Kotzkino

Der SPIEGEL berichtet über die finanziellen Nöte deutscher Kinobetreiber. Allen voran beschweren sich die Besitzer der Multiplexe – oder, wie sie im O-Ton genannt werden: „wuchtige Klötze aus Glas und Beton, funktional banale Zweckbauten mit Abfertigungsfoyers, die herabbaumelnde meterlange Plakate und Cola-Popcorn-Theken in Reklamefriedhöfe verwandelt haben“. Die Besucherzahlen in deutschen Kinos sind anscheinend 2005 munter weiter zurückgegangen, und nun fragen sich viele, woran das liegen könnte. Die üblichen Verdächtigen werden angeführt: Konsumzurückhaltung, Sparsamkeit der Werbekunden, zu gutes Wetter (äh … wann? Dieses Jahr?) – und im Nachsatz vielleicht auch noch die miesen Filme, die angelaufen sind. Ein dicker Teil der Schuld wird aber auch den oben angesprochenen Filmpalästen gegeben, die in ihrer „seelenlosen Atmosphäre“ keine rechte Filmbegeisterung aufkommen lassen. Einige Kinobetreiber rüsten nun um, bauen Kronleuchter und Ledersofas ins Foyer, um die McDonald’s-Stimmung zu vertreiben, oder begrüßen Besucherinnen der Cinestar-Filmreihe „Cinelady“ mit Prosecco und einer roten Rose. Ob’s hilft? Und vor allem: Wollen die Besucher das? Ist es wirklich die Optik im Cinemaxx, die mich davon abhält, dahinzugehen?

Okay, ich bin vielleicht ein schlechtes Beispiel. Ich bin hauptsächlich deshalb wenig bis gar nicht im Cinemaxx anzutreffen, weil da eben verdammt selten Originalfassungen laufen. Den letzten Film, den ich dort gesehen habe, war Gegen die Wand, und das ist auch schon anderthalb Jahre her. Außerdem gehe ich hier in Hamburg lieber ins UCI, weil es da schlicht und einfach bessere Parkmöglichkeiten gibt. Aber das ist eigentlich egal, denn es sind beides Multiplexe, und wenn ich einen deutschsprachigen Film sehe, dann gerne dort und nicht in den kleineren Kinos.

Im SPIEGEL-Artikel wird des Öfteren die Sehnsucht nach eben diesen Programmkinos beschworen, die ja angeblich so viel besser seien. Meine Meinung: ganz und gar nicht. Das mag ja sein, dass man in den Programmkinos keine Tacos kriegt, aber ich lege wirklich keinen Wert auf die ach so kuschelige Gemütlichkeit mit Kronleuchter und Rose – die, nebenbei, in den Programmkinos, die ich in Hamburg oder Hannover kenne, auch nicht vorherrscht. Ehrlich gesagt, ist mir die McDonald’s-Atmosphäre im Foyer eines Kinos ziemlich egal; ich gehe nicht ins Kino, um ewig im Foyer rumzulungern, ich gehe ins Kino, um einen Film zu sehen. Und den kann ich weitaus besser in den Riesensälen der Multiplexe angucken als in den intellektuellen Winzkinos. Ich ziehe gemütliche, ansteigend angeordnete Sessel, anständige Beinfreiheit, eine große Leinwand und einen satten Ton zehnmal den Schachtelkinos vor.

Ein weiterer Grund, dem Kino, welchem auch immer, fernzubleiben, wird kurz im Artikel angerissen: Die meisten Filme erscheinen schon kurze Zeit nach dem Kinostart auf DVD, und so warten viele Besucher einfach ein paar Monate, bis sie den Film gemütlich zuhause im Wohnzimmer gucken können. Schade eigentlich, denn natürlich sind Kinofilme eben fürs Kino konzipiert: Komödien funktionieren leichter, wenn um einen herum noch 300 Leute über den gleichen Witz lachen, Special Effects knallen besser auf einer großen Leinwand, die auch der schönste Beamer nicht ersetzen kann, und bei Dramen muss man sich seiner Tränen nicht schämen, wenn der Sitznachbar ebenfalls geräuschvoll ins Taschentuch schnieft. Das ist jedenfalls die Idealvorstellung. Warum ich, die eigentlich sehr gerne ins Kino geht, ebenfalls zunehmend auf die DVD wartet, lässt sich aber genau damit erklären: weil diese Idealvorstellung der großen, glücklichen Masse, die gemeinsam einen Film genießt, kaum noch vorkommt.

