten. Am besten gar nicht großartig bearbeiten; alles zusammenkippen, und sobald man aus dem Teig einen Laib formen kann, sollte man genau das tun. Den Laib auf ein mit Backpapier belegtes Blech umsiedeln, circa einen Zentimeter tief kreuzweise einschneiden und das Brot bei 220° für 35 Minuten backen.

Bei mir gab’s das gestern zum Mittagessen mit ein paar Salatblättern und einem weichgekochten Ei, das ich in Dukka gewälzt hatte. Aber Butter und Salz tun’s auch.

* Vielleicht doch? Elisabeth schreibt mir:

„Ich muss mich hiermit verteidigen bezüglich meiner cup-Umrechnungsunfähigkeit ;-), die du mir in deinem Post über das Irish Soda Bread unterstellst. Ich weiß nicht, warum du so viel mehr Mehl brauchtest als ich, bei mir hat es nämlich bestens funktioniert. Umgerechnet habe ich anhand dieser Tabelle hier, was bisher immer gut funktioniert hat:

http://www.jsward.com/cooking/conversion.shtml

Den Laib habe ich mithilfe von zusätzlichem Mehl geformt, ohne den Teig zu kneten, also einfach zusammengedrückt.“

Seltsam. Ich habe bisher noch nie zwischen Milliliter und Gramm unterschieden, wenn ich amerikanische cups umgerechnet habe, und das wiederum hat bei mir immer funktioniert. Verstehe ich nicht.

Noch eine Anmerkung zur Mehlmenge: Inzwischen habe ich mehrere Mails bekommen, die mit der oben genannten Menge auch nicht klarkommen. Die einzig wahre Mehlration scheint also irgendwo zwischen 840 und 420 zu liegen. Am besten zu den 360 ml Buttermilch erstmal 420 g Mehl kippen und dann einfach soviel hinterher wie nötig, um einen Laib kneten zu können. So hab ich’s gemacht, und das hat funktioniert.

7

Otsu

Ein wunderbares Rezept von der wunderbaren vegetarischen Webseite 101 Cookbooks: Otsu. Oder anders: ein Salat aus Sobanudeln, Zwiebeln und Gurken mit Tofu und einem Dressing aus (unter anderem) Ingwer, Sojasauce und Sesamöl.

Ich habe das Originalrezept etwas meinem Geschmack angepasst: kein Koriander und nicht ganz so scharf. Wobei meine Auffassung von „scharf“ jeder/m Inder/in wahrscheinlich die Lachtränen in die Augen treiben würde.

Für zwei Personen

300 g Sobanudeln in sprudelndem Salzwasser bissfest kochen. Das geht etwas schneller als bei der üblichen Pasta, also mal vorher probieren.

200 g geräucherten Tofu in kleine Würfel schneiden und von allen Seiten anbraten, bis er knusprig-braun ist.

Eine kleine Handvoll Sesamkörner anrösten, bis sie duften und anfangen aufzuplatzen.

Eine halbe Salatgurke entkernen und in feine Streifen schneiden. Wer mag, schält sie auch noch; ich lasse das immer sein.

Im Originalrezept sollen es Frühlingszwiebeln sein; ich mag den roten Farbtupfer aber so gern und schneide deswegen
1 kleine rote Zwiebel in feine Ringe.

Das ganze vermischen und dazu noch ein Dressing zubereiten aus

der abgeriebenen Schale 1 Zitrone,
einem geriebenen, daumengroßen Stück Ingwer,
1 EL Honig,
1/2 TL Cayennepfeffer,
3/4 TL Meersalz,
1 TL Zitronensaft,
60 ml Reisessig,
80 ml Sojasauce,
2 EL Olivenöl und
2 EL Sesamöl – das dunkle aus den gerösteten Sesamkörnern.

21

Seit gestern in der Dauerschleife: 21 von Adele (Link unter 21 öffnet iTunes). Ein Song aus dem Album:

(Direkt-Rolling)

Banana Pancakes

Nee, nee, Pfannkuchen sind was anderes. Das hier ist das fluffige amerikanische Zeug, nur ohne Backpulver. Das Rezept stammt quasi vom Pastasciuttablog und gehört in mein Repertoire, seit ich es das erste Mal ausprobiert habe. Nachdem 80 Versuche mit Backpulver misslungen sind.

