Reverb 10: December 16 – Friendship
Friendship. How has a friend changed you or your perspective on the world this year? Was this change gradual, or a sudden burst?
Ich war jahrelang ein Anhänger der fantasy of being thin. Also der Idee, schlank = glücklich. Deswegen war ich auch 20 Jahre lang extrem pissig, wenn sich Frauen (kein einziger Mann, wenn ich mich richtig erinnere) bei mir beklagt haben, dass sie unglücklich seien, obwohl sie eine 38 tragen. Wie könnt ihr unglücklich sein, wenn ihr dünn seid? Damit ruiniert ihr mir meine Motivation, von meinem Fettsein jemals wegzukommen.
Komplett dämlich, ich weiß. Denn selbst wenn ich schlank wäre, heißt das noch lange nicht, dass ich glücklich wäre. Das ist genau wie mit dem Umziehen in eine fremde Stadt oder ein fremdes Land – die Fantasie hatte ich ja auch: Wenn ich erst in Amerika lebe, wird alles gut. Egal wo ich bin oder wieviel ich wiege: Ich bin immer noch ich. Mit allen Macken, mit all meiner Traurigkeit und mit dem dicken Rucksack an Erfahrungen, den ich mit mir rumtrage.
Glücklichsein hat nichts, aber auch gar nichts mit der Größe meiner Hosen zu tun. Das hätte ich vor anderthalb Jahren nie geglaubt, aber jetzt weiß ich, dass es so ist. Und genau über dieses Thema habe ich lange mit Caro gesprochen, als wir uns das erste Mal länger als fünf Minuten auf der re-publica gesehen haben. Wir haben in unserer Küche gesessen, Mozzarella und Tomaten gegessen, meinen Lieblingswein leergemacht und über Essen geredet. Caro ist gewichtsmäßig ganz woanders als ich, weiß aber genau, wovon ich rede, und ich wusste genau, wovon sie redet. Und exakt das habe ich so genossen: mit jemandem, der dünn ist, über Essen und all den beknackten und wunderschönen emotionalen Ballast zu reden, der daran hängt.
Ich weiß nicht, ob mich das verändert hat, aber es hat mir sehr viel bedeutet und mir sehr gut getan.