Was ich die nächsten Monate so mache
Laut der LMU-Website ist die Zuteilung der Kurse durch; bei einigen steht in meinem elektronischen Stundenplan, von dem ich gebührend beeindruckt bin, zwar noch „Zuteilung noch nicht abgeschlossen“, aber das scheint eine Systemmacke zu sein. Daher fühle ich mich in allen Kursen aufgenommen, die ich mir gewünscht habe, so, zack, fertig. Vielleicht macht die Uni München damit gerade wieder gut, was sie mir angetan hat. Brave Uni.
Da ich immer noch lieber in Hamburg bin, wo ich Geld verdienen und den Kerl knutschen kann, als in München, wo die Versuchungen „bayerisches Bier“ und „Fußball“ locken, habe ich meine Stunden so komprimiert gelegt wie möglich. Wahrscheinlich werde ich das nach vier Wochen verfluchen, weil ich es nicht mehr gewohnt bin, acht Stunden lang am Stück aufmerksam zu sein, aber das kann ich ja im nächsten Semester besser machen. Dann sind Bier und Fußball bestimmt auch schon total langweilig geworden. Und München sowieso. Ist klar.
Einziger Ausreißer im Mammutprogramm ist der Dienstag: Dort habe ich gerade einen Kurs, und der beginnt um 12, weswegen ich bequem morgens in Hamburg in den Flieger steigen kann, um dann kurze Zeit später entspannt etwas über die Anfänge der Porträtmalerei im 14. und 15. Jahrhundert zu lernen. Diesen Kurs wollte ich dringender haben als jeden anderen, denn Menschenbilder sind toller als Kirchen, und die Renaissance ist schuld daran, dass ich überhaupt auf die Idee kam, Kunstgeschichte studieren zu wollen. Ich zitiere aus dem Vorlesungsverzeichnis:
„Im Zentrum des Seminars steht die Reflexion der Bedingungen, unter denen im 14. und 15. Jahrhundert die Entstehung des Porträts möglich war. Geographische Zentren sind die Niederlande und Italien, zuletzt auch das Gebiet des deutschen Reichs. Überprüft werden die Zusammenhänge mit den älteren, nicht autonomen Formen des Bildnisses (Stifterbild z.B.) und die möglichen Anregungen durch die Antike. Im 15. Jh. entstehen zunehmend individuelle Lösungen, so in Deutschland beispielsweise das Ehepaarporträt, die den zunehmend bürgerlichen Wünschen der Auftraggeber entsprachen.“
HACH!
Mittwoch ist dann der anstrengende Tag, den ich von 10 bis 19 Uhr an der Uni verbringen werde. Los geht’s mit Musikwissenschaften. Zunächst die Vorlesung „Einführung in die Neuere Musikgeschichte“, in Klammern 1700 bis 1830. In meinem Kopf heißt das: „kurz vor Wagner“. Die Einführungen sind eine Ringvorlesung; das heißt, sie gehen über vier Semester, und man steigt eben da ein, wo man einsteigen kann. Ich bin sehr gespannt, freue mich aber jetzt schon auf SoSe 2013, das in meinem Kopf „Wagner und danach“ heißt. Nach der Vorlesung kommt eine Ãœbung zum gleichen Thema. Ich zitiere wieder:
„Als dritter Teil des vierteiligen Zyklus „Musikgeschichte im Überblick“ behandelt die Vorlesung die Zeit von etwa 1700 bis zu Beethoven und Schubert. Thematisiert werden die Grundlinien der Musikästhetik, von der Nachahmungsästhetik bis zur Romantischen Musikästhetik, und − jeweils exemplarisch anhand zentraler Komponisten und Werke − die wichtigsten Gattungen und Formen der Zeit: Da-capo-Arie und Opera seria, Opernensemble und Opera buffa, Streichquartett, Klaviersonate und Streichquintett, Variationsform, Symphonie und Klavierkonzert. Dabei sollen jeweils auch verschiedene Analysemethoden exemplifiziert werden.“
HACH!
Dann geht’s in die Kunst: Einführung Kunstgeschichte, Mittelalter/Frühe Neuzeit. Oder anders: 500 bis 1500. Auf die Vorlesung folgt ebenfalls eine Ãœbung, an die sich noch ein Technikkurs anschließt, in dem wir wahrscheinlich lernen, wie man korrekt zitiert und wie die Bibliothek funktioniert. Das Zitieren dürfte sich in 20 Jahren nicht großartig geändert haben, aber ich lasse mein Wissen gerne noch mal auffrischen. Wobei ich bei der „Deern“ schon überlegt habe, wie man korrekt aus eBooks zitiert. Wir hatten damals ja nichts.
Auf den Donnerstag freue ich mich ebenfalls sehr. Einmal Kunst, zweimal Musik. Los geht’s mit der Messe in der Renaissance (hello again, Renaissance), wobei ich mich sehr freuen würde, wenn mir erstmal jemand erklärt, wie heute eine Messe funktioniert. Als Evangele habe ich ja keine Ahnung. Dann beschäftige ich mich mit französischen Skulpturen der Romanik, hauptsächlich im Burgund, und hoffe, dass meine rudimentären Französischkenntnisse mich nicht völlig im Stich lassen. Der Abschluss ist genau so toll wie der Anfang mit den Porträts, denn ich beschließe meine Studienwoche mit den Klaviertrios von Beethoven. HACH!
Ich ahne, dass ich irgendwann quengeln werde, das übliche eben, die Räume werden zu heiß sein, die Mitstudierenden nervig, die Vortragenden schnarchig, vielleicht merke ich auch schon im ersten Semester, dass das die dümmste Idee aller Zeiten war, wieder studieren zu wollen, kann sein, muss nicht, wäre toll, wenn’s nicht so wäre, aber das ist jetzt erst mal alles egal. Denn jetzt gerade sitze ich hier wie das sprichwörtliche Kind im Süßigkeitenladen und freue mir ein Loch in den dicken Bauch, dass ich es mir selbst ermöglicht habe, diese tollen Kurse belegen zu können. Es mir leisten zu können, für eine begrenzte Zeit zwischen zwei Städten hin- und herzuhüpfen und lernen zu dürfen. Scheiß auf die noch ausstehende Wohnungssuche und auf die Kontoauszüge, die mich in den nächsten Jahren wahrscheinlich an den Rand mehrerer Herzinfarkte bringen werden. Jetzt ist das gerade egal. Denn jetzt gerade bin ich unfassbar glücklich und sehr gespannt. Ãœbermorgen geht’s los. Servus, München!