Spellbound
Spellbound: war in diesem Jahr für den Oscar für den besten Dokumentarfilm nominiert und ist ein kleines Juwel von einem Film.
Ich finde es immer wieder schön zu sehen, dass Dokumentationen manchmal mehr Dramatik haben als Spielfilme. In Spellbound geht es um das Finale des National Spelling Bee, also der nationalen Endausscheidung im, ja genau, Buchstabieren. 248 Teilnehmer im Alter von 13 bis 15 Jahren aus allen 50 Staaten der USA haben sich für das Finale in Washington qualifiziert. Und wir haben acht davon begleitet.
Natürlich geht es Film nicht nur ums Buchstabieren. Spellbound erzählt über Amerika, seine Traditionen, seine Zukunft. In acht Vignetten lernen wir Menschen kennen, die ein Ziel haben – sei es nun sie selbst oder ihre Verwandten – und wie sie sich diesem Ziel nähern. Es geht um die Erfüllung von Träumen und Erwartungen, es geht ums Scheitern und ums Weitermachen. Es geht auch um den Druck, der bereits für einige der Kinder herrscht, die Erleichterung, wenn alles vorbei ist und sie nicht mehr mit Webster’s Dictionary unter dem Kopfkissen schlafen müssen, aber auch die Traurigkeit darüber, dass dieser eine Abschnitt des Lebens vorbei ist. Und es geht um die Eltern, die teilweise eingewandert sind, teilweise Mittelschicht sind, teilweise Unterschicht, die teilweise selbst kein Englisch sprechen, die aber alles dafür tun, dass es ihren Kindern gut geht. Oder es zumindest versuchen – auf ihre ganz eigene Weise.
Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es so nervenaufreibend, lustig, spannend und traurig sein kann, Kindern beim Buchstabieren zuzugucken. Ganz großes Kino.