Modern Family
Nette kleine Sitcom, die in den USA gerade ihre erste Staffel hinter sich gebracht hat und auf deren zweite ich mich sehr freue.
Modern Family fühlt sich ein bisschen an wie die amerikanische Version von The Office mit einer Familie statt einer Bürogemeinschaft. Die amerikanische Version, weil die doch ein bisschen kuscheliger ist als das britische Vorbild; bei David Brent kommt man aus dem Fremdschämen gar nicht mehr raus, während man bei Michael Scott ab und zu merkt, dass er trotz seiner ganzen Dämlichkeit ein gutes Herz hat. So funktioniert auch Modern Family: ein Dialog und eine Situation nach der nächsten, bei der man eigentlich gar nicht mehr hingucken will, weil es so peinlich ist – aber kurz bevor man umschaltet, kippt alles ins Weichgespülte. Das hat mich am Anfang ein bisschen genervt, weil ich mir ein Entweder–Oder gewünscht habe, aber nach ein paar Folgen habe ich gemerkt, dass genau die Kuschelteile das Ganze so gut machen.
Die Familie in Modern Family klingt erstmal nach Katastrophe vom Reißbrett: Papa Ed O’Neill ist mit einer glutäugigen Kolumbianerin verheiratet, die halb so alt ist wie er – bzw. genauso alt wie seine Soccer-Mom-Tochter. Die wiederum ist mit einem naiven Klischeemann verheiratet, der nie nach dem Weg fragt und sich nachts für ein iPad anstellt. Die beiden haben drei Kinder, die auch alles abdecken, was erstmal nach Schablone klingt: die bebrillte Schlaue, die doofe Modetussi und der dusselige Bruder. Dazu kommen noch der schwule Sohn von O’Neill, der mit seinem Partner gerade ein kleines asiatisches Mädchen adoptiert hat, und das Kind der Kolumbianerin, das viel zu altklug für seine zehn (?) Jahre ist. Klingt geschrieben total doof, sieht aber als Serienfolge wirklich gut aus – weil eben alle ihren Klischees entsprechen und sie trotzdem dauernd brechen.
Ich mag die Schauspieler_innen, ich mag das Setting, und ich mag den Tonfall der Serie, der wie gesagt sehr gekonnt die Balance hält zwischen Peinlichkeit und Pathos. Und deswegen habe ich mich sehr gefreut, dass Modern Family gerade den Emmy für die beste Komödie abgeräumt hat. (Und nicht die schreienden Kinder von Glee. Ha.)