Touching the Void
Touching the Void (Sturz ins Leere): Dokumentarfilm über eine missglückte Besteigung des Siula Grande in Peru. Die beiden Briten Simon Yates und Joe Simpson wagen sich 1985 an die Erstbesteigung einer Wand des Berges. Beim Abstieg rutscht Joe aus und bricht sich das Bein. Simon versucht ihn abzuseilen; dabei rutscht Joe über einen Vorsprung und hängt nun im Seil, unfähig, sich hochzuziehen. Die beiden hängen 100 Meter auseinander und können nicht miteinander kommunizieren. Simon weiß nicht, was passiert ist und trifft die in seinen Augen einzig mögliche Entscheidung: Er schneidet das Seil durch. Joe stürzt in eine Gletscherspalte. Beide glauben vom anderen, dass dieser tot sei.
Das Unglaubliche: Beide überleben diesen Trip. Der Film mischt Interviews mit den beiden mit einer Art filmischer Nacherzählung. Und obwohl man natürlich weiß, dass beide es geschafft haben, kann man es noch weniger glauben, wenn man die (nachgestellten) Bilder dazu gesehen hat. Atemberaubende Panoramen wechseln sich ab mit klaustrophobischen Geständnissen, vor allem natürlich von Joe, der vier Tage dafür gebraucht hat, zuerst aus der Gletscherspalte herauszukommen, dann für den Abstieg über Eis und Schnee und dann für den letzten, noch quälerenden Weg über Geröll zurück ins Camp, fast wahnsinnig vor Schmerzen und Durst. Seine Erzählung, wie er seinen Verstand behalten hat, wie er sich immer wieder motiviert hat, obwohl er sich sicher war, bald tot zu sein, ist einfach übermenschlich und ging mir persönlich sehr nahe.
Was mich ebenfalls beeindruckt hat: Bis heute verteidigt Joe Simons Entscheidung, das Seil zu kappen. Er hätte es genauso gemacht. Sein Buch über das Erlebnis in Peru hat er Simon Yates gewidmet.