Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl, überhaupt nichts mehr zu lesen. Im Bus habe ich neuerdings wieder ständig den iPod auf, den Spiegel hab ich seit Wochen nicht mehr gekauft, und die SZ lese ich abends im Bett quer anstatt entspannt und so gut wie komplett in der Mittagspause. Und natürlich liegen auf dem Nachttisch mal wieder viel zu viele Bücher, die alle gelesen werden wollen. Um mich wenigstens ein bisschen mit ihnen zu beschäftigen, wandele ich eine uralte Meme etwas ab:
Grab the books nearest to you, turn to page 18, find line 4. Write down what it says.
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„Gerri closes the book with a knowing smirk. ‘Pretty great, huh? It’s about New York. You know, that scene there.’ “
Going Native, Stephen Wright. Hatte ich schon mal erwähnt, liest sich ziemlich gut, auch wenn ich nach ungefähr der Hälfte des Buchs erkannt habe, dass Wright ein Adjektivfetischist vom Allerfeinsten ist. Ich glaube, ich habe noch keinen von den kleinen Rackern zweimal im Buch gelesen. Hemingway würde kotzen.
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„The opaque windows blocked all view to the world outside, but the light that was filtering in could only be sunlight.“
Hard-boiled Wonderland and the End of the World, Haruki Murakami. Schon ewig was davon gehört, im Buchladen dann etwas unschlüssig in die deutsche und in die englische Ãœbersetzung reingelesen und mich dann für die englische entschieden. Ich glaube, weil mir das Cover besser gefallen hat. Mein erster Murakami. Man mag’s kaum glauben.
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„Where is that place in the body where most people have a desire for children? I can’t describe the absence; I only know what it feels like to really want something. I only know the things that on my deathbed I might regret not doing.“
Maybe Baby, edited by Lori Leibovich. Gab’s als Geschenk zur Verlängerung des Salon-Abos dazu. 28 Schriftsteller erzählen, warum sie Kinder haben oder haben wollen oder eben nicht. Der oben stehende Ausschnitt stammt aus dem Essay von Cary Tennis, dem Kummerkastenonkel von Salon, den ich sehr gerne lese.
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„On a self-explanatory page it takes a little thought to get it – but only a little. The appearance of things, their well-chosen names, the layout of the page, and the small amounts of carefully crafted text should all work together to create near-instantaneous recognition.“
Don’t make me think, Steve Krug. Untertitel: A Common Sense Approach to Web Usability. Leihgabe vom Kerl, nachdem ich mein HTML/CSS-Buch so brav durchgeackert hatte. Jetzt warte ich auf den Winter und die laaangen Abende, an denen ich mich weiter mit dem Kram beschäftigen will.
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„während draußen
das letzte Lied durch
ein Werkstor verschwindet
und niemand sich nach ihm
umdreht, niemand die
Münze aus dem Asphalt kratzt“
Grauzone morgens, Durs Grünbein. Ich will mal wieder Lyrik lesen zwischendurch. Und nur die Gottfried-Benn-Gedichte machen mürbe. Wobei Grünbein auch nicht gerade vor guter Laune strotzt. Ich glaube, ich werde mir mein Reclam-Heft mit den deutschen Balladen mal wieder vornehmen.
(Heißt es „Reclam-Heft“? Und wenn ja, warum?)
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„Im islamischen Denken ist die Barmherzigkeit eine von vielen Eigenschaften Gottes. Alle Gottesbezeichnungen zusammengenommen (traditionell sind es 99) vermögen es nach islamischer Anschauung nicht, Gott voll zu erfassen. Das islamische Gottesverständnis betont die Transzendenz Gottes. Das biblische Gottesverständnis stellt die Beziehung zwischen Gott und Mensch in den Mittelpunkt. Die bestimmende Eigenschaft der göttlichen Beziehung zum Menschen ist nach biblischer Auffassung die Barmherzigkeit.“
Bibelkunde, Lukas Borman. Sekundärliteratur, quasi.
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„During more of a century governing new York, Britain proved more interested in profit than in the welfare of the colony. The Crown imposed hated taxes and the spirit of rebellion grew, although especially in New York, loyalties were divided. On the eve of Revolution, New York was the second-largest city in the 13 colonies, with 20,000 citizens.“
Eyewitness Travel Guides: New York, auf deutsch Vis-a-Vis. Eigentlich wollte ich in der Zeit zwischen meiner jetzigen und meiner zukünftigen Agentur ein bisschen verreisen. Aber jetzt bin ich wohl eher mit Wohnungssuche und – hoffentlich – Renovieren und Kistenpacken beschäftigt. Ich mag diese Vis-a-vis-Reiseführer so gern, daher will ich das New-York-Ding noch nicht ins Regal stellen. Da, wo schon Wien, London und Washington stehen.
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„Kaufen Sie einen so genannten halben Schlägersatz, der entweder aus gerade oder ungerade nummerierten Eisen, einem Holz 3 und 5 und zusätzlich einem Putter besteht. Die meisten halben Schlägersätze bestehen aus ungerade nummerierten Schlägern, einschließlich der Schläger 3, 5, 7 und 9 sowie eines Pitching und eines Sand Wedge.“
Das große Buch der Golftechniken, Chris Meadows. Knapp DIN-A-3 groß, 260 Seiten, viele bunte Bilder – für 9,95 auf dem Grabbeltisch bei Thalia. Konnte ich nicht liegenlassen. Und genau deswegen kaufe ich lieber bei Amazon als bei Präsenzbuchhandlungen – da nehme ich nämlich nicht irgendeinen Ramsch mit, nur weil er billig ist.
(Meine Widerstandsschwelle gegenüber Büchern ist sehr, sehr niedrig.)