Ich weiche schon lange den Wochenend-Abendvorstellungen aus, weil da der Pöbel ins Kino geht, der sich nur alle Jubeljahre mal aufrafft und dann allen Ernstes noch über Like Ice in the Sunshine lacht (oder was auch immer gerade an Eiswerbung läuft). Ich weiche seit einiger Zeit sogar dem Donnerstagabend aus, weil es mir einfach zu nervig ist, von irgendwelchen Kassen-Hiwis in eine Reihe platziert zu werden, in der ich nicht sitzen will, nur weil da eben schon alle anderen sitzen und man dem Hiwi nicht klarmachen kann, dass man schlicht und einfach ein bisschen Platz haben möchte – was auch kein Problem sein sollte. Seit Matrix Reloaded habe ich keine ausverkaufte Vorstellung mehr erlebt. Ich gehe inzwischen am Wochenende in die Nachmittagsvorstellungen, gerne gleich um 14 Uhr, weil da kein Mensch ins Kino geht. Ich kann sitzen, wo ich will, ich hab Platz neben mir und hinter mir und vor mir, was gleichbedeutend ist mit: Ich hab meine Ruhe. Was den obigen Absatz aufgreift. Die angesprochene große, glückliche Masse besteht nämlich eher aus quatschenden Teenagern, gackernden Mädels, rumposenden Jungs, klingelnden Handys, Tacomief, Popcorngeknister und Colagezuzzel. Ich weiß, dass ich mit dem Alter immer intoleranter werde, aber besonders im Kino spüre ich das Blut meiner Oma in meinen Adern, wenn ich dem ganzen Pack zurufen möchte: SEID IHR WOANDERS AUCH SO SCHEISSE? Wieso kann man sich im Theater und in der Oper zusammenreißen und die Klappe halten, im Kino aber nicht? Wieso schafft man es, in der Schule oder in der Uni das Handy auszumachen, im Kino aber nicht? Und seit wann muss jeder Filmdialog nochmal für den ganzen Saal hörbar dem Kumpel erklärt werden, der direkt neben der Labernase sitzt?

Ich will das alles nicht. Ich glaube nicht, dass die angebliche Seelenlosigkeit der Multiplexe schuld daran ist, dass viele Leute keine Lust mehr aufs Kino haben. Ich denke eher, dass es die mangelnde Rücksicht und miese Kinderstube vieler Besucher ist, die sich immer noch auf dem heimischen Sofa wähnen, wo man eben einen Film kaputtquatschen und sich alle zehn Minuten was zu Knabbern aus der Küche holen kann, anstatt in einem öffentlichen Raum, wo es mal Spielregeln gab, die aber anscheinend keiner mehr kennt.

(Und, ja, vielleicht liegt es auch an den schlechten Filmen, aber ist das nicht die übliche Jammerei, die turnusmäßig alle paar Jahre angestimmt wird, wenn sich gerade mal nichts Weltbewegendes auf der Leinwand abgespielt hat?)

Edit: Der Artikel ist jetzt auch auf Spiegel Online erschienen.

43 Antworten:

  1. Ja. Weswegen ich mittlerweile in München fast nur noch ins Cinema gehe: Nur Originalversionen in einem einzigen großen, modernen Vorführraum mit THX-Beschallung, mit Reservierung bekomme ich auch meinen Idealsitz Reihe 7 Mitte.
    (Aber mit ein wenig Wehmut denke ich schon an Programm-Schuhschachteln wie die Augsburger Filmbühne zurück, in der ich jedes Mal angstvoll auf das Donnerknacken wartete, mit denen Sekunden vor Öffnen des 6qm-Vorhangs die Lautsprecher angingen – und dann doch jedes Mal wieder höllisch erschrak.)

  2. Warum ich Multiplexen ausweiche: Weil Sie, um ihre Kinokarten billig zu halten, eine halbe Stunde Werbung oder mehr zeigen, und damit meine ich nicht die Vorschau auf kommende Filme. Die Atmosphäre ist mir auch egal, aber ich zahle mittlerweile freiwillig zwei Euro mehr, wenn der Film halbwegs rechtzeitig anfängt, auch wenn das Kino nicht auf den neuesten Stand ist. Das mit dem “Pöbel” kann ich zwar theoretisch nachvollziehen, erlebe ich aber eher selten. Aber ich war auch schon lange nicht mehr in einem “großen” Blockbuster. (@kaltmansell: Was geht mit City und Atlantis?)

  3. Und – es ist ar*#hteuer! Das kommt bei mir zu dem oben genannten dazu. Dieses nicht gewollte Spektakel bezahle ich also nicht nur mit meinen Nerven und meiner Laune. Ãœber die Maßen, wie ich seit Jahren finde. Was kostet ein Kinobesuch zur Zeit? Für mich DER Hauptgrund auf die DVD zu warten und das gesparte Geld in einen größeren Fernseher zu investieren.

  4. : Wieso schafft man es, in der Schule oder in der Uni das
    : Handy auszumachen, im Kino aber nicht?

    … schafft man nicht, keine Angst.
    S. diskutiert in ihrer Klasse quasi jeden Tag ihr Handyverbot.
    Und gerne auch mal mit den Eltern, die morgens ihre Kinder anrufen müssen, um mal eben “was wichtiges” zu besprechen.

    Zurück zum Thema:
    Schwierig.
    Hier in Menden ist gerade zum dritten mal das Kino gerettet worden, weil sich dann doch noch jemand fand, der mal investieren wollte. Inzwischen haben wir in einem Saal auch DolbySurround – nachdem der letzte Käufer von Mono auf Stereo aufgerüstet hatte.

    Und? Gehe ich hin? Nein. Ich finde es unter kulturpolitischen Gesichtspunkten höchst wichtig, dass uns das Kino erhalten bleibt, fahre aber in die Nachbarstadt, weil ich im Cinestar besser sitze, die Leinwand größer … usw.

    Und weil ich inzwischen meine Sitzplätze morgens im Internet auswähle. Dann habe ich zwar noch das Risiko der dummen Nachbarn aber immerhin einen guten Guck-Abstand in der Mitte der Reihe.