Für eine/n hungrige/n Esser/in

2 Eigelbe mit
gewichtsmäßig der gleichen Menge Milch,
2 gehäuften EL Mehl und
1 gehäuften EL Vanillezucker

mischen und eine gute Viertelstunde stehenlassen.

2 Eiweiß zu Eischnee verarbeiten und unter den Teig heben.
Butter in einer beschichteten Pfanne erhitzen und Teigkleckse hineingeben. Bei mittlerer Hitze anbraten, bis die untere Hälfte der Pancakes festgeworden ist. Oben drauf nun

1 Banane, in kleine Stücke geschnitten, verteilen, in den Teig drücken, die Pancakes wenden und fertigbacken.
Ahornsirup drüber und genießen.

Die kleinen Racker sind wunderbar fluffig, nicht zu süß (kann man natürlich ändern) und klappen auch mit anderen Früchten. Ich warte ungeduldig auf die Erdbeersaison.

Auf dem Bild ist übrigens nur die Hälfte der Pancakes zu sehen, die aus der oben beschriebenen Menge rauskommen.

„Märchen erzählt mithin nicht nur die Werbung für die neuen Nahrungsmittel, Märchen erzählen auch diese Nahrungsmittel selber: Sie erzeugen eine Illusion von Erdbeeren, wo keine sind, eine Fiktion von Rind, wo dieses völlig fehlt. Stattdessen ist da bloß Aroma oder beispielsweise „Ribotide“, ein Geschmacksverstärker der japanischen Firma Takeda, der es zum „Marktführer in der Welt der Lebensmittelindustrie“ (Eigenwerbung) gebracht hat. Ribotide ermöglicht, so der Firmenprospekt, eine „Suppe mit stärkerem Geschmack“ zu kochen, bei der „die Gesamtmenge Fleischextrakt durch Ribotide ersetzt“ wird. „Die Kostenersparnis ist offensichtlich“, meint der Prospekt. Da hat er sicher recht. Aber was meint der menschliche Körper dazu?

Der erwartet ja eigentlich Rind, er hat Hunger und Appetit auf Fleisch, er sieht die Suppe schon dampfen, er ist voller freudiger Erwarung. Eine sehnsüchig-angespannte Situation, wie sie der Urahn aller Feinschmecker, Jean Anthèlme Brillat-Savarin, beschrieben hat: Im „Gedächtnis steigen Dinge wieder auf, die einst der Zunge geschmeichelt – die Phantasie glaubt sie vor sich zu sehen: es ist ein Zustand, traumartig. Dies ist nicht ohne Reiz, und wir haben tausend Eingeweihte in der Freude ihres Herzens rufen hören: ‘Welche Lust an gutem Appetite – Notabene, wenn man eines glänzenden Mahles in Kürze gewiss ist!’ Indessen regt es sich überall in der Nährmaschine: der Magen wird empfindlich, die Magensäfte scharf, die inneren Gase ziehen hörbar umher, der Mund füllt sich mit Speichel, und die Verdauungskräfte stehen alle unterm Gewehr, wie Soldaten, die nur noch den Befehl zum Sturm erwarten.*“

Und dann kommt Ribotide.“

* Jean Anthèlme Brillat-Savarin, Physiologie des Geschmacks oder Betrachtungen über das höhere Tafelvergnügen

Hans-Ulrich Grimm, Die Suppe lügt – Die schöne neue Welt des Essens, Knaur 2008, S. 116/117

Belugalinsen mit Senfdressing

Ich habe keine clevere Einleitung außer: geht schnell und schmeckt. An manchen Tagen reicht das ja.

Für ein Persönchen

1 gehackte Zwiebel in
Olivenöl anbraten.
Schwarze Linsen, dreimal so viel
Wasser,
1 Lorbeerblatt und
Meersalz dazugeben und in circa 30 Minuten bissfest kochen. Aus

1 TL Dijonsenf,
1 TL körnigem Senf,
1 TL Weißweinessig und
2 TL Rapsöl ein Dressing herstellen.

Die Linsen mit dem Dressing vermischen, in ein Ramekin füllen, mit

1/2 Kugel zerzupften Büffelmozzarella

belegen und im auf 200° vorgeheizten Ofen für ungefähr 15 Minuten überbacken, bis der Käse leicht gebräunt ist. Mit

gehackter Petersilie und
gerösteten Senfkörnern bestreuen.

