Meine Google-Alerts sich auch nicht mehr das, was sie mal waren: Da müssen erst Alexander und Oliver zu mir linken, damit ich über einen Artikel in der Mitteldeutschen Zeitung vom Dezember 2006 stolpere. Darin versammeln sich mal wieder die üblichen Vorurteile über das Bloggen („Einen Internetanschluss, einen Computer, ein passendes Blogging-Programm und ein möglichst ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis bei niedriger Schamgrenze – mehr braucht es nicht zur großen Literatour durch das eigene Leben“), ein paar Blogger werden (ohne Link oder Adresse) genannt und worüber sie schreiben (außer dem Textspeier kannte ich keinen), und dann steht da eben auch was über mich:
„Das machen die Menschen gern – und manchmal machen sie ihren Lieblingsblogger damit sogar ein klein bisschen berühmt. Wie Anke Gröner, die am Anfang nur keine Lust mehr hatte „fünf Leuten nacheinander zu erzählen, wie doof Pearl Harbor war“ und ihre Filmkritiken deshalb einfach auf eine Webseite stellte. Vier Jahre später ist daraus nicht nur ein Archiv so ziemlich aller Filme geworden, die in deutschen Kinos starteten, sondern nebenbei auch ein Landkarte des Lebens der 36-Jährigen, die ihren Freund schnippisch den „Kerl“ nennt und nebenher ein wenig in Kiefer Sutherland und den neuen Bond Daniel Craig verliebt ist.
In der Bloggerszene ist Anke Gröner jedenfalls ein Star, der eine feste Fangemeinde hat wie Oliver Gassner oder Alexander Endl. Gröner ist schon in Büchern besungen worden, Gassner lehrt Neulinge kreatives Schreiben und Endl hält in der wirklichen Welt Vorträge über das Internet und darüber, wie es die gesamte Gesellschaft morgen schon verändert haben wird.“
Ich bin allerdings schon 37, gucke durchaus Filme, die nie in deutschen Kinos waren (straight to video, baby), bin nicht „ein wenig“ in Kiefer verknallt, sondern bis an mein Lebensende, nenne meinen Kerl nicht schnippisch Kerl, sondern voll mädchenhafter Hingabe und wurde meines Wissens auch noch nicht in Büchern besungen. (Meinten Sie vielleicht Blogs!?)
Aber schön, dass wir nicht drüber gesprochen haben. Pffft.
Ich mochte an dem Artikel, dass der Autor anscheinend schon ein bisschen in die Blogs reingelesen hat, die er beschreibt; okay, in meins vielleicht nur fünf Minuten, aber immerhin. Ich mochte an dem Artikel nicht, dass er Weblogs mal wieder auf Tagebuchgekritzel runterdummt. Er lässt die gesamte Bandbreite, die Blogs haben, völlig außer Acht, erwähnt weder Blawgs noch Toonblogs noch themenspezifische Blogs über Werbung, Macs, Spar-Supermärkte, Computerspiele, Stricken, Katzen, Callgirls, Polizeinotrufe oder Fotos von Einrichtungen oder so einzigartige Blogs wie das Bildblog. Man hätte auch die Blogcharts mal verlinken können, wo die Bandbreite ganz gut dargestellt wird.
Aber es ist natürlich wie immer einfacher, das ganze als persönliches Buchstabengemurmel darzustellen. Fünf plus, setzen.