  5. Für mich spielt das Kino als Plattform für Filme längst gar keine Rolle mehr. Ich habe den Schritt ins private Filmvergnügen mit ordentlicher Gerätschaft für Bild und Ton schon vollzogen und trauere dem Kinosaal nicht mehr nach. Für mich hatte sich das Kino-Vergnügen im Grunde schon vor bald zwanzig Jahren erledigt, als die beiden Frankfurter Kinobetreiber sich mit der Winzigkeit ihrer Pappdeckelschachteln bei einem Maximum an Preisgeierei gegenseitig bekriegten und sich, was Kundenfreundlichkeit angeht, abgesprochenermaßen verständigt hatten auf ein »Zahl’, guck’ und halt’s Maul!«

    Dann kamen die Multiplex-Betonpappschachteln mit vorgeschobener McDonalds-/ Starbucks-Pseudokuscheligkeit, der Rest blieb wie gehabt, einschließlich Haltung zum Kunden. Siehe oben. Gut, heute wird er zusätzlich noch als Krimineller behandelt.

    Die Programmkinos waren auch nie besser, das ist bestenfalls schöner Aberglaube; die Realität waren vergammelte Kinos, mangels Geld mieseste Kopien, schlechtgelaunte und meist kompetenzfreie Kameraden an Kasse und Technik.

    Das alles klingt vielleicht wie: enttäuscht, pessimistisch geworden und deswegen aufgegeben. Ist auch so. Aber was soll’s? Ich »brauche« keine große Leinwand in großen Sälen mit Riesen-Klangkulisse, um einen Film genießen zu können. Ich kann mich zu Hause vor einer ordentlichen Breitbildscheibe und moderatem 5.1-Ton viel besser auf einen Film einlassen, und das tue ich sowieso am liebsten alleine — das »kollektive Filmerlebnis« hat mir nie viel bedeutet und war schon gar nie Anlass, mir einen Film anzugucken.

    Das nervende Volk in den Kinos war damals nicht viel anders, gut, vielleicht gabs weniger schmierige Fettfrisuren und nur Stroh anstelle von Klingeltönen im Kopf. Aber leer dahergeschwätzt, offenen Mundes gefressen und kindisch auf dicke Hose vor den giggelnden Gören gemacht haben sie auch. Die Kleinen. Denen konnte man auch früher übrigens gut entgehen, wenn man Sonntags in die erste Nachmittagsvorstellung gegangen ist, da hatte man die Kinos fast für sich alleine.

    Aber — und das ist einer der springenden Punkte:
    Das genau ist auch Teil der »Seelenlosigkeit der Multiplexe«. Kasse machen, Rest egal. Und wenn die Optimierung der »Entwertungskette« es ermöglichte, dass man dem Zahlvieh anstelle der Filme nur noch die Filmplakate zeigen müsste, um auf die Einnahmen zu kommen, dann würde man genau das tun. Und der Austausch der Einrichtung von McDonalds- auf Starbucks-Optik ist nur der Austausch einer Augenwischerei gegen eine andere…

    (So, »Klick«… gute Laune wieder angeschaltet… es lebe das Heimkino!)

  6. Ich habe mich auch schon gefragt, weshalb ich trotz großer Kinoleidenschaft immer weniger ins Kino gehe. Und der Grund ist tatsächlich, dass es immer öfter Leiden statt Genuss ist. Leiden an der Flughafen-Wartehalle-Atmosphäre im Bereich, der den Namen Foyer nicht mehr verdient. Es ist der widerliche Döner-Geruch, der von den Sitznachbarn ausgeht, weil neben jedem großen Kino ebensolche Imbiss-Buden sind. Ebenso schlimm ist der Geruch dieses warmen Käse-Dips, den es überall gibt. Es ist das Handy-Klingeln und dumme Gequatsche dummer Menschen. – Die nicht wissen, dass andere Menschen im Theater oder Konzertsaal das Telefon ausmachen, weil sie dort nicht hingehen. Sondern nur am Samstag abend ins Multiplex-Kino. Weshalb auch ich Samstag abend nicht mehr ins Kino gehe…

    Was ich trotz toller Leinwand, endlich mal bequemen Sitzmöglichkeiten und guten Sichtverhältnisssen an den Multiplexkinos nicht mag: Es ist die zweifache Seelenlosigkeit – die des Kinos an sich und der Menschen, die man dort häufig trifft – denn die gehen eben nicht in die kleinen Programmkinos…

  7. /signed Anke

    PS: Sorry aber es hat jeder die Möglichkeit während des Films rauszugehen und sich zu beschweren dass drinnen einer die Ruhe stört bzw. diesen überhaupt erstmal freundlich drum bitten, die Klappe zu halten.

    Aber nein, lieber zwei Stunden Wut in sich reinfressen um sich dann klar zu machen “Alle Scheisse ausser Mutti”. Zumal in dem Kinosaal sicher noch 200+ andere Menschen sitzen, die ihren Film genauso in Ruhe genießen wollen und dann auch zustimmendes Gemurmel verkünden würden, wenn man einen Störenfried mal zur Raison ruft.

    *roll*

  8. Ihr Spitzname wird ab sofort in Toby Gröner geändert. Cheer up!

  9. Ist nur fraglich, ob man dazu Lust hat. Wer geht ins Kino, um dort seine Mitmenschen zu erziehen?
    Und meistens ist es ja nicht nur eine Person die stört.