Dukka

Ich bin eine Freundin von Dipps und Tunken und Dinge in irgendwas reinstippen, und deswegen gehört seit gestern Dukka zu meinen neuen Kumpels. Damit kann man nämlich prima rumsauen und es schmeckt unglaublich lecker. (Und dauert nur gut sechs Minuten in der Herstellung.)

Eine Handvoll Haselnüsse

bei 180° im Ofen rösten. In ein sauberes Geschirrhandtuch umsiedeln und kräftig gegeneinander reiben, so dass sich die Schalen lösen. River Cottage Everyday, das Buch, aus dem ich das Rezept habe, möchte die Nüsse im Mörser zerstoßen haben; ich habe sie erstmal grob gehackt. In einer kleinen Pfanne

1 TL Koriandersamen und
1/2 TL Kreuzkümmelsamen

bei mittlerer Hitze eine knappe Minute rösten; nur so lange, bis sie anfangen zu duften. Im Mörser zerstoßen. In der gleichen Pfanne nun

2 TL Sesam goldfarben rösten. Alles zusammen mit
1/2 TL Meersalz und
1/2 TL Chiliflocken mischen und zum Schluss noch
eine kleine Handvoll zerrupfte Minze untermischen.

Ich hatte nur getrocknete Minze, schmeckt auch. Nun ein Brotstückchen in Öl tauchen – am besten Raps-, Kürbiskern- oder Walnussöl – und dann ins Dukka. Mein Brot des Tages ist ein Möhrenbrot, das im Prinzip ein Pastinakenbrot ist, nur mit Möhren.

Da liest man so im eigenen Archiv rum und denkt sich …

… das kannste so nicht stehenlassen.

Vor gut einem Jahr ging in der Blogosphäre die Liste der zehn Futtersünden rum. Also zehn Dinge, von denen man eigentlich weiß, dass sie Müll sind, die man aber trotzdem isst oder trinkt, warum auch immer. Meine zehn waren im Dezember 2009 diese hier (längere, erklärende Fassung verbirgt sich unter dem Link):

1. Miracel Whip
2. Das belegte Brötchen vom Bäcker
3. Smileys-Pizza
4. Der Baumstamm von Aldi
5. Nutella
6. Rübensaft
7. 5-Minuten-Terrine/Tassensnack oder wie immer das Zeug heißt
8. Röstzwiebeln aus dem Plastikbecher
9. Alle Kinder-Produkte
10. Ben & Jerry’s

Ich war sehr erstaunt über diese Liste, denn ich kann mich kaum noch daran erinnern, wann ich das letzte Mal Röstzwiebeln aus dem Plastikbecher gegessen habe oder eine 5-Minuten-Terrine. Das Update für die Liste im Januar 2011:

1. Miracel Whip

Steht sogar noch im Kühlschrank, wird aber überhaupt nicht mehr benutzt. Der Kerl hat es eh nie gegessen, ich, wie in der alten Liste zu lesen ist, gerne als Aioli-Ersatz. Seit ich aber kein Fleisch mehr auf meine Sandwiches haue, sondern nur noch Käse und diverses Gemüse, schmiere ich mir gerne Senf in allen Geschmacksrichtungen aufs Brot. Sobald dieser Eintrag geschrieben ist, gehe ich in die Küche und verklappe das Glas, denn inzwischen geht auch selbstgemachte Mayonnaise bei mir ruckzuck. Und ich weiß, was drin ist.

2. Das belegte Brötchen vom Bäcker

Nope, keine Chance. Auch hier kann ich mich kaum daran erinnern, wann ich das letzte Mal eins von den Dingern gekauft habe. Ja, ich schlafe morgens immer noch lieber länger als mir ein Brot zu schmieren, aber fleischlose Brötchen sind meistens Tomate-Mozzarella, und darauf habe ich überhaupt keine Lust. Mal abgesehen davon, dass ich die Berge von Remoulade oder ähnlichem, die sich gerne unter der Scheibe „Putenbrust“ verbargen, noch nie so richtig sexy fand.

3. Smileys-Pizza

Die wird ab und zu noch bestellt, aber längst nicht mehr so oft wie früher, weil ich inzwischen weiß, dass ich in der einen Stunde Wartezeit auf die Lieferung auch selber einen Fladen in den Ofen schieben kann. Und der kommt inzwischen ohne Beef oder Salami oder ähnliches aus und sieht so aus (beim Herrn des Hauses liegt noch Schinken drauf).

