Die SZ freut sich darüber, dass aus Amerika wieder politisch anspruchsvolle Filme kommen – auch wenn das vielleicht nur passiert, weil die üblichen Special-Effects-Orgien und chick flicks nicht mehr genug einspielen: Gute Nacht, Hollywood, und viel Glück!
Hollywood war schon einmal in einer ähnlichen Situation – Ende der Sechziger, als es auch einen Krieg gab, der von einer Mehrheit des Publikums nicht mehr getragen wurde. Auch damals steckten die Studios in einer Krise. Was seinerzeit folgte, war eine Blütezeit des amerikanischen Films: New Hollywood. (…)
Viele der Filme, die damals entstanden, sind rabenschwarz, gewalttätig und pessimistisch, geprägt vom Trauma des Vietnamkriegs, dem Aufeinandertreffen der Flower-Power-Illusionen von friedlicher Freiheit und einer brutalen Wirklichkeit. „Damals hat die Filmkultur das amerikanische Leben herausdestilliert wie nie zuvor und nie wieder“, resümiert Peter Biskind in seinem Buch Easy Riders, Raging Bulls.
Es ging eben nicht, wie in den Neunzigern, als die Independent-Filmemacher begannen, die großen Studios zu erobern, um eine brancheninterne Entwicklung, sondern um mehr. Vom Sturm der unabhängigen Regisseure auf die heiligen Stätten des Mainstreams ist nach anderthalb Jahrzehnten allerdings nicht viel mehr übrig geblieben als der kommerzielle Erfolg von ein paar Filmen, die klüger waren als Terminator und trotzdem ein großes Geschäft – Sex, Lies and Videotape etwa, oder Pulp Fiction.
Im Moment kann eine neue Bewegung von Filmemachern sich wiederum auf gesellschaftliche Veränderungen einlassen – wobei sie die Wahl haben, sich der neuen Ordnung zu unterwerfen oder aber subversiv zu werden. Bei der Entscheidung wird aber für viele vor allem eine Rolle spielen, ob mit diesen Filmen Geld zu machen ist. Wenn Hollywood in den letzten Jahren eher vorsichtig gewesen ist, dann liegt das daran, dass die zu Großkonzernen gehörigen Studios mehr denn je alles fürchten, was den prekären Erfolg an der Kinokasse beschädigen könnte.