    Ich ziehe Kino jedem Wohnzimmer vor, auch wenn Preise von 8 oder 9 Euro pro Vorstellung für absolut überflüssig halte, wenn man da zu zweit ins Kino geht, kann man sich gleich die DVD holen.
    Und nicht jeder hat ausgerechnet Dienstag oder Donnerstag Zeit und Lust auf Kino.

    Ansonsten sinds einfach die Menschen… nicht nur, das gelabert wird, die Viele halten es auch noch für vollkommen berechtigt, schließlich ist Kino ja Unterhaltung und da will man sich ja auch amüsieren dürfen *args*
    In kleinen Kinos kommt dann noch hinzu, dass sich alle 2-Meter-50-Leute in die ersten Reihen setzen und bestenfalls aus gesundheitsgründen noch aufrecht sitzen bleiben.

  10. Wie Helga weiter oben auch schon schreibt: es gibt durchaus einen Zusammenhang zwischen den Multiplexen und den unangenehmen Mitmenschen. Ins Multiplex gehen viele “einfach so” hin. Man trifft sich, kauft sich einen Eimer Popcorn und diskutiert vor den Bildschirmen, die das Programm anzeigen, in welchen Film man denn gehen könnte. Auswahl gibt’s ja genug.

    Kleine Kinos werden v.a. von Leuten besucht, die vorher überlegen, welchen Film sie warum sehen wollen, und dann eben das entsprechende Kino aufsuchen. Und da die dann wirklich den Film sehen wollen, halten sie auch die Klappe.

    Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel.

  11. Toller Beitrag! Und so wahr…

    “Ich denke eher, dass es die mangelnde Rücksicht und miese Kinderstube vieler Besucher ist, die sich immer noch auf dem heimischen Sofa wähnen, wo man eben einen Film kaputtquatschen und sich alle zehn Minuten was zu Knabbern aus der Küche holen kann,…”

    Ich denke auch, dass das Kinoverhalten durch a) Spielfilme im Privatfernsehen, b) Videokassetten und c) DVDs verschütt gegangen ist. Das hat weniger mit Kinderstube zu tun als mit dem Verlust des Kinoerlebnisses – das war in meiner Kindeheit (50er) und Jugend (60er) ja noch was Heiliges. Wenn es gegongt hat und ganz langsam das Licht ausging, das war doch schon fast magisch – egal ob hinterher ein Dick&Doof-Film lief oder z.B. ‘Lawrence of Arabia’ (der erste ‘richtige’ Kinofilm, den ich mit zwölf in einem Riesenkino gesehen habe…).

  12. Mir geht es so ähnlich wie Anke – die Idealisierung von Programmkinos lockt mich nicht. Der einzige Vorteil von Programmkinos sind z.B. Chaplin-Retrospektiven. Oder sowas in der Art.

    Ich bin recht klein, und die Programmkinos haben oft uralte Polstersessel, in denen ich bis zum Anschlag versinke – ich sehe dann oft nicht einmal mehr über die Rückenlehnenkante des Sessels vor mir rüber, und wenn da dann noch ein Großer sitzt… na ja.

    Dann ist das Benehmen von Programmkinobesuchern oft nicht besser als das von Cineplexx-Gängern. Ich habe mir damals 21 Grams angesehen; vor mir knutschte ein Pärchen den kompletten Film durch, neben mir unterhielten sich zwei über Sean Penns Karriere und hinter mir fragte eine nach jedem zweiten Satz: “Was hat er grade gesagt? WAS? Die nuscheln so, ich verstehe nichts! Was? Doch, mein Englisch ist eigentlich hervorragend, aber…”
    Im Cineplexx ist der Sound wenigstens so laut, dass man diese Murmlerei nicht dauernd hört.

    So sehr mich sowas stört, so gerne sitze ich zwischen vielen anderen, wenn ich einen Film sehe. Als Lord Of The Rings: The Fellowship lief, hat mir das Publikum fast so gut gefallen wie der Film. Z.B. die hinter mir – bei der Szene, in der Gandalf vom Balrog mitgezogen wird, hat sie sich fast die Augen ausgeheult und geschluchzt: “Der Zauberer kann doch nicht sterben! Oh Gott, oh Gott!” Sie war fix und fertig, und ich fand das toll – sie hatte die Bücher offensichtlich nicht gelesen. Und ich wurde daran erinnert, dass es mir beim Lesen genauso ging wie ihr beim Sehen – ich konnte es auch nicht fassen.
    Ihr doofer Freund hat dann zu ihr gesagt: “Na na, beruhige dich, der kommt wieder im zweiten Teil.”

    Dem hätte ich am liebsten was an den Kopf geworfen – ich hasse Leute, die einem die Geschichte verraten.

    Aber Anke hat recht: ist doch wurscht, wie das Foyer aussieht. Mir wäre allerdings recht, wenn Cineplexx-Säle künftig in zwei Bereich eingeteilt werden würden: Esser und Nicht-Esser. Denn diese Tütenraschler sind was vom Schlimmsten im Kino.

  13. Du hast mir aus dem Herzen gesprochen, genau so ist es! Leider!! Meine Begleitung und ich haben uns neulich nach einem Viertel des Films entnervt in die zweite Reihe umgesetzt, damit wir die knisternden, schmatzenden Quasselstrippen, die uns umzingelt hatten, wenigstens hinter uns hatten. CU in der Nachmittagsvorstellung.

