Links vom 12. Januar 2014
„In einer Mannschaft sind Spielsüchtige normaler als Schwule“
Corny Littmann, der ehemalige Präsident vom FC St. Pauli, schreibt in der ZEIT darüber, dass nicht die Fans das Problem für homosexuelle Fußballer sind – wobei er in seiner Argumentation auch nicht ganz vorurteilsfrei arbeitet, soweit ich das beurteilen kann:
„Bei den Mitspielern fängt das Problem an. Eine Fußballelf besteht aus Männern verschiedener Nationalität, aus Männern mit verschiedenen kulturellen Hintergründen. Und manch Kroate oder Serbe sieht das mit der Homosexualität nun mal anders als der liberale Westeuropäer. Auch manch Russe, selbst wenn er nicht so reaktionär wie Putin ist. Ich will das Phänomen aber nicht auf Osteuropa beschränken.
Als Schwuler gilt man in einer Fußballmannschaft als merkwürdig. Ich kenne einige schwule Spieler im deutschen Fußball. Viele haben eine hysterische Angst davor, an Kleinigkeiten erkannt zu werden, daher geben sie sich extrem heterosexuell, härter als die Kollegen. Ich sage immer: Wer wissen will, wer schwul ist, sollte auf die Spieler schauen, die die meisten Gelben Karten kriegen. Ist natürlich übertrieben und kein völlig zuverlässiges Indiz.“
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Struktur und Methode: Das Problem mit @1914Tweets
Moritz Hoffmann alias HelloJed, einer der Mitbegründer des großartigen Twitteraccounts @9nov38, schreibt nachvollziehbar, was ihn an den Tweets aus dem „Weltkriegsjahr“ 1914 stört:
„Die Beschaffung und Sichtung von Quellen ist nur der erste Schritt – die richtige Arbeit beginnt mit der Auswahl der relevanten Informationen, um überzeugende Belege für eine These oder ein Narrativ zu finden. Dieses Narrativ benötigt zugleich eine Kontextualisierung seiner Inhalte, eine Erklärung des historischen Vorgangs in seiner Welt und seinen Rahmenbedingungen.
Das ist das größte Problem von @1914Tweets: Bislang ist nicht einmal im Ansatz ein Narrativ erkennbar. Jeder Tweet für sich alleine könnte Teil eines großen Ganzen sein, zusammen ergeben sie ein vermeintlich gegenwartreproduzierendes Chaos.“
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Die Rückkehr der vertriebenen Töchter
In der FAZ schreibt Swantje Karich über die Doppelausstellung von Eva Hesse und Gego, die ich mir auch angeschaut habe:
„Die Hamburger Kunsthalle nimmt mit den Ausstellungen „Eva Hesse. One More than One“ und „Gego. Line as Object“ eine historische Setzung vor, auf die man hier lange warten musste. Das Ausstellungshaus kämpfte in den vergangenen Jahren mit unerfreulichen Meldungen. Der Ungers-Anbau der Galerie der Gegenwart ist ja schon unabhängig von Querelen eine kuratorische Herausforderung. Nun aber ist den Leiterinnen Brigitte Kölle und Petra Roettig ein Auftritt gelungen, der das Haus überzeugend nutzt.
Die beiden ausgestellten Künstlerinnen verbindet das Erleben einer Vertreibung – und ein Leben für die Kunst, die Linie, die Form, den Raum.“
Hat nichts mit dem Artikel zu tun, aber: Seit wann trennt die FAZ ihre Posts in Einzelseiten? Das mochte ich bei den Damen und Herren aus Frankfurt immer sehr gerne, dass sie nicht diese össelige Seitenschinderei betreiben. Nervt.
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Nachtrag
Ich habe meinen Eintrag zur Stillleben-Sendung auf BBC4 (nur noch heute im iPlayer!) um ein paar Zeilen ergänzt. Wenn Sie da mal runterklicken würden?