Befindlichkeitsblogging (now with less Katzenfotos)

Am 6. Dezember 2005 habe ich die Kommentare in diesem Weblog deaktiviert. Ich hatte schon länger darüber nachgedacht, aber dieser Eintrag, in dem ich mal für einen Augenblick deprimiert war und das meinem persönlichen elektronischen Notizzettel anvertrauen wollte, hat den Ausschlag gegeben. Zu diesem Eintrag liefen durchaus nette Kommentare auf, aber eben auch welche von der Kategorie „Och nee, nicht schon wieder Idiotenalarm“.

Am 12. Januar 2006 habe ich etwas ausführlicher begründet, warum die Kommentare erstmal ausgeschaltet bleiben, habe aber nicht explizit auf den Dezember-Eintrag hingewiesen. Das mache ich hiermit. Denn dieses Weblog ist größtenteils sehr persönlich, und gerade bei den persönlichen Einträgen hat es mich teilweise sehr genervt, dass nicht nur Hinz und Kunz, sondern auch Depp und Spack ihre Gedanken druntersetzen konnten. Manchmal mochte ich meine eigenen Einträge nicht mehr, weil irgendein Quatsch drunter stand, mit dem ich mich nicht anfreunden konnte (und den ich natürlich auch nicht löschen konnte, denn wie wir ja alle wissen, ist Kommentarelöschen so schlimm wie Kinderpornos drehen).

Ich hatte auch darüber nachgedacht, die Kommentare nur bei gewissen Einträgen zu öffnen und bei anderen keine Möglichkeit zum direkten Feedback zu geben, aber das fühlte und fühlt sich für mich ziemlich halbgar an. Und wie ich aus eigener Erfahrung weiß, nutzt man ja auch gerne mal das falsche Kommentarfeld, um andere Beiträge zu kommentieren. Zum Gefühl kommt also die deutliche Vorahnung, dass diese Methode rein gar nichts bringen würde.

Am Anfang haben mir die Kommentare vor allem bei den Kinokritiken gefehlt. Zwar sind auch da die Emotionen gerne mal hochgegangen („ey du hast den Film voll nich verstanden was glaubst du wer du bist mach das erstma besser“), aber mit derartigen Äußerungen unterster intellektueller Qualität kann ich eher umgehen als wenn mir John oder Jane Doe im Vorbeigehen und anonym in mein digitales Wohnzimmer kotzen, wenn ich gerade mit mir und meinem Seelenzustand hadere. Bei den Kinokritiken kam ab und zu eine Diskussion auf, weil sich Menschen eben gerne über Filme unterhalten, die sie gerade gesehen haben. Und das hat mir auch gefallen. Bei meinen eher persönlichen Einträgen will ich aber im Gegenzug gar keine Diskussion haben. Hier ist mein Weblog einfach eine Gedächtnisstütze; die Einträge sind eher für mich da, um mich später noch einmal daran zu erinnern, wie’s mir mal ging oder wie ich auf Situationen reagiert habe. Hier muss nicht jede meiner Gefühlsregung von 1000 Leuten durchgekaut werden. Reicht, dass ich sie aufschreibe.

Und aus diesem Grund hat es mir im Laufe des Jahres immer besser gefallen, keine Kommentare zu haben. Ich bekomme immer noch genug Mails (und bin ganz fürchterlich disziplinlos darin, sie zu beantworten, Entschuldigung), in denen mir Leser Feedback zu meinem Weblog geben. Gerne zu den Filmkritiken, manchmal auch zu anderen Einträgen. So ist zum Beispiel der Artikel über meinen Opa anscheinend bei vielen Menschen ganz gut angekommen. Jede Mail diesbezüglich hat mich sehr gefreut. Und was mich noch mehr gefreut hat: Jede dieser Mails gehört mir. Kein schlechtgelaunter Kommentator hatte die Gelegenheit, die freundlichen Worte meiner Leser ins Lächerliche zu ziehen, weil kein Kommentator diese Mails zu Gesicht bekommen hat. In diesem Zusammenhang: Das Hate-Mail-Aufkommen ist ziemlich gering; rumzicken macht eben doch mehr Spaß, wenn jemand mitliest.

Mir fehlen die Kommentare manchmal. Wenn ich Einträge im Kopf habe, die nur Spaß machen, wenn das Publikum mitspielen darf – wie zum Beispiel dieser hier, wo wir seltsamen Menschen uns outen, die unseren Autos Namen geben, oder der hier, wo mal offen und ehrlich über die korrekte Art des Süßigkeitenverzehrs gesprochen wird. Diese Einträge werden dann seufzend auf die geistige Müllhalde geworfen, und es wird kurz das Fehlen der Kommentare bedauert. Aber dieses Bedauern ist von gleicher Dauer wie meine Babybegeisterung während des Eisprungs: sehr kurz. Und immer mit dem Wissen im Hinterkopf, dass es schon richtig ist, so, wie’s jetzt ist. Für mich jedenfalls. Und auch wenn mir das immer gerne als totaaaaal eeeeklige Arroganz ausgelegt wird: Das hier ist mein Weblog. Zuallererst soll es mir hier gefallen.

Und mir gefällt’s.

(Eure Elli)