  14. Du sprichst mit aus dem Herz Anke. Ich meide schon lange die Abendvorstellungen eben aus dem Grund einfach mal Ruhe haben zu wollen.

    Mein Lieblingskino bietet weder Getränke mit Strohhalmen, noch irgendetwas zu Essen an. Es lässt nur Besucher herein, die in der Lage sind die die Wurzel aus 9 im Kopf zu ziehen und sorgt dafür, dass die Lautstärke des Films ein klein wenig lauter als normal ist.

    Leider habe ich mein Lieblingskino noch nicht gefunden.

  15. Kino in Not!

    SpOn hat einen Bericht über die aktuelle Misere der Kinos, und Anke Gröner kommentiert diesen. Da ich am Sonntag auch mal wieder im Kino war, hier mal mein Senf dazu:
    Prämisse: Kino ist toll. Die Leinwand ist größer, der Ton ist besser, Popcorn s…

  16. Zwei Tipps:
    a) an Anke: Wir setzen uns immer dorthin, wo wir Platz haben und es uns gefällt, egal welche Karte der Hiwi uns in die Hände gedrückt hat (natürlich kaufen wir NICHT Loge …). Natürlich geht man das Risiko ein, mal umziehen zu müssen. Kommt aber selten vor (viele machen es nämlich genauso wie wir).

    b) an albertsen: Man darf niemals zur offiziellen Anfangszeit im Multiplex auflaufen. 25 Minuten später: viiiiel besser.

  17. 14-Uhr-Vorstellungen werktags in den Multiplexen…

    so lautet auch mein geheimer Termin-Tipp. Da kann man in Ruhe geniessen, ohne allzuviele Nervensägen drumherum.
    Eines Tages, in DIE HERRSCHAFT DES FEUERS (kicher: der war noch nicht mal SOOO schlecht…) saß ich sogar mutterseelenalleine (ja, als einziger) in solch einem Riesensaal eines Frankfurter Riesenkino-Betonklotzes. Das nenn ich Luxus

  18. Haha, werktags. Ach, selige Studentenzeiten …

  19. es gibt natürlich noch einen grund. inkompetenz. ich vermeide mein örtliches multiplex inzwischen wie die pest, einfach weil ich keinen bock hab acht euro für einen mittelmässigen film auszugeben, bei dem dann mittendrin der ton ausfällt, das bild wackelt oder das licht im saal an und ausgeht. und das ist mir nicht nur einmal passiert.

  20. Ich teile Ankes Priorität von bequemen Sitzen, Beinfreiheit und grosser Leinwand. Gute Sound-Anlage auch wichtig.

    Jetzt. Ein veritabler Pluspunkt für Programmkinos, trotzdem: Atmosphäre. Weil die Cineplexens oft einfach grosse Maschinen, die die Massen durchschleusen. Programmkinos oft durchdrungen von Liebe zu Film. Und Geschichte. Weil die nämlich schon Heavens Gate gezeigt haben, als er rauskam vor 20 Jahren.

    Das finde ich schon toll. Kriegen die Plexer aber nicht hin. auch nicht mit Rosen und Prosecco. Seminarhotelatmosphäre bleibt.

  21. Aber, Anke, ich BIN KEIN Student! Für wichtige Filme muss ich URLAUB nehmen! (wenn ich das hier am Rande anmerken darf) ;-)
    viele gruesse, aloisius (bereits vollwertiger Erwachsener)

  22. *g* Eigentlich ist dem Artikel kaum etwas hinzuzufügen. Zwar schaudert es mich auch, wenn ich mal wieder im Berlinale-Cinemaxx einen deutschen Film sehen muß, das an Hässlichkeit kaum zu übertreffen ist, aber ansonsten darf man sich als Berliner ja glücklich schätzen ein technisch sehr gut ausgestattetes Multiplex im Stadtzentrum zu haben, das ausschließlich Originalfassungen spielt. Das Cinestar Original zeichnet sich überdies über durch sehr humane Preise, zwei Kinotage, recht freundliches Personal und einen exzellenten und kostenfreien Online-Reservierungsservice aus, an dem sich die Cinemaxx-Spacken mal ein Beispiel nehmen könnten.
    Und die Assi-Quote ist dank Originalsprache auch auf ein Minimum reduziert, falls man nicht grade das Glück hat neben einer fröhlichen irischen Touristengruppe zu landen :)

  23. Hm, hier gibt es genau 1 multiplex-kino, das akzeptabel ist. Das UCI ist es nicht.
    Ein ganz entscheidender Grund und ich verstehe gerade gar nicht, warum der bei ihnen nicht auftaucht, schließlich geht kaum jemand so oft ins Kino, wie sie, ist der Preis, für was auch immer, Karte, Getränke, Popcorn, Nachos, was das Herz begehrt, bei uns ist das in den Multidingsda-Kinos ab 60% über dem normalen Kinopreis zu haben.
    Und dann die Menschen. Ja, man kann Sonntagsnachmittags ins Kino gehen, um dem Pöbel zu entrinnen, man kann aber auch einfach das Kino wechseln und zum kleineren Preis ein nettes Ambiente erleben.
    Filmo die den MultiplexerBonus brauchen, also alles in Richtung Dolby Digital etc. die kann ich besser zu hause gucken, da die Einstellungen der meisten digitalen Soundkraftwerke in den multiplexer-Kinos längst für die Tonne sind. Wenn ich die Effekte will, bekomme ich die also im heimkino..ohne Laberheinis vor und neben mir. Na gut, die Leinwand ist das Manko, aber hey, ich sitze ja auch nicht 20Meter von leinwand entfernt :)

  24. Ja, früher war alles besser. Vorschlag: Mit Kindern Sonntag Vormittag ins Kino (ob groß oder klein, is wurscht) trampeln und Spaß haben. Sofern diese nicht vorhanden, ausleihen oder selbst produzieren. Und dann einzelne trickfilmaffine Kinokritiker ärgern. Und dann Popcornmampfen. Und dann bloggen.

