Kleine Opern-Erinnerung

Ich weiß, ich quengele euch des Öfteren die Ohren voll, ihr mögt euch doch bitte jetzt ganz dringend diese oder jene Oper angucken (auf Twitter noch mehr als hier im Blog), aber dieses eine Mal stellt euch vor, ich würde direkt vor euch stehen, Erpressertränchen in den Augen, flehendes Handwedeln, zittriges Stimmchen, das megafonverstärkt brüllt: „IHR MÜSST EUCH JETZT ECHT DIESE OPER ANGUCKEN!“

Denn DIESE OPER ist die tollste, die ich je gesehen habe. Beziehungsweise die Inszenierung. Ich spreche von Wagners Parsifal (halt, nicht gleich wegklicken, noch ein paar Zeilen, ERPRESSERTRÄNCHENMEGAFON!) in der Bayreuther Inszenierung von Stefan Herheim. Hier steht in aller Ausführlichkeit, wie ich das Werk im letzten Jahr erlebt habe. Und dabei ist diese Ausführlichkeit noch nicht mal ausreichend, denn von all dem Bühnenzauber, den Herheim auffährt, konnte ich mir gerade gefühlt die Hälfte merken. Die Aufführung hat mich nachhaltig beeindruckt, hört nicht auf, in meinem Kopf herumzuspuken, und wegen ihr bin ich nach Dresden gefahren, um Rusalka zu sehen und nach Berlin für Xerxes, die beide von Herheim inszeniert wurden. Beide sind ähnlich toll, aber nicht so unfassbar toll wie dieser Parsifal.

Ich bin überglücklich, dass ich das Ding noch mal live sehen darf, nämlich am Samstag, den 11. August. Also übermorgen. Mir graut es zwar schon wieder vor den verdammten Festspielstühlchen, aber was tut man nicht alles für die Kunst. Das Tolle: Ihr könnt die Oper ebenfalls am 11. August sehen. Entweder in wahrscheinlich höchst bequemen Kinosesseln oder, noch besser, auf dem eigenen Sofa, wo man in den sechs Stunden Aufführungsdauer diverse Flaschen Sekt leeren kann. Supertopcheckersender arte überträgt ab 17.15 Uhr einen Hauch zeitversetzt aus dem Festspielhaus (ich sitze bereits seit 16 Uhr da und rücke minütlich mein Kissen im Kreuz zurecht).

Wer Wagner nicht mag – soll es ja geben, unverständlicherweise –, kann von mir aus sogar den Ton ausmachen, denn die Bilder alleine reichen für einen guten Abend. Ich empfehle trotzdem, dem Ding mal eine Chance zu geben. Ja, Parsifal ist nicht unbedingt die nahbarste Oper von Wagner und auch nicht die kürzeste, aber meine Güte, jetzt reißt euch zusammen! Ich tu’s ja auch (FOLTERSTÃœHLE!). Ernsthaft. Hört einmal auf mich und guckt euch das an. Eine größere Empfehlung habe ich derzeit nicht am Start. Und die vielen Versalien in diesem Text sollen ein dringender Hinweis sein, dass mir das Ding – und natürlich euer Kulturgenuss – wirklich am Herzen liegt.

Viel Spaß!

(MEIN RÃœCKEN!)