Pieces of April
Pieces of April (Ein Tag mit April Burns): Bei den ersten Bildern durch die wackelige Videokamera hatte ich geistig schon fast abgeschenkt. Aber glücklicherweise nur fast. Denn Pieces of April entwickelt sich zu einer sehr schönen, kleinen Charakterstudie.
April Burns ist das schwarze Schaf der Familie, lebt mit ihrem Freund in New York und lädt den Rest der Sippe zu Thanksgiving ein. Nicht, weil sie Lust darauf hat oder gar kochen könnte, sondern weil ihre Mutter in nicht allzu ferner Zeit an Krebs sterben wird und sie noch einmal zusammensein wollen. Die Familie macht sich mit Schwester, Bruder, Mutter, Vater und Oma im Auto auf den Weg, und April versucht derweil, den Truthahn irgendwie fertigzukriegen, denn natürlich streikt ausgerechnet heute ihr Ofen. Sie rennt von Apartment zu Apartment, während ihr Freund in der Stadt “the thing” durchzieht, von dem wir erst sehr spät erfahren, was es denn nun genau ist.
In beiden Handlungssträngen erfahren wir im Gespräch die familiären Hintergründe, das Generve, das Gezicke, die unerfüllten Erwartungen, die sowohl die Eltern an die Kinder als auch umgekehrt der Nachwuchs an die Erzeuger stellen; aber wir erfahren auch die guten Momente, die Talente, die in allen schlummern, ihre Triumphe, ihre Tragödien. Im Laufe des Films entsteht ein sehr schönes, überzeugendes Familienbild, ohne Geigen im Hintergrund und überzogene Dramatik. Ganz im Gegenteil: Der Film nähert sich dem Tabuthema Tod recht respektlos, teilweise sehr, sehr komisch und daher wohltuend ehrlich. Und bis auf wenige Ausnahmen erliegt er nicht der Versuchung, eine heile Welt zu zeigen, wo keine ist.
Was den Film auszeichnet, sind seine vielen kleinen Szenen, die völlig unprätentiös daherkommen und doch noch lange nachhallen. Wenn die Mutter im Fotoalbum ihr liebstes Bild auswählen soll und sie auf das zeigt, auf dem sie keine Brüste mehr hat. Oder wenn April fälschlicherweise glaubt, dass ihre Familie nicht gekommen ist und bitterlich darüber weint, obwohl sie doch morgens gar nicht aufstehen wollte, um sie zu empfangen. Wenn der Vater entsetzt den Wagen anhält, weil er glaubt, seine Frau im Beifahrersitz sei gestorben, obwohl sie nur schläft.
Das Ende versinkt dann leider doch ein wenig im Kitsch und kommt zu hopplahopp daher – ohne Grund, denn der Film ist gerade mal 80 Minuten lang. Da hätte man sich ruhig noch ein wenig Zeit nehmen können. Und ich persönlich wäre auch gerne noch eine Weile bei den Burns’ geblieben. So anstrengend sie auch sein mögen.
fand den film ganz toll- aber das happy end war irritierend- hat mich auch gestört!
ansonsten war er klasse- hab ihn grad am samstag auf dvd gesehen..
nichtmädchen am 15. November 2004