  25. [qoute michi] PS: Sorry aber es hat jeder die Möglichkeit während des Films rauszugehen und sich zu beschweren dass drinnen einer die Ruhe stört bzw. diesen überhaupt erstmal freundlich drum bitten, die Klappe zu halten. [/quote]

    Toller Vorschlag. Vor allem bringt das auch so viel. Ich hatte in der 14.30 Uhr Vorstellung von Oceans 12 auch so ein paar Laberbacken neben mir sitzen. Die habe ich mindestens 3x freundlich gebeten, ihre Klappe zu halten. Null Reaktion. Von den anderen Besuchern ist dann jemand rausgegangen und hat sich beschwert. Es kam dann auch jemand. Die Dame vom Personal beschränkte sich daber darauf, mal kurz in den Saal reinzusehen und dann gleich wieder zu verschwinden. Die Laberbacken waren danach ungefähr 15 Minuten ruhig, bevor sie wieder anfingen zu quatschen und die Plätze zu tauschen, weil einer eine riesige Tüte Popcorn dabei hatte. Gott sei dank war der Film nicht gerade berauschend, sonst hätte ich mich tierisch geärgert.

  26. Völlig richtig: Ich gehe inzwischen an einen Kinobesuch nach folgenden Kriterien ran. 1. Der Film kann was, 2. Das zu erwartende Publikum nervt nicht, 3. Das Kino kann was (in dieser Rangfolge). Leider trifft zumindest Punkt zwei bei den Multiplexen hier in der Gegend meist nicht zu, weshalb ich das Programmkino meines Herzens vorziehe… auch aus “ideologischen” Gründen, vor allem aber, weil dort genau das läuft, was ich sehen will und mehr. DVD ist nur die Notlösung. Und wer noch über die Eiswerbung lacht, gehört mit Hausverbot belegt ;) Ãœbrigens war ich letztens in einem Kino mit Bedienung, d.h. mensch konnte einfach den Arm heben und schon kam ein Kinohiwi und brachte Speis und Trank. Gewöhnungsbedürftig, zumal die Tischbeleuchtung das Kino ungewohnt aufhellte.

  27. Toller Artikel und interessante Diskussion. Ich tendiere durchaus zu modernen Multiplexen. Bessere Sicht, bessere Stühle, Beinfreiheit, Getränkehalter, etc. Leider ist allerdings auch bei vielen modernen Kinos der Sound eher Tiefgarage als Hörgenuss. Und THX-Kinos gibt es viel zu wenig. Ich würde mich zudem über einen Trend zur Orginalfassung freuen, aber leider ist die Auswahl an OF-Kinos (zumindest in Hamburg) eher bescheiden, die Auswahl an OF-DVDs inzwischen aber nahezu unendlich.

    Ich vermute ebenfalls, daß ein Teil der Krise eher darin liegt, daß das Fenster zwischen Kinotermin und DVD-Release immer kürzer wird. Und an dieser Situation kann der brave Kinobesucher nichts ändern.

    Falls hier Leute aus der Branche mitlesen: Ich gucke sehr gerne Werbung vor einem Kinofilm. Aber bitte hört auf, Kinogänger pauschal als GEZ-Preller und Filmpiraten anzusprechen. Das nervt. Dann doch lieber 30 Min. H&M Werbung ;-)

  28. Danke, Danke, Danke.

    Ich kam ja vor lauter Zustimmung kaum zum Lesen. Die Kinderstube der Besucher ist sicherlich ein Grund, aber ich glaub dass diese auch irgenwie mit dem Angebot der Multiplexe zusammenhängt. Wenn ich in einem Film ohne Niveau sitze, brauch ich mich über Besucher, die das gleiche haben – nicht zu wundern, oder? *g*
    Es gab mal eine Zeit, da flog man auch aus dem Saal wenn man sich nicht benehmen konnte, wo gibts das heute noch?
    Wäre ein Kino-Benimm-Pass hier angebracht?

    Viele Kinobetreiber selber sind der Meinung dass das Sterben auch an den miesen Filmen läge, die angeboten würden. Ich bin mir sicher, da liegt ein Körnchen Wahrheit drin. Die Vertriebsmethoden Hollywoods sind denn ein weiterer Grund. Kleinere Kinos können es sich nicht leisten 4 Wochen einen Main-Stream-Movie in allen Säalen zu zeigen ohne gleichzeitig andere und wahrscheinlich bessere Filme aus dem Programm zu nehmen.

    Ich kenne zb ein Kino indem der wöchentliche Programmkino-Abend für “Traumschiff Surprise” ausfallen musste. Viele der regelmässigen Besucher standen da plötzlich unvorbereitet in einer Horde pickeliger Popkorn-Fans und kamen sich ziemlich veralbert vor. Einige von ihnen kamen nicht wieder.

