Children of Men

Nach Children of Men habe ich mich ziemlich ausgelaugt gefühlt: so, als ob mir jemand mal wieder die Wahrheit über uns dämliche Menschheit erzählt hätte, der ich sonst großflächig ausweiche. Manchmal schalte ich um, wenn die Tagesschau zu blutig wird, ich überspringe Zeitungsartikel, die mir sagen, dass wir in 50 Jahren keine Luft mehr zum Atmen haben, und ich klicke keine Links an, die irgendwo das Wort „Terror“ im Tag haben. Children of Men beschwört eine dieser Endzeitvisionen, nur noch ein bisschen anstrengender: Er spielt mit der Idee, dass im Jahre 2009 der letzte Mensch dieser Welt geboren wird. Danach erleiden alle Frauen Fehlgeburten bzw. werden überhaupt nicht mehr schwanger.

Die Zeit: 2027. Der Ort: England, optisch nicht viel anders aus heute, nur grauer und lebloser, überflutet von Immigranten, die gnadenlos ausgewiesen werden und sich deshalb viel blutiger als heute zur Wehr setzen. Der Film albert nicht rum mit seltsamen Automodellen oder komischen Kostümen, sondern ahnt wohl, dass wir uns nicht mehr großartig ändern werden. Und deshalb ist seine Geschichte auch so bedrückend. Clive Owen wird von seiner Ex-Frau, die er seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat und die sich inzwischen einer Untergrundbewegung angeschlossen hat, um Papiere angehauen für eine illegale Immigrantin, die unbedingt außer Landes geschafft werden muss, denn: Sie ist schwanger. Nach und nach wird klar, was die Bewegung mit der Schwangeren vor hat, worauf sich eine abenteuerliche Flucht durch ein Endzeitlondon entwickelt. Eine Ruhepunkt zwischen all der Gewalt und Hoffnungslosigkeit sind Michael Caine, der einen langhaarigen Kiffer überzeugend darstellt, und wenige weitere Menschen, die noch an das Gute glauben.

Children of Men funktioniert, weil er eine Prämisse vorgibt, die wir einfach hinnehmen, weil sie sich gar nicht so falsch anfühlt. Er funktioniert durch eine (leider) sehr glaubwürdige Handlung und durch viele gute Darsteller, unter anderem Chiwetel Ejiofor, Julianne Moore und Pam Ferris. Aber er ist verdammt anstrengend. Hoffnungsvoll anstrengend.