Wendelin Heideboden
Ehe ich meine Timeline und alle Menschen auf Facebook und Google+ weiter mit meinem neuen Lieblingswein belästige, kippe ich ihn einfach ins Blog:
Den „Heideboden“ von Wendelin (13% Alkohol) gibt es in weiß und rot – der weiße steht noch zuhause und wartet auf mich, den roten habe ich seit vorletzter Woche des Öfteren getrunken. Den 2009er genoss ich in charmanter Gesellschaft im trific und tippte danach in mein Flickr-Fresstagebuch:
„Ich bin eher die Weißwein- und Blubberzeugtrinkerin und kann mich mit Rotwein nur anfreunden, wenn er unstaubig ist. Der hier ist so was von unstaubig, dass es kaum unstaubiger geht. Die Nase war mir alter Filmvorführerin sofort sympathisch, denn er roch wie ein Streifen Zelluloid, der warm aus dem Projektor kommt. Dann hat man eine Kirschkugel im Mund und gaaanz hinten im Rachen räuchert ein bisschen Holz rum. Ich würde den Wein kapriziös nennen, und ich habe mich sofort in ihn verliebt.“
Den 2010er erstand ich bei meinem Lieblingsweinladen um die Ecke; er ist nicht ganz so außergewöhnlich, aber immer noch großartig. Zur Kirsche kommt hier eine dicke Handvoll schwarzsaftige Johannisbeeren, die ein bisschen Grün mitbringen. Auf das Holz im Rachen muss man sehr achten, sonst verpasst man es. Dafür bleibt das Gefühl zurück, einen sommerwarmen Marmeladenlöffel abgeleckt zu haben, der kurz in Grappa getaucht wurde.
So richtig rangetrunken an die Roten habe ich mich vor gefühlten Ewigkeiten, als Frau Lu hier war zwecks Foodcoaching (hier unsere erste Weinprobe, hier die zweite). Danach testete ich diverse Delinat-Weine, die auch meist irgendwie okay waren, aber es war kaum einer dabei, den ich öfter als einmal trinken wollte. Der einzige, vom dem ich eine Kiste nachbestellte, war der Château Coulon, der anscheinend ein Delinat-Klassiker ist, den alle im Schrank haben; so kam es mir jedenfalls bei den Qualitätsdegustationen vor, bei denen ich mehrmals war und wo meist blind verkostet wurde (was, nebenbei, einen Heidenspaß macht).
Nach der Weinprobe bei Vinoroma trank ich mich durch halb Italien, wobei ich mich auf Sardinien oder Sizilien am wohlsten fühlte. Bei Weißweinen war ich schon in Österreich angekommen; besonders der Gelbe Muskateller vom Pollerhof, den ich ebenfalls im trific kennengelernt hatte, war meinsmeinsmeins. Jetzt scheine ich mich auch in Rotweine aus dem Nachbarland verliebt zu haben. Soll mir sehr recht sein. Prost, Kinnings. (Noch sieben Stunden bis Feierabend.)