    So macht man Kino auch kaputt.

  29. Nur um das mal klarzustellen: Ich gehe auch gerne in fiese Hollywoodware. Es geht mir nicht um die Qualität der Filme – und soweit ich mich erinnere, war die Quatschnasenfrequenz bei “Lost in Translation” im Abaton (Programmkino) um einiges höher als die bei “Traumschiff Surprise” im UCI.

  30. Eine Möglichkeit um wieder homogene Kinogemeinschaften zu bekommen wäre die FSK Grenzen anders zu gestalten. Etwa solche wie : ab 30, :ab 2000 netto oder :ab Hochschulabschluss.
    Das ging natürlich auch mit : bis.

  31. vom “Pöbel” zu sprechen finde ich popelig.

  32. Kino in München

    Gemeinsam mit dem SPIEGEL und Spiegel Online untersucht Anke Gröner, warum es um den finanziellen Erfolg der Kinos so schlecht bestellt ist.

    Dabei geht es nebenbei auch um Multiplex-Kinos. Die haben durchaus Vorteile, wie eine Bestuhlung, die angem…

  33. Und wo ist der gute alte GONG vor Beginn des Films??? Warum gibts den nicht mehr?

  34. Also das Publikum in den Multiplex-Kinos ist definitv etwas anders aufgebaut als in den Programmkinos, was jedoch aus meiner Sicht nicht auf das Verhalten schließen lässt. In Multiplex-Kinos saßen oft lärmende Kinder bis Jugendliche hinter mir, die sogar ihr Essen durch den Saal warfen. In dieser Hinsicht ist die Beobachtung mit der mangelnden Erziehung sicherlich richtig. Auf der anderen Seite sitze ich oft in Programmkinos, trinke gemütlich mein Bier und unterhalte mich in angemessener Lautstärke mit meinen rauchenden Nachbarn über das Geschehen auf der Leinwand (ich will ja den Film erleben, und das gehört aus meiner Sicht dazu). Das ist dort Gang und Gäbe und der laute Sound sorgt auch meistens dafür, dass niemand dies hört außer dem gewünschten Zuhörer.

    Außerdem stelle ich einmal die gewagte These in den Raum, dass ein guter Film die Zuschauer an den Sessel fesselt und automatisch für Ruhe sorgt, während sich erstgenanntes Klientel in die anspruchsvolleren Filme gar nicht erst verirrt.

    Und da sind wir auch schon wieder beim Thema, weshalb es den Kinos so schlecht geht: Der amerikanische Trend hin zu patriotischen Heldenfilmen findet hier eben nicht genügend Abnehmer, während die Filmproduzenten momentan der komischen Auffassung sind, dass nur wegen aktuell gut laufender DVD-Absätze das Kino aus der Verwertungskette zur Not gestrichen werden kann. Die Programmkinos mit traditionell eher weniger Ami-Produktionen und dem reiferen Publikum trifft deshalb die aktuelle Krise nicht so stark. Sie kommen mit nur einem Kinosaal gar nicht in die Verlegenheit, von “Blockbustern” (wird heuzutage scheinbar vor der Aufführung von den Produzenten bestimmt) sieben Kopien in fünf Kinos parallel laufen lassen zu müssen, nur um den Film überhaupt zeigen zu können.

    Ich lege aber schon viel Wert auf vernünftige Sitze und eine große Leinwand. Im heimischen Cinemaxx muss es immer das 700-Mann-Kino mit seiner 30m-Leinwand sein (wenn der Film dort einmal läuft); während Surround-Sound vor allem in diesen großen Kinos gar nicht zur Geltung kommt und für mich auch nicht wichtig ist. Und daheim in Halle gibt es auch sehr kuschelig große Programmkinos. Nur Originalfassungen haben es in einer nicht sehr internationalen Stadt schwer, genügend Zuschauer zu finden.

  35. “Und wo ist der gute alte GONG vor Beginn des Films???”

    in wiesbaden gibts noch zwei kinos mit gong.

  36. Vor acht Jahren bin ich schlagartig von einem regelmäßigen Kinogänger zum Nichtgänger geworden. Ich ging aus einer saumäßigen Vorstellung raus und habe seitdem kein Kino mehr betreten.

    Der Grund ist die Kombination aus den hier schon genannten Gründen. Nicht einer, sondern das gehäufte kombinierte Auftreten.

    Kino wurde zur Qual. Eintritt bezahlen um sich zu ärgern? Über schlechte Filme? Über schlechten Ton? Über schlechte Kopien? Über schlechtes Benehmen? Über schlechte Sitze?

    Kino ist schlecht. So einfach ist das. Brauch’ ich nicht.

  37. Ach, Tacomief und unkundiges Publikum vermeiden, und trotzdem gute Sitze, das sind unvereinbare Ziele.

    Ich gehe immer noch gerne ins 3001. Da kann man zumindest Leute gucken, das ist im UCI Wandsbek eher wenig erfreulich.

    @Nicola: Wenn der Pöbel nicht öffentlich Popel essen würde, dann hiesse er ja auch nicht so.

  38. Ich gehe gern ins Kino weil ich ein Opa bin und dort nicht so schnell einschlafe wie vor dem Fernseher. Das Tütenrascheln hör ich sowieso nicht, weil der Trichter von meinem Hörgerät immer auf die Leinwand zeigt.