4. Der Baumstamm von Aldi

Der Baumstamm kommt mit dem ganzen Weihnachtskram in die Aldi-Märkte, und ich freue mich da jedes Jahr drauf. Eigentlich. 2010 habe ich mich dauernd gefragt, wann denn endlich mein traditioneller Gieper nach dem Zeug einsetzt, wann ich endlich Lust auf die Marzipan-Nougat-Bombe haben werde. Der Weihnachtskram ist schon längst wieder aus den Märkten raus, und ich warte noch immer. Seit gefühlt 20 Jahren das erste Weihnachten, ohne einen Baumstamm zu essen. Einfach weil ich keine Lust mehr auf diese Billigschokolade hatte. Ich glaub’s selber kaum.

5. Nutella

No-one puts Nutella in the corner. (Geht immer. Schmeckt immer.)

6. Rübensaft

Dito.

7. 5-Minuten-Terrine/Tassensnack oder wie immer das Zeug heißt

Näh. Der Kerl hat noch ein paar Tütensuppen im Regal, weil er bei Erkältungen nur von dem Zeug lebt, aber ich rühr den Kram nicht mehr an. Mir geht ja inzwischen selbst die Biogemüsebrühe auf den Zeiger, weil da auch Hefeextrakt drin ist und jede verdammte Gemüsesuppe nach dem Zeug schmeckt (so wie diese hier – ich liebe dieses Foto). Einer der kulinarischen Vorsätze für dieses Jahr: endlich Gemüsebrühe selber kochen. Wozu hab ich denn einen Tiefkühler, verdammt?

8. Röstzwiebeln aus dem Plastikbecher

Warum Fertigzeug essen, wenn es kaum Dinge gibt, die verheißender duften als leicht angebratene Zwiebeln in Butter?

9. Alle Kinder-Produkte

Alle viel zu süß geworden für meinen Gaumen. Auch hier: Ich glaub’s selber noch nicht, aber es ist so. Früher bin ich am Süßigkeitenregal im Supermarkt stehengeblieben und habe ziemlich wahllos Zeug in den Einkaufswagen geschaufelt: Knoppers, Twix, Toffifee, kiloweise Ritter Sport oder Milka und eben die Kinder-Produkte. Heute ist es die 55%ige Vollmilchschokolade von Hachez und zur Abwechslung eine Runde Kaffee-Sahne-Schokolade, gerne die von Aldi oder von Alnatura. Das war’s. Der ganze Kram von oben lockt mich überhaupt nicht mehr. Dafür schaufele ich jetzt wahllos Zeug aus der Obst- und Gemüseabteilung in den Einkaufswagen.

10. Ben & Jerry’s

Siehe „zu süß geworden“. Geht nur noch sehr selten, und danach ist mir meistens schlecht. Ich bin dafür auf den Häagen-Dazs-Geschmack gekommen, auch wenn mir die schönen, feisten Brocken von Ben & Jerry’s fehlen.

Die beiden verlinkten Fotos auf Flickr gehören zu einem neuen Set, das ich seit Anfang Januar befülle: Futter. Ich habe angefangen, meine drei Hauptmahlzeiten zu fotografieren und hochzuladen (meine Zwischendurch-Kekse verschweige ich natürlich), aber das wird wochentags sehr langweilig, morgens fünfmal Müsli mit irgendeinem Obst drin zu fotografieren. Daher knipse ich jetzt nur noch ausgewähltes Zeug; weil ich gerne selber gucke, was ich gegessen habe und weil ich mich meistens sehr darüber freue, was ich gegessen habe.

“Fat people are often supported in hating their bodies, in starving themselves, in engaging in unsafe exercise and in seeking out weight loss by any means necessary. A thin person who does these things is considered mentally ill. A fat person who does these things is redeemed by them.”

Von Two Whole Cakes, formerly known as Fatshionista

Zee Interweb makes me happy

Heute lag auf meinem Agenturschreibtisch ein kleines Amazonpäckchen mit folgender Widmung:

„Und zack! verschickt. Als Dankeschön fürs tolle Bloggen und auch sonst. Statt flattr.“

Vielen Dank an joriste für The Cider House Rules; ich habe mich doppelt gefreut, weil ich solche Kausalketten extrem lustig finde.