Tagebuch 13. Februar – F”
„Die Präsentation ist jetzt Mittwoch.“
„Statt Donnerstag.“
„Ja.“
„Übermorgen.“
„Ja.“
„Wir haben noch nicht mal eine abgenickte Idee.“
„Aber noch zwei Tage Zeit. Stimmt euch doch auf kurzem Dienstweg ab, ja?“
(Raus. Alle.)
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Zwei Wochen nicht gesungen, keine Texte gelernt, nölig gewesen, wegen irgendwas angefressen (ich weiß, was „irgendwas“ ist, aber ich stecke noch mitten im Irgendwas und kann es nur begrenzt ändern, was mich genauso anfrisst wie das Irgendwas), zwei Tage krank gewesen, noch nöliger geworden, kurz, einfach keine Lust gehabt, gute Laune vorzutäuschen und meiner Küche Musicals vorzusingen, in denen das Leben ach so wunderbar ist. Was es meistens ja auch ist, Luxusprobleme, weiß ich, und dann nölt man an sich rum, dass man nölig ist und sich Luxusprobleme vorwirft anstatt anzuerkennen, dass da eben was ist und es bitteschön ernstzunehmen.
tl;dr: zwei Wochen nicht gesungen.
Und so kam ich dann auch beim Unterricht an, zwei Wochen nicht gesungen, keine Texte gelernt, ich habe bestimmt alles vergessen und meine Stimme klingt wieder wie vor einem halben Jahr, und das wird alles ganz fürchterlich. Aber dann lag „Let’s face the music and dance“ auf dem Notenständer (“There may be teardrops to shed / So while there’s moonlight and music / And love and romance / Let’s face the music and dance“) und das ging ganz gut, eigentlich sogar ziemlich gut, und dann legte mir meine charmante und ewig gut gelaunte Lehrerin (wie macht sie das nur?) „I feel pretty“ aus der „West Side Story“ hin, das einen Tick höher ist als alles, was ich bisher gesungen habe, aber egal, wird ja eh fürchterlich, weil ich zwei Wochen nicht gesungen habe und keine Texte gelernt und alles vergessen, und dann singe ich einfach los, so wie seit 20 Jahren im Auto, wenn das Lied kommt oder zuhause, und plötzlich ist da eine Stimme, die ich schon ewig nicht mehr gehört habe, und sie ist gut gelaunt und fröhlich und pretty und witty und gay und ohne dass ich darüber nachdenke, singe ich das zweigestrichene E und dann das F noch hinterher, was ich sonst nur mit viel Krächzen und Kraft und lauter unschönem Zeug hinkriege, wenn überhaupt, und in meinem Kopf und meinem Herzen hört es sich an wie FUCK YEAH HALLELUJAH und ich stehe fett grinsend bei mir und in mir und einfach da und umarme den Notenständer.
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Zwei Flaschen Wein mit HappySchnitzel und ihrer charmanten Begleitung im Ufer. My memory is blurry. Aber ich kann mich an die anstrengende Kleinkunst erinnern, die mir zuerst ganz gut gefiel („Heute abend sind für uns die Cellistin YX und der Diplompuppenspieler YZ da“) und dann eher doof wurde, als der Mann eine Gitarre rausholte, die einen String angezogen bekommen hatte. Mehr Wein und ein Kippchen vor der Tür.
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Statt peinlicher SMSe schreibe ich überschwängliche Google+-Einträge und twittere, dass man die Welt mit gutem Wein retten kann. Ich ergänze um: singen. Singen rettet auch. Big time.