  39. Gut kommt auch Sonntag 23 Uhr – die Prolls müssen morgens raus.

  40. Ein Artikel, der mir exakt aus dem Herzen spricht. Ich gehe gerne Sonntagmorgens ins Kino – so ab 11 Uhr in Actionfilme und man ist für sich. Wobei Donnerstage auch nicht so schlimm sind.

    Aber es ist schon bezeichnend, wenn die Aushilfshiwis nicht mal wissen, was der Cache ist, wenn man sie während der Vorstellung darauf hinweist, dass eben dieser defekt ist. Wie soll eine Kinovorstellung bei solchem Personal “gut” sein? Die können das einfach nicht. Und da sich diese Personalgruppe i.d.R. aus den üblichen Besuchern rekrutiert …

    Es merkt doch noch nicht einmal jemand, wenn Proz “Ein Königreich für ein Lama” anamorph ausstrahlt und vergisst, das Umschaltflag mit zu senden. Die Leute interessiert das Erlebnis Film nicht mehr. Die suchen nur Ablenkung von ihrer täglichen Langeweile … bis das nächste PS2 Spiel von Amazon eingetroffen ist.

  41. Multiplex-Kinos

    Bei Spiegel Online gibt es einen interessanten Artikel über ein beginnendes Umdenken unter Deutschlands Kinobetreibern.
    Ein wenig erkenne ich mich auch wieder. Vor 10 Jahren (zur Uni-Zeit) habe ich noch meinen persönlichen Rekord von 73 Kinobesuche…

  42. Nicht jeder Proll arbeitet.

    Lustig, dass ich am selben Tag etwas ähnliches schrieb.

  43. [quote KingOli]Außerdem stelle ich einmal die gewagte These in den Raum, dass ein guter Film die Zuschauer an den Sessel fesselt und automatisch für Ruhe sorgt, während sich erstgenanntes Klientel in die anspruchsvolleren Filme gar nicht erst verirrt.[/quote]

    Hmm, in der Tat, sehr gewagte These. Gerade am Samstag abend im lokalen Cinestar erst Gegenteiliges erlebt: auch wenn ich “Der Exorzismus der Emily Rose” nun nicht allzu unbedingt als “anspruchsvoll” bezeichnen würde, ist er sicherlich nicht das richtige für das typische Multiplex-Publikum. Schließlich ist er in erster Linie ein Gerichtsdrama mit häufigen, großzügigen Schlenkern in die Themenkreise Religion/Ethik/Moral, mithin ein Film, in dem vor allem viel geredet wird und es nur selten knallt. Trotzdem fand genau jenes Publikum – zu 99% direkt aus der Proll-Vorhölle stammend – sich dort in Scharen ein (wobei es sicherlich vor allem vom Trailer in die Irre geführt worden war…). Und prompt fühlte es sich nur dazu bemüßigt, um so lautstärker zu reden.

    Jetzt könnte man einwenden: klar, es war Samstag abend. Selbst schuld. Aber leider hat man als berufstätiges Wesen, gerade als Medienknecht, oft einfach keinen anderen freien Termin als diesen, um Kino zu genießen (was für mich persönlich doch immer noch etwas grundsätzlich anderes darstellt als das, fast immer und fast von selbst, weniger konzentrierte/versunkene Gucken daheim). Außerdem könnte man einwenden: tja, schau dir Filme eben lieber im Original an, so sind sie schließlich gedacht, und so hast du weniger nervige Hackfressen bei dir im Saal. Dem stimme ich grundsätzlich zu 1000% zu ;) Nur sehe ich Filme eben ungern alleine an, und man findet nicht ZU viele Menschen, die das Original der deutschen Fassung vorziehen. Zudem bietet unser formidables OF-Kino in Frankfurt, der Turmpalast, von seinen insgesamt sieben Sälen gerade mal zwei, die größer sind als mein Wohnzimmer. Neulich war ich mal wieder in einem der kleineren Säle, und durfte neben Enge und winziger Leinwand auch noch eine Tonspur ertragen, die komplett defekt war. Es knisterte und rauschte den GANZEN Film über, teils lauter als der Dialog. Und insgesamt mindestens 12 Beschwerden von mir und Co-Kinogängern brachten rein GAR nichts. Was dieses Kino angeht, bin ich also nun auch eher vorsichtig geworden. Ganz klassische Programmkinos wiederum zeigen nur sehr selten Filme, die mich wirklich interessieren.

    Die Lösung? Naja, nur für mich als Kinogänger, wohl kaum für den Betreiber: nehmt euch ein Beispiel am Asia-Filmfest, das in Frankfurt letzten Monat zum ersten Mal stattfand. Zeigt fast ausschließlich Filme, die fürs deutsche Durchschnittspublikum zu exotisch sind (allein schon, weil sie fast alle im Original mit Untertiteln liefen). Zeigt sie in einem top-modernen Multiplex am Ende der Welt (Main-Taunus-Zentrum), in das sich sonst nur Proll-Volk verirrt, das garantiert keinen der gezeigten Filme ertragen würde. Gebt mir mein ganzes Kinogänger-Leben lang bestes Bild, besten Sound, beste Bestuhlung… und außer mir nur 10 andere Besucher pro Film ;)

    Fazit: das schlimmste am Kino sind die anderen Besucher. Aber das gilt schließlich auch für den Rest des